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Branchen | Taiwan | Photonik

Deutschland war 2024 Taiwans wichtigster Photonik-Lieferant

Künstliche Intelligenz und Innovationen treiben Taiwans Optoelektronik an. Deutschland ist dabei als Lieferant und Kooperationspartner gefragt. 

Von Jürgen Maurer | Taipei

Die optoelektronische Industrie Taiwans erhält aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage nach Hardware rund um künstliche Intelligenz (KI) neue Wachstumsimpulse. Zudem treiben technologische Neuerungen, wie die Erzeugung von MicroLED und Silizium-Photonik, das Wachstum für die nächsten Jahre an. Dies rückt Taiwan in den Fokus ausländischer Firmen, die an der Entwicklung teilhaben wollen.

Beispielsweise eröffnete Zeiss im Juni 2025 ein Innovationszentrum im Hsinchu Science Park, um die Forschung und Entwicklung der Halbleiter- und Elektronikindustrie in Taiwan zu unterstützen. Dies ist Teil eines im Jahr 2024 angekündigten Investitionsplans des Präzisionsoptikanbieters, der über einen Zeitraum von zehn Jahren in Taiwan Investitionen von rund 310 Millionen US-Dollar (US$) vorsieht. 

Taiwan ist auf Vorprodukte und Ausrüstung angewiesen 

Deutsche Firmen profitieren von dem Bedarf an Vorprodukten, Herstellungsausrüstung und Instrumenten. Deutschland gehört zu den wichtigsten Lieferanten optoelektronischer Komponenten nach Taiwan, insbesondere Präzisionsoptik und Laser. Im Jahr 2024 stiegen die Importe deutscher Branchenprodukte laut taiwanischer Zollstatistik auf über 718 Millionen US$ und verdrängten damit die USA auf Rang 2. Bei den deutschen Lieferungen stachen insbesondere andere optische Elemente (HS-Pos. 9002.90) hervor, deren Lieferwert gegenüber 2023 um das Dreifache auf 267 Millionen US$ zunahm.

Die taiwanischen Importe von Optoelektronik, die im 1. Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um insgesamt mehr als 34 Prozent zulegten, weisen auf eine weiterhin hohe Dynamik hin. Auf der Exportseite hat Taiwan im Jahr 2024 mit einem Rückgang von 11,3 Prozent etwas an Lieferstärke verloren. Doch die Ausfuhrzahlen für das 1. Halbjahr 2025 zeigen mit 14,6 Prozent eine Erholung an.

Taiwan produziert vor allem Flachbildschirme

Der Produktionswert der Photonikbranche in Taiwan legte im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr auf Basis der Landeswährung Neuer Taiwan-Dollar (NT$) um 10 Prozent auf umgerechnet rund 48,5 Milliarden US$ zu. Dabei entfällt circa die Hälfte des Erzeugungswertes auf Flachbildschirme, so die Statistik des Branchenverbandes Photonics Industry & Technology Association (PIDA). 

Dabei finden MicroLEDs immer mehr Anwendungen. Beispielsweise soll der Einsatz von MicroLED im Automobilbereich laut dem Marktforschungsunternehmen TrendForce im Zeitraum zwischen 2024 und 2029 um mehr als 250 Prozent zulegen. Einige taiwanische Hersteller von LED-Chips arbeiten mit Fahrzeugteileherstellern zusammen, um ihre Reichweite zu erhöhen. 

Der taiwanische Display-Produzent AUO hat im Jahr 2024 das deutsche Unternehmen Behr-Hella Thermocontrol GmbH übernommen, das im Segment Mensch-Maschine-Interface tätig ist. AUO will so das Portfolio an Automobilprodukten ausweiten und auf Basis von MicroLEDs smarte Cockpits entwickeln. Zudem hat ein AUO-Tochterunternehmen im Juni 2025 mit der S-Bahn-Gesellschaft Hamburg eine Kooperation abgeschlossen, um in deren Wagen eine neue energiesparende AUO-Display-Technologie einzuführen.

Licht-basierte Systeme bringen Geschwindigkeit 

Für Taiwans Photonikbranche rücken auch Hochgeschwindigkeitsanforderungen stärker in den Fokus, wie sie für KI-Server, autonomes Fahren und 6G-Mobilkommunikation gebraucht werden. Zudem schreitet die Entwicklung von humanoiden Robotern für Industrieeinsatz und Dienstleistungen voran. Diese erfordern leistungsfähige optische Übertragungstechnologie und Sensorsysteme.  

Branchenmessen in Taiwan:

Als wichtige Entwicklungsrichtung sieht die Halbleiterindustrie in Taiwan deshalb auch Silizium-Photonik an. Mit Siliziummaterial soll sich die Übertragungsgeschwindigkeit in Chips erhöhen und der Energieverbrauch senken lassen. Der Leiter des Electronic and Optoelectronic System Research Laboratories beim ITRI (Industrial Technology Research Institute) hält Silizium-Photonik für "eine der vielversprechendsten Zukunftstechnologien".

Um die Silizium-Photonik voranzutreiben, arbeiten die zwei großen Branchenfirmen TSMC (weltweit größter Chiphersteller) und ASE (größter Chip-Verpackungs- und Testspezialist) wie auch noch 30 weitere Firmen in der im Herbst 2024 gegründeten Silicon Photonics Industry Alliance zusammen. Zudem spielen Kooperationen auch mit ausländischen Firmen dabei eine Rolle, insbesondere auch mit Entwicklern von Chips und sogenannten smart enabling-Technologien.

Optoelektronik hat viele Anwenderbranchen  

Aufgrund der Entwicklung in den unterschiedlichsten Abnehmerindustrien, wie Informationstechnologie, Konsumelektronik, Kfz-Industrie, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, wird der Bedarf an Photonik grundsätzlich weiter steigen. Moderne Kommunikationssysteme, Laser, smarte Diagnostikgeräte, die Produktion von Halbleitern und Displays – alle benötigen Optoelektronik. 

Die Größe des weltweiten Photonikmarktes lag laut dem Marktforschungsunternehmen Fortune Business Insights im Jahr 2024 bei circa 980 Milliarden US$. Darunter soll allein die Region Asien-Pazifik mit 600 Milliarden US$ zu Buche schlagen. Bis 2032 prognostizieren die Marktforscher, dass die globale Marktgröße auf mehr als 1,6 Billionen US$ steigen dürfte und dabei eine durchschnittliche jährliche Zuwachsrate von 6,7 Prozent erreicht.  

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