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Branche kompakt | Südafrika | Medizintechnik

Private Krankenhausbetreiber investieren in Großanlagen und IT

Bei Digital Health und der bildgebenden Diagnostik gibt es einen hohen Nachholbedarf. Mittelfristig bremst die schwierige Wirtschaftslage.  

Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Marktentwicklungen und -trends

    Die Modernisierung und der Ausbau des Geräteparks im privaten Krankenhaussektor sorgen für eine anziehende Nachfrage. 

    Mit einem Volumen von rund 1,3 Milliarden US-Dollar (US$) wird der Medizintechnikmarkt Südafrikas 2022 und 2023 gegenüber 2021 deutlich zulegen. Die Erholung ist auf den hohen Bedarf bei Bilddiagnostik und weiteren Geräten zur Behandlung chronischer Krankheitsbilder (Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs) zurückzuführen. Südafrika muss rund 90 Prozent seiner medizintechnischen Produkte importieren.

    Die deutschen Ausfuhren von medizinischen Geräten und orthopädischen Vorrichtungen (Warengruppe EGW87) nach Südafrika beliefen sich 2019 bis 2021 auf 550 Millionen Euro. Damit war Südafrika mit einem Marktanteil von 34,6 Prozent vor Ägypten (20,5 Prozent) größter Absatzmarkt auf dem afrikanischen Kontinent. Bei der Lieferung von Röntgenapparaten liegt Deutschland vor den wichtigsten Konkurrenten USA und China. Chinesische Anbieter gewinnen aber auch in diesem hochtechnologischen Bereich Marktanteile.

    Markt für Medizintechnik in Südafrika (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

    2019

    2020

    2021

    Veränderung 2020/2021

    Lokale Produktion*

    275

    280

    300

    7,1

    Importe

    815

    939

    1058

    12,6

    Exporte

    136

    212

    185

    -13,0

    Marktvolumen

    954

    1007

    1173

    16,5

    * SchätzungQuelle: Department of Trade, Industry and Competition, 2022

    Hoher Nachholbedarf bei der Gerätemedizin

    Vor allem die privaten Krankenhäuser haben wegen fehlender Patienten 2020 und 2021 hohe Verluste eingefahren. Mit gefallenen Hospitalisierungsraten bei Covid-19 Patienten haben nicht-akute OPs und weitere Behandlungen wieder zugenommen und die Einkommenslage zügig verbessert. Ebenso waren Arztpraxen von erheblichen Einkommensverlusten betroffen. Auch hier haben die Konsultationen wieder Normalniveau erreicht. Die Konzentration von Geldmitteln und Fachkräften auf die Pandemiebekämpfung hat allerdings dazu geführt, dass die für das Land wichtigen HIV- und Tuberkuloseprogramme sowie die Behandlung chronischer Krankheiten vernachlässigt wurden. 

    Die höhere Nachfrage nach neuer Technik trägt insbesondere der private Gesundheitssektor. Ursache dafür sind zum einen die gestoppten Investitionen für Medizintechnik, die nicht der Corona-Behandlung dienen, und zum anderen der auch vor Corona gegebene Nachholbedarf bei neuen Technologien.

    Ein schwaches Wachstum und Einsparungen im Staatshaushalt zur Schuldenbekämpfung bremsen hingegen Anschaffungen im öffentlichen Gesundheitssektor. Die Regierungspläne zur Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung werden sich deutlich verzögern. Mittelfristig werden die Anschaffungen im Privatsektor eher moderat wachsen. Es bremsen eine geringe Einkommensentwicklung und ein schwaches Wachstum der privat versicherten Mittelschicht.

    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Südafrika

    Indikator

    Wert (2021)

    Einwohnerzahl (in Mio.)

    60,0

    Bevölkerungswachstum (in %)

    1,2

    Altersstruktur der Bevölkerung

    .Anteil der unter 14-Jährigen (in %; 2020)

    28,8

    .Anteil der über 65-Jährigen (in %; 2020)

    5,5

    Lebenserwartung bei Geburt Frauen (in Jahren)

    64,6

    Lebenserwartung bei Geburt Männer (in Jahren)

    59,3

    Durchschnittseinkommen (in US$)*

    1.627

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (in US$; 2019)

    546

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (in %; 2019)

    9,1

    Ärzte/1.000 Einwohner (2019)

    0,8

    Ärzte im öffentlichen Sektor/1000 Einwohner (2010)

    0,2 bis 0,3

    Zahnärzte/1.000 Einwohner (2019)

    0,1

    Krankenhausbetten/1.000 Einwohner (2010)

    2,3

    * durchschnittliches Monatsbruttogehalt im formellen SektorQuelle: GTAI 2021, StatSA 2022 und Worldbank Data 2022

    Bezeichnend für Südafrika sind die hohen Infektionsraten bei HIV und Tuberkulose sowie eine hohe Opferzahl infolge von Verkehrsunfällen und krimineller Handlungen. Trotz fallender Sterberaten war AIDS 2019 erste Todesursache. Es folgten ischämische Herzkrankheiten, Herzschlag, Schlaganfälle, Atemwegsinfektionen, Diabetes und Tuberkulose. In Südafrika leben die meisten HIV-positiven Menschen (13,7% der Bevölkerung). Sieht man von Corona ab, so nehmen vor allem chronische Erkrankungen stark zu.

    Großen Nachholbedarf gibt es deswegen bei MRT und PET-Scannern (Magnetresonanztomographie; Positronen-Emissions-Tomographie), Strahlentherapiegeräten und weiteren Apparaten für die diagnostische Bildgebung. Der Marktwert der diagnostischen Bildgebung lag 2019 bei rund 192 Millionen US$. Mit einem Marktanteil von jeweils 20 Prozent sind Deutschland und die Vereinigten Staaten die führenden Anbieter.

    Wachsende Diabetikerzahlen sorgen für eine steigende Nachfrage bei Dialysegeräten. In der minimalinvasiven Chirurgie nimmt insbesondere in der Urologie und Abdominalchirurgie der Einsatz von Trokar-Geräten zu.

    Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Südafrika (in Millionen US-Dollar)

    HS

    Produktgruppe

    2019

    2020

    2021

    2021 davon aus Deutschland

    9018.11 bis .20

    Elektrodiagnoseapparate und -geräte

    53,4

    72,8

    71,7

    9,4

    9022

    Röntgenapparate etc.

    87,9

    85,5

    103,6

    24,0

    8419.20

    Sterilisierapparate

    4,6

    6,4

    7,2

    0,3

    8713

    Rollstühle

    3,6

    3,9

    5,1

    0,3

    9018.41, .49

    Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

    11,7

    11,2

    13,4

    4,1

    9018.31 bis .39

    Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

    94,4

    105,5

    131,7

    7,7

    9018.50

    Ophthalmologische Instrumente

    27,4

    25,2

    31,8

    6,1

    9018.90

    Andere Instrumente, Apparate und Geräte

    291,1

    328,7

    363,1

    37,7

    9019, 9020

    Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

    42,0

    92,0

    84,6

    10,2

    9402

    Medizinmöbel etc.

    23,3

    30,7

    29,9

    3,6

    9021

    Orthopädietechnik, Prothesen etc.

    203,4

    214,1

    252,7

    21,1

    Summe

    842.8

    976,0

    1.095

    124,5

    Quelle: Department of Trade, Industry and Competition, 2022

    Umsetzung einer allgemeinen Krankenversicherung bleibt offen

    Die südafrikanische Regierung will bis 2026 eine allgemeine Krankenversicherung (National Health Insurance, NHI) einführen. Hierzu wird sie kräftig in das staatliche Gesundheitssystem investieren und Leistungen des privaten Sektors für die allgemein Versicherten finanzieren müssen. Die Folge wäre ein kräftiges Wachstum des Gesundheitsmarktes.

    Angesichts einer laufenden Haushaltskonsolidierung und eines schwachen Wirtschaftswachstums erscheint die ohnehin schwer finanzierbare Umsetzung bis 2026 unrealistisch. 2022 und voraussichtlich 2023 sowie 2024 gehen staatliche Gesundheitsausgaben inflationsbereinigt zurück.

    Vertreter des privaten Gesundheitssektors befürchten eine Bürokratisierung und starke staatliche Eingriffe in die Gesundheitsversorgung (einschließlich Behandlungspläne). Mit Hinblick auf die grassierende Korruption und das Missmanagement in der staatlichen Verwaltung nehmen sie die allgemeine Krankenversicherung oftmals als Bedrohung wahr. Andererseits wird der Privatsektor mittels Angeboten für allgemein Krankenversicherte profitieren können.

    Krankenhausbau wird nur langsam anziehen

    Eine erfolgreiche Einführung der allgemeinen Krankenversicherung würde Schätzungen zufolge Investitionen von 1,2 Milliarden Euro nach sich ziehen. Der Bau und die Modernisierung vor allem öffentlicher Krankenhäuser stagniert jedoch. Vier größere Krankhausprojekte sind auf Halt gesetzt, ganz zu schweigen von Projekten, die mittlerweile als gestrichen gelten können. Realisierungschancen der auf Halt gesetzten Projektvorhaben dürften nur moderat zulegen.

    Aktuelle Investitionsvorhaben im Gesundheitssektor in Südafrika (Investitionssumme in Millionen US-Dollar)

    Projektbezeichnung

    Investitionssumme

    Projektstand

    Anmerkung / Projektträger

    The Department of Public Works - Siloam Hospital Redevelopment

    50

    Auswertung der Ausschreibung

    Ausbau des Krankenhauses. 1 Phase Ausbau der Unterkünfte für Personal; 2. Phase u.a. 250 Betten / Department of Public Works,  Hospital Design Group and SAKHIWO

    National Department of Health - Limpopo Central Hospital

    290

    Studie

    Neubau, 488 Betten in der Provinzhauptstadt Polokwane / National Department of Health, PGS Heritage und SAKHIWO

    Riel/Private - Victoria Mother and Child Center Medical Facility

    33

    Auf Halt (seit 2021)

    Neubau, 147 Betten in Pietermaritzburg / Riel and Associates

    DoH - New GF Jooste Hospital

    161

    Auf Halt (seit 2021)

    Neubau in Kapstadt, 594 Betten; erste Phase 238 Betten / National Department of Health und Western Cape 

    The Origin Health Fairview Hospital

    54

    Auf Halt (seit 2016)

    160 Betten in Gqeberha (ehemals Port Elizabeth) / Origin Fairview Hospital

    ECDoH - Nessie Knight District Hospital Upgrade


    25

    Auf Halt (seit 2016)

    100 Betten Ausbau und Modernisierung Krankenhaus im Ost-Kap. / Eastern Cape Department of Health 

    Quelle: Meed-Projects 2022

    Zweigegliedertes Gesundheitssystem mit hohem Gefälle

    Die südafrikanische Gesundheitswirtschaft setzt sich aus zwei Sektoren zusammen. Der öffentliche Sektor versorgt rund 85 Prozent der Bevölkerung, während lediglich rund 48 Prozent der Gesundheitsausgaben auf diesen entfallen. Die öffentliche Gesundheitsversorgung befindet sich in einer schweren Krise und ist von Defiziten wie Personalmangel, fehlenden oder nicht-gewarteten Gerätschaften, Missmanagement und Überbelegung geprägt.

    Der private Gesundheitssektor versorgt rund 15 Prozent der Bevölkerung (ca. 9 Millionen Menschen), die sich eine private Versicherung leisten kann bzw. nicht-versichert die Behandlungskosten aufbringt. Auf den Privatsektor entfallen 52 Prozent der Gesundheitsausgaben.

    Beide Sektoren bieten eine große Bandbreite an Gesundheitsleistungen an, die von einer Grundversorgung bis hin zu einer modernen, medizinischen Behandlung reichen. Der Privatsektor erfüllt internationale Standards. Der öffentliche Sektor ist breit aufgestellt und bleibt, trotz Krisenmodus, führend unter den öffentlichen Gesundheitssektoren in Subsahara-Afrika.

    Der öffentliche Sektor ist der größte Einkäufer von medizinischer Ausrüstung und Geräten. Schwerpunkt der Nachfrage ist allerdings die Grundversorgung. Die Nachfrage komplexerer medizinischer Geräte ist im Privatsektor deutlich stärker ausgeprägt.

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Digital Health

    Die Coronapandemie hat in Arztpraxen und Krankenhäusern Investitionen in digitale Lösungen deutlich beschleunigt.

    Regierung legt Digital-Health-Plan vor

    Gegenüber anderen Schwellenländern wie Indien, Brasilien und China liegt Südafrika in Bereichen wie digitaler Patientenakten, der Anwendung von künstlicher Intelligenz in der Medizin und der Vernetzung von Diagnosezentren deutlich zurück. Die 2020 verbuchten Einkommenseinbrüche aufgrund ausbleibender Patienten sowie der hohen Kosten im Gesundheitsmanagement haben die Digital-Health-Pläne massiv angeschoben. 

    Die südafrikanische Regierung hat angekündigt, dass digitale Gesundheitstechnologien ein integraler Bestandteil der geplanten allgemeinen Krankenversicherung (National Health Insurance, NHI) sein werden. Zu diesem Zweck hat die südafrikanische Regierung eine digitale Gesundheitsstrategie für Südafrika 2019-2024 veröffentlicht.

    Digital Health Ziele der südafrikanischen Regierung 2019 - 2024

    Entwicklung einer vollständigen elektronischen Patientenakte

    Digitalisierung der Geschäftsprozesse im Gesundheitswesen

    Eine integrierte Plattform und Architektur (Open Source/Open Architektur) für Informationen aus dem Gesundheitswesen, um die Koordinierung bestehender patientenbasierter Informationssysteme sicherzustellen

    Einbeziehung benachteiligter Bevölkerungsgruppen in eine umfassende Gesundheitsversorgung mittels digitaler Instrumente

    Aus- und Weiterbildung von Fachkräften in der Umsetzung und Anwendung von Digital Health

    Quelle: National Digital Health Strategy for South Africa 2019

    Großer Nachholbedarf bei der Digitalisierung 

    Für eine erfolgreiche Digitalisierung des Gesundheitssektors müssen allerdings Datenübertragungskosten fallen und die Infrastruktur für Informations- und Kommunikationstechnologien verbessert werden. Mit der erfolgreichen Versteigerung von Hochfrequenzen im März 2022 hat die südafrikanische Regierung nach langen Verzögerungen hierfür eine wichtige Voraussetzung erbracht. Angesichts der hohen Nutzerzahlen sind Mobilfunk-basierte digitale Gesundheitslösungen vielversprechend. Wegen der schnellen Expansion der digital gestützten Gesundheitsdienstleistungen ist der Bedarf für Lösungen zum Datenschutz und bei der IT-Sicherheit sprunghaft gestiegen.

    Anbieter für IKT-Lösungen im Krankenhausbereich

    Unternehmen

    Anmerkungen

    Gijima

    Liefert IKT-Lösungen für das Gesundheitsministerium in der Provinz Gauteng. Lösungen für Ausbildung, Teleradiologie und Telemedizin sowie Personalpolitik.

    Siemens South Africa

    Siemens arbeitet mit südafrikanischem Forschungsinstitut Council for Scientific and Industrial Research (CSIR) zusammen. Technologien und Dienstleistungen liegen in den Bereichen diagnostische und therapeutische Bildgebung, Labordiagnostik und molekulare Medizin sowie Digital Health und Enterprise Services. Optimierung des Betriebsmanagements sowie Unterstützung diagnostischer und therapeutischer Entscheidungen.

    Technology Corporate Management (TCM)

    Liefert IKT-Lösungen für mehr als 52 Krankenhäuser; Hauptkunde ist Mediclinic. Partner sind unter anderem IBM, HP und Symantec

    iSAHA

    Liefert Lösungen für E-Health, Administration, Radiologie, Sicherheit.

    Health System Technologies (HST)


    Bietet IKT-Lösungen für Western Cape Health Department und National Health Laboratory Service, Krankenhäuser und Praxen. Digitale Patientenakten, Informationssysteme für Labore und Krankenhausapotheken.

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2022

    Telemedizin mit Coronapandemie zugelassen

    Laut Regularien des Health Professions Council of South Africa (HPCSA) waren bis zur Coronapandemie Konsultationen im Rahmen der Telemedizin nur als zusätzliche Leistung nach einem persönlichen Treffen möglich. Im März 2020 sind die Möglichkeiten einer digitalen ärztlichen Beratung erheblich erweitert worden. Daraufhin haben sich Besucherzahlen bei Plattformen für die medizinische Beratung, wie Hello Doctor, Guidepost oder Medigo, unmittelbar vervielfacht.

    Applikationen für die Gesundheitswirtschaft in Südafrika

    MomConnect

    Bietet Informationen für schwangere Frauen, Mütter und Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Kostenlos und verfügbar in allen 11 Amtssprachen.

    NurseConnect

    Unterstützt Krankenschwestern und Hebammen, die in den Bereichen Müttergesundheit, Kindergesundheit und Familienplanung arbeiten.

    CovidConnect

    Applikation für das Covid-19-Tracing. Software-Unternehmen BCX.

    B-Wise!

    Bietet Gesundheitsinformationen und Dienstleistungen für Jugendliche und Heranwachsende. Verfügbar in Englisch und Zulu.

    Vula

    App zur Unterstützung des Überweisungsprozesses von Patienten.

    Ithaka


    Aviro Health. Startup aus Kapstadt. Selbsttest-App ermittelt den HIV-Status und bietet Unterstützung.

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2022

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Branchenstruktur

    Corona hat der Produktion von Schutzmasken und weiterem Hygienematerial einen kräftigen Auftrieb beschert. Als großer Erfolg ist die Herstellung von Atemgeräten zu werten.

    Unternehmen mit hohem technologischem Niveau 

    Der Wert der heimischen Medizintechnikproduktion in Südafrika liegt jährlich bei 200 bis 300 Millionen US$. Umfassende statistische Erhebungen zur lokalen Produktion von medizintechnischen Geräten und weiteren Waren in Südafrika gibt es nicht. Rund 55 Prozent der südafrikanischen Exporte von medizinischen Geräten und Materialien - und zwar 98 Millionen Euro - sind 2021 auf das südliche Afrika entfallen. Verhältnismäßig große Abnehmer sind Deutschland und die USA mit jeweils rund 9 Millionen Euro. 

    Die Herstellung von Medizintechnik in Südafrika konzentriert sich überwiegend auf Low-Tech- und Low-Value-Produkte wie Krankenhausmöbeln, Hygienematerial, Bandagen, Einwegnadeln und weitere medizinischen Einwegprodukten. Die Branche weist dennoch mehrere Beispiele für lokal entwickelte Hightechgeräte auf, die international vertrieben werden. Darunter fällt das Design und die Herstellung von Brustbildgebungstechnologie sowie strahlungsarmer Ganzkörper-Röntgengeräte. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung liegen bei rund einem Prozent des Umsatzes, weltweit liegt der Anteil durchschnittlich bei 6,8 Prozent. Es ist jedoch ein wachsendes technisches Niveau zu beobachten.

    Innovative Medizintechnikunternehmen in Südafrika (Auswahl)

    Name

    Anmerkungen zur Produktentwicklung

    CapeRay

    Vollfeld-Mammographie-Gerät (Aceso)

    CRPM

    3D-Druck von Titanimplantaten

    DISA Vascular

    Stents und weitere Teile für die vaskuläre Medizin

    Lodox

    Ganzkörper-Radiologiegeräte

    Medical Diagnostech 

    Covid-19 Antigentest 

    Southern Implants

    Zahnimplantate, orthopädische und chirurgische Implantate

    TiTaMed

    Wirbelsäulenimplantate

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2022

    Produktion von Atemgeräten

    Wie auch in vielen anderen Ländern gab es im Zuge der Coronapandemie Liefergenpässe bei Testreagenzien, Test-Kits, bei der persönlichen Schutzausrüstung sowie bei nicht-invasiven und invasiven Beatmungsgeräten. Als Antwort hierauf sind in hohem Maße Staatsgelder und weitere Finanzen in die Anschaffung oder Produktion knapper Medizingeräte, Schutz- und Hygienewaren etc. umgeleitet worden. Unterstützt durch die staatliche Entwicklungsgesellschaft Industrial Development Corporation hat die lokale Herstellung von persönlichen Schutzausrüstungen (Masken, Handschuhen etc.) einen beträchtlichen Auftrieb erfahren. Erfolgt ist außerdem die lokale Entwicklung von PCR und Antigen-Test-Kits sowie einer Schutzschleuse für Krankenhäuser.

    Für die Entwicklung eines Atemgeräts hat die südafrikanische Regierung das National Ventilator Project (NVP) aufgelegt. Infolgedessen haben das Unternehmenskonsortium SA Ventilator Emergency Project (SAVE-P) und das südafrikanische Forschungsinstitut CSIR 2020 mit privaten Spendengeldern eine Produktion für einfache und kostengünstige Atemgeräte aufgebaut. Das Programm umfasste die Entwicklung und Herstellung von 20.000 nicht-invasiver Atemgeräte für 69 staatliche Krankenhäuser. An dem Programm beteiligt waren unter anderem Bosch und Siemens. 

    Multinationale Medizintechnikanbieter, wie Siemens Healthineers, Dräger, Health, Becton Dickinson, Boston Scientific, Elekta, GE Healthcare, Johnson & Johnson, Medtronic, Philips, Smith & Nephew und Stryker, sind in dem Kapland stark vertreten. Die führenden multinationalen Unternehmen verfügen über mindestens eine Repräsentanz für Vertrieb und Service. Zu den wenigen ausländischen Unternehmen, die in Südafrika auch produzieren, zählen Fresenius Kabi und das ebenso deutsche Unternehmen B Braun. Beiersdorf ist an dem Unternehmen BSN Medical im Rahmen eines Joint-Ventures zu 50 Prozent an einer Produktion unter anderem von Wundverbänden und Mullbinden beteiligt.

    Investitionspläne der Privaten vielversprechend

    Die drei großen privaten Krankenhausunternehmen Life Healthcare Group, Mediclinic und Netcare haben 2021/22 ihre Investitionspläne vorgelegt. Die Life Healthcare Gruppe hat angekündigt, in Partnerschaft mit AMG (Alliance Medical Group) im Portfolio für Südafrika das diagnostische und bildgebenden Verfahren auszubauen. Axim ist ein in Europa stark vertretener Dienstleister für Radiologie und Nuklearmedizin. Life Healthcare hat außerdem ein Joint-Venture mit AXIM Group für den Aufbau von zunächst zwei Zyklotronanlagen (Teilchenbeschleuniger für die Diagnostik) in der Provinz Gauteg angekündigt. Die Provinz umfasst die Großagglomeration Johannesburg-Pretoria.

    Im Finanzplan 2022 von Mediclinic sind umgerechnet 31,4 Millionen Euro für Neuinvestitionen vorgesehen. Diese gehen in den Ausbau von Kliniken, in die Eröffnung zweier Tageskliniken und in ein Telemedizin-Programm, das die Langzeitbetreuung in der Onkologie, Radiologie und Dialyse steuert. Mediclinic setzt die digitale Patientenerfassung und weitere Digitalisierungsprogramme um.

    Das Immobilienunternehmen Growthpoint Properties investiert seit 2018 in den Gesundheitsbereich und hat im April 2012 das Cintocare Private Surgical Hospital eröffnet. Zielmarkt der chirurgischen Klinik ist die höchste Einkommensnische in Südafrika. 

    Im Privatsektor dominieren die drei Krankenhausunternehmen Netcare, Life Healthcare Group, Mediclinic Southern Africa. Auf diese entfallen 70 Prozent des Marktes. Selbständige kleinere Krankenhausunternehmen sind im Verband National Hospital Network organisiert. Im Privatsektor zeichnet sich der Trend hin zu einem Zusammenschluss kleinerer Kliniken ab. Auch öffentlich-private Partnerschaften sind im Kommen. Netcare ist an vier solcher Partnerschaften beteiligt. In jüngster Zeit wurde Kritik an den Unternehmen über fehlende Transparenz und überhöhte Preise laut.

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Rahmenbedingungen

    Der Gesundheitsmarkt in Südafrika ist komplex und im Hinblick auf die Nachfrager stark fragmentiert.

    Fragmentierter Markt

    Teilweise gibt es im Gesundheitsbereich nationale Ausschreibungen. Die Verwaltung der öffentlichen Gesundheitseinrichtungen obliegt aber dem jeweiligen Gesundheitsministerium der Provinzen. In öffentliche Ausschreibungen sind Kriterien zur wirtschaftlichen Förderung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit (Broad Based Black Economic Empowerment, BB-BEE) einbezogen. 

    Die großen privaten Krankenhausbetreiber verfügen über zentrale Beschaffungsstellen, während kleinere Unternehmen Medizintechnik überwiegend über das National Hospital Network (NHN) beziehen. Bei ihren Anschaffungen greifen die privaten Krankenhausunternehmen in der Regel auf Listen privilegierter Lieferanten zurück. Auch bei den privaten Gesundheitsunternehmen spielt das BB-BEE eine zunehmend wichtigere Rolle.

    Neben den Krankenhäusern sind die Krankenversicherungen wichtige Nachfrager auf dem südafrikanischen Gesundheitsmarkt; vor allem dann, wenn es um innovative und kostensparende Lösungen geht. Mit Abstand größtes Versicherungsunternehmen ist Discovery Health mit 1,34 Millionen Versicherten und knapp 2,8 Millionen Anspruchsberechtigten. Weitere private Krankenversicherungen sind Bonitas, Momentum, Medshield und Fedhealth. 

    Regulierungsbehörde Sahpra ist zentrale Anlaufstelle

    In Südafrika tätige Hersteller und Vertriebsunternehmen von Medizintechnik müssen von der Regulierungsbehörde für den Gesundheitssektor Sahpra (South African Health Products Regulatory Authority) eine Lizenz erhalten. Nur entsprechend lizensierte Unternehmen dürfen medizintechnische Produkte importieren und vertreiben. Voraussetzung für den Erhalt einer Lizenz ist der Wohnsitz in Südafrika. Vertriebsunternehmen sind unter Umständen auf bestimmte Produkte oder auf den privaten beziehungsweise öffentlichen Sektor spezialisiert.

    Medizintechnische Produkte sind in Südafrika mit aufsteigendem Anwendungsrisiko in die Kategorien A bis D eingeteilt. Fabrikate der Kategorien B bis D müssen bei der Sahpra registriert sein. Einfuhren der Kategorien C und D benötigen vor Registrierung durch die Sahpra eine Zulassung der zuständigen Kontrollbehörde für Medizintechnik in Australien, Brasilien, in der EU oder Japan.

    Die 2015 ins Leben gerufene Sahpra soll für ein zunehmend schnelleres Genehmigungsverfahren sorgen. Es kommt dennoch immer wieder zu Klagen über lange Bearbeitungszeiten.

    Zoll- und mehrwertsteuerfreier Import von Waren zur Corona-Bekämpfung

    Für einen Großteil der Importe von Medizintechnik und medizinischer Güter aus Europa werden keine Zölle erhoben. Seit Januar 2021 entfallen Einfuhrzölle und Einfuhrumsatzsteuer auf Covid-19-Impfstoffe.

    Importeure, die unter die Rebate-Regelung 412.11 fallende notwendige medizinische Ausrüstungen, Geräte und Arzneiwaren zur Bekämpfung von Covid-19 zoll- und mehrwertsteuerfrei in Südafrika einführen möchten, müssen zuvor einen Antrag bei der International Trade Administration Commission of South Africa (ITAC) stellen. 

    Als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie hat das südafrikanische Department of Trade, Industry and Competition am 27. März 2020 eine Genehmigungspflicht für die Ausfuhr von bestimmten kritischen medizinischen Gütern und pharmazeutischen Erzeugnissen angeordnet.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Fausi Najjar | Johannesburg

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Südafrika

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

    Die Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

    National Department of Health

    Nationales Gesundheitsministerium

    South African Health Products Regulatory Authority (SAHPRA)

    Zulassungsbehörde für Medizintechnik und Pharmazeutika

    South African Medical Technology Industry Association (SAMED)

    Fachverband der Medizintechnikunternehmen

    Medical Device Manufacturers of South Africa

    Verband für die südafrikanische Medizintechnikindustrie

    Hospital Association South Africa

    Verband der privaten Krankenhausbetreiber

    South African Medical Journal

    Monatliche erscheinende medizinische Fachzeitschrift

    Africa Health

    Fachmesse, 26-28. 10.22

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