Wirtschaftsausblick | Südafrika
Deutschland und EU stärken Partnerschaft mit Südafrika
Die EU und Südafrika starten eine neue "Clean Trade Partnership" für grüne Energie und Rohstoffe. Doch trotz Reformen bleibt das Wirtschaftswachstum verhalten.
05.12.2025
Von Jenny Tala | Johannesburg
Top-Thema: G20-Gipfel und neue Partnerschaften
Nicht nur der G20-Gipfel selbst, sondern auch zahlreiche Nebenveranstaltungen in Johannesburg stellten Südafrika im November ins Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit. Bundeskanzler Friedrich Merz betonte die strategische Bedeutung des Landes: Südafrika sei ein Partner ersten Ranges für globale Lösungen - von Energie über Klimaschutz bis hin zu wirtschaftlicher Stabilität. Merz unterstrich, dass Deutschland und Europa ihre Zusammenarbeit mit Südafrika vertiefen wollen, um nachhaltige Lieferketten aufzubauen und Investitionen zu fördern.
Die EU unterzeichnete noch vor dem G20-Gipfel das erste "Clean Trade and Investment Partnership" (CTIP) Abkommen mit Südafrika. Ziel dieser Partnerschaft ist die Förderung von Handel und Investitionen in saubere Lieferketten, die Dekarbonisierung sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen. Im Mittelpunkt stehen dabei strategische Bereiche wie erneuerbare Energien, Stromnetze, saubere Kraftstoffe und Wertschöpfungsketten für kritische Rohstoffe.
Kritische Rohstoffe, Batterien und grüner Wasserstoff im Fokus
Parallel zu CTIP unterzeichnete die EU mit Südafrika ein Memorandum of Understanding über Mineralien und Metalle und kündigte im Rahmen der Global-Gateway-Investitionsstrategie neue Projekte mit einem Volumen von knapp 12 Milliarden Euro an. Die Schwerpunkte liegen auf grünem Wasserstoff, Batterietechnologien und Infrastruktur. Das von der EU kofinanzierte Vorhaben "Promoting Green Hydrogen and Battery Production in South Africa" der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zielt auf den Aufbau lokaler industrieller Kapazitäten zur Produktion von Batterien und grünem Wasserstoff ab. Im Bereich Rohstoffe stehen Midstream- und Downstream-Projekte im Fokus, etwa Batterie-Montage und Recycling. Das geplante Projekt soll 2026 starten.
Die Europäische Investitionsbank unterstützt Südafrikas staatlichen Schienen- und Hafenbetreiber Transnet mit 350 Millionen Euro bei der Modernisierung von Streckennetzen und Terminals und fördert den Aufbau einer grünen Wasserstoff-Wertschöpfungskette. Zudem erhält die Gates Foundation Mittel zur Ausweitung der Impfstoffproduktion in Südafrika.
Wirtschaftsentwicklung: Verhaltener Aufschwung trotz Reformimpulsen
Die südafrikanische Wirtschaft wächst 2025 nur moderat: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legt um maximal 1,2 Prozent zu, nach 0,5 Prozent im Vorjahr. Damit bleibt das Land hinter dem regionalen Durchschnitt zurück (Subsahara-Afrika: 4,1 Prozent). Belastend wirken die neuen US-Zölle nach dem Auslaufen des Präferenzabkommens AGOA, eine schwache globale Nachfrage sowie strukturelle Probleme wie eine hohe Staatsverschuldung und eine Investitionsquote von nur 13 Prozent. Die Inflation ist seit der Jahresmitte leicht gestiegen, liegt aber immer noch unter 4 Prozent. Der Konsum wird durch Zinssenkungen stimuliert.
Im Jahr 2026 könnte das BIP-Wachstum stärker auf bis zu 1,9 Prozent zulegen - vorausgesetzt, die Regierung treibt den begonnenen Reformkurs weiter und schneller voran. Wichtig ist in diesem Kontext die begonnene Öffnung der Schlüsselsektoren Energie, Wasser und Transport für private Investoren.
Im Energiesektor steht der dringend notwendige Netzausbau im Fokus: Insgesamt werden rund 12.000 Kilometer Übertragungsleitungen benötigt. Phase 1 des "Independent Transmission Programme" umfasst 1.200 Kilometer neue Leitungen, erstmals mit privaten Investoren. Zudem ist ein neues Kernkraftwerk geplant. Im Transportsektor öffnet Transnet sein Schienennetz für private Betreiber. Bis August erhielten bereits elf Unternehmen Konzessionen für wichtige Exportkorridore, um die Kapazität für Kohle-, Erz- und Manganexporte zu erhöhen. Privatisierungen von Terminals, etwa in Durban, sollen die Effizienz der überlasteten Häfen steigern.
Doch Herausforderungen bleiben bestehen: Die Arbeitslosigkeit liegt bei 33 Prozent und stagniert trotz Regierungspriorität. Hinzu kommt ein Fachkräftemangel, der die Wettbewerbsfähigkeit in einigen Branchen hemmt.
Südafrika will Außenhandel diversifizieren
Südafrika verzeichnete im Oktober 2025 einen Handelsbilanzüberschuss von 779 Millionen Euro. Treiber waren höhere Exporte von Gold, Diamanten und Aluminium, während die Importzuwächse vor allem auf Rohöl und Ersatzteile entfielen. Der kumulierte Überschuss von Januar bis Oktober liegt bei rund 7,13 Milliarden Euro und damit leicht unter dem Vorjahreswert.
Südafrikas Exportstruktur ist rohstofflastig: 2024 entfielen fast 50 Prozent auf unverarbeitete Materialien (Platin, Gold, Kohle), daneben Fahrzeuge (11 Prozent) und Lebensmittel (10 Prozent). Die USA sind nach China wichtigster Absatzmarkt, doch die Zölle belasten die Wettbewerbsfähigkeit. Die Regierung setzt auf Diversifizierung, darunter neue Abkommen mit den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) und stärkere regionale Wertschöpfungsketten in der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika SADC.
Deutsche Perspektive: Blick in die Region
Die Stimmung unter deutschen Unternehmen in Südafrika ist gemischt. Während bei einigen das Geschäft floriert, richten andere den Blick zunehmend über die Landesgrenzen hinaus. Südafrika bleibt zwar Deutschlands wichtigster Markt in Afrika, doch viele Firmen nutzen ihre Präsenz vermehrt als Sprungbrett in die Region - nicht zuletzt, um das schwache Wachstum im Land auszugleichen.
Herausfordernd für viele Unternehmen sind die verschärften regulatorischen Vorgaben bei Personalstruktur und -rekrutierung. Mehrere deutsche Firmen äußerten gegenüber Germany Trade & Invest, dass die Umsetzung des am 1.1.25 in Kraft getretenen "Employment Equity Amendment Act" (EEAA) erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Seit der Reform gelten verbindliche sektorale Zielvorgaben für die Repräsentation von "designated groups" (Schwarze, Frauen, Menschen mit Behinderungen) in Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten. Die Erfüllung dieser Quoten ist Voraussetzung für die Ausstellung eines "EE Compliance Certificate", das zwingend erforderlich ist, um an öffentlichen Ausschreibungen teilzunehmen oder Geschäfte mit dem Staat abschließen zu können.