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Wirtschaftsausblick | Südafrika

Wirtschaft bleibt auf unsicherem Entwicklungspfad

Südafrikas Wirtschaft soll 2024 wieder kräftiger wachsen. Ob es so kommt, hängt stark vom Ausgang der Parlamentswahlen ab. Und davon, wie sich das Land außenpolitisch positioniert.

Von Fausi Najjar | Berlin

Top-Thema: Parlamentswahlen in Südafrika 

Das wichtigste politische Ereignis im Jahr 2024 werden die Parlamentswahlen sein, die voraussichtlich im Juni stattfinden werden. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der regierende African National Congress (ANC), trotz Verluste, die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung knapp behauptet und den amtierenden Präsidenten Cyril Ramaphosa in seinem Amt bestätigt. 

Gestützt wird diese Prognose vor allem durch die erwartete hohe Wahlbeteiligung der ländlichen Bevölkerung und die Tatsache, dass Ramaphosa populärer ist als seine Partei. Darüber hinaus hat der ANC durch die Klage Südafrikas vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, wonach Israel im Gazastreifen einen Völkermord begehen könnte, an Popularität gewonnen.

Bei Stimmenverlusten unter Beibehaltung der absoluten Mehrheit des ANC wird Ramaphosa seine bislang viel zu langsamen Reformvorhaben beschleunigen können. Dies vor allem, weil Blockadekräfte innerhalb der Partei von dem schwächeren Abschneiden am meisten betroffen wären. 

Auf der Agenda steht die Umstrukturierung des Energiesektors, eine effizientere Verwaltung und eine stärkere Beteiligung des Privatsektors an der Sanierung der maroden Infrastruktur.

Koalition birgt Chancen und Risiken

Bei einem Verlust der absoluten Mehrheit wird der ANC ein Regierungsbündnis mit einer der weniger etablierten Oppositionsparteien (Action SA, Patriotic Alliance, Al Jamaa) anstreben. Nur bei einem sehr schwachen Ergebnis wird der ANC mit der gut organisierten liberalen Democratic Alliance oder den linken Economic Freedom Fighters (EFF) koalieren müssen. 

Eine Koalition birgt aus wirtschaftspolitischer Sicht sowohl Chancen als auch Risiken: Einerseits können neue Konstellationen Entscheidungsprozesse erschweren und zu politischer Instabilität führen. Andererseits könnten durch neue Konstellationen Reformprozesse weiter vertieft werden. Eine Koalition mit dem EFF würde allerdings eine sozialrevolutionäre Agenda auf die Tagesordnung der Regierungspolitik setzen. 

Auch bei Verlust der absoluten Mehrheit wird der ANC kaum bereit sein, die weitreichenden industriepolitischen Interventionen des Staates abzubauen. Es ist daher weiterhin mit der Fortdauer starker Klientelstrukturen zu rechnen. Auf Provinz- und Kommunalebene können erst mittelfristig Erfolge bei der Korruptionsbekämpfung erwartet werden.

Wirtschaftsentwicklung: Reformstau und schwache Weltwirtschaft begrenzten das Wachstum

Im Jahr 2024 wird die Wirtschaft nach aktuellen Prognosen von Economist Intelligence Unit um rund 1,8 Prozent wachsen. Eine verbesserte Stromversorgung und verstärkte Anstrengungen zum Abbau der Defizite in der Schienen- und Hafenlogistik sprechen für eine Belebung der Konjunktur im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2025 könnte sich das Wachstum auf 2,6 Prozent beschleunigen, sofern grundlegende Maßnahmen zur Behebung der Krise bei Strom, Wasser und Verkehrswegen weiter angeschoben werden und sich die Weltkonjunktur verbessert. 

Vor allem der Bergbausektor wird 2024 von einer leichten Entspannung bei der Stromversorgung und der Logistik profitieren. Dennoch: Große Bergbauunternehmen haben den Abbau von Kapazitäten angekündigt; und: Die Weltmarktpreise für Industriemetalle bleiben auch 2024 schwach. 

Vonseiten des verarbeitenden Gewerbes wird es 2024 kaum Impulse geben. 2025 könnte dieser Sektor wieder anziehen. Beim Tourismus ist eine stabile Entwicklung zu erwarten. Dank ausreichender Niederschläge in den Jahren 2023/24 ist mit einem guten Wachstum in der Landwirtschaft zu rechnen. Aufgrund von Extremwetterereignissen werden mittelfristig Ernteausfälle und Dürreperioden wieder wahrscheinlicher. Globale Risiken – wie die Unterbrechung von Lieferketten – bleiben bestehen, auch soziale Proteste oder Streiks sind nicht auszuschließen. 

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Unabsehbare Folgen einer neuen Außenpolitik

Außenpolitisch hat sich Südafrika bezüglich der Kriege in der Ukraine und Gaza deutlich von den politischen Positionen der westlichen Industriestaaten abgegrenzt. Als BRICS-Partner setzt Südafrika offenbar auf engere Wirtschaftsbeziehungen zu China und hofft auf eine chinesische Refinanzierung der Wirtschaft. Exportabkommen mit China für südafrikanische Agrar- und Industrieprodukte haben Produzenten optimistisch gestimmt.

Die neue Außenpolitik könnte das Engagement westlicher Industriestaaten als wichtigste Investoren bremsen. Südafrika könnte die Zollpräferenzen der USA verlieren. Die wirtschaftlichen Folgen wären bei einem wirtschaftlichen Rückzug des Westens kaum abzusehen.

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Deutsche Perspektive: Solide Wirtschaftsbeziehungen

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Südafrika und Deutschland sind historisch gewachsen. Deutsche Automobilhersteller produzieren am Kap sowohl für den heimischen Markt als auch für den Export. Eine Vielzahl deutscher mittelständischer Unternehmen (circa 600) ist vor Ort aktiv.

Rund zwei Drittel des deutschen Handelsumsatzes mit Subsahara-Afrika entfallen auf das breit diversifizierte Südafrika. Lieferchancen und Bedarf an Ingenieurdienstleistungen bestehen vor allem in den Bereichen Wasseraufbereitung, Energiewirtschaft (einschließlich Wasserstoff), Straßen- und Schienenbau sowie Hafenlogistik. Allerdings erfolgen Investitionen bislang nur schleppend.

Die Nachfrage nach Pkw- und anderen Industrieimporten aus Deutschland wird sich 2024 aufgrund des schwachen Wachstums voraussichtlich moderat entwickeln. Bei den deutschen Importen von Obst und Gemüse ist mit einem dynamischen Wachstum zu rechnen.

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Sprungbrett für das südliche Afrika

Das Land am Kap ist ein wichtiger Standort für die regionale Markterschließung. Über Branchen wie den Finanzsektor, die Telekommunikation, den Bergbau und die Nahrungsmittelverarbeitung ist Südafrika eng mit Subsahara-Afrika verflochten. Das südliche Afrika ist auf dem Kontinent Schwerpunkt bei den Vorkommen kritischer Rohstoffe. 

Weitere Informationen zu Südafrika erhalten Sie auf der GTAI-Länderseite.

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