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Neue Akteure prägen die Förderlandschaft in der Ukraine
Ukrainische Start-ups entwickeln sich zu Osteuropas Top-Performern. Dafür erhalten sie Unterstützung von nationalen und internationalen Akteuren.
19.05.2025
Von Martin Gaber | Bonn
Trotz der vielen Herausforderungen entwickelt sich die Start-up-Szene in der Ukraine dynamisch. Das Ökosystem verbessert sich und die Hauptstadt Kyjiw gehört nicht nur in Osteuropa, sondern auch im globalen Vergleich zu den angesagten Destinationen. Damit Start-ups die Herausforderungen gerade in der Anfangsphase meistern können, hat die Ukraine im Jahr 2018 mit dem Ukrainian Startup Fund (USF) eine staatliche Institution ins Leben gerufen, die junge Unternehmer unterstützt.
Hilfe kommt seit diesem Jahr auch von der EU. Diese hat das Netzwerk der European Digital Innovation Hubs (EDIH) auf die Ukraine ausgeweitet. Damit gibt es nicht nur Unterstützung vor Ort, sondern auch europäische Vernetzung.
USF fördert Start-ups mit bis zu 50.000 US$
"Wir sehen uns als Plattform, die Start-ups mit finanzieller Unterstützung und Ressourcen für ihre Entwicklung versorgt", sagt Anastasiia Kravchenko-Uhrekhelidze, die als Projektmanagerin beim USF arbeitet. Damit das gelingt, stellt der USF Fördermittel zur Verfügung. Bislang sind laut USF 8,7 Millionen US-Dollar (US$) an über 380 Start-ups vergeben worden. Start-ups in der Pre-Seed- und Seed-Phase können aktuell zwischen 25.000 und 50.000 US$ an Förderung beantragen. Das hilft jungen Tech-Unternehmen, ihre innovativen Projekte ohne Fremdfinanzierung zu entwickeln. Finanzielle Unterstützung für das Projekt kommt vom Ukraine-Moldova American Enterprise Fund. Insgesamt sollen in diesem Rahmen 2,5 Millionen US$ an Start-ups ausgeschüttet werden. Neben der finanziellen Unterstützung erhalten die Start-ups auch ein Mentoring.
hat der USF an ukrainische Start-ups als Fördermittel vergeben.
Auch das deutsch-ukrainische Start-up Handstree hatte seinen Weg mit Hilfe des Ökosystems begonnen. "Unsere Reise in die Start-up-Welt begann mit unserem ersten Accelerator-Programm bei 1991 in Mariupol", sagt Gründer Alex Kuvallini im Gespräch mit Germany Trade & Invest (GTAI). Der Accelerator 1991 bietet eine Palette an Unterstützung für Start-ups in verschiedenen Phasen.
Unterstützung für Defense-Start-ups nimmt zu
"Zudem haben wir ein Förderprogramm für den Bereich Verteidigung", sagt Kravchenko. Das Programm stellt für Dual-Use-Projekte Förderungen von bis zu 35.000 US$ bereit. Unterstützung kommt aber auch vom Brave1-Cluster und dem Techosystem Defense Cluster. Die Cluster helfen den Start-ups sowohl bei der Vernetzung als auch mit Förderung. Gerade im Bereich Verteidigung hatte die ukrainische Start-up-Szene zuletzt einen Schub erhalten und zählt um die 300 Start-ups.
Die Start-up-Phasen im Überblick
Von der Idee bis zum Marktchampion - dabei durchläuft ein Start-up sechs verschiedene Phasen: Pre-Seed (Orientierung), Seed (Planung), Start-up (Gründung), 1st Stage (Aufbau), 2nd Stage (Wachstum) und 3rd/Later Stage (Reife). Einen detaillierten Überblick zu den einzelnen Phasen bietet das Media Lab Bayern.
Seit diesem Jahr helfen auch die EDIHs den Start-ups bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten. In der Ukraine wurden zehn solcher Hubs etabliert. "EDIHs können Start-ups mit Informationen über Finanzierung, Fördermittel sowie nationale und internationale Kreditprogramme versorgen. Zudem unterstützen sie bei der Einreichung von Anträgen", sagt Vladyslav Kavelin, Senior Advisor bei der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kyjiw und zuständig für die EDIHs.
Ökosystem hilft bei der Vernetzung
Ein weiterer Baustein der Start-up-Förderung ist der Aufbau von Netzwerken. Die EDIHs vernetzen Jungunternehmer mit Handelskammern, Unternehmernetzwerken, Verbänden und Clustern in der Ukraine und in der EU. Durch ihre Präsenz vor Ort bieten sie Dienstleistungen, die auf die speziellen Bedürfnisse in der Region eingehen. Zudem sind sie mit 250 Hubs in ganz Europa vernetzt und können so für internationalen Austausch sorgen.
Der USF wiederum baut Brücken zu etablierten Unternehmen. Dazu dient vor allem das Corporate Innovation Programm. Es unterstützt Start-ups bei der Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen. Das ermöglicht ihnen, ihre innovativen Lösungen in große Unternehmensstrukturen zu integrieren, finanzielle Unterstützung zu erhalten und schließlich Partnerschaften aufzubauen.
Weitere Informationen zum Ökosystem
Das ukrainische Ministerium für digitale Transformation hat eine Plattform für Start-ups geschaffen. Verschaffen Sie sich den Überblick über das gesamte Ökosystem mit dem Ukrainian Tech Ecosystem Overview.
Gutscheine bringen Gründer auf globale Konferenzen
"Wir platzieren ukrainische Start-ups auf internationalen Konferenzen", sagt Kravchenko. Der Aufbau von internationalen Netzwerken ist für die Start-ups wichtig. Dazu bietet der USF Innovationsgutscheine an. Damit kriegen ukrainische Start-ups die Möglichkeit, ihre Innovationen auf globalen Technologiemessen zu präsentieren, ihre Projekte Investoren vorzustellen und Kooperationen mit internationalen Stakeholdern aufzubauen. "Bis August 2024 haben 387 ukrainische Start-ups ihre innovativen Lösungen auf Veranstaltungen weltweit präsentiert", sagt Kravchenko.
Vernetzung mit deutschen Partnern ist wichtig
Auch die Vernetzung mit deutschen Partnern spielt eine wichtige Rolle. "Wir waren mit ukrainischen Start-ups auf dem OMR Festival in Deutschland. Das ist eines der größten Events für Digitales in Europa. Der Erfahrungsaustausch mit der deutschen Start-up-Community ist uns sehr wichtig", sagt Kravchenko. Auch bei einem Workshop von GTAI zur Rolle von Start-ups beim Wiederaufbau der Ukraine während des diesjährigen Cafe Kyiv betonte der USF die Bedeutung der Zusammenarbeit. Ukrainische Start-ups könnten in den Prozessketten deutscher Unternehmen eine wichtige Rolle einnehmen und Innovationen einbringen.
Auch für die Hubs ist die Zusammenarbeit mit europäischen und gerade deutschen Partnern wichtig. "Die EDIHs können zum Beispiel gemeinsame Projekte mit ihren deutschen Pendants auf den Weg bringen. Denkbar sind Best Practices im Bereich der digitalen Transformation und wie man sie auf den lokalen und regionalen Kontext runterbricht – und das in beide Richtungen", sagt Kavelin.
EU und Deutschland unterstützen ukrainische Start-ups
Förderung gibt es auch von der EU. So stellt der European Innovation Council (EIC) ukrainischen Start-ups Zuschüsse zur Verfügung. Der EIC ist das führende Innovationsprogramm der EU. Der deutsche Business-Angel-Fonds Ukraimpulse Ventures bietet Start-ups Anfangsinvestitionen zwischen 10.000 und 50.000 Euro an. Zusätzlich fördert die Polish-Ukrainian Startup Bridge ukrainische Start-ups mit bis zu 24.000 Euro.