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Wirtschaftsausblick | Vereinigte Arabische Emirate
Die Konjunktur in den VAE verzeichnet 2022 einen kräftigen Aufschwung. Anschließend dürfte das Wachstum leicht zurückgehen, im regionalen Vergleich jedoch weiter führend bleiben.
02.12.2022
Von Heena Nazir | Dubai
Für das laufende Jahr 2022 prognostizieren Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5,1 Prozent. Die Weltbank geht von einem Plus von 4,7 Prozent aus. Das Federal Competitiveness and Statistics Centre, die Statistikbehörde des Landes, hält dagegen einen Zuwachs von 5,4 Prozent für möglich.
Offiziellen Prognosen zufolge wächst der Nichtölsektor im Jahr 2022 um real 4,3 Prozent. Diese Zunahme ist vor allem auf eine Erholung des weltweiten Reiseverkehrs zurückzuführen. Dubai registrierte im 1. Halbjahr 2022 rund 7,1 Millionen internationale Übernachtungsgäste. Das entspricht einem Wachstum um 183 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Weiterhin beschleunigt die Fußballweltmeisterschaft in Katar (vom 20. November bis 18. Dezember 2022) den Reise- und Transitverkehr durch die VAE.
Auch der hohe Ölpreis wirkt sich positiv auf die Wirtschaft aus. Er liegt 2022 im Durchschnitt bei 100 US-Dollar (US$) pro Barrel. Die Weltbank rechnet damit, dass die Ölpreise im Jahr 2023 zwar sinken, vorerst jedoch nicht auf das Vorkrisenniveau fallen. In der Prognose wird ein Durchschnittspreis für Rohöl der Sorte Brent von 92 US$ pro Barrel angegeben. Für Jahr 2024 kalkuliert die Weltbank mit 80 US$ pro Fass. Die VAE beziehen rund 30 Prozent ihres BIP aus dem Ölsektor. Für einen ausgeglichenen Staatshaushalt benötigen sie einen Preis von ungefähr 70 US$ und befinden sich daher in einer guten Ausgangsposition.
Für das Jahr 2023 erwarten Wirtschaftsexperten in der gesamten Golfregion ein etwas geringeres BIP-Wachstum. Die Ursachen liegen in der Gefahr einer globalen Rezession und in geopolitischen Spannungen. Der IWF rechnet für die VAE dennoch mit einem soliden Zuwachs von real 4,2 Prozent. Damit wird 2023 für die VAE das höchste reale Wachstum der Gulf Cooperation Council (GCC)-Staaten prognostiziert (Oman: 4,1 Prozent, Saudi-Arabien: 3,7 Prozent, Bahrain: 3 Prozent, Kuwait: 2,6 Prozent und Katar: 2,4 Prozent).
Indikator | 2021 1) | 2022 2) | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
BIP (nominal, Mrd. US$) | 410,0 | 501,4 | 4.224 |
BIP pro Kopf (US$) | 42.884 | 50.349 | 50.771 |
Bevölkerung (Mio.) | 9,5 | 9,6 | 83,2 |
Wechselkurs (1 US$ = x AED) 3) | 3,67 | 3,67 | - |
Das Wirtschaftsministerium meldet für das 1. Halbjahr 2022 einen deutlichen Anstieg der Staatseinnahmen gegenüber der Vorjahresperiode um 32 Prozent auf über 80 Milliarden US$. Dies entspricht einem Überschuss von rund 35 Milliarden US$. Diese hohen Einnahmen werden es der Regierung ermöglichen, finanzielle Spielräume auszubauen und Investitionen in strategische Sektoren und Projekte zu forcieren.
Der Gesamtwert der Projektvergabe in den VAE stieg von Januar bis Oktober 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18,4 Prozent auf etwa 14,9 Milliarden US$. Ein Großteil der Vorhaben entfällt auf den Bausektor. Branchenkennern zufolge treiben die Mehreinnahmen aus dem Ölgeschäft auch Infrastrukturprojekte stärker voran, die sich in der Vergangenheit verzögert haben. Hierzu gehört der Ausbau der Metrolinie in Dubai.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand *) | Projektträger |
Khalifa Industrial Zone Abu Dhabi (Kizad): Phase 2 | 7.800 | DE | |
UZ1000 Expansion: Development of Surface Facilities | 7.000 | PQ | |
Hail and Ghasha Sour Gas Development: Onshore Package | 6.000 | AP | |
Bur Dubai: Strategic Sewerage Tunnel | 4.500 | FEED | |
Fujairah LNG Export Terminal | 4.500 | PQ | |
Saadiyat Island: Mixed Use Development | 4.000 | DE | |
Hail and Ghasha Sour Gas Development: Offshore Package | 3.000 | AP | |
Deira: Strategic Sewerage Tunnel | 2.900 | FEED | |
Abu Dhabi Island to Al-Ain New Passenger Rail Link | 2.720 | DE | |
Mirfa Seawater Treatment Plant | 2.500 | AP |
Ökonomen der Economist Intelligence Unit rechnen für 2023 mit einem Anstieg der Inflation um 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Annahme basiert auf den weltweit steigenden Nahrungsmittel- und Energiepreisen. Wegen der Abschwächung des an den US-Dollar (US$) gebundenen Dirhams am Devisenmarkt sind die Aussichten weiter gedämpft. Die Zentralbank der VAE hat bereits den Leitzins auf 3,15 Prozentpunkte angehoben (parallel zur dritten Erhöhung durch die US-Notenbank). Experten rechnen auch in Zukunft mit einer strafferen Geldpolitik, die den Konsum bremsen wird.
Die Regierung der VAE sieht weiterhin von Subventionen in Schlüsselsektoren ab. Im Jahr 2022 führte das Wirtschaftsministerium neue Richtlinien für Preiskontrollen für grundlegende Konsumgüter ein. Diese sollen 2023 fortgeführt werden. Experten zufolge wirkt die Maßnahme nur als Tropfen auf den heißen Stein und wird das Konsumklima kaum positiv beeinflussen. Vielversprechend entwickelt sich jedoch der Tourismussektor. Der Reise- und Transitverkehr nach Katar (für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 vom 20. November bis zum 18. Dezember) erhält nochmals einen starken Schub und lockt kauffreudige Reisende in die VAE.
Für 2022 erwarten die Ökonomen der Economist Intelligence Unit einen Anstieg der Exporte um 12,8 Prozent und der Importe um 10,5 Prozent. Offizielle Daten für das Jahr 2022 sind mit Stand vom 1. Dezember 2022 nicht verfügbar. Nach vorläufigen offiziellen Angaben für das Jahr 2021 stiegen die Gesamtexporte der VAE um real 16,3 Prozent auf 317,6 Milliarden US$. Die Importe legten um 11,7 Prozent auf 235,4 Milliarden US$ zu. Rund 60 Prozent davon werden weiter in Drittländer reexportiert.
In den ersten acht Monaten des Jahres 2022 stiegen die Einfuhren aus Deutschland laut Statistikbehörde Eurostat nominal um rund 6 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Ein deutlicher Zuwachs war vor allem bei der SITC-Position 78 "Straßenfahrzeuge (einschließlich Luftkissenfahrzeuge)" zu beobachten, von denen im Vergleich zur Vorjahresperiode 21,7 Prozent mehr exportiert wurden. Außerdem lieferten deutsche Hersteller 18,8 Prozent mehr "Maschinen, Apparate und Geräte für verschiedene Zwecke, a.n.g., und Teile davon, a.n.g." (SITC-Position 74) in die VAE.
2020 | 2021 *) | Veränderung 2021/2020 | |
Importe (fob) | 210,8 | 235,4 | 11,7 |
Exporte (fob) | 273,1 | 317,6 | 16,3 |