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Wirtschaftsumfeld | Westafrika | Entwicklungszusammenarbeit

Überblick über die Entwicklungszusammenarbeit mit Westafrika

In Westafrika erhält Nigeria die meiste Entwicklungshilfe. Ghana, der Senegal und Côte d'Ivoire stehen als Reformpartner im Fokus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.

Von Laura Sundermann | Bonn

Charakteristika der Länder Westafrikas

Westafrika umfasst die 15 Länder Benin, Burkina Faso, den Inselstaat Cabo Verde, Côte d‘Ivoire, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Liberia, Mali, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone und Togo. Die Vereinten Nationen zählen auch Mauretanien noch hinzu. Das Land orientiert sich selbst aber eher am Maghreb und der arabischen Welt. In diesem Bericht wird Mauretanien daher nicht berücksichtigt.

Wie in anderen Regionen Afrikas haben sich auch die westafrikanischen Staaten zu einem Wirtschaftsraum zusammengeschlossen. Zur Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS (Economic Community of West African States) gehören alle 15 westafrikanischen Staaten. Auf Grund von Putschen suspendiert die ECOWAS immer wieder die Mitgliedschaft einzelner Mitgliedsstaaten; Anfang 2023 sind Burkina Faso, Guinea und Mali suspendiert. Die ECOWAS strebt einen gemeinsamen Binnenmarkt mit freiem Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital an. Seit 2015 setzen die Mitgliedsstaaten Schritt für Schritt einen gemeinsamen Außenzolltarif um.


Westafrika ist geprägt von der Kolonialgeschichte, die die Region immer noch in französischsprachige und englischsprachige sowie einige portugiesischsprachige Länder aufteilt.

Nigeria ist die dominierende Kraft in Westafrika - sowohl im Hinblick auf die Wirtschaftskraft als auch auf die Bevölkerungszahl. Das Land ist die größte Volkswirtschaft Afrikas und hat mit 214 Millionen mehr Einwohner als alle anderen westafrikanischen Länder zusammen. Die Einwohnerzahl der anderen Länder variiert überwiegend zwischen 13 Millionen und 40 Millionen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf ist in den meisten Ländern der Region ähnlich niedrig und liegt unter 1.000 Euro. Lediglich Cabo Verde, Côte d'Ivoire, Ghana, Nigeria, Senegal und Benin haben mit über 1.000 Euro BIP pro Kopf eine etwas höhere Wirtschaftsleistung.

Diese Strukturen wirken sich auch auf die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) in der Region aus: Die etwas reicheren Länder erhalten grundsätzlich auch mehr Mittel aus der EZ, wobei die bilateralen Geber ihre ehemaligen Kolonien stärker berücksichtigen.

Große Geber und Empfänger in Westafrika

Die Weltbank ist in Westafrika der größte Geber. 2020 sagte sie etwa 7,5 Milliarden Euro zu. Hierzu zählen sowohl Official Development Assistance (ODA) als auch andere Mittel wie Darlehen. Es folgen mit größerem Abstand weitere Geber. Die bilaterale ODA der USA für die Länder Westafrikas belief sich 2020 auf rund 1,9 Milliarden Euro. Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sagte 2020 etwa 1,1 Milliarden Euro zu. Von den EU-Institutionen, das heißt von Europäischer Kommission und Europäischer Investitionsbank (EIB), floss 2020 ODA in Höhe von über 1,4 Milliarden Euro nach Westafrika.

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Deutsches Engagement in der Region

Westafrika erhielt von Deutschland 2020 ODA in Höhe von über 820 Millionen Euro. Dabei leistet Deutschland seine Entwicklungshilfe vor allem in Krisenländern wie Niger und Mali, im bevölkerungsreichen Nigeria sowie im Senegal, in Côte d'Ivoire und in Ghana. Die letzten drei Länder bezeichnet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als Reformpartner, wie es in seinem Reformkonzept "BMZ 2030" darlegt. Die Idee dahinter: Besonders reformorientierte Länder fördert Deutschland mit höheren Zusagen - die allerdings an Erfolge geknüpft sind. Solch ein Erfolg kann sein, dass das jeweilige Land beispielsweise durch neue Gesetze sein Investitionsklima verbessert hat. Seit 2021 zählt in Westafrika auch Togo zu den Reformpartnern.

Die KfW Entwicklungsbank setzt die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) Deutschlands um, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) führt die Projekte der Technischen Zusammenarbeit (TZ) durch. Beide Institutionen arbeiten im Auftrag der Bundesregierung.

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Förderstrategien der großen multilateralen Geber

Weltbank unterstützt Energiesektor

Die Weltbank verfolgt eine Regionalstrategie in ganz Subsahara-Afrika. Darin adressiert sie die Länder West- und Zentralafrikas gemeinsam. Sie fördert in der Region insbesondere den Energiesektor, die öffentliche Verwaltung und soziale Sicherungssysteme.

EU arbeitet viel zu Sicherheitsthemen

Das Cotonou-Abkommen und die Gemeinsame Strategie Afrika-EU regeln die Beziehungen zwischen der EU und Afrika. Über den Nachfolger des Cotonou-Abkommens haben die EU und die Organisation der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten (OAKPS) bereits verhandelt. Anfang 2023 war das neue Abkommen noch nicht ratifiziert und deshalb auch nicht in Kraft, daher gilt weiterhin das Cotonou-Abkommen. Für Westafrika hat die EU unter anderem eine Regionalstrategie für den Golf von Guinea und eine für die Sahelregion mit entsprechenden Aktionsplänen entwickelt. Waren beide Strategien zunächst von Sicherheitspolitik geprägt, spielen seit 2021 zivile Aspekte eine größere Rolle: Die Partner wollen sich im Sahel stärker um gute Regierungsführung kümmern und grundlegende Dienstleistungen für die Bevölkerung bereitstellen.

Die weltweite Entwicklungszusammenarbeit der EU läuft seit 2021 über die geografische Säule des EU-Instruments für Nachbarschaft, Entwicklung und internationale Zusammenarbeit NDICI (Neighbourhood, Development and International Cooperation Instrument). Für Subsahara-Afrika sieht die EU zwischen 2021 und 2027 fast 30 Milliarden Euro vor - mehr als für jede andere Region.

AfDB fördert Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

Die AfDB hat ihre Strategie für Westafrika in ihrem West Africa Regional Integration Strategy Paper 2020 - 2025 festgelegt. Sie fokussiert sich in der Region auf zwei Säulen: die Entwicklung der regionalen Infrastruktur sowie die Stärkung der regionalen Wirtschaftsentwicklung durch Sonderwirtschaftszonen, Unternehmensförderung und regionale Finanzsysteme. Ein Schwerpunkt ist dabei die Landwirtschaft und die ländliche Entwicklung.

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