Branche kompakt | Japan | Ernährungswirtschaft
Branchenstruktur
Japans Nahrungsmittel und Getränke verarbeitende Industrie ist wettbewerbsintensiv. Sie wird von Großunternehmen geprägt.
02.07.2025
Von Frank Robaschik | Tokyo
Japans Regierung will die Nahrungsmittelsicherheit stärken. Dazu hat sie im Dezember 2022 das "Food Security Reinforcement Policy Framework" als eine Art Roadmap formuliert. Grundlegend geht es darum, die Importabhängigkeit abzubauen und die Eigenversorgung zu erhöhen. Dazu zählt unter anderem, den eigenen Anbau von Rohmaterialien für den Einsatz in der Agrarindustrie zu steigern und auf mehr energiesparende Techniken zu setzen.
Japan will höhere Selbstversorgung und mehr Smart Farming
Der Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln ist in Japan auf Kalorienbasis mit 38 Prozent im Fiskaljahr 2023 relativ gering. Hierfür ist vor allem die geographische Struktur des Landes verantwortlich. Laut dem neuen "Basic Plan" vom April 2025 will die Regierung bis 2030 die Selbstversorgungsrate auf 45 Prozent ausbauen. Dieses Ziel hatte sich die Regierung allerdings bereits für das Jahr 2025 gesetzt.
Vor allem der Einsatz von Smart Farming, also von digitalen Anwendungen, soll die Effizienz der Agrarindustrie erhöhen. Allerdings muss das Land auch dann noch sowohl Rohprodukte zum eigenen Verzehr als auch solche zur Weiterverarbeitung überwiegend importieren.
Die Bevorratung von Weizen und Sojabohnen soll kräftig steigen. Die Weizenernte soll von 1,1 Millionen Tonnen im Fiskaljahr 2023 auf 1,4 Millionen Tonnen im Fiskaljahr 2030 zulegen. Bei Phosphordünger hat die Regierung für das Fiskaljahr 2030 ein Ziel für die Eigenversorgung in Höhe von 40 Prozent ausgegeben. Im Fiskaljahr 2021 betrug diese 25 Prozent.
Großunternehmen prägen das Bild
Die Produktion von Agrarerzeugnissen findet in Japan vorwiegend in kleinen Betrieben statt. Dahingegen sind die verarbeitenden Unternehmen meist groß. Laut Angaben des Ministry of Economy, Trade and Industry gab es im Jahr 2022 in Japan insgesamt 24.769 Nahrungsmittel verarbeitenden Betriebe, darunter 7.755 mit 30 oder mehr Angestellten. Diese stellten den Löwenanteil der Produktion. Der Wettbewerb ist sehr intensiv.
Segment | Anbieter |
---|---|
Süßwaren, Snacks | Calbee, Lotte, Morinaga, Ezaki Glico, Fujiya |
Gefrierkost | Nissui, Maruha Nichiro, Ajinomoto, JT |
alkoholische Getränke | Suntory, Kirin, Asahi, Sapporo |
alkoholfreie Getränke | Suntory, Coca Cola, Yakult, Otsuka, Ito En |
Fleischverarbeitung | NH Foods, Itoham Foods, Prima Meat Packers, Starzen, S Foods |
Backwaren | Yamazaki Baking, Fuji Baking, Pasco Shikishima, First Baking, Nichiryo Baking |
Molkereiprodukte | Morinaga, Megmilk Snow Brand, Yakult, Meiji Holdings, Koiwai Dairy Products |
Gewürze | Ajinomoto, Kikkoman, Mizkan, Kagome, House Foods |
Die umsatzstärksten Akteure in Japan sind die drei Getränkekonzerne Suntory, Asahi und Kirin. Unter den ausländischen Anbietern liegt Coca-Cola in der Spitzengruppe. Der US-Konzern betreibt über ganz Japan verteilt mehrere Getränkeabfüllanlagen. Ansonsten sind internationale Branchengrößen wie Mondelez, Nestlé und Unilever mit ihren Nahrungsmitteln in verschiedenen Produktgruppen stark vertreten.
Deutschlands Lieferanteil bleibt gering
Der japanische Archipel ist stark auf die Einfuhr von Lebensmitteln angewiesen. Die wichtigsten Lieferländer sind die USA, China, Australien, Thailand und Brasilien. Japan ist zudem der fünftgrößte Abnehmer europäischer Agrarausfuhren. An den japanischen Importen von Nahrungsmitteln und Getränken hat Deutschland einen geringen Anteil. Für europäische und deutsche Anbieter von Lebensmitteln und Getränken hat das seit Februar 2019 geltende Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan die Lieferbedingungen verbessert.
Japans Nahrungsmittel- und Getränkeimporte (SITC 01-07, 09, 11) beliefen sich 2024 auf knapp 56 Milliarden US-Dollar (US$). Damit fielen sie gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Prozent. Der Importmarktanteil Deutschlands betrug weniger als 1 Prozent. Zudem fielen die Einfuhren aus Deutschland um 11,2 Prozent. Auch 2024 waren die Einfuhren von Fleisch und Fleischprodukten aus deutschen Betrieben aufgrund der Afrikanischen Schweinepest und der Maul- und Klauenseuche fast vollständig unterbunden.
Japans Exporte von Nahrungsmitteln und Getränken fielen 2024 um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 7,4 Milliarden US$. Die japanische Regierung will die Ausfuhren des Agrarsektors stärken. Größte Abnehmer japanischer Nahrungsmittel und Getränke waren 2024 die USA, Hongkong und Taiwan. Danach folgte mit deutlichem Abstand China. Die Exporte dorthin brachen nochmal um 46,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Noch 2022 war China der größte Käufer japanischer Nahrungsmittel und Getränke.
Distribution ist komplex
Der Zugang zu Japans Lebensmittelmarkt erfolgt über ein vielschichtiges System aus Importeuren, Großhändlern und Handelshäusern sowie Distributionsfirmen. Es ist für ausländische Neulinge nur schwer zu durchschauen. Es gilt, die richtigen Vertriebswege zu erschließen und das Erzeugnis auch letztlich bei den Zwischen- oder Endkunden bekannt zu machen. Hierfür ist ein gut vernetzter Partner wichtig.
Der Absatz importierter Lebensmittel konzentriert sich in Japan auf die drei großen Ballungsräume rund um die Großstädte Tokyo (Kanto-Region), Osaka (Kansai-Region) und Nagoya (Tokai-Region). In diesen Regionen leben etwa zwei Drittel der Bevölkerung. Sie weisen zudem das höchste Einkommensniveau auf.