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Branchenbericht USA Wege aus der Coronakrise
Wege aus der CoronakriseIn den USA ruft der Branchenverband das Solarjahrzehnt aus. Neben den sinkenden Solarstrompreisen gehört der technologische Fortschritt zu den Treibern.
31.03.2021
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Die U.S. Energy Information Administration (EIA) erwartet, dass gewerbliche Stromerzeuger 2021 große Freiflächenanlagen (utility-scale PV) mit einer kumulierten Kapazität von 39,7 Gigawatt (GW) errichten. Im Jahr 2020 lag der Zuwachs bei 19,2 GW, was bereits einen Rekordzuwachs von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellte, erst recht in einem von häufigen Lockdowns unterbrochenen Jahr. Aufdachanlagen legten vor allem im zweiten Halbjahr 2020 zu, ausgelöst durch einen Boom beim Bau und bei der Modernisierung von Einfamilienhäusern. In 27 Bundesstaaten zogen die Solarkapazitäten um 100 MW und mehr an, was ebenfalls einen Rekordwert bei der Anzahl der involvierten Gebietskörperschaften angeht. Die mit Abstand umfangreichsten Kapazitäten waren zum Zeitpunkt Ende 2020 mit 3,9 GW in Kalifornien installiert, gefolgt von Texas (3,4 GW), Florida (2,8 GW), Virginia (1,4 GW), North Carolina (0,8 GW), South Carolina (0,6 GW), New York (0,5 GW), Arizona (0,5 GW), Utah (0,4 GW) und New Jersey mit 0,4 GW.
Energiequelle | 2018 | 2019 | 2020 |
---|---|---|---|
Solar | 25 | 40 | 43 |
Erdgas | 57 | 32 | 18 |
Kohle | 0 | 0 | 0 |
Wind | 17 | 26 | 38 |
Rest | 2 | 2 | 1 |
Der Verband der Solarenergie-Industrie (SEIA) geht sogar von einem anbrechenden Solarjahrzehnt aus: Demnach wird sich die Zahl der Jobs im Solarsektor bis 2030 verdoppeln, befeuert von privaten Investitionen in einer kumulierten Höhe von 345 Milliarden US-Dollar. Von Vorteil sind dabei die sinkenden Installationskosten. In den zurückliegenden zehn Jahren waren sie bereits um 89 Prozent gefallen, wogegen die Effizienz der PV-Module in die Höhe geschossen ist. Inzwischen hat sich die Solar- neben der Windenergie als die kostengünstigste Stromquelle etabliert.
Die Preise für Solarstrom sinken weiter, da mit den neuen Mehrfach-Sammelschienen-Modulen noch mehr Sonnenstrom und vor allem zuverlässiger geerntet werden kann: Die Wafer nehmen an Dicke ab und gleichzeitig an Fläche zu, was ihre Effizienz optimiert. Neben dem technologischen Fortschritt helfen tendenziell sinkende Weltmarktpreise auf Silizium als Rohstoff und der sinkende Silberanteil in Wafern - beides lässt die Herstellungskosten moderater ausfallen. Somit steht dem Wachstum des Solarmarktes aus technologischer, aber auch aus rein preislicher Sicht nichts mehr im Weg. Nicht umsonst entfielen 2019 bereits 40 Prozent aller hinzu gekommenen klimaneutralen Erzeugungskapazitäten auf Solaranlagen.
Bei Fotovoltaik-Aufdachanlagen werden die schnellsten Wachstumsraten gegenwärtig in Kalifornien verzeichnet. Zum einen liegt das an den bundesstaatlichen Auflagen, wonach jedes neu gebaute Haus zwingend über eine Aufdachanlage verfügen muss. Zum anderen streben private Haushalte eine autonome Energieversorgung an, da sich langanhaltende Stromausfälle in den öffentlichen Versorgungsnetzen speziell in diesem Bundesstaat häufen. Aufdachanlagen nebst Energiespeicher im Keller oder in der Garage bieten sich an, zumal für sie bis 2024 eine steuerliche Förderung besteht.
Was die Einrichtung großer Freiflächenanlagen angeht, erreicht Kalifornien im nationalen Vergleich inzwischen keinen Spitzenplatz mehr. Durch eine aktive Solarpolitik, aber auch durch einen jeweils regional vorgeschriebenen Zubau von Energiespeicherkapazitäten gehören New York, Maryland, Maine und New Jersey hier zu den Vorreitern, nebst Texas, das sich durch einen weitgehend deregulierten Strommarkt und freien Anbieterwettbewerb auszeichnet. Das hohe Installationstempo in den genannten Bundesstaaten dürfte nach 2023 aber wieder abflachen, verringern sich doch in dem genannten Jahr die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen in Freiflächenanlagen.
Die Nachfrage nach Technologie für Freiflächenanlagen bleibt dennoch mittel- bis langfristig robust. Große Stromversorger wie die Tennessee Valley Authority, PacifiCorp, Duke Energy und Idaho Power haben ihre Ressourcenplanung veröffentlicht, wonach sie massiv auf einen langfristigen Ausbau ihrer Solarkapazitäten setzen. Treibende Kräfte für diesen Ausbau sind die äußerst attraktiven Gestehungskosten für Sonnenstrom. Betreiber von Großflächenanlagen haben zum Beispiel 2019 Langzeitlieferverträge (Purchase Power Agreements/PPA) zu Preisen von 18 bis 35 US-Dollar pro Megawattstunde unterschrieben.
Mit der kürzlich erfolgten Verlängerung der steuerlichen Förderung von Solar- und Speicheranlagen (ITC) sehen sich die Solar Energy Industries Association und WoodMackenzie in ihren Prognosen bestätigt, wonach sich die installierte Solarkapazität bis 2030 auf 400 GW vervierfachen wird. Am Zubau werden sich sogenannte Utilities, das heißt Energieunternehmen stärker beteiligen, als es bisher der Fall war.
Projektbezeichnung, Standort | Leistung (Megawatt) | Unternehmen | Status |
---|---|---|---|
Leon County, Texas | 500 | ConnectGen | 2022 Betriebsaufnahme |
Tennessee | 150 | Tennessee Valley Authority und Origis Energy | 2023 Betriebsaufnahme |
White County, Arkansas | 132 | Lightsource BP | 2022 Betriebsaufnahme |
Sunflower County, Mississippi | 100 | Recurrent Energy | 2022 Betriebsaufnahme |
Whyte County, Virginia | 75 | Savion LLC | 2022 Betriebsaufnahme |
MS Solar 6 - Golden Triangle I, Solar Plus Storage Project, Mississippi | 50 | Origis Energy | 2023 Betriebsaufnahme |