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Markttrends

Wegen enormer Preissteigerungen gehen immer mehr Familien aus der Mittelschicht zu Discountern. Einige Konsumänderungen in jüngerer Zeit scheinen die Coronakrise zu überdauern.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Preissprünge bei Grundnahrungsmitteln verhelfen Discountern zum Durchbruch

Nahrungsmittel haben sich im Jahr 2022 stark verteuert. Auslöser waren vor allem Preissteigerungen bei Agrarrohstoffen und Speiseölen. Zum Teil waren Ausgangsprodukte auch kaum verfügbar. Als zum Beispiel Tapiokastärke immer schwieriger zu beschaffen war, ging General Mills dazu über, für Pizzabrötchen der Marke Totino’s Maisstärke zu verwenden. In den meisten Fällen lassen sich Zutaten aber nicht so einfach ersetzen.

Zwar ist die Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln nicht so preissensibel wie bei vielen anderen Erzeugnissen. Doch zogen die Preise so stark an, dass die Nachfrage nach vielen Lebensmitteln zumindest zeitweise zurückging.

Meist fielen die Preiszuwächse prozentual höher aus als die mengenmäßigen Rückgänge. Bei Lebensmitteln tierischer Herkunft sank der Absatz 2022 um 3 Prozent bei einem Anstieg der Einzelhandelspreise um 15 Prozent. Bei pflanzlichen Lebensmitteln ging der Absatz ebenfalls um 3 Prozent zurück, die durchschnittlichen Einzelhandelspreise legten in dem Fall aber „nur“ um 10 Prozent zu.

Angesichts der Preissteigerungen konnten laut dem Food Processing Magazine einige US-Unternehmen ihren Umsatz im letzten Jahr deutlich steigern, vor allem im Fleisch- und Getränkesektor. Die höchsten Zuwächse erzielten PepsiCo und JBS USA.

Lieferdienste sind nach der Coronakrise weiterhin gefragt

Da auch nach der Coronakrise viele Menschen von zu Hause aus arbeiten, bleibt die Nachfrage nach Tiefkühlkost voraussichtlich hoch. Die Zahl derjenigen, die mehr als einmal pro Woche Fertiggerichte zum Frühstück (Mittagessen) kaufen, stieg laut dem US-Verband der Lebensmittelindustrie IRI im Jahr 2022 von 11 (13) auf 17 (21) Prozent. Auch der Absatz von Käse-Snack-Sets hat zugelegt. Das US-Marktforschungsinstitut Datassential prognostiziert, dass der Verzehr von Snacks am frühen Morgen und am späten Abend weiter zunehmen wird, da viele Verbraucher nach eigenen Angaben seit der Pandemie früher aufstehen oder länger aufbleiben.

Auch bestellen US-Verbraucher seit der Pandemie häufiger Essen zum Mitnehmen oder per Lieferservice nach Hause. Speisen zum Aufwärmen sind sehr beliebt, da viele Menschen auch weiterhin von zu Hause aus arbeiten und nicht mehr so oft ins Restaurant gehen, zumal ihre Nominaleinkommen nicht im gleichen Maße gestiegen sind wie das allgemeine Preisniveau. Daher arbeiten immer mehr Lebensmittelketten mit Lieferdiensten zusammen, zum Beispiel Aldi mit DoorDash. Laut einer Erhebung des US-Verbands der Lebensmittelindustrie FMI wünschen sich zwei Drittel der US-amerikanischen Konsumenten mehr gesunde, vorbereitete Speisen sowie mehr vorgekochtes Gemüse zum Aufwärmen und Verzehr und mehr Beilagen.

Weitere Änderungen im US-Verbraucherverhalten beobachtet die Beratungsfirma Acosta: So wechseln die Konsumenten stärker zu Handelsmarken und tätigen weniger Impulskäufe. Einige suchen auch häufiger Fast-Food-Lokale auf, da sie diese als günstiger ansehen als Mahlzeiten zu Hause.

Discounter wachsen schneller als Supermärkte, also Geschäfte mit breiterer Produktpalette sowie Service und Beratung. Im Herbst 2022 prognostizierten die Marktforschenden von Euromonitor bei Discountern in den USA ein Gesamtjahres-Umsatzplus um 4,7 Prozent, bei  Supermärkten dagegen nur um 3,8 Prozent. Davon profitieren Aldi und Lidl. Dabei hatten sogenannte Harddiscounter in den USA lange einen schwereren Stand als klassische Supermärkte mit Vollsortiment. Denn grundsätzlich bevorzugen US-Kunden eher Läden mit hochwertiger Innenausstattung, viel Service und großer Auswahl, vor allem an ihnen bekannten Marken, auch wenn deren Preise etwas höher sind als bei Discountern. Aber nun gehen auch immer mehr Familien aus der Mittelschicht zu Discountern.

Der Einzelhandel setzt auf glutenfreie Eigenmarken. Ein glutenfreier Lebensstil wurde in den USA immer wieder beworben, sodass sich solche Produkte im letzten Jahrzehnt dort schnell ausbreiteten. In den letzten Jahren gingen viele Menschen indes stattdessen zu veganer, vegetarischer oder ketogener (also kohlenhydratmeidender) Ernährung über.

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Umsatz mit funktionellen Erfrischungsgetränken sprudelt

Viel Bewegung ist im US-Markt für sogenannte funktionelle Erfrischungsgetränke. Das sind Soft Drinks mit weniger Kohlensäure und Zucker als üblich. Die Hersteller werben außerdem mit gesundheitsfördernden Inhalts- und Zusatzstoffen wie Mineralien, Vitaminen oder Ballaststoffen. Bekannte Marken sind Culture Pop, Olipop und Poppi.

In den USA trinkt nur etwa ein Viertel der 20- bis 29-Jährigen, die Alkohol zu sich nehmen, Wein. Wesentlich mehr greifen zu Bier oder Spirituosen. Der Bierkonsum soll laut den Marktforschern von Freedonia in den nächsten drei bis vier Jahren insgesamt in etwa stagnieren. Speziell Dosenbier soll indes bis 2026 im Schnitt um 1 Prozent pro Jahr zulegen. Im letzten Jahr sind immer mehr Craft-Beer-Anbieter auf Dosen umgestiegen, was sich auf die Akzeptanz von Dosenbier insgesamt positiv auszuwirken scheint.

Während der Coronapandemie haben sich vor allem Jüngere von Wein ab- und stattdessen Alcopops und hochprozentigen Alkoholika zugewendet. US-Spirituosenhersteller konnten 2022 sowohl ihren Umsatz als auch die Absatzmenge steigern. Zuwächse gab es vor allem im Premiumsegment und bei Tequila und amerikanischem Whiskey. Auch vorgemixte Cocktails zählten zu den Wachstumsbringern in der Spirituosenkategorie.

Gewichtsabnahme, Verdauungs- und Herzgesundheit, besserer Schlaf, ein stärkeres Immunsystem und mehr Muskelkraft oder Ausdauer sind einer Umfrage des International Food Information Council zufolge die für US-Amerikaner wichtigsten gesundheitlichen Vorteile, die Lebensmittel bringen sollen. Laut der Beratungsfirma HealthFocus sucht die Hälfte der Erwachsenen in den USA in Lebensmitteln und Getränken auch nach geistiger Energie und/oder einem Energieschub; unter den 18- bis 39-Jährigen greifen 60 Prozent zu solchen Produkten, um ihre Stimmung zu verbessern.

Stand: Mai 2023

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