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Branchen | Südkorea | Bau

Marktchancen

Die Auftragseingänge sorgen für Schwung im Bausektor. Deutschen Anbietern kommen strengere Regulierungen zur Energieeffizienz in Gebäuden entgegen.

Von Frank Robaschik | Seoul

Südkoreas Bausektor erholt sich

Nach rückläufigen Bauinvestitionen in den Jahren 2018 bis 2020 verzeichnete Südkoreas Bauwirtschaft 2020 rekordhohe Auftragseingänge. Dies betrifft insbesondere den privaten Sektor, aber auch im öffentlichen Sektor reichten diese nahe an das bisherige höchste Auftragsvolumen von 2009 heran, als Präsident Lee Myung-bak sein vier-Flüsse-Projekt startete. Der Konjunkturindex für das Baugewerbe CBSI befand sich im Mai 2021 mit 106,3 Punkten auf einem Niveau wie seit schon fast 20 Jahren nicht mehr. Dazu passend erwartet die Bank of Korea (BOK) für das 2. Halbjahr 2021 und für das Jahr 2022 eine Zunahme der Bauinvestitionen um jeweils real mehr als 2 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum.

Das Construction and Economy Research Institute (CERIK) prognostiziert für 2021 eine weitere leichte Zunahme bei den Auftragseingängen. So erhöht der Staat zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise seine Infrastrukturausgaben. Die Bestellungen des privaten Sektors sollen ebenfalls zulegen, wenn auch langsamer. Mit der größten Zunahme rechnet das CERIK dabei angesichts der deutlich anziehenden Konjunktur im Wirtschaftsbau. Im Wohnungsbau soll das Rekordauftragsvolumen von 2020 nicht wieder erreicht werden, die Aufträge aber auf sehr hohem Niveau bleiben. Risiken sind allerdings die hohe Verschuldung privater Haushalte, enorm gestiegene Wohnungspreise in Seoul und steigende Baukosten.

Im Wirtschaftsbau gibt es angesichts von Homeoffice zwar weniger Büroprojekte. Dagegen bringen hohe Investitionen vor allem in der Halbleiterindustrie viel Dynamik in den Bau von Industriegebäuden. Angesichts der boomenden E-Commerce gibt es auch viel Schwung bei Logistikzentren und Lagerhäusern. Homeoffice, 5G-Netze, zunehmende Automatisierung, Ambitionen beim autonomen Fahren und bei künstlicher Intelligenz sowie Projekte im Rahmen des Digital New Deal treiben den Datenhunger. Dementsprechend gibt es viele Vorhaben zum Bau von Datenzentren.

Bauinvestitionen in Südkorea (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent)

2018

2019

2020

2021 *)

2022 *)

Bauinvestitionen

-4,6

-1,7

-0,4

1,3

2,5

Wohnungsbau

-5,3

-9,8

-2,6

k.A.

k.A.

Wirtschaftsbau

-5,5

2,3

-2,5

k.A.

k.A.

Infrastrukturbau

-2,7

4,7

4,8

k.A.

k.A.

*) PrognosenQuelle: BOK

Auftragseingang in der Bauwirtschaft (in Milliarden US$, nominale Veränderung zum Vorjahr in Prozent) 1)

Kennziffer

2019

2020

2021 2)

Veränderung

Insgesamt

142,3

164,5

167,3

1,7

Privat

101,1

120,3

121,3

0,8

Öffentlich

41,2

44,1

46,0

4,2

Wohnungsbau

56,1

78,6

71,8

-8,7

    Privat

48,5

70,3

k.A.

k.A.

    Öffentlich

7,5

8,3

k.A.

k.A.

Wirtschaftsbau

43,8

48,0

52,6

9,7

Infrastrukturbau

42,4

37,9

42,9

13,2

    Öffentlich

24,1

24,8

k.A.

k.A.

    Privat

18,4

13,0

k.A.

k.A.

Nachrichtlich: Wert der erbrachten Architektur-, Ingenieur- und verwandten technischen Leistungen

24,4

k.A.

k.A.

k.A.

1) Auftragseingang der Mitglieder der Construction Association of Korea; 2) PrognoseQuelle: Construction Association of Korea, CERIK; Statistics Korea

Deutlich höhere Infrastrukturausgaben

Das zentralstaatliche Budget für Infrastruktur stieg von 16,9 Milliarden US$ im Jahr 2019 auf 19,7 Milliarden im Jahr 2020 und 22,5 Milliarden US$ im Jahr 2021. Insbesondere das Budget des Ministry of Land, Transport of Infrastructure für Eisenbahnen liegt für 2021 mit 6,9 Milliarden US$ rund 40 Prozent über dem Niveau von 2019, bei Straßen gab es ein Plus von 23 Prozent auf 6,4 Milliarden US$. Ein Schwerpunkt im Rahmen des New Deal ist auch die Digitalisierung der Infrastruktur

Gebäudemodernisierung und -sanierung spielen in Südkorea bisher nur eine geringe Rolle. Die Lebensdauer von Gebäuden ist kürzer als in Deutschland. Eine häufige Form der Stadtentwicklung ist der Abriss von Wohngebieten und ihr Ersatz durch neue, höhere Wohngebäude mit mehr Wohnungen. Hinzu kommt, dass die Bauherren bisher in der Regel nur ein geringes Interesse an einer Reduzierung der Nebenkosten haben, da diese von den Mietern getragen werden. Da Mieter häufig umziehen, hält sich auch deren Interesse an Energieeffizienz im Gebäude in Grenzen. Etwas interessanter ist der gewerblich genutzte Bereich. Aber auch hier ist es schwierig, die kurzfristig orientierten Kunden vom langfristigen Nutzen beispielsweise eines intelligenteren Energiemanagements zu überzeugen. Einige Impulse in diesem Bereich kommen vom New Deal und vom New Deal der Stadt Seoul. Darüber hinaus erklären zahlreiche private Firmen, dass sie ihr Management im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) stärken wollen.

Staat schreibt zunehmend den Bau von Nullenergiegebäuden vor

Haupttreiber für die Energieeffizienz im Gebäudesektor ist jedoch die sukzessive Verschärfung der Vorschriften für den erlaubten Energieverbrauch in Neubauten. Seit 2020 müssen alle neuen staatlichen Gebäude mit einer Fläche ab 1.000 Quadratmetern als Nullenergiegebäude gebaut werden. Diese Vorgabe wird bis 2030 schrittweise auf alle neuen Gebäude mit einer Fläche ab 500 Quadratmetern ausgeweitet. Von den Vorgaben ab 2025 betroffen sind auch staatliche Wohnungsbauer wie die Korea Land & Housing Corporation (LH) und die Seoul Housing & Communities Corporation (SH).

Die strengeren Vorschriften dürften unter anderem der gebäudeintegrierten Photovoltaik helfen. Aber auch Elemente zur besseren Isolierung wie etwa besser isolierende Fenster werden dadurch mehr gefragt. Außerhalb des durch die Vorgaben entstehenden Markts für besser isolierte Gebäude gibt es nach Erfahrungen deutscher Firmen im Markt auch eine gewisse Nachfrage von Privatpersonen, die für ihre Eigenheime eine bessere Isolierung planen.

Roadmap zur Verbreitung von Nullenergiegebäuden in Südkorea

ab 2020

ab 2023

ab 2025

ab 2030

staatliche Gebäude mit einer Fläche ab 1.000 Quadratmetern

staatliche Gebäude mit einer Fläche ab 500 Quadratmetern

private Gebäude mit einer Fläche ab 1.000 Quadratmetern und Wohngebäude für 30 oder mehr Haushalte

alle staatlichen und privaten Gebäude mit einer Fläche ab 500 Quadratmetern

Quelle: MOLIT

Ausgewählte Großprojekte in Südkorea (Investitionen in Milliarden US$)

Vorhaben

Investitionssumme

Projektstand

Auftraggeber/Planung/Durchführung

8,2 GW Offshore-Windpark in Shinan (Provinz Süd-Jeolla)

41,1

Absichtserklärung; Bau soll im 2. Halbjahr 2021 beginnen

KEPCO, Provinz Süd-Jeolla, Shinan und Jeonnam Development Corporation, weitere Windkraftvorhaben siehe Bericht Südkorea will Photovoltaik und Windenergie stark ausbauen

New Songdo City

35,3

Laufzeit 2003-2030

New Songdo City Dev., LLC (JV Gale (US), Posco E&C)

Bau von vier Kernreaktoren und zehn Gaskraftwerken

21,1

bis 2028, vier Kernreaktoren und fünf Gaskraftwerke zurzeit im Bau

Korea Hydro & Nuclear Power, GS Power, Korea Western Power, Korea East-West Power, Ulsan GPS, Tongyong Ecopower, SK E&C, Korea Southern Power, Naepo Green Energy, Details siehe Bericht Ausbau konventioneller Kraftwerke fokussiert sich auf Flüssiggas

Hafenausbau in Busan (Busan New Port, Busan Port Redevelopment)

14,1

Durchführung, Bauzeit 1995 – 2025

Busan Port Authority

Sejong City, Bau von Verwaltungsstadt für Regierung

13,9

Projektlaufzeit 2007-2030

Ministry of Land, Infrastructure and Transport (MOLIT)

Great Train eXpress (GTX), Bau dreier unterirdischer Hochgeschwindigkeits-U-Bahn-Linien

13,1

Linie A (Paju -Samseong -Dongtan, 4,6 Milliarden US$) im Bau bis 2023

Provinz Gyeonggi, MOLIT; Auftrag für Linie C von Deokjeong nach Suwon im Wert von 3,7 Milliarden US$ dürfte im 2. Halbjahr 2021 vergeben werden; für Linie B von Songdo nach Maseok läuft Machbarkeitsstudie; vierte Linie (Linie D) wird diskutiert.

Ausbau des U-Bahn-Netzes in Seoul

7,4

Bauzeit 2015 bis 2025

Bau 10 neuer Strecken (89,2 km, Erweiterung des Netzes um 27 Prozent)

Eco Delta City in Busan

4,6

Bauzeit 2019 bis 2023

Stadt Busan

Seobu Gyeongnam KTX (Gimcheon/Nord-Gyeongsang – Geoje / Süd-Gyeongsang)

4,0

geplante Bauzeit 2022 - 2028

MOLIT, Provinz Süd-Gyeongsang

Hyundai Global Business Center

3,1

Bauzeit 2020 bis 2026

Hyundai Motor Group, Hyundai Engineering & Construction

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Staat treibt Vorzeigeprojekte für smarte Städte voran

Nachdem viele Jahre Songdo in Incheon die Vorzeigestadt für intelligente Ansätze im Stadtmanagement war, beschloss Südkorea 2018 eine Strategie für smarte Städte (smart cities). Zahlreiche Gebietskörperschaften nehmen an solchen Vorhaben teil. Besonders im Fokus stehen zwei Smart-City-Projekte in Sejong und in Busan. In Busan stehen bei geplanten Investitionen von insgesamt 1,9 Milliarden US$ bis 2023 Energie- und Umweltthemen wie etwa ein Wasserstoff-Brennstoffzellenkraftwerk, hydrothermale Energie und Recycling von Wasser im Vordergrund. Darüber hinaus soll die Stadt roboterfreundlich sein und Roboter in das tägliche Leben integrieren. In Sejong spielen bei Investitionen von 1,3 Milliarden US$ bis 2021 Themen wie autonomes Fahren, Verkehrsmanagement, Telemedizin und Online-Bildung eine wichtige Rolle. Ein Ziel ist auch der Export von in diesem Rahmen entwickelten Technologien. Generell unterstützt Südkorea seine Baufirmen auf den Auslandsmärkten. Im Auslandsbau erhielten südkoreanische Firmen nach Angaben der International Contractors Association of Korea im 1. Halbjahr 2021 Aufträge im Wert von 14,7 Milliarden US$, vor allem aus Asien, dem Nahen Osten und Europa.

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