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Branchen | Brasilien | Abfallwirtschaft

Branchenstruktur

Durch den ESG-Trend und den neuen Rechtsrahmen kommt Bewegung in die Branche.

Von Gloria Rose | São Paulo

Entsorgungsbranche ist stark fragmentiert

Laut dem Branchenverband Abrelpe erwirtschaftete die brasilianische Abfallwirtschaft 2019 rund 7,1 Milliarden US-Dollar (US$). Eine deutliche Umsatzsteigerung ist angesichts der leeren Kassen nicht zu erwarten. Der Sektor ist aufgrund der Zuständigkeit der Kommunen stark fragmentiert. Abrelpe zählt rund 13.200 Unternehmen.

Die fünf größten Konzerne machen weniger als ein Viertel des Markts aus. Der ehemalige Branchenführer Estre Ambiental geriet im Zuge der Korruptionsermittlungen Lava-Jato in Zahlungsschwierigkeiten und befindet sich in einem Restrukturierungsprozess. Profitieren könnte der aufstrebende Konkurrent Orizon, der nach dem erfolgreichen Börsengang im Februar 2021 Ausschau nach Aktiva hält. Auf Expansionskurs sind auch Marquise Ambiental, der größte Produzent von Deponiegas in Brasilien, und die Gruppe Solvi Essencis. Auch Ambipar könnte Interesse anmelden. Der brasilianische Konzern macht sich derzeit einen Namen als "M&A-Maschine". Seit dem Börsengang im Juli 2020 tätigte das Umweltmanagement-Unternehmen 22 Übernahmen.

Je nach Stadt oder Gemeinde sind öffentliche, gemischtwirtschaftliche oder rein private Dienstleister mit der Entsorgung beauftragt. Große Konzessionäre sind Loga der Gruppe Solvi und Ecourbis Ambiental in São Paulo sowie Comlurb in Rio de Janeiro. Durch PPP-Vergaben dürfte der Anteil der privaten Entsorgungsunternehmen deutlich steigen.

Energieverwertung zieht Anbieter an 

Etwa 51 Prozent der Wertstoffsammlung erfolgt über private Dienstleister, 33 Prozent über öffentliche Unternehmen und 16 Prozent über die Müllsammler (Catadores). Die brasilianische Recyclingwirtschaft setzt nach Angaben der Unternehmensinitiative Cempre etwa 2,3 Milliarden US$ im Jahr um. Bei Nicht-Eisen-Metallen ist die Gruppe Recicla BR marktführend. Ein sehr wichtiger Player bei Aluminium ist der multinationale Konzern Novelis. Beim Recycling von Getränkekartons führt Revita den überschaubaren Markt in Brasilien an. Die Kunststoffrecyclingindustrie setzt sich aus etwa 700 Firmen zusammen.

In der Verwertung von Deponiegas bedienen relativ wenige Anbieter wie das italienische Unternehmen Asja, CS Bioenergia und Carbogas Energia die wachsende Nachfrage. Ein Großteil der Komponenten wird importiert, wodurch die Kosten mit dem volatilen Wechselkurs schwanken. Auf den Markt der Anlagenhersteller und -projektierer drängen nun immer mehr Player. Der brasilianische Elektrokonzern WEG brachte Ende 2019 Module zur Stromerzeugung mit einer installierten Leistung von 2,5 Gigawatt und 5 Gigawatt auf den Markt. Auf kompakte Anlagen für kleinere Städte und Gemeinden setzt auch ZEG Ambiental der Gruppe Capitale Energia. 

Start-ups entdecken den Markt für sich

Innovative Unternehmen belegen das immense Wachstumspotenzial im brasilianischen Markt. Trashin bietet Lösungen zur Rücknahmelogistik an und verdreifachte seinen Umsatz im Jahr 2020. Durch den ESG (Environment, Social, Governance)-Trend fokussieren sich immer mehr Jungunternehmer auf das Abfallmanagement. Von den 227 brasilianischen Start-ups weisen lediglich 17 Prozent Einnahmen oder Investitionen auf. Doch angesichts des hohen Rückstands in Brasilien könnten Unternehmen und Kommunen zunehmend auf die Unterstützung von Start-ups zurückgreifen.

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