Branchen | Japan | Nahrungsmittel
Branchenstruktur
Japans Nahrungsmittel und Getränke verarbeitende Industrie ist wettbewerbsintensiv. Sie wird von Großunternehmen geprägt.
19.07.2023
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Japans Regierung will die Nahrungsmittelsicherheit stärken. Dazu hat sie im Dezember 2022 das "Food Security Reinforcement Policy Framework" als eine Art Roadmap formuliert. Grundlegend geht es darum, die Importabhängigkeit abzubauen und die Eigenversorgung zu erhöhen. Dazu zählt unter anderem, den eigenen Anbau von Rohmaterialien für den Einsatz in der Agrarindustrie zu steigern und auf mehr energiesparende Techniken zu setzen.
Bis 2030 soll der Einsatz von chemischen Düngern gegenüber dem Vergleichsjahr 2016 um 20 Prozent sinken. Die Produktionsflächen von Weizen sollen laut dem Rahmenwerk bis 2030 um 9 Prozent, die von Sojabohnen um 16 Prozent und die von Futterpflanzen um 32 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 steigen.
Nicht zuletzt wird darauf abgezielt, Ausschusswaren und Abfallprodukte, die während der Herstellung anfallen, gegenüber dem Vergleichsjahr 2020 um 2,7 Millionen Tonnen zu verringern.
Der Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln ist in Japan auf Kalorienbasis mit weniger als 40 Prozent relativ gering. Hierfür ist vor allem die geographische Struktur des Landes verantwortlich. Laut "Basic Plan" aus dem Jahr 2020 will die Regierung bis 2025 die Selbstversorgungsrate auf 45 Prozent ausbauen. Vor allem der Einsatz von Smart Farming, also von digitalen Anwendungen, soll die Effizienz der Agrarindustrie erhöhen. Allerdings muss das Land auch dann noch sowohl Rohprodukte zum eigenen Verzehr als auch solche zur Weiterverarbeitung überwiegend importieren.
Produktion ausgewählter Nahrungsmittelerzeugnisse (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent) 1)
Segment | 2022 2) | 2023 2) 3) | Veränd. 2023/2022 3) 4) |
---|---|---|---|
Süßwaren | 18.790 | 18.959 | 0,9 |
Molkereiprodukte | 17.981 | 18.078 | 0,5 |
Milch | 6.231 | 6.231 | 0,0 |
Eis | 4.058 | 4.179 | 3,0 |
fermentierte Milch | 3.026 | 3.047 | 0,7 |
Käse | 1.406 | 1.368 | -2,7 |
Gesundheitskost | 12.310 | 13.070 | 6,2 |
Brot | 7.448 | 7.523 | 1,1 |
Fleischverarbeitung | 5.653 | 5.813 | 2,8 |
Würste | 2.682 | 2.758 | 2,8 |
Schinken | 1.884 | 1.938 | 2,8 |
Speck | 1.087 | 1.117 | 2,8 |
Gefrierkost | 5.684 | 5.738 | 0,9 |
Fertiggerichte | 4.870 | 4.914 | 0,9 |
Nudeln | 5.160 | 5.388 | 4,4 |
Großunternehmen prägen das Bild
Die Produktion von Agrarerzeugnissen findet in Japan vorwiegend in kleinen Betrieben statt. Dahingegen sind die verarbeitenden Unternehmen meist groß. Laut Angaben des Ministry of Economy, Trade and Industry gab es im Jahr 2020 in Japan insgesamt 7.706 Nahrungsmittel verarbeitenden Betriebe. Im Jahr 2019 waren es noch 7.480 Firmen gewesen. Erfasst wurden Betriebe mit mehr als 30 Angestellten. Der Wettbewerb ist sehr intensiv.
Die umsatzstärksten Akteure in Japan sind die drei Getränkekonzerne Suntory, Asahi und Kirin. Unter den ausländischen Anbietern liegt Coca-Cola in der Spitzengruppe. Der US-Konzern betreibt über ganz Japan verteilt mehrere Getränkeabfüllanlagen. Ansonsten sind internationale Branchengrößen wie Mondelez, Nestlé und Unilever mit ihren Nahrungsmitteln in verschiedenen Produktgruppen stark vertreten.
Wichtige Branchenunternehmen nach Umsatz (in Milliarden US-Dollar)
Unternehmen | Hauptprodukte | Umsatz 2022 3 |
---|---|---|
Getränkeerzeugung | 22,6 | |
Getränkeerzeugung | 19,1 | |
Getränkeerzeugung | 15,1 | |
Nahrungsmittel, Aminosäuren | 10,3 | |
Fleischverarbeitung | 9,6 | |
Molkerei, Getränke, Süßwaren | 7,7 |
Deutschlands Lieferanteil bleibt gering
Der japanische Archipel ist stark auf die Einfuhr von Lebensmitteln angewiesen. Beim Import aus Asien dominiert China. Ansonsten sind die USA der größte Lieferant. Japan ist zudem der viertgrößte Abnehmer von europäischen Agrarausfuhren. An den japanischen Importen von Nahrungsmitteln und Getränken hat Deutschland einen geringen Anteil. Für europäische und deutsche Anbieter von Lebensmitteln und Getränken hat das seit Februar 2019 geltende Freihandelsabkommen JEFTA (Japan-EU Free Trade Agreement) die Lieferbedingungen verbessert.
Japans Nahrungsmittel- und Getränkeimporte (SITC 01-07, 09, 11) beliefen sich im Jahr 2022 laut UN-Comtrade insgesamt auf 62,4 Milliarden US-Dollar (US$). Insbesondere die geopolitischen Veränderungen durch den Ukrainekrieg und höhere Preise für Rohstoffe und Transport haben die Importrechnung nach oben getrieben und die Inflation angeheizt. Die Importe aus Deutschland haben sich 2022 gegenüber 2021 jedoch kaum verändert. Nach wie vor sind Einfuhren von Fleisch und Fleischprodukten aus deutschen Betrieben aufgrund der Schweinepest und des Rinderwahnsinns fast vollständig unterbunden.
Japans Einfuhr von Nahrungsmitteln und Getränken (in Millionen US-Dollar)
SITC | Produktgruppe | 2021 | 2022 | Deutschland1 |
---|---|---|---|---|
01 | Fleisch und Fleischprodukte | 14.205 | 14.663 | 0,4 |
02 | Milch und Milchprodukte, Vogeleier | 1.741 | 1.964 | 123 |
03 | Fische, andere Wassertiere und Zubereitungen | 13.800 | 14.750 | 27 |
04 | Getreide und Getreideprodukte, Teig- und Backwaren | 8.738 | 10.991 | 42 |
05 | Gemüse, Früchte und Zubereitungen | 10.010 | 9.909 | 55 |
06 | Zucker, Zuckerwaren, Honig | 1.063 | 1.208 | 53 |
07 | Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus | 3.087 | 3.684 | 35 |
09 | Verschiedene Lebensmittel und Zubereitungen | 2.050 | 2.120 | 39 |
11 | Getränke | 2.902 | 3.143 | 63 |
Summe | 57.596 | 62.434 | 437 |
Japans Exporte von agrarischen Erzeugnissen, inklusive Forstwirtschaft und Tabak, stiegen laut Statistiken des Landwirtschaftsministeriums im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr auf Yen-Basis um 14,3 Prozent. Alle Segmente legten zu: verarbeitete Nahrungsmittelprodukte um 9,9 Prozent, Fleischerzeugnisse um 11,3 Prozent und verarbeitete Meeresprodukte um mehr als 25 Prozent. Die japanische Regierung will die Ausfuhren des Agrarsektors weiter stärken. Das Land hat seine Ausfuhren von agrarischen Erzeugnissen 2022 das zehnte Jahr in Folge ausgeweitet. Größte Abnehmer der Lebensmittel sind China und Hongkong, vor den USA und Taiwan.
Distribution ist komplex
Der Zugang zu Japans Lebensmittelmarkt erfolgt über ein vielschichtiges System aus Importeuren, Großhändlern und Handelshäusern sowie Distributionsfirmen. Es ist für ausländische Neulinge nur schwer zu durchschauen. Es gilt, die richtigen Vertriebswege zu erschließen und das Erzeugnis auch letztlich bei den Zwischen- oder Endkunden bekannt zu machen. Hierfür ist ein gut vernetzter Partner wichtig.
Der Absatz von importierten Lebensmitteln konzentriert sich in Japan auf die drei großen Agglomerationen rund um die Großstädte Tokyo (Kanto-Region), Osaka (Kansai-Region) und Nagoya (Tokai-Region). In diesen Regionen leben etwa zwei Drittel der Bevölkerung. Sie weisen zudem das höchste Einkommensniveau auf.