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Wirtschaftsausblick | Portugal

Die portugiesische Wirtschaft behauptet sich im EU-Vergleich

Privater Konsum und Investitionen stützen die Konjunktur. Die EU-Kommission prognostiziert ein Wirtschaftswachstum von jeweils etwa 2 Prozent für die Jahre 2025 und 2026.

Von Friedrich Henle | Madrid

Top-Thema: Microsoft investiert 10 Milliarden US-Dollar in Sines

Der US-Technologiekonzern will ab Anfang 2026 insgesamt 10 Milliarden US-Dollar in das Rechenzentrum von Start Campus in Sines an der Südwestküste Portugals investieren. Das verkündete Brad Smith, Vice Chairman und Präsident von Microsoft, im Rahmen des Start-up-Events "Web Summit" im November 2025 in Lissabon. Ziel ist es, die wachsende Nachfrage nach Künstliche-Intelligenz (KI)-Anwendungen und Cloud-Diensten zu bedienen. Gemeinsam mit Nscale hatte Microsoft bereits im Oktober 2025 entschieden, den Campus zu nutzen.

Start Campus ist ein privat finanzierter Rechenzentrumskomplex, der seit Ende 2024 betriebsbereit ist. Bei Nutzung aller sechs Gebäude verfügt die Anlage über eine IT-Kapazität von 1,2 Gigawatt. Nach eigenen Angaben profitiert der Standort von Datenkabeln, die Sines mit dem amerikanischen und dem afrikanischen Kontinent verbinden. Start Campus führt außerdem an, die Anschlüsse ans Stromnetz bereits gesichert zu haben. 100 Prozent grüner Strom und eine innovative Meerwasserkühlung sollen den Standort besonders nachhaltig machen. Mit der Investition von Microsoft steigt Portugals Bedeutung als europäischer IT-Standort. Neben der digitalen Infrastruktur trägt dazu auch die Verfügbarkeit gut ausgebildeter IT-Fachkräfte bei.

Wirtschaftsentwicklung: Solide Werte im europäischen Vergleich

Die EU-Kommission hat im November 2025 ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in Portugal gegenüber der Frühjahrsprognose leicht erhöht. Sie rechnet nun mit einem realen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das Gesamtjahr 2025 in Höhe von 1,9 Prozent. Bei der Vorausschau für das Jahr 2026 geht sie weiterhin von einem Plus von 2,2 Prozent aus. Mit beiden Werten bewegt sich das Wachstum in Portugal oberhalb des prognostizierten EU-Durchschnitts von jeweils 1,4 Prozent.

Die Regierung hat in den letzten Jahren Haushaltsausgaben und -einnahmen im Gleichgewicht halten können. Die öffentliche Verschuldung dürfte 2026 wieder auf unter 90 Prozent des BIP sinken. Die Regierung nutzt diesen gestiegenen Handlungsspielraum für Steuersenkungen bei der Einkommensteuer sowie bei der Körperschaftssteuer für Unternehmen.

Investitionen: Kräftiger Anstieg erwartet

In den Jahren 2025 und 2026 sollen die Investitionen wieder stärker zum Wirtschaftswachstum in Portugal beitragen. Denn dann dürften die größten Summen aus den NextGenerationEU-Fonds der aktuellen Finanzperiode 2021 bis 2026 bei den begünstigten Unternehmen ankommen. Von den 22,2 Milliarden Euro an Zuschüssen und Krediten, mit denen Portugal insgesamt planen kann, sind bis November 2025 etwa 62 Prozent bei der EU abgerufen worden.

Insbesondere bei den Bauinvestitionen rechnet die EU-Kommission deshalb mit einem größeren Plus von jeweils rund 5 Prozent. Hier sorgen Projekte im Infrastrukturbereich für Impulse, häufig kofinanziert durch europäische Fördermittel. So laufen beispielsweise Arbeiten an der Schnellzugstrecke zwischen Évora und Elvas. Die Trasse ist ein wichtiges Verbindungsstück für die künftige Direktverbindung zwischen Lissabon und Madrid, und damit ein Puzzlestück für den Ausbau der europäischen Verkehrskorridore im Schienenbereich (Atlantikkorridor). 

Konsum: Ausblick für die private Nachfrage bleibt positiv

Ein Wachstumstreiber für die portugiesische Wirtschaft bleibt der private Konsum. Ihn stärkt ein weiterer Anstieg der Beschäftigung, auch wenn der Zuwachs etwas nachlässt. Höhere Löhne und eine gesunkene Inflation sorgen für eine Zunahme bei den Reallöhnen. Insgesamt fallen die Aussichten für die private Nachfrage mit einem Plus von 3,5 Prozent für 2025 und 2,6 Prozent für 2026 positiv aus. Problematisch bleibt jedoch das immer teurere Wohnen. Im Jahr 2024 sind die Mietpreise im Landesdurchschnitt um 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. In der Hauptstadt Lissabon ist die Miete für eine Zweizimmerwohnung mittlerweile höher als das monatliche Durchschnittseinkommen in Portugal.

Außenhandel: Prognose nach unten revidiert

Die Prognose der EU-Kommission vom November 2025 sieht beide Seiten der Außenhandelsbilanz zwar im Plus. Gegenüber der vorangegangenen Prognose hat sie den Zuwachs bei den Exporten für das Jahr 2026 aber von 2,8 auf 1,5 Prozent gesenkt. Grund dafür ist vor allem die größere Unsicherheit im Welthandel, unter anderem durch die Zollpolitik von US-Präsident Trump. Die Dienstleistungsexporte wiederum profitieren vom anhaltenden Tourismusboom. Die Importe sollen 2026 um 2,8 Prozent zunehmen.

Deutsche Perspektive: Portugal als Beschaffungsmarkt immer wichtiger

Deutschland importierte 2024 Waren im Wert von 9,6 Milliarden Euro aus Portugal, ein Plus von rund 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Treiber waren vor allem mehr Kfz-Importe, aber auch eine signifikante Zunahme der Importe von Maschinen und Haushaltsgeräten. Diese Entwicklung setzt sich 2025 fort. Die Wareneinfuhren aus Portugal beliefen sich laut Destatis von Januar bis September 2025 bereits auf 7,4 Milliarden Euro.

In die andere Richtung exportierten deutsche Unternehmen bis September 2025 bereits Waren im Wert von 9,7 Milliarden Euro. Am Jahresende könnte somit ein beachtliches Exportplus von etwa 7 Prozent gegenüber 2024 erzielt worden sein.

Laut Angaben der Deutschen Bundesbank hatten Ende 2023 insgesamt 387 deutsche Unternehmen, die eine Bilanzsumme von mindestens 3 Millionen Euro aufweisen, in Portugal investiert. Diese beschäftigten 83.000 Mitarbeitende und erzielten einen Jahresumsatz von rund 28 Milliarden Euro im Land.

Mehr Informationen zu Portugal finden Sie auf der GTAI-Länderseite Portugal.

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