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Branchen | Tschechische Republik | Automobilsektor

Marktchancen Kfz-Absatzmarkt

Auch 2023 ist keine Erholung des Neuwagenmarktes in Sicht. Geländewagen und Verbrenner bleiben gefragt. Batteriebetriebene Autos sind im Kommen, auch im Gebrauchthandel.

Von Miriam Neubert | Prag

Mangel an Neuwagen

Die Nachfrage nach Pkw ist 2022 noch unter das Niveau des Corona-Jahres 2020 gesunken. Mit der Zulassung von etwas über 192.000 neuen Pkw (Fahrzeugklasse M1) waren die Zahlen sogar niedriger als 2014. Als Grund sieht der Verband der Autoimporteure SDA den Mangel an Neuwagen. Da immer wieder Probleme bei der Versorgung mit elementaren Teilen, besonders Halbleitern, auftreten, kann die Kraftfahrzeugindustrie die Nachfrage nach neuen Straßenfahrzeugen nicht hinreichend oder schnell genug bedienen. Angesichts der Knappheiten und der strengeren europäischen Emissionsvorschriften fallen zudem bestimmte erschwinglichere Modelle höherpreisigen zum Opfer, die mit besseren Gewinnmargen einhergehen. Spitzenjahr der Nachfrage ist 2017 gewesen, mit fast 271.600 registrierten neuen Pkw.

Auch 2023 kein Durchbruch des Pkw-Markts in Sicht

Bei neuen Pkw verzeichnet die SDA-Statistik 2022 einen Rückgang der Anmeldungen gegenüber dem Vorjahr um 7,2 Prozent. Bei den leichten Nutzfahrzeugen (Fahrzeugklasse N1) war es ein Einbruch um 14 Prozent. Positiv entwickelte sich mit 3,6 Prozent die Lkw-Sparte, obwohl auch hier die Händler die Nachfrage offenbar nicht ganz bedienen konnten. Dadurch blieben die Zahlen unter dem Niveau vor der Pandemie. Dieses wurde hingegen bei den Bussen erreicht, durch einen Zuwachs um ein Fünftel. Der Motorradmarkt hatte schon in der Pandemie nicht gelitten und erreichte mit fast 26.000 Einheiten die höchsten Anmeldezahlen seit 2008. Die Anhänger gingen nach einem Anmelderekord 2021 um gut ein Zehntel auf 43.000 Einheiten zurück.

Zulassung von Kfz in der Tschechischen Republik (Stückzahl, Veränderungen in Prozent)*

Kategorie

2021

2022

Veränderung 2022/2021

Pkw

392.539

353.273

-10,0

   neue

206.876

192.087

-7,1

leichte Nutzfahrzeuge

33.699

31.395

-6,8

   neue

19.660

16.908

-14,0

Lkw

12.283

12.118

-1,3

   neue

8.679

8.988

3,6

Busse

1.309

1.545

18,0

   neue

1.006

1.215

20,8

* die Tabelle erfasst neue Fahrzeuge und importierte GebrauchtwagenQuelle: Verband der Autoimporteure (SDA) 2023

Der Pkw-Markt hängt 2023 weiterhin von der Beschaffungslage auf Seiten der Autohersteller ab und der generellen Wirtschaftsentwicklung. Diese dürfte den Prognosen zufolge gegenüber dem Vorjahr bestenfalls stagnieren, was die Aussichten auf eine Erholung des Automarkts eintrübt. Die Unternehmensberatungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers schätzt, dass 180.000 bis 200.000 Neuwagen zugelassen werden könnten – also unter Umständen auch weniger als 2022.

Fast die Hälfte des Markts stammt aus tschechischer Produktion

Etwas stärker als der Gesamtmarkt ging mit fast 10 Prozent der Inlandsabsatz der tschechischen Autoindustrie zurück. Fast 46 Prozent der angemeldeten Neuwagen stammte 2022 aus den tschechischen Werken von Škoda Auto, Hyundai und Toyota.   

Geländewagen (SUV) bleiben die Favoriten, wenn es um Modellklassen geht. Mit nicht ganz 86.000 Stück sind zwar etwas weniger angemeldet worden als im Rekordjahr 2021. Doch durch den insgesamt schrumpfenden Automarkt stieg ihr Anteil um weitere 2 Prozentpunkte auf fast 45 Prozent. Mit 15 Prozent folgte das Segment untere Mittelklasse vor den Klein- und Mittelklassewagen mit je 13 und 10 Prozent.

Pkw-Neuzulassungen nach Herstellern in Tschechien (Auswahl; Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)

Hersteller

Zulassungen 2022

Veränderung 2022/2021

Marktanteil 2022

Škoda

62.905

-11,3

32,8

Hyundai

18.604

-7,9

9,7

Volkswagen

16.020

-4,7

8,3

Toyota

12.267

18,7

6,4

Kia

10.208

4,3

5,3

Dacia

9.203

34,9

4,8

Ford

7.399

5,1

3,9

Erstmalig registrierte neue Pkw der Kategorie M1 ohne leichte NutzfahrzeugeQuelle: SDA 2023

Die Marke Škoda ist und bleibt in ihrem Heimatmarkt Favorit. Von den zehn beliebtesten Modellen stammen sieben aus den Werken der Volkswagentochter Škoda Auto. Diese hielt 2022 ein Drittel an den Neuregistrierungen und lag damit deutlich vor Hyundai (10 Prozent), Volkswagen (8 Prozent), Toyota und Kia (jeweils 6 und 5 Prozent). Auch im Segment der Elektroautos stellte Škoda Auto dank des Škoda Enyaq ein Drittel der Neuregistrierungen. Erst mit großem Abstand folgten Volkswagen, Hyundai, Tesla und Mercedes-Benz.

Dieselrückgang stabilisiert sich bei 25 Prozent

Bei den Antrieben stoppte die Talfahrt der Dieselautos. Sie stabilisierten sich 2022 bei einem Viertel des Pkw-Neuwagenmarkts. Der Anteil der Benziner nahm leicht auf 66 Prozent ab. Reine Elektroautos (BEV) steigerten sich durch kräftige Zuwächse auf 2 Prozent und liegen damit mit den LPG-Antrieben (Liquefied Petroleum Gas, LPG) gleichauf. Plug-in-Hybride (PHEV) halten 1,9 Prozent. Im Übergang vom Verbrennungsmotor zum Batteriebetrieb aber ziehen bei Kunden und Kundinnen weiterhin andere Formen von Hybriden, die mit fast 24.700 Einheiten inzwischen 13 Prozent des Marktes ausmachen.

Ganz anders sieht die Zusammensetzung bei den neuen leichten Nutzfahrzeugen aus. Von diesen tanken 89 Prozent Diesel, nur 5 Prozent Benzin und erst 0,8 Prozent Strom.

Deutschland wichtigste Importquelle für Gebrauchte

Nach seinem Höhenflug 2021 hat sich der Gebrauchtwagenmarkt 2022 negativ entwickelt. Einer Analyse der Fahrzeugprüfungsgesellschaft Cebia zufolge wechselten 661.000 Einheiten den Besitzer. Das entsprach einem Rückgang um ein Zehntel. Der Anteil der verkauften Gebrauchtwagen tschechischer Herkunft sank um 2 Prozentpunkte auf 45 Prozent. Deutschland als zweitwichtigste Quelle für gebrauchte Fahrzeuge verlor fast 6 Prozentpunkte und stellte nur noch gut ein Fünftel des tschechischen Marktes.

Großen Einfluss auf die Alterung haben laut SDA importierte gebrauchte Pkw. Deren Registrierung ging zwar 2022 um 13 Prozent auf gut 161.000 Einheiten zurück. Doch stieg ihr Durchschnittsalter auf 10,8 Jahre - wobei über die Hälfte älter war als 10 Jahre und fast ein Viertel älter als 15 Jahre.

Die Komplikationen beim Neuwagenangebot führen dazu, dass Firmen ihre operativen Leasingverträge verlängern. Das macht sich in einem Mangel jüngerer Jahrgänge auf dem Second-Hand-Markt bemerkbar, die zudem häufig exportiert werden. Auch privat entscheiden sich Menschen angesichts der hohen Lebenshaltungskosten, ihre Autos länger zu fahren. Selbst ältere Modelle stehen dem Markt dadurch weniger zur Verfügung. Das mag eine Erklärung dafür sein, dass sich das Durchschnittsalter der abgesetzten Gebrauchtfahrzeuge 2022 bei 9,5 Jahren hielt, wie Cebia mitteilte.

Die Preise stiegen demzufolge um durchschnittliche 11,2 Prozent auf 288.000 Kronen (umgerechnet gut 11.700 Euro). Stärker war die Preisdynamik bei älteren Modellen zwischen 10 und 15 Jahren. Sie rückten angesichts knapper gewordener Finanzen stärker ins Visier, weil sie mit Preisen zwischen 4.700 und 8.800 Euro für einige Käufergruppen erschwinglicher sind.

(Stand Februar 2023)

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