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Wirtschaftsausblick | Schweiz

Risiken überschatten das leichte Wirtschaftswachstum der Schweiz

Die Wirtschaftsleistung soll 2025 um real 0,9 Prozent zulegen. Dazu tragen Exporte, Konsum und Bruttoanlageinvestitionen bei. Risiken drohen vor allem durch US-Importzölle.

Von Oliver Idem | Bonn

Top-Thema: US-Zollpolitik birgt Gefahren für mehrere große Exportbranchen

Für die stark internationalisierte schweizerische Volkswirtschaft bergen mögliche neue Importzölle der USA ein hohes Risiko. Denn die Vereinigten Staaten waren 2024 das wichtigste Zielland. Die Warenausfuhren summierten sich auf 68 Milliarden Euro. 

Knapp die Hälfte der schweizerischen Exporte 2024 entfiel dabei auf Medikamente. Neben den möglichen US-Zusatzzöllen sorgt außerdem die Bestrebung der US-Regierung, die Arzneimittelpreise zu senken, für Verunsicherung in der Pharmabranche. Allerdings dürfte die Schweiz im Ernstfall weniger stark betroffen sein als andere Länder. Denn die Alpenrepublik liefert zu einem großen Teil innovative Spezialmedikamente in die USA. Zu vielen dieser Präparate existieren keine Alternativen, auf die einfach ausgewichen werden kann.

Weniger Verkäufe durch hohe Zölle bilden auch ein Risiko für schweizerische Nahrungsmittelexporteure, die etwa Käse und Schokolade in die USA liefern. Ebenso dürften die Uhrenbranche und auch der Maschinenbau zu den gefährdeten Sektoren gehören. Die schweizerische Regierung setzt auf eine Verhandlungslösung, um mögliche Verwerfungen durch neue US-Zölle abzuwenden.

Wirtschaftsentwicklung: Schwierigkeiten drohen vor allem durch äußere Einflüsse

Die Wirtschaftsleistung der Schweiz wächst seit mehreren Jahren nicht schnell, aber konstant. Dazu tragen eine solide Binnenwirtschaft und zunehmende Warenexporte bei.

Die Bauwirtschaft belebt mit steigenden Investitionen die Konjunktur in der Schweiz. Die Aktivitäten im Hoch- und Tiefbau sorgen laut der Konjunkturforschungsstelle KOF 2025 für eine reale Zunahme der Bauinvestitionen um 2,6 Prozent. Das Wachstumstempo soll sich 2026 auf plus 1,9 Prozent abschwächen. Dennoch bleibt der Bausektor ein Motor der schweizerischen Volkswirtschaft.

Großprojekte der Verkehrsinfrastruktur wie der Gotthard-Straßentunnel sorgen für neuen Schwung. Der stauanfällige Tunnel wird in den kommenden Jahren um eine zweite Röhre ergänzt. Im Bahnsektor sorgen der Unterhalt und die digitale Modernisierung des dichtesten Bahnnetzes in Europa für anhaltende Investitionen. Pro Kopf flossen 2023 knapp 500 Euro in die Bahninfrastruktur.

Auch in der Energiewirtschaft stehen zahlreiche Vorhaben auf dem Programm. Ein Grund hierfür ist der Ausbau von Solar- und Wasserkraft. Auch der Gebäudebau trägt seinen Teil bei. Der Trend zu energetischen und nachhaltigen Sanierungen dürfte anhalten. Hinzu kommen Schul- und Krankenhausprojekte.

Zu den Unsicherheitsfaktoren für die Wirtschaft zählt die Auslandsnachfrage, üblicherweise die der wichtigen Handelspartner Deutschland und Frankreich. Mittlerweile tritt die unvorhersehbare US-Handelspolitik aber in den Vordergrund. Außerdem treiben steigende Kosten und der Fachkräftemangel die Unternehmen um. Zu den Kritikpunkten aus der Wirtschaft zählt zudem eine zunehmende Regulierungsdichte.

Konsum: Inflationsrate nahe Null unterstützt die Kauflaune

Der private Konsum bleibt eine stabile Stütze der Konjunktur. Die KOF rechnet für 2025 mit einem erneuten Wachstum des Verbrauchs um real 1,4 Prozent.

Gleich mehrere Faktoren sorgen für ein anhaltend günstiges Konsumklima. Zum einen nimmt die Bevölkerungszahl leicht zu. Zum anderen soll die Arbeitslosenquote nach den Erwartungen des Internationalen Währungsfonds 2025 und 2026 unterhalb von 3 Prozent verharren. Entsprechend verfügt die große Mehrheit der Haushalte über eine gesicherte Einkommensbasis.

Da die Inflationsrate im Frühjahr 2025 nahe Null lag, sorgen zudem schon geringe Lohnzuwächse für Kaufkraftgewinne.

Ausrüstungsinvestitionen nehmen auf niedriger Basis wieder zu

Die Ausrüstungsinvestitionen trotzen den schwierigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen 2025 mit einem voraussichtlichen Wachstum um real 0,8 Prozent. Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO geht 2026 von einer auf 1,6 Prozent beschleunigten Zunahme aus.

Für einen kurzfristig gedämpften Ausblick spricht auch, dass der Fachverband Swissmem im 1. Quartal 2025 von einem verhaltenen Auslandsgeschäft berichtete. Die Mitgliedsunternehmen gingen insbesondere von weniger Aufträgen aus den USA aus. Einen positiven Gegenpol bildete Indien.

Wenn exportorientierte Unternehmen in der Schweiz investieren, dann vor allem in die Optimierung ihrer Produktion. Aufgrund des hohen Kostenniveaus in der Schweiz ist der technologische Vorsprung entscheidend, um international konkurrenzfähig zu bleiben. 

Die schweizerische Nationalbank beobachtet viel Dynamik bei Prozessautomatisierungen, Cybersicherheitsanwendungen und dem Bau von Daten- und Rechenzentren. Automatisierungs- und Innovationsprojekte sorgen für Bedarf an Leistungen von Ingenieurbüros und Unternehmensberatungen.

Deutsche Perspektive: Trotz des rückläufigen Warenhandels existieren Chancen

Der Warenhandel zwischen Deutschland und der Schweiz sinkt in US-Dollar gemessen seit 2022 langsam. Dennoch bleibt Deutschland der wichtigste Beschaffungsmarkt für schweizerische Unternehmen. Außerdem nimmt der Dienstleistungshandel zwischen beiden Ländern stetig zu.

Interessanten Perspektiven für deutsche Anbieter bieten die Nachhaltigkeit im weiteren Sinne und innovative Produktionstechnologien. Die Anstrengungen der Schweiz auf dem Weg zur Klimaneutralität lassen Absatzchancen beispielsweise bei erneuerbaren Energien, umweltfreundlichen Produkten, Elektromobilität und der Transformation zur Kreislaufwirtschaft entstehen.

Zudem genießt im innovativen Hochlohnland Schweiz die Digitalisierung der Industrie einen erheblichen Stellenwert. Die Optimierung der Fertigung und Effizienzsteigerungen stehen hier im Fokus. 

Für schweizerische Unternehmen bilden die in den kommenden Jahren geplanten Großinvestitionen in Deutschland interessante Anknüpfungspunkte. Die zusätzlichen Mittel für Infrastruktur und Rüstung können Auftragschancen im Nachbarland eröffnen.

Die laufende Berichterstattung über die Schweiz finden Sie auf unserer Länderseite

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