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Wirtschaftsausblick | Serbien

Serbiens Wirtschaft wächst moderat

Trotz einiger Herausforderungen legt Serbiens Wirtschaft weiter moderat zu. Auch dank deutscher Investoren.

Von Martin Gaber | Belgrad

Top-Thema: Serbien-Kosovo-Konflikt verschärft sich

Der Konflikt zwischen Serbien und Kosovo spitzt sich zu. Trotz zahlreicher Vermittlungsversuche der EU stand dieser im September 2023 kurz vor der Eskalation. Eine Gruppe serbischer Paramilitärs war in Kosovo eingedrungen und hatte einen kosovarischen Polizisten getötet und einen weiteren verletzt. Mittlerweile hat sich die Lage etwas entspannt, die EU ist mit beiden Parteien im Gespräch und versucht zu vermitteln. Lösungsvorschläge sind zwar seit Jahren auf dem Tisch, eine Einigung ist aber nicht in Sicht.
Kosovo hatte im Jahr 2008 einseitig die Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Belgrad erkennt diese aber nicht an. Potenzielle Investoren dürfte das Szenario einer Eskalation teilweise abschrecken. Noch ist das Interesse aus dem Ausland ungebrochen groß. Die Zuflüsse an Direktinvestitionen lagen im 1. Halbjahr 2023 bei 2,3 Milliarden Euro und damit über dem Vorjahresniveau.

Innenpolitische Unruhen führen zu Neuwahlen

Auch innenpolitisch verspricht die Lage in Serbien derzeit wenig Stabilität. Präsident Aleksandar Vučić kündigte für den 17. Dezember 2023 Neuwahlen an. Gewählt wird ein neues Parlament. Zudem stehen Kommunalwahlen an - auch in Belgrad. Experten erwarten, dass auch der Posten der Premierministerin sowie einige Plätze im Kabinett neu besetzt werden. Damit reagiert der Präsident auf die Protestwelle, die Serbien seit zwei Amokläufen im April 2023 durchzieht. Serbien hatte bereits in den Jahren 2020 und 2022 gewählt. Die Regierungsbildung dauerte zuletzt ein halbes Jahr. Kritiker werfen Präsident Vučić die ständigen Neuwahlen als Taktik vor, um innen- und außenpolitische Entscheidungen zu verzögern und Reformen aufzuschieben.

Wirtschaftsentwicklung: Wieder mehr Wachstum erwartet

Trotz globaler Krisen bleibt die serbische Wirtschaft auf Wachstumskurs. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird 2023 voraussichtlich real um rund 1,5 bis 2 Prozent zulegen. Mit dieser Prognose sind sich das Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) und der Internationale Währungsfonds (IWF) einig. Auch Serbiens Zentralbank teilt diese Einschätzung.

Auch mittelfristig zeigt der Trend nach oben. So dürfte das Wachstum im Jahr 2024 wieder anziehen. Während das wiiw von rund 2 Prozent ausgeht, zeigt sich die serbische Nationalbank mit 3,5 Prozent deutlich optimistischer. Die Impulse kommen dabei aus unterschiedlichen Bereichen: Moderat anziehende Investitionen, eine solide Bauwirtschaft durch staatliche und private Vorhaben und nach wie vor starke Exporte treiben Serbiens Wirtschaft an. Allerdings bereitet die schwächelnde Konjunktur in Deutschland und der EU Sorgen. In die Union gehen rund 70 Prozent der serbischen Exporte. Sollten Aufträge ausbleiben, dürfte das auch Serbiens Wachstumsrate drücken.

Galoppierende Preise bremsen Konsum

Künftig dürfte der Konsum wieder Impulse setzen. Dieser war in den letzten Jahren wichtiger Treiber für das Wirtschaftswachstum. Noch trübt allerdings die hohe Inflation die Laune der Verbraucher. Die Spitze scheint zwar überschritten, allerdings bewegen sich die Preissteigerungen in Serbien immer noch im zweistelligen Bereich. Auf das Jahr gesehen dürfte sich die Inflationsrate 2023 laut wiiw bei 12,5 Prozent einpendeln. So konnten Löhne und Gehälter real nicht mehr zulegen. Für den Einzelhandel bedeutet das ein Minus. Die Umsätze liegen zum 1. Halbjahr 2023 rund 5 Prozent unter dem Vorjahresniveau, so Zahlen der Statistikbehörde.

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Weitere Informationen (zum Beispiel SWOT-Analyse sowie Branchenberichte) finden Sie auf der Länderseite Serbien.

Deutsche Perspektive: Nearshoring-Trend wirkt nach

Noch in diesem Jahr wird eine weitere deutsche Investition in der Autozulieferindustrie laut Regierung erfolgen. Vor den Wahlen im Dezember 2023 wird der Name des Investors wahrscheinlich nicht veröffentlicht. Damit setzt sich eine Serie deutscher Investitionen fort, die schon vor der Pandemie begonnen hatte. Alleine 2023 wurden Standorte von Continental, Hansgrohe und Bizerba eröffnet. So sind in Serbien mittlerweile rund 900 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung aktiv. Diese zählen fast 80.000 Beschäftigte. Serbien bietet weiterhin attraktive Konditionen für Investoren. Die prorussische Ausrichtung des Landes und der Serbien-Kosovo-Konflikt dürften neue Interessenten aber zum Teil abschrecken. So sehen laut der diesjährigen AHK-Konjunkturumfrage 38 Prozent der Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiko für ihr Unternehmen. Obwohl die Bundesregierung die Investitionsgarantien für Serbien verbessert hat, bleibt fraglich, ob die Investitionen auf diesem Level weiterfließen.

Die Konkurrenz wird größer

Für deutsche Unternehmen bleibt Serbien ein wichtiger Beschaffungsmarkt. Die Importe aus Serbien legten im Zeitraum Januar bis August 2023 im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum um fast 20 Prozent zu und so setzt sich der positive Trend in den bilateralen Handelsbeziehungen weiter fort. Teilweise sind die starken Zuwächse aber auch durch Preissteigerungen zu erklären. Allerdings wird die Konkurrenz größer. Chinesische Unternehmen investieren in Serbien und handeln mehr Waren. So hat China Deutschland als wichtigstes Importland für Serbien abgelöst. Ein neues Freihandelsabkommen mit der Volksrepublik könnte die beiden Länder nun noch enger zusammenrücken lassen.

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Weitere Informationen (zum Beispiel Zoll-und Rechtsinformationen sowie Branchenberichte) finden Sie auf der Länderseite Serbien.

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