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Wirtschaftsumfeld | ASEAN | Außenhandel

Deutscher Export von Maschinen und Kfz boomt im 1. Halbjahr 2023

In der ASEAN kriselt zwar das Geschäft mit Luftfahrzeugen und den Covid-19-Impfstoffen. Doch die klassischen deutschen Technologiebranchen können die Einbußen überkompensieren.

Von Frank Malerius | Jakarta

Deutschland hat laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) im 1. Halbjahr 2023 Waren im Wert von 16 Milliarden US-Dollar (US$) in die zehn Länder des südostasiatischen Staatenbundes Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) exportiert. Das entspricht einem Plus von 1,3 Milliarden US$ oder 8,5 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode und ist der beste Wert seit 2018. Fast die Hälfte des Zuwachses entfällt auf die gestiegenen Lieferungen nach Indonesien.

Die ASEAN ist ein kleiner aber beständiger Absatzmarkt für deutsche Unternehmen. Bei einem durchschnittlichen realen Wirtschaftswachstum von 5 Prozent pro Jahr steigt die Importnachfrage kontinuierlich an. Gleichzeitig werden in der Region selbst kaum Investitionsgüter hergestellt. Das technische Know-how und das Bildungsniveau ist vielerorts relativ gering. Eine Sonderrolle hat allerdings das hochentwickelte Singapur mit einem der höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt.

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Dennoch haben die einzelnen ASEAN-Länder industrielle Schwerpunkte. In Thailand sind es unter anderem die Automobilindustrie und die Nahrungsmittelverarbeitung, in Indonesien die Automobilindustrie und die Rohstoffverarbeitung. Malaysia hat einen fortgeschrittenen Elektroniksektor. Vietnam verdient vor allem mit günstigen Elektronikgütern und Bekleidung seine Devisen. Insbesondere in diesen Bereichen sind Investitionsgüter gefragt. 

Maschinen: Nachfrage in Indonesien steigt

Deutschland hat im 1. Halbjahr 2023 Maschinen im Wert von 3,2 Milliarden US$ in die ASEAN exportiert. Das ist ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In allen sechs großen Volkswirtschaften der Region legten die Lieferungen zu. Das größte Nachfrageplus kam aus Indonesien, trotz der dort nur durchschnittlichen Wirtschaftsentwicklung. Offenbar gibt es Nachholeffekte aus den vergangenen Krisenjahren. Der indonesische Markt wird aber längst von Maschinen aus China dominiert, die wertmäßig die zehnfachen Verkäufe erzielen. 

Wichtigster Abnehmer deutscher Maschinen in der Region ist allerdings Singapur, von wo aus ein großer Teil der Waren in die Nachbarländer weitergeliefert werden. Die zweistelligen Wachstumsraten für deutsche Maschinen in Vietnam und Thailand dürften auch eine Folge des Einbruchs der Nachfrage aus dem Vorjahr sein. 

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Chemie: Kaum noch Lieferungen von Covid-Impfstoffen

In allen großen ASEAN-Ländern sank im 1. Halbjahr 2023 die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen aus Deutschland. Die Lieferungen brachen um knapp 20 Prozent auf 2,7 Milliarden US$ ein. Zurückzuführen ist diese Entwicklung vor allem auf das Auslaufen der Lieferungen von Covid-19-Impfstoffen. Allein in den Jahren 2021 und 2022 hatte Deutschland Coronaimpfstoffe im Wert von fast 2 Milliarden US$ in die ASEAN exportiert. Im 1. Halbjahr 2023 gab es lediglich nach Singapur und Thailand noch geringere Ausfuhren. 

Eine sinkende Nachfrage nach Industriechemikalien und Kunststoffen trug ebenfalls, wenn auch in geringerem Maße, zum Rückgang der Chemieexporte bei.

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Kfz: Bedarf in Indonesien holt etwas auf

Die deutschen Lieferungen von Kfz und -Teilen legten im 1. Halbjahr 2023 im Vorjahresvergleich um 400 Millionen US$ zu. Das entspricht einem Plus von 33 Prozent. Die Hälfte des Zuwachses kam aus Indonesien. Dessen Nachfrage nach deutschen Kfz bleibt aber noch immer deutlich hinter der in Singapur, Thailand und Malaysia zurück. Die deutschen Hersteller setzen im Archipel pro Jahr nur wenige tausend Einheiten ab, die zumeist vor Ort montiert werden.

Indonesien hat durch die japanischen Hersteller eine boomende Produktion und schottet gleichzeitig den Importmarkt mit hohen Abgaben ab. Erleichterungen gibt es mittlerweile für E-Autos, die den Weg zu einer Mobilitätswende weisen sollen. Diese dürfte, angesichts der hohen Preise für batteriebetriebene Pkw und einer mangelnden Ladeinfrastruktur, aber lange auf sich warten lassen.

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Luftfahrzeuge: Schwächste Exporte seit 2008

Luftfahrzeuge und deren Ausrüstungen "made in Germany" gehörten bis zur Coronakrise zu den wichtigsten Exportgütern in die Region ASEAN. Im Jahr 2019 wurden sie im Wert von mehr als 3 Milliarden US$ in die Region geliefert. Das entsprach in etwa den deutschen Kfz-Lieferungen. Vietnam gehörte teilweise zu den weltweit wichtigsten Absatzmärkten für deutsche Luftfahrttechnik. 

Von den Reisebeschränkungen ab 2020 hat sich die Luftfahrtbranche der ASEAN bisher nicht erholt. Viele Anbieter mussten mit Staatshilfen gerettet werden. Diese Kredite müssen sie nun langfristig tilgen. Als Folge werden nur die nötigsten Anschaffungen getätigt. Die Branchenimporte aus Deutschland im 1. Halbjahr 2023 von 320 Millionen US$ sind die niedrigsten seit 2008. Dieses schwache Nachfrageniveau könnte durchaus noch weitere Jahre andauern.

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