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Wirtschaftsumfeld | Land | Investitionsklima

Bosnien und Herzegowina bietet Anreize für Investoren

Gute Standortfaktoren erhöhen das Interesse ausländischer Firmen an Bosnien und Herzegowina. Das Land will für Investoren attraktiver werden. Doch das Umfeld bleibt herausfordernd.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Belgrad

Eine gut ausgeprägte industrielle Basis, wettbewerbsfähige Arbeitskosten sowie die geografische Nähe zum EU-Markt machen Bosnien und Herzegowina zu einem attraktiven Ziel ausländischer Direktinvestitionen (FDI). Besonders seit der Coronapandemie verzeichnet das Land einen starken FDI-Zufluss, darunter auch aus Deutschland.

Chancen und Herausforderungen prägen Investitionsklima

Bei den FDI handelt es sich meist um Gewinne, die in neue Vorhaben reinvestiert werden. Häufig fließen die Mittel in Nearshoring-Projekte, mit denen die Produktion aus Asien wieder näher an den Hauptabnehmermarkt EU zurückgeholt wird. Der Großteil der FDI fließt dabei in die verarbeitende Industrie, das Bankenwesen, sowie den Telekommunikations- und Energiesektor.

Doch die politische Dauerkrise und die zunehmende Unsicherheit könnten Investoren verunsichern und dazu verleiten, geplante Vorhaben in anderen Ländern der Region zu realisieren. Zudem sehen sich ausländische Investoren mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen vor allem der ineffiziente öffentliche Sektor, eine überbordende Bürokratie, die uneinheitliche Auslegung von Regeln und Vorschriften sowie Korruption.

Anrainer bleiben wichtigste Investoren

Die größten ausländischen Investoren in Bosnien und Herzegowina kommen aus den Nachbarstaaten Kroatien, Serbien, Österreich und Slowenien. Unternehmen aus Deutschland landen auf Platz 5. Viele Investitionen aus der Bundesrepublik werden jedoch auch über die Südosteuropa-Zentralen der Konzerne in Österreich abgewickelt.

Investitionen aus China spielen in Bosnien und Herzegowina kaum eine Rolle. Dafür gehören die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Kuwait zu den Top 15-Investoren.

Eine Sonderrolle spielt Russland: Im Jahr 2023 flossen rund 192 Millionen Euro an FDI ins Land. Dabei dürfte es sich allerdings um einen Einmaleffekt handeln. Im Vorjahr vereinbarte das größte Land der Erde mit der Entität Republika Srpska den Bau von zwei Gaskraftwerken. Damit will der Kreml die Abhängigkeit des Landes von Gaslieferungen zementieren.

Mit der weiteren EU-Integration wird das Land für neue Investitionen in Schlüsselbranchen wie die Metallverarbeitung und erneuerbare Energien noch attraktiver. Zudem peilt Bosnien und Herzegowina die Mitgliedschaft in der Single European Payment Area (SEPA) an. Nach der Implementierung könnten Überweisungen ohne Gebühren getätigt werden. Doch aktuell erfüllt das Land noch nicht die notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen.

Deutsche Firmen investieren in verarbeitende Industrie und Energie

Rund 550 meist kleine und mittelständische Unternehmen mit deutschem Kapital sind auf dem bosnischen Markt aktiv und beschäftigen rund 25.000 Mitarbeitende. Branchengrößen wie Mann+Hummel, Siemens oder Lidl haben in der Autozuliefer-, der Energiewirtschaft sowie im Groß- und Einzelhandel investiert.

Vor allem in der Autozulieferindustrie spielen deutsche Firmen eine entscheidende Rolle in den Lieferketten. Zulieferbetriebe fertigen vor Ort unter anderem Bremssysteme oder Sitze für OEM wie Volkswagen, BMW oder Audi. Im Maschinenbau investieren deutsche Unternehmen in Betriebe zur Bearbeitung von Metallteilen, die größtenteils nach Deutschland geliefert werden. In der Energiewirtschaft konzentrieren sich deutsche Investoren auf erneuerbare Energien, insbesondere in Wind- und Solarparks. Zudem erweitern deutsche Discounter wie Lidl ihre Präsenz im Land.

Die meisten deutschen Firmen bearbeiten den Markt zusammen mit lokalen Partnern oder unterhalten eigene Fertigungsstätten.

Ausgewählte deutsche Investoren in Bosnien und HerzegowinaStand: Mai 2025

Unternehmen

Branche

Angestellte
Pass AutomotiveProduktion von Gummischläuchen für die Kfz-Industrie in Bijeljina

1.000

Mann+HummelProduktion von Filtersystemen für die Kfz-Industrie in Tešanj

770

MubeaProduktion von Faserverbundwerkstoffen für die Kfz-Industrie in Prnjavor

700

VolkswagenProduktion von Kfz-Bauteilen in Vogošća

500

Veritas AutomotiveProduktion von Kunststoffteilen für die Kfz-Industrie in Sarajevo-Rajlovac

370

Quelle: Pressemeldungen, Unternehmenswebsites

Investitionsförderung: Anreize auf verschiedenen Ebenen

Bosnien und Herzegowina steht im Wettbewerb mit Serbien und Nordmazedonien um ansiedlungswillige ausländische Unternehmen. Zentrale Anlaufstelle für Investoren ist die Foreign Investment Promotion Agency (FIPA). Die Investitionsfördergesellschaft gewährt Zollvergünstigungen und unterstützt Firmen bei der Ansiedlung in Freizonen. Doch generell hängen Fördermaßnahmen stark vom Standort ab. 

Gesamtstaat bietet Zollvorteile und Freizonen

Auf gesamtstaatlicher Ebene setzt das Land vor allem auf Zollvorteile. Investoren dürfen zum Beispiel Produktionsausrüstung für den Neubau oder die Erweiterung einer bestehenden Fertigung, die Modernisierung der Produktion, die Einführung neuer oder die Modernisierung bestehender Technologien zollfrei einführen.

Als bevorzugte Destination für eine Ansiedlung empfiehlt die FIPA Freizonen. Dort niedergelassene Firmen erhalten eine Befreiung auf Mehrwertsteuer und Einfuhrzölle auf Produktionsausrüstung. Zudem sind Investitionen in Freizonen sowie Gewinn- und Investitionstransfers kostenlos.

Entitäten bieten Investoren Steuervorteile

Die Entitäten Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska sowie der Distrikt Brčko stellen eigene Investitionsanreize zusammen. Dabei handelt es sich meist um Steuervergünstigungen. In der Föderation beziehen sich diese sowohl auf Investitionen in Anlagen als auch auf neu eingestelltes Personal. Die Republika Srpska gewährt Vergünstigungen auf Investitionen in der Textil-, Bekleidungs-, Leder- und Lederwarenbranche. Der Distrikt Brčko bietet Investoren finanzielle Unterstützung bei der Firmengründung, bei Anschlüssen an notwendige Infrastruktur und für die Anstellung von Mitarbeitern.

Auf kantonaler Ebene kümmern sich Investitionsförderagenturen wie die Sarajevo Economic Region Development Agency um die Unterstützung ansiedlungswilliger Firmen. Je nach Tätigkeit des Investors gewähren die Agenturen Fördermittel und Zuschüsse.

Auch Städte und Gemeinden bieten Investitionsanreize. Diese werden in der Regel nur nach individueller Absprache vergeben. Eine gute Anlaufstelle für Investoren sind Gemeinden, die über ein Business Friendly Certificate (BFC) verfügen.

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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