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Wirtschaftsausblick | Nordmazedonien

Autokrise in Europa bremst Nordmazedoniens Wirtschaftswachstum

Die Kfz-Zulieferer des Landes spüren die Folgen der Autokrise in Europa. Die EU-Annäherung tritt weiter auf der Stelle. Doch die SEPA-Mitgliedschaft macht Investitionen günstiger.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Belgrad

Top-Thema: Nordmazedonien bleibt weiter im Warteraum der EU

Einem mittelfristigen Beitritt Nordmazedoniens zur Europäischen Union steht nach wie vor Bulgariens Veto im Weg. Das Nachbarland fordert die Aufnahme der Rechte der bulgarisch-stämmigen Minderheit in die nordmazedonische Verfassung. Die Regierung von Ministerpräsident Hristijan Mickoski lotet Kompromisse aus. Doch vor den Kommunalwahlen im Oktober 2025 ist eine Lösung des Disputs unwahrscheinlich.

Parallel dazu geht die Übernahme des Acquis Communautaire weiter, wie durch die Modernisierung des Energierechts. Die EU unterstützt die wirtschaftliche Entwicklung Nordmazedoniens. Skopje erhält aus Brüssel im Rahmen der Wachstumsfazilität bis 2027 rund 750 Millionen Euro. Die Auszahlung der Mittel ist an die Umsetzung von Reformen gekoppelt, darunter bei Rechtsstaatlichkeit und Unternehmensumfeld.

Kfz-Zulieferer spüren Folgen der Autokrise in Europa

Nordmazedonien ist eng in die Lieferketten der europäischen Kfz-Industrie integriert. Lokale Zulieferbetriebe leiden vor allem unter der anhaltenden Krise deutscher Autobauer. Im Jahr 2024 gingen die deutschen Einfuhren im Vergleich zum Vorjahr um 10,5 Prozent auf rund 3,4 Milliarden Euro zurück. Im Jahr 2025 setzt sich dieser Trend fort. Je länger die Krise in dieser Schlüsselbranche anhält, desto mehr sinkt die Nachfrage nach Zulieferteileteilen aus Nordmazedonien.

US-Zölle bisher ohne direkte Auswirkungen

Das von US-Präsident Donald Trump Anfang April 2025 unterzeichnete Zolldekret sieht für Nordmazedonien Einfuhrzölle von 33 Prozent vor. Die Zölle sind vorerst bis 8. Juli 2025 ausgesetzt. Das Land wäre von den Zöllen kaum direkt betroffen. Die Ausfuhren in die USA betrugen 2024 nur rund 196 Millionen US-Dollar (US$), bei einem Handelsvolumen von 314 Millionen US$.

Die indirekten Folgen in Form von Einfuhrzöllen auf Pkw „Made in Germany“ dürften die Nachfrage nach Kfz-Teilen aus Nordmazedonien hingegen weiter drücken.

Wirtschaftsentwicklung: Bruttoinlandsprodukt wächst 2025 weniger stark

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen bleibt die Wirtschaft auf Wachstumskurs, vor allem dank privater Investitionen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) steigt 2025 real um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, berechnet das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw). Doch aufgrund der lokalen und globalen Unsicherheit senkten die wiiw-Experten ihre Wachstumserwartung im Vergleich zur Herbstprognose 2024 um 0,4 Prozentpunkte ab.

SEPA-Mitgliedschaft macht Investitionen attraktiver

Nordmazedonien setzt für Wachstumsimpulse vor allem auf in- und ausländische Investitionen (FDI). Für 2025 rechnet das wiiw mit einem Anstieg der Bruttoanlageinvestitionen um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 3,8 Milliarden Euro. Ein Großteil der Gelder fließt in den Ausbau der Verkehrskorridore 8 und 10d, sowie die Modernisierung medizinischer Einrichtungen. Die FDI stiegen im Jahr 2024 auf rund 1,3 Milliarden Euro. Mittel fließen vor allem in die Kfz-Zulieferindustrie. Größter Investor waren deutsche Firmen mit rund 200 Millionen Euro.

Die Regierung verbessert stetig das Investitionsklima. Die Investitionsförderagentur Invest North Macedonia soll mit der Verwaltung der Industriefreizonen (TIDZ) zu einem One-Stop-Shop fusionieren. Die Zentralbank hält den Wechselkurs des nordmazedonischen Denars zum Euro stabil und sorgt so für Planungssicherheit.

Wichtigster Treiber für Neuinvestitionen ist der Beitritt Nordmazedoniens zur Single European Payment Area (SEPA) am 6. März 2025. Die Mitgliedschaft im SEPA-Zahlungsraum vergünstigt grenzüberschreitende Zahlungen in Euro. Sinkende Kosten für den Zahlungsverkehr steigern die Attraktivität des Landes für ausländische Investoren. Das Einsparpotenzial wird auf bis zu 48 Millionen Euro jährlich geschätzt. Bis Oktober 2025 soll SEPA implementiert sein.

Hohe Inflation dämpft positiven Effekt steigender Gehälter

Der kräftige Anstieg der Bruttolöhne 2024 um im Schnitt real 9,1 Prozent auf rund 1.000 Euro erhöht auch 2025 die verfügbaren Einkommen. Zudem sind Wahlgeschenke vor den Kommunalwahlen im Herbst 2025 wahrscheinlich. Doch die Lohnerhöhungen heizen die Inflation weiter an. Im 1. Quartal 2025 stieg der Verbraucherpreisindex um 4,2 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet das wiiw eine Inflation von 4 Prozent. Die gedämpfte Konsumlaune, insbesondere aufgrund der hohen Lebensmittelpreise, schlägt sich 2025 in einem geringen Anstieg der Ausgaben nieder. Privathaushalte geben nur 0,5 Prozent mehr aus, erwartet das wiiw.

Außenhandel: Angleichung der Zollsätze kurbelt Handel mit EU an

Die EU ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Nordmazedoniens. Das Land wickelt rund die Hälfte seiner Einfuhren und drei Viertel seiner Ausfuhren mit der Union ab. Wichtigster Außenhandelspartner ist Deutschland.

Die Regierung kündigt eine schrittweise Angleichung der Zölle an den Gemeinsamen Zolltarif der EU an. Ab 1. Juli 2025 soll die Hälfte der Zolltarife harmonisiert sein. Bis Januar 2026 ist die vollständige Umsetzung geplant. Die Maßnahme erleichtert und vergünstigt den Handel mit der EU.

Deutsche Perspektive: Mittelständler investieren in neue Werke

Nordmazedonien gewinnt als Nearshoring-Standort und Beschaffungsmarkt vor der Haustüre der EU immer mehr an Bedeutung. Rund 200 Unternehmen mit deutschem Kapital sind aktuell im Land tätig und produzieren sowohl für den lokalen Markt als auch für den Export.

Gerresheimer erweitert für 100 Millionen Euro ein Werk zur Fertigung von Glasspritzen in Skopje. Die Kiel Gruppe investiert 10 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion von Sitzen in Tetovo. Auch Kostal kündigt neue Investitionen in Nordmazedonien an. Im Mai 2025 nahm die BMZ Group ein 65 Millionen Euro teures Werk zur Herstellung von Batteriesystemen bei Skopje in Betrieb.

Weitere Informationen (zum Beispiel Zoll- und Rechtsinformationen sowie Branchenberichte) finden Sie auf der Länderseite Nordmazedonien.

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