Mehr zu:
Côte d'Ivoire / WestafrikaKonjunktur / Außenhandel, Struktur / Investitionsklima / Kaufkraft, Konsumverhalten / Wege aus der Coronakrise
Wirtschaftsumfeld
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Wirtschaftsausblick I Côte d'Ivoire
Côte d'Ivoire hat durch Pandemie und Ukraine-Konflikt nur einen kleinen Dämpfer seines Wirtschaftswachstums verspürt. 2023/24 dürften die Wachstumsraten über 6 Prozent liegen.
18.01.2023
Von Wolfgang Karg | Abidjan
Nach einem realen Wirtschaftswachstum von 5,5 Prozent im Krisenjahr 2022 dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des westafrikanischen Landes erneut deutlich anziehen. Weltbank und Internationaler Währungsfonds gehen 2023 von einem Plus von 6,5 Prozent aus. Im Jahr 2024 rechnen sie mit einer Steigerung von 6,6 Prozent. Die Economist Intelligence Unit (EIU) erwartet für die kommenden Jahre reale Wachstumsraten zwischen 6,5 und 7,5 Prozent.
Côte d'Ivoire will im Rahmen seines Nationalen Entwicklungsplan für die Jahre von 2021 bis 2025 vor allem die Infrastruktur und die Beschäftigung ausbauen. Der bisherige Reformkurs der Regierung dürfte damit fortgesetzt werden, auch wenn Beobachtern zufolge der Reformeifer in der Spätphase der Regierung von Präsident Alassane Ouattara nicht mehr sehr ausgeprägt ist. Um die ethnischen Machtgruppen im Land zu befriedigen, ist der Regierungsapparat mit 27 Ministerien relativ groß.
Trotzdem dürfte das Haushaltsdefizit in Côte d'Ivoire in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen und die Staatsverschuldung, die aktuell bei 56 Prozent des BIP liegt, nicht weiter steigen. Unsicherheitsfaktoren bleiben jedoch, wie weitere Verwerfungen durch den russischen Krieg in der Ukraine oder mögliche, aber eher unwahrscheinliche Anschläge militanter Islamistengruppen aus der Sahelzone in Côte d'Ivoire. Auch die drängende Nachfolge des über 80-jährigen ivorischen Präsidenten Ouattara kann noch für Rückschläge sorgen. Ebenso die wirtschaftlichen Turbulenzen im benachbarten Ghana. Unter dem Strich aber bleibt der Ausblick für die Elfenbeinküste sehr positiv.
Indikator | 2021 | 2022 | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 70,8 | 68,6 | 4.261 |
BIP pro Kopf (US$) | 2.534 | 2.418 | 51.214 |
Bevölkerung (Mio.) | 27,5 | 28,2 | 83,2 |
Wechselkurs (1 Euro = x CFA-Franc (XOF) - feste Bindung an Euro) | 656,0 | 656,0 | - |
Investiert wird kräftig in Infrastruktur wie Straßen, Flug- und Seehäfen, Sportstadien sowie in das Gesundheitswesen. Dieser Trend dürfte sich weiterhin fortsetzen. Denn internationale Geldgeber setzen stark auf den westafrikanischen Wachstumsanker. Das Klima für Investitionen gilt als insgesamt gut. Die nationale Investitionsagentur CEPICI ist bemüht, die Ansiedlung auch deutscher Unternehmen zu unterstützen. Zwar ist Französisch die dominante Landes- und Wirtschaftssprache, aber zehntausende Ivorer verfügen über Deutschkenntnisse. Darauf können deutsche Firmen aufbauen.
Seit Jahren engagieren sich private Investoren in den Sparten Energie, Bergbau, Öl, Gas, Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie. Ziel ist es, die Wertschöpfung innerhalb des Landes auszubauen. Auch der Immobiliensektor boomt. In Abidjan entsteht mit dem Wolkenkratzer "Tour F" das höchste Bauwerk Afrikas. Projekte wie der Akwaba-Komplex spanischer Investoren zeugen von der Attraktivität des Standorts. Investitionen und Know-how werden etwa für die Entwicklung von Recyclinganlagen unter anderem für Kunststoff- und Zelluloseabfälle sowie Glas benötigt.
Der italienische Energiekonzern Eni plant 2023 mit der Förderung von Öl und Gas vor der Küste Côte d'Ivoires zu beginnen. Reserven von 1,5 bis 2 Milliarden Barrel Erdöl und 1,8 Billionen bis 2,4 Billionen Kubikfuß Erdgas sollen sich dort befinden.
Projektbezeichnung | Summe | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
---|---|---|---|
Metro in Abidjan | rund 1.700 | Im Bau; Fertigstellung geplant für 2024 | Länge der Netze: 37 Kilometer; durchgeführt und finanziert von französischem Konsortium (Bouygues Travaux Publics, Colas Rail und Alstom) im Auftrag der Star-Société des Transports Abidjanais sur Rail |
Ausbau des Flughafens von Abidjan | rund 2.000 | Im Bau | Entwicklung der Abidjan Aerocité, die an den internationalen Flughafen angrenzt. Dort entstehen Hotels, Konferenzzentren, Industrie und Handelszentren. |
Ausbau der Infrastruktur im Abidjaner Stadtteil Yopougon | 770 | Im Bau; Fertigstellung 2022 | Projekte im Bereich Transport (4. Brücke von Abidjan), Energie, Wasser und Abfallentsorgung; finanziert unter anderem von Afrikanischer Entwicklungsbank (AfDB) |
Entwicklung von Logistikzentrum und Industriegebiet in Ferkessédougou (600 km nördlich von Abidjan) | rund 460 | Im Bau | Ein Public-private-Partnership-Projekt (PPP) mit 50 Prozent Beteiligung aus Privatwirtschaft; Vorhaben umfasst Logistikzentrum (Lager-, Kühlhäuser usw.), Treibstofflager sowie Industriegebiet zur Verarbeitung von Landwirtschafts- und Bergbauprodukten |
Atinkou (Ciprel V) von Eranove | rund 400 | Im Bau | Gaskraftwerk mit 390 MW Leistung bei Jacqueville durch ivorisches Unternehmen Ciprel, einem Independent Power Producer (IPP); Finanzierung durch Muttergesellschaft Eranove, u.a. mit Mitteln der DEG - Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH; Siemens Energy liefert Anfang 2022 eine SGT-4000F Gasturbine für Atinkou |
Hafenausbau in San-Pédro | rund 380 | Im Bau; Fertigstellung 2022 | Drei Hauptprojekte: Ausbau des Containerterminals (201 Mio. Euro), Bau eines Massengut-Terminals (30,5 Mio. Euro) und eines Logistikbereichs (145 Mio. Euro); Investoren sind Maersk, Olam und Mediterranean Shipping Company (MSC) Lieferung von Kränen durch Liebherr MCCtec; Eisenbahntrasse von San Pedro in den Norden ist geplant |
Grobo-Popoli Wasserkraftwerk am Fluss Sassandra | rund 3.200 | Im Bau; Fertigstellung 2022/23 | Geplante Kapazität: 112 Megawatt; Bau durch chinesische Sinohydro; Finanzierung durch China Exim-Bank (85%) und Côte d'Ivoire (15%) |
Biomassekraftwerk in Divo | rund 235 | Geplant; Machbarkeitsstudie wird erstellt | Société des Energies Nouvelles (Soden) will Abfälle aus der Kakaoproduktion verwenden; Finanzierung durch U.S. Trade and Development Agency (USTDA); angestrebte Kapazität: 70 bis 80 Megawatt |
Die Elfenbeinküste ist Reformpartner im "Compact with Africa", der G20-Initiative zur Verbesserung der des Investitionsklimas.
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite in den Rubriken "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Ivorer kaufen ihre Lebensmittel durchschnittlich zur Hälfte bei informellen Händlern unter freiem Himmel. Nur jeder Dritte nutzt moderne Supermärkte, die derzeit nur in den größeren Städten und entlang der Handelsstraßen existieren. Aber der Wettbewerb im Einzelhandel verschärft sich: Marktführer Prosuma mit landesweit rund 200 Filialen verschiedener Marken steht unter Druck. Die marokkanisch-ivorische CDCI, die französisch-japanische CFAO Retail mit ihren Carrefour-Märkten sowie Auchan aus Frankreich setzen auf weitere Expansion. Der Erfolg der drei kleinen Allemand24-Märkte in Abidjan mit deutschen Produkten zeigt, dass Konsumenten mehr Vielfalt nachfragen. Der Markt für Luxusgüter wächst, ebenso wie der für Fahrzeuge, Baustoffe und andere Produkte.
Online-Anbieter wie die nigerianische Handelsplattform Jumia sind mittlerweile auch in der Elfenbeinküste präsent und profitieren von einem veränderten Konsumverhalten der wachsenden Mittelschicht. Das ivorische Start-up Afrikrea ist im Online-Handel mit Mode sehr erfolgreich und arbeitet dabei mit dem deutschen Logistikkonzern DHL zusammen. Auch der Markt für Fast-Food-Lieferdienste boomt.
Die deutschen Exporte nach Côte d'Ivoire verzeichneten in den vergangenen Jahren einen kontinuierlichen Zuwachs. In den ersten elf Monaten des Jahres 2022 konnten die Ausfuhren aus Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 3 Prozent auf 298 Millionen Euro zulegen. Im Jahr 2021 hatten die deutschen Ausfuhren mit einem Wert von 332 Millionen Euro einen neuen Höchststand erreicht.
Besonders gefragt waren in den ersten elf Monaten 2022 Getränke (58 Millionen Euro), Maschinen (51 Millionen Euro) sowie Papier und Pappe (31 Millionen Euro). Bleibt das politische Umfeld in Côte d'Ivoire stabil, dürfte der Importbedarf des westafrikanischen Landes weiter steigen
Die deutschen Einfuhren aus Côte d'Ivoire - zum Großteil handelt es sich hier um Kakao - sind 2022 voraussichtlich um ein Drittel gestiegen. In den ersten elf Monaten stiegen die Einfuhren um 33 Prozent auf 891 Millionen Euro. Kakao und Kakao-Erzeugnisse haben einen Anteil von über 50 Prozent am gesamten Export Côte d'Ivoires. Daneben sind Gold, Cashewnüsse, Kaffee und Erdöl wichtige Exportgüter. Insgesamt hat das Land einen Exportüberschuss. Ob Unternehmen aus Deutschland davon weiter profitieren, hängt auch davon ab, inwieweit sie sich um Marktpräsenz und die Schaffung von Arbeitsplätzen bemühen.
2020 | 2021 *) | Veränderung 2021/20 | |
---|---|---|---|
Importe | 12,0 | 12,8 | 6,7 |
Exporte | 15,3 | 15,9 | 3,9 |
Handelsbilanzsaldo | 3,3 | 3,1 | - |