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Branchen | China | Solarenergie

Solarausbau ohne China kaum zu stemmen

Chinesische Firmen dominieren die Wertschöpfungskette bei der Produktion von Fotovoltaikmodulen. Um unabhängiger zu werden, besteht in Deutschland hoher Investitionsbedarf.

Von Robert Herzner | Hongkong

Mit der Energiewende benötigt Deutschland deutlich mehr Produkte zur Erzeugung von Solar- und Windenergie. Derzeit sind in der Bundesrepublik 2,2 Millionen Fotovoltaik (PV)-Anlagen mit 59 Gigawatt installiert. Diese Anlagen standen im 1. Halbjahr 2022 für 11,2 Prozent der Stromerzeugung in Deutschland.

Bis 2030 dreimal mehr Solarenergie nötig

Bis 2030 sind Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 215 Gigawatt entsprechend dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2023 geplant. Damit müssen jährlich 22 Gigawatt installiert werden, hinzu kommt die Ersatzinstallation von Altanlagen. Dies entspricht einem Bedarf von circa 40 Millionen PV-Modulen.

Nach dem Produktionsboom in den 2000er-Jahren verlagerten Hersteller ihre Fertigung ins Ausland, sodass Deutschland mittlerweile in hohem Maße von Importen abhängig ist. Der Import von PV-Modulen erreichte 2021 nach vorläufigen Angaben ein Volumen von rund 4 Milliarden US-Dollar (US$). Demgegenüber erfolgt unter anderem seit der Insolvenz des ehemaligen Weltmarktführer Q-Cells im Jahr 2012 keine nennenswerte Produktion mehr in Deutschland. Um das Installationsziel zu erreichen, muss weiter kräftig importiert werden. 

Deutschland importiert 60 Prozent der Solarmodule aus China

Der Großteil der Einfuhren von Solarmodulen stammt aus dem Reich der Mitte. In den vergangenen fünf Jahren installierte Deutschland 25 Gigawatt Solarleistung und importierte PV-Module in einem Wert von 15,8 Milliarden US$. In diesem Zeitraum verdreifachte sich der Anteil der Einfuhren aus China auf 60 Prozent im Jahr 2021.

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Firmen aus der Volksrepublik dominieren die Produktion

Die Solarzellenproduktion besteht aus vier Hauptschritten - zunächst der Gewinnung von polykristallinem Silizium, kurz Polysilizium, welches geschmolzen und in Zylinder gegossen wird. Daraus werden im zweiten Schritt Wafer geschnitten, woraus im dritten Schritt die Solarzellen gefertigt werden. Im vierten und letzten Schritt werden aus diesen Solarzellen Module gebaut.

Mit seinem Marktanteil genießt China fast Monopolcharakter, mindestens Dreiviertel in jedem der vier wichtigsten Produktionsschritte erfolgen in der Volksrepublik. Der Marktanteil chinesischer Unternehmen beträgt bei Polysilizium 79,4 Prozent, bei Wafern 96,8 Prozent und bei Zellfertigung 85,1 Prozent. Unternehmen in China fertigen 74,7 Prozent der Module weltweit.

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Sieben der zehn größten Solarzellhersteller kommen aus China

Die Dominanz in der Produktion spiegelt sich auch bei den Herstellern wider - sieben der zehn größten Solarzellhersteller sind chinesisch. Innerhalb Chinas ist die autonome Region Xinjiang ein wichtiger Standort für die Produktion von Solarzellen. Zum einen für die Gewinnung von Polysilizium, andererseits betreiben viele Hersteller dort Fertigungsanlagen aufgrund der Verfügbarkeit erneuerbarer Energien.

Demgegenüber steht der nicht auszuschließende Einsatz von Zwangsarbeitern. Bei Importen von in Xinjiang hergestellten Produkten ergeben sich für viele deutsche Unternehmen entsprechend dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) grundlegende Compliance-Anforderungen. Durch einen Bezug aus anderen Drittmärkten oder der Herstellung in Deutschland kann es für Unternehmen einfacher sein, diesen Compliance-Anforderungen zu entsprechen.

Größte Solarzellenhersteller weltweit nach Absatz 2021 (in Gigawatt)

Herkunft

Solarzellenhersteller

Aiko 

China

31,3

Tongwei

China

27,3

LONGi

China

19,6

Jinko Solar

China

16,8

Zhongli Talesun

China

10,7

JA Solar

China

10,7

Canadian Solar

Kanada

8,7

Runergy

China

8,0

Hanwha Q-Cells

Deutschland

7,6

First Solar

USA

7,6

Quelle: US Department of Energy 2022

Ausbau im Heimatmarkt stärkt chinesische Solarfirmen

In den letzten fünf Jahren wurden in China im Durchschnitt über 33 Gigawatt Solaranlagen pro Jahr installiert. Und der Ausbau nimmt zu, allein in den ersten zehn Monaten 2022 um 58 Gigawatt. Dies entspricht einem Anstieg von 98,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit erzielen die chinesischen Unternehmen ihren Hauptabsatz im Heimatmarkt, jedoch sind hier die Margen sehr gering. Bei den staatlichen Großprojekten erfolgt die Ausschreibung über den günstigsten Preis, mit einem sehr hohen Konkurrenzdruck. Entsprechend ist der Export von großem Interesse. Im Jahr 2021 exportierten chinesische Unternehmen Solarzellen im Wert von 33 Milliarden US$, davon gingen 2,3 Milliarden US$ nach Deutschland.

Rohstoffe sind nicht knapp

Laut Umweltbundesamt stecken in PV-Modulen keine Rohstoffe, die weltweit knapp oder in der Beschaffung problematisch sind. Ausgangsstoff für die Gewinnung von Silizium ist Quarzsand. Und den gibt es tatsächlich wie Sand am Meer. Ebenso sind die weiteren Ausgangsmaterialien Aluminium, Indium und Rhodium in verschiedenen Regionen wie Südamerika und Kanada verfügbar. Es besteht keine Dominanz Chinas, wie etwa bei anderen Seltenen Erden.

Bis Ende der 2000er Jahre etablierten deutsche Marktführer wie Q-Cells, Centrotherm und Solarworld die Solarenergie weltweit. Chinesische Unternehmen profitierten in der Zeit von eigener staatlicher Unterstützung und von Subventionen in Deutschland wie dem EEG. Mittlerweile investieren Unternehmen wieder in Deutschland, um dem jährlichen Installationsbedarf von über 20 Gigawatt Produktion pro Jahr zu entsprechen.

Produktion siedelt sich wieder in Deutschland an

Mit dem Aufbau der Produktionsanlagen entstehen hoch qualifizierte Arbeitsplätze in der Produktion. Nach Berechnungen des Fraunhofer-Institutes für Solare Energiesysteme werden für eine 10-Gigawatt-Produktion der vier Schritte von Polysilizium bis zum Modul 7.500 Vollzeitarbeitsplätze benötigt. Laut Ankündigung 2021 führt der Schweizer Konzern Meyer Burger zwei Großprojekte in der Bundesrepublik durch.

Für eine Produktion in Deutschland sprechen die Standortvorteile, die sich aus der Wertschöpfungskette ergeben. Deutsche Maschinenbauer sind weltweit führend in der Entwicklung neuer Produktionsanlagen. Jährlich bringen sie moderne und effiziente Maschinen auf den Markt, um ihren Technologievorsprung zu halten.

Für eine Produktion in Deutschland spricht ferner, dass die Rohmaterialien verfügbar sind und sich Recyclinganlagen für Solarmodule im Aufbau befinden. Die Projekte können zügig umgesetzt werden, denn durch das strukturierte Genehmigungsverfahren des Bundesimmissionsschutzgesetzes ist eine neue Produktionsanlage in sechs Monaten realisierbar.

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