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Special | EU | Rohstoffsicherung

EU startet Initiative zur Bevorratung strategischer Rohstoffe

Die EU verstärkt ihre Bemühungen, Rohstofflieferketten zu sichern und so Unternehmen aus den Mitgliedsländern den Zugang zu kritischen Rohstoffen zu erleichtern.

Von Edda Schlager | Berlin

Am 9. Juli 2025 hat die EU im Rahmen ihrer im Frühjahr 2025 verabschiedeten Strategie für eine krisenfeste Union zwei neue Initiativen gestartet: 

  1. EU-weite Bevorratungsstrategie
  2. Strategie für medizinische Gegenmaßnahmen

Beide sollen den Zugang zu lebenswichtigen Gütern für europäische Bürger, Unternehmen und Volkswirtschaften verbessern und eine Versorgung mit diesen Gütern jederzeit gewährleisten. Dies gilt insbesondere in Krisensituationen wie bei großflächigen Stromausfällen, Naturkatastrophen, Konflikten oder Pandemien.

Dazu sagte Roxana Mînzatu, EU-Vizepräsidentin und Kommissarin für Beschäftigung und soziale Rechte:

"Ein neues Netzwerk wird dazu beitragen, besser zu verstehen, was wir bevorraten müssen und wie wir ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis erzielen. […] Diese Maßnahmen stärken unsere strategische Autonomie – durch die Verbesserung unserer eigenen Reserven und Produktion machen wir uns weniger abhängig, wenn es darauf ankommt." 

Notvorräte sollen Resilienz stärken

Die EU-weite Bevorratungsstrategie ist auch für den Rohstoffsektor wegweisend. Denn sie soll jetzt von der EU koordiniert die Vorratshaltung und den am Bedarf ausgerichteten steten Ausbau von Vorräten kritischer Rohstoffe ermöglichen, das sogenannte "Stockpiling". Unternehmen nutzen dies im Rahmen der Sicherung eigener Lieferketten bereits. Die EU unterstützt sie nun auf institutioneller Ebene. 

Für Unternehmen im Rohstoffbereich sind folgende Aspekte der neuen Strategie besonders relevant:

  • Aufbau eines EU-Bestandsaufnahmenetzwerks für kritische Güter
  • Identifikation von Versorgungslücken und Koordination von Lagerkapazitäten
  • Förderung öffentlich-privater Partnerschaften zur Bevorratung
  • Integration von Rohstoffen in resiliente Lieferketten und Krisenreaktionspläne

Ziel ist gemeinsamer Rohstoffeinkauf

Umgesetzt werden soll die neue Bevorratungsstrategie für Rohstoffe unter anderem mit dem noch zu gründenden EU-Zentrum für kritische Rohstoffe (EU Critical Raw Materials Centre), das die EU-Kommission aufbauen will. Dessen Aufgaben werden sein:

  • Analyse von Verfügbarkeit und Preisen bestimmter kritischer Rohstoffe auf dem Weltmarkt
  • Aushandlung günstiger Konditionen
  • gemeinsame Einkäufe

Dafür wird auch die im Juli 2025 gründete Plattform zur Beschaffung von Energie und Rohstoffen genutzt werden. Diese stellt so genannte Mechanismen zur Verfügung - strukturierte Prozesse zur Beschaffung verschiedener Rohstoffe. Die Plattform ist mit einem Wasserstoff-Mechanismus an den Start gegangen. Bereits im September 2025 soll der Rohstoff-Mechanismus nachfolgen, um im Jahr 2026 erste Einkäufe zu ermöglichen. 

Definiert sind die von Unternehmen in der EU besonders nachgefragten und benötigten Rohstoffe im Critical Raw Materials Act (CRMA), der im Mai 2024 verabschiedet wurde. Die Liste der derzeit 17 strategischen und 34 kritischen Rohstoffe soll regelmäßig aktualisiert werden.

Risikobewusstsein der EU für Rohstoffbeschaffung wächst

Die EU zeigt damit, dass ihr Risikobewusstsein gewachsen ist, und sie setzt ein starkes Signal: Resilienz und wirtschaftliche Eigenständigkeit beginnen bei der Versorgungssicherheit, und Rohstoffe stehen im Zentrum. 

Allerdings könnten die Weltmarktpreise für Rohstoffe steigen, wenn die EU und ihre Mitgliedsländer jetzt in größerem Umfang in die Rohstoffbeschaffung und -bevorratung einsteigen und die Nachfrage somit deutlich wächst.

Die neuen Initiativen stehen in einer Reihe von Maßnahmen, mit denen die EU in jüngster Zeit ihre Aktivitäten zur Beschaffung von Rohstoffen intensiviert:

Hintergrund ist der immer größere Bedarf an mineralischen Rohstoffen durch die weltweite Transformation der Wirtschaft hin zu Technologien der künstlichen Intelligenz und zu Green-Tech sowie durch zunehmende Investitionen im Rüstungssektor. All dies vollzieht sich bei gleichzeitig wachsendem Protektionismus einzelner Volkswirtschaften mit Angebotskonzentrationen und Exportkontrollen. Dem will die EU nun stärker begegnen.

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