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Special | EU | Rohstoffsicherung

EU wählt 13 strategische Rohstoffprojekte in Drittländern aus

Die Europäische Union stärkt mit 13 neuen Projekten in Drittländern ihre Versorgung mit kritischen Rohstoffen. Ziel ist mehr Unabhängigkeit durch stabile Partnerschaften.

Von Edda Wolf | Bonn

Die Europäische Kommission hat die ersten 13 Projekte außerhalb der EU in ihre Liste der strategischen Projekte im Rahmen des Critical Raw Materials Act (CRMA) aufgenommen. Sie sollen dazu beitragen, die Rohstoffversorgung der EU langfristig zu sichern.

Die am 4. Juni 2025 veröffentlichte Liste ergänzt die im März genehmigten 47 strategischen Projekte innerhalb der EU. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der strategischen Projekte auf 60.

Von den 13 neuen strategischen Projekten befinden sich sieben in Grönland, Kanada, Kasachstan, Norwegen, Serbien, der Ukraine und Sambia, mit denen die EU Rohstoffpartnerschaften unterhält. Die anderen Projekte liegen in Brasilien, Madagaskar, Malawi, Neukaledonien, Südafrika und dem Vereinigten Königreich.

Neun Projekte konzentrieren sich auf kritische Batteriematerialien wie Grafit, Lithium, Kobalt, Nickel und Mangan, aber auch Bor. Bei zwei Projekten geht es um Kupfer und Wolfram. Weitere zwei Projekte planen den Abbau von seltenen Erden. Die Kommission schätzt, dass für die Inbetriebnahme dieser 13 strategischen Projekte Gesamtinvestitionen von 5,5 Milliarden Euro erforderlich sind.

Die 13 strategischen Rohstoffprojekte außerhalb der Europäischen Union
Kritischer RohstoffProjektnameProjektträgerAdresse des ProjektträgersArt des Projektes
GrafitBalakhivka Graphite DepositPobuzhzhya’s Development LLCPanasa Myrnoho Str., 6 (office 401), 01011 Kyiv, UkraineLaufendes Förderprojekt
GrafitGreenland Graphite a/s (Grönland), NorGraph a/s (Norwegen)GreenRoc Strategic Materials Plc Gracechurch Street, 60 (6th floor), EC3V 0HR London, United KingdomLaufende integrierte Förder- und Verarbeitungsprojekte
GrafitManiry Graphite Mine Project (Madagaskar)EVION GROUP NL Ord St. 28 (suite 3), WA 6005 West Perth, AustraliaLaufendes Förderprojekt
GrafitSarytogan Graphite Project (Kasachstan)Sarytogan Graphite LimitedHay St. 8/110, WA 6008 Subiaco, AustraliaLaufendes Förderprojekt
Lithium, Bor 

Jadar 

(Serbien)

Rio Tinto (Local entity: Rio Sava Exploration doo)St. James's Square 6, SW1Y4LD London, United KingdomLaufendes Förderprojekt
Nickel CaledoNiSociété Le Nickel (Eramet)Rue Desjardins Doniambo 2, BPE5 – 98848 Noumea Cedex, New CaledoniaLaufendes Förderprojekt
Nickel, KobaltIntegrated Dumont Nickel Project (Brasilien)Dumont Nickel, formerly Magneto Investments Limited PartnershipAdelaide Street West, 22, ON, M5H 4E3 Toronto, CanadaLaufendes Förderprojekt
Nickel, KobaltSão Miguel Paulista (SMP) Nickel and Cobalt Refinery Restart ProjectJervois Brasil Metalurgia Ltda.Avenida Doutor José Arthur Nova 1309, 08.090-000 São Miguel Paulista (São Paulo), BrazilLaufendes Verarbeitungs-projekt
KobaltKobaloni Energy Zambia LtdKobaloni Energy Zambia Limited Great East Road 87a, 10101 Lusaka, SambiaLaufendes Verarbeitungs-projekt
KupferNussirNussir ASA (Blue Moon Metals)Sjøgata 9, 9600 Hammerfest, NorwayLaufendes Förderprojekt
Seltene ErdenSongwe Hill Rare Earths (Malawi)Mkango Resources LimitedBurrard Street 550, BC V6C 0A3 Vancouver, CanadaLaufendes Förderprojekt
Seltene Erden, Mangan

Zandkopsdrift 

(Südafrika)

Frontier Rare Earths LimitedRue Jean-Pierre Probst 4, L2352 Luxembourg, LuxembourgLaufendes Förderprojekt
WolframTungsten WestTungsten West PLCHemerdon Mine (Drakelands), PL7 5BS, Devon, United KingdomLaufendes Förderprojekt
Quelle: Pressemeldung der Europäischen Kommission, Brüssel, 4.6.2025 (https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_25_1419)

Neun Projekte für Batterierohstoffe: Grafit, Lithium, Nickel, Kobalt

Dem Abbau von Grafit in Batteriequalität dienen vier strategische Projekte. Die Ukraine hat von der EU-Exekutive grünes Licht für das Grafitprojekt Balakhivka in der Region Inhuletske in der Zentralukraine erhalten. Die Anreicherungstechnologie dafür entwickelte die Dorfner Anzaplan GmbH. Deshalb war bei der Vorstellung der Rohstoffprojekte durch die Europäische Kommission die ukrainische Ministerin für natürliche Ressourcen, Svitlana Hrynchuk, anwesend. Im Jahr 2021 wurde eine strategische Rohstoffpartnerschaft zwischen der EU und der Ukraine geschlossen, die schrittweise umgesetzt wird.

Auch die Grafitprojekte Amitsoq in Grönland und NorGraph in Norwegen von GreenRoc Strategic Materials (CEO Stefan Bernstein) stuft die EU als strategisch ein. Amitsoq ist das erste und bislang einzige Rohstoffvorhaben in Grönland, das den Status eines strategischen Projekts erreicht hat. Stéphane Séjourné, Exekutiv-Vizepräsident und EU-Industriekommissar, plant das Projekt in diesem Jahr zu besuchen. Das NorGraph-Projekt plant den Bau einer Produktionsanlage im Eyde Materials Park in Norwegen. Dort soll hochwertiges Graphitkonzentrat aus der Amitsoq-Mine zu aktivem Anodenmaterial verarbeitet werden – einem zentralen Bestandteil für Lithium-Ionen-Batterien.

Ferner hat die EU die Grafitminen Maniry in Madagaskar und Sarytogan in Kasachstan in die Liste der strategischen Rohstoffprojekte aufgenommen. Weitere Projekte umfassen die Nickel- und Kobaltverarbeitung in Neukaledonien, Kanada, Brasilien und Sambia. 

Das Jadar-Projekt von Rio Tinto in Serbien zielt auf die Gewinnung von Lithium (Batteriequalität) und Bor (Metallurgiequalität) ab. Es gibt jedoch großen Widerstand in der Bevölkerung. Dies trifft auch auf das Nussir-Projekt zur Kupfergewinnung in Norwegen zu. Nussir ASA hat eine Genehmigung für den Abbau von 50 000 Tonnen Kupferkonzentrat jährlich in Kvalsund am Repparfjord. Der deutsche Kupferriese Aurubis wollte zunächst die gesamte Ausbeute der Mine der nächsten zehn Jahre aufkaufen, zog sich aber wegen Protesten des Volks der Sami im August 2021 zurück.

Seltene Erden aus Südafrika und Malawi

Zwei Projekte planen den Abbau von seltenen Erden: Zandkopsdrift in Südafrika von Frontier Rare Earths und Songwe Hill in Malawi von Mkango Resources. "In Kombination mit den drei strategischen Projekten in der EU, die die Verarbeitung von seltenen Erden abdecken, werden diese zusätzlichen strategischen Projekte die Versorgungssicherheit der EU mit seltenen Erden erhöhen", erklärte die Europäische Kommission.

Mkango-CEO William Dawes begrüßte die strategische Einstufung und betonte, dass das Songwe Hill-Projekt eine Schlüsselrolle bei der Diversifizierung und Sicherung der Lieferketten für seltene Erden in Europa und anderen Märkten spielen werde. Das Projekt hat eine Minenlaufzeit von 18 Jahren. In den ersten fünf Jahren der Vollproduktion wird ein gemischtes Seltenerdkarbonat (MREC) mit etwa 1.953 Tonnen Neodym-/Praseodymoxiden und 56 Tonnen Dysprosium-/Terbiumoxiden pro Jahr produziert.

Mkangos Separationsanlage Pulawy in Polen, die MREC aus Songwe verarbeiten wird, wurde im März von der EU ebenfalls als strategisches Projekt eingestuft. Zusammen bilden die Projekte Songwe und Pulawy eine integrierte Lieferkette für den Abbau und die Veredelung von seltenen Erden und profitieren nun von der koordinierten Unterstützung der EU-Kommission.

Mkango treibt zudem die geplante Fusion seiner Tochtergesellschaft Lancaster Exploration mit Crown PropTech Acquisitions voran. Diese Transaktion würde Lancaster – Inhaber von Songwe und Pulawy – als vertikal integriertes Seltenerdunternehmen an der Börse NASDAQ notieren.

Wolfram aus England

Zu den genehmigten Projekten gehört auch eines zur Gewinnung von Wolfram bei Plymouth in England. Wolfram wird in der Verteidigungsindustrie, Medizin und Kernkraft verwendet. Der britische Handelsminister Jonathan Reynolds betonte das gemeinsame Interesse des Vereinigten Königreichs und der EU an einer engeren Zusammenarbeit bei strategischen Rohstoffen.

EU will Zusammenarbeit mit den Abbauländern vertiefen

Der für Industrie zuständige Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission, Stéphane Séjourné, versicherte, dass die Annahme der neuen Projektliste die Tür zu "Win-Win-Partnerschaften" zwischen den 27 EU-Mitgliedern und interessierten Drittländern öffne. Es werden Anstrengungen unternommen, die Zusammenarbeit mit diesen Ländern zu vertiefen, insbesondere dort, wo bereits strategische Rohstoffpartnerschaften bestehen.

Die im Mai 2024 in Kraft getretene EU-Verordnung zu kritischen Rohstoffen (CRMA) schafft einen Rahmen zur Identifizierung, Unterstützung und Beschleunigung von Projekten, die für die strategische Autonomie der EU im Rohstoffbereich von entscheidender Bedeutung sind.

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