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E-Mobilität gewinnt in Frankreich an Schwung

Die Automobilindustrie richtet sich auf elektrisches Fahren aus. Mit staatlicher Förderung beschleunigt sich der Aufbau der Batterieinfrastruktur. 

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Nach schwierigen Pandemiejahren und einem durch Krieg, steigende Energiepreise und Mangel an Komponenten geprägten Jahr 2022 erholt sich der französische Kfz-Markt 2023. Die Neuzulassungen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen stiegen in den ersten sieben Monaten um knapp 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dennoch bleiben die Neuzulassungen sowohl von Pkw als auch von Nutzfahrzeugen im Jahr 2023 noch hinter denen des Vorpandemiejahres 2019 zurück.

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Neuzulassungen von Kfz in Frankreich 2018-2022 (Stückzahl)

Kategorie

2018

2019 

2020

2021

2022

Pkw

2.173.481

2.214.279

1.650.082

1.659.004

1.529.035

Nutzfahrzeuge <5,1t

459.140

479.698

402.375

432.629

348.072

Lkw >5,1t

54.278

55.307

41.722

44.149

44.016

Quelle: Plateforme automobile (PFA) 2023

Die Branchenstimmung verbessert sich, wenn auch das wirtschaftliche Umfeld nach wie vor schwierig ist. Inflation, steigende Zinsen und eine allgemeine Verunsicherung bei Verbrauchern und Unternehmen führen dazu, dass sich Kunden beim Kauf von Neuwagen zurückhalten.  

Autoindustrie steht unter Anpassungsdruck

Die Automobilbranche ist im Umbruch. Die europäische Abkehr vom Benziner hin zum Elektrofahrzeug setzt die gesamte Branche, von den Herstellern bis hin zu den Zulieferern, unter massiven Druck. Die großen Autobauer des Landes Renault und Stellantis intensivieren ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung von E-Mobilität. Renault hat angekündigt, seine gesamte geplante Produktpalette an E-Fahrzeugen in Frankreich herstellen zu wollen.

Während Dieselfahrzeuge auch wegen künftig drohender Fahrverbote in der Käufergunst nachlassen, legen die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in hohem Tempo zu. In den ersten sieben Monaten 2023 steigerten sich deren Neuzulassungen um 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf knapp 155.000 Fahrzeuge. Damit machten E-Fahrzeuge gut 15 Prozent aller Neuzulassungen aus. Im Jahr 2019 lag der Marktanteil noch bei 1,9 Prozent. Beliebtestes E-Modell ist bislang der Tesla Y, der mit gut 19.000 zugelassenen Neuwagen 2023 einen Marktanteil von knapp 2 Prozent erreicht. Chinesische Fahrzeuge sind noch kaum vertreten, Autobauer aus China intensivieren aber ihr Engagement. MG ist seit 2022 auf dem französischen Markt präsent, BYD hat im Juni 2023 erstmals Verkaufsniederlassungen in Frankreich eröffnet.

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Die Nachfrage nach E-Fahrzeugen bleibt trotz hoher Steigerungsraten bei Verkauf und Neuzulassungen noch verhalten. Angesichts einer noch nicht umfassend ausgebauten Ladeinfrastruktur und Zweifel an der Reichweite von E-Autos schieben viele Verbraucher den Kauf eines Elektrowagens auf. Sie hoffen auf sinkende Preise und schnelle technologische Verbesserungen. Der Druck, einen sauberen Neuwagen zu kaufen, nimmt in den städtischen Zentren ab. So wurde der Zeitplan für die Einführung verschärfter Einfahrverbote in städtische Umweltzonen aufgrund des Widerstands in der Bevölkerung verschoben.

Regierung fördert Batterieproduktion

Die Regierung will die Umstellung auf elektrisches Fahren beschleunigen. Bis 2030 sollen jährlich in Frankreich zwei Millionen E-Fahrzeuge produziert werden. Um den Übergang zum E-Auto attraktiver zu machen, können Käufer von staatlichen Kaufprämien von bis zu 11.000 Euro pro Fahrzeug profitieren. Insbesondere der französische Autobauer Stellantis kritisiert die staatliche Förderung für alle in Frankreich verkauften Elektroautos als Subventionierung chinesischer Einfuhren. Präsident Emmanuel Macron hat im Juni 2023 angekündigt, in Zukunft lediglich den Kauf von E-Fahrzeugen zu unterstützen, die in der Produktion eine geringe CO2-Belastung ausweisen.  

Die Regierung fördert die Entwicklung der E-Auto-Sparte zudem im Rahmen des Innovationsprogramms "France 2030" mit 2,6 Milliarden Euro. Dabei legt sie Wert auf den Aufbau einer eigenen Zulieferinfrastruktur, um Abhängigkeiten bei Komponenten zu vermeiden. Dies gilt insbesondere für die Batterie- und Halbleiterproduktion.


Wichtige Investitionsprojekte in Frankreichs Kfz-Industrie

Vorhaben

Investitionssumme in (Milliarden Euro)

Projektstand

Anmerkungen

STMicroelectronics (Schweiz)/Global Foundries (USA); 300 mm Waferproduktion; Crolles

7,5

Projektankündigung Juli 2022, Produktionsbeginn Juni 2023, Vollkapazität 2026

Staatliche Förderung: Bis zu 2,9 Milliarden Euro

ProLogium (Taiwan);  Batterieproduktion; Dunkerque

5,2

Projektankündigung Mai 2023; Produktionsbeginn 2026

Staatliche Förderung: 1,5 Milliarden Euro

Orano (Frankreich)/XTC New Energy Group (China), Produktion von kathodenaktiven Materialien (CAM) sowie Produktion von Vorstufen für aktive Kathodenmaterialien (PCAM); Dunkerque

1,5

Projektankündigung Mai 2023; Produktionsbeginn 2026

-

Verkor / RTE, Batterieproduktion; Dunkerque

1,5

Projektankündigung, Baubeginn geplant 2023, Produktionsbeginn geplant 3. Quartal 2024

Staatliche Förderung: 150 Mio. Euro


Alteo (Frankreich) / W-Scope (Korea); Produktion von Batterieseparatoren, Hauts-de-France

0,6

Projektankündigung Oktober 2022; Produktionsbeginn 2026

-

Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest

Autonomes Fahren und Wasserstoffmobilität stehen noch in den Anfängen

"France 2030" schiebt mit umfassenden Förderprogrammen zudem Forschung und Entwicklung in so unterschiedlichen Sparten wie Wasserstoffmobilität, Materialforschung oder autonomes Fahren an.

Autonomes Fahren befindet sich noch im Versuchsstadium. Erste Unternehmen wie die französische Milla-Gruppe gehen von der Entwicklungsphase in die Industrialisierungsphase und hoffen, ab 2024 autonome Transporter und Kleinbusse auf die französischen Straßen zu bringen. Auch Wasserstofffahrzeuge sind noch keine echte Alternative zu herkömmlichen Antrieben. In den ersten sieben Monaten 2023 waren laut der Automobilplattform des Branchenverbands PFA lediglich 188 Modelle zugelassen worden. Es fehlt bislang eine hinreichende Wasserstoffinfrastruktur. 

Franzosen bevorzugen französische Autos

Die beiden Automobilgrößen Stellantis, die Marken wie Citroen, DS, Fiat, Jeep, Opel und Peugeot unter einem Dach beherbergt, sowie die Renault-Gruppe beherrschen den französischen Markt. Die beiden Gruppen hatten bei den Neuzulassungen in den ersten sieben Monaten 2023 einen Marktanteil von zusammen gut 54 Prozent. 

Franzosen bevorzugen französische Autos. Auch als Statussymbol ist das eigene Auto weniger wichtig als in Deutschland. Damit ist Frankreich gerade im Oberklassesegment für nichtfranzösische Autobauer kein einfacher Markt. Insbesondere Mercedes bekommt die Kaufzurückhaltung zu spüren. Die Neuzulassungen gingen in den ersten sieben Monaten 2023 um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Immerhin: Im Mittelklassesegment konnte der Volkswagen Konzern mit einem Zulassungsplus von knapp 27 Prozent kräftig zulegen.

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Importe nähern sich Vorcoronaniveau an

Nach dem Einbruch der französischen Automobilimporte in den Corona-Jahren erholen sich die Importe ab 2022 wieder, trotz der angespannten Liefersituation bei Komponenten wie Halbleitern. Die deutschen Importe erreichen 2022 fast wieder das Niveau von 2019.

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