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Wirtschaftsstandort | Indonesien

Großes Land mit schwacher Industrieproduktion

Indonesien will über eine wirtschaftliche Öffnung finanzielle Mittel und Know-how aus dem Ausland anziehen. Doch Investoren aus dem verarbeitenden Gewerbe zögern.

Von Oliver Döhne | Jakarta

Die indonesische Wirtschaft wächst seit zwei Dekaden jährlich um 5 Prozent und hat enorme Wohlstandzuwächse generiert. Doch strukturell ist der Archipel mit seinen über 280 Millionen Einwohnern unterentwickelt. Die Abhängigkeit von Rohstoffexporten ist noch immer hoch, und die eigenen technologischen Fähigkeiten sind gering. Die Liberalisierung des Investitionsrechts hat die Rahmenbedingungen zwar verbessert, der Markt bleibt jedoch trotz weiterer Öffnungstendenzen schwer zugänglich. Das spiegeln auch die geringen deutschen Exportzahlen wider. 

  • Mehr verarbeitende Industrie soll die Wirtschaftsstruktur stärken

    Indonesiens produzierendes Gewerbe ist schwach entwickelt. Die Hürden für eine Ansiedlung von kleinen und mittleren Unternehmen aus dem Ausland sind weiterhin hoch.

    Auf Indonesien entfällt mehr als ein Drittel der Wirtschaftsleistung des südostasiatischen Wirtschaftsbundes Association of Southeast Asian Nations (ASEAN). Doch der Archipel ist schwächer industrialisiert als Malaysia und Thailand und verzeichnete in den vergangenen Jahren trotz hoher Wirtschaftswachstumsraten eine geringere Dynamik als Vietnam. Die Wachstumsmotoren Indonesiens sind der Rohstoff- und Agrarreichtum, denn das Land verfügt über riesige Vorkommen an Kohle, Nickel sowie Kautschuk- und Ölpalmplantagen, die enorme Exportgewinne erzielen. Auch Kupfer, Zinn, Bauxit und Gold sind in großen Mengen vorhanden. 

    Industrie nur punktuell wettbewerbsfähig

    Eine wertschöpfungsstarke verarbeitende Industrie hat sich in Indonesien bisher kaum entwickelt. Ausnahme ist die Lebensmittelindustrie. Der Archipel ist vor allem Standort für günstige Lohnfertigung etwa in der Sportschuh- und Textilindustrie und bei einigen Produkten der Elektroindustrie. Unternehmen, die eine große Anzahl von Vorprodukten benötigen, fehlt es in Indonesien oft an der Lieferkette. Der Import ist beschwerlich. Auch an qualifizierten Arbeitskräften mangelt es in der Breite. 

    Hochwertige Industriegüter werden daher in Indonesien kaum hergestellt. Angesichts marginaler Investitionen in Forschung und Entwicklung wird dies wohl auch in Zukunft so bleiben. Nur punktuell könnte sich das durch Know-how-Transfer internationaler Firmen an indonesische Fertigungspartner ändern. So produzieren zum Beispiel in der Kfz-Industrie indonesische Partner für japanische Original Equipment Manufacturer (OEM) Pkw und Motorräder für Inland und Export in die Region. 

    Indonesien benötigt mehr dieser Erfolgsgeschichten. Denn Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind ein großes Problem. Noch immer sind mehr als die Hälfte der Werktätigen im informellen Sektor beschäftigt. Jedes Jahr drängen 3 Millionen Menschen neu auf den Arbeitsmarkt, die dieser zuletzt nicht voll aufnehmen konnte.  

    Der bis 2024 amtierende Präsident Joko Widodo hat im Jahr 2021 mit der Liberalisierung des Investitionsrechts eine große Reform angestoßen. Insbesondere produzierenden Unternehmen, die in China unzufrieden geworden sind, sollte der Archipel eine neue Heimat bieten. Aber noch bleiben die Erfolge weitgehend aus. Der Industrieanteil an der Wirtschaft ist mit 20 Prozent zu niedrig für ein Land mit dem Entwicklungsstand Indonesiens. Ein Schwerpunkt unter dem neuen Präsidenten Prabowo Subianto Djojohadikusumo ist es, lebenswichtige Produkte im Land herstellen zu können. 

    283,5 Mio.

    Personen lebten 2024 im Land.

    Quelle: Vereinte Nationen 2024

    1.396 Mrd.

    US-Dollar betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024.

    Quelle: IWF 2025

    4.958

    US-Dollar machte das BIP pro Kopf damit 2024 aus.

    Quelle: IWF 2025

    Rang 53

    belegte das Land 2024 unter den deutschen Exportzielen.

    Quelle: Destatis 2025

    Rang 99

    nimmt das Land im Corruption Perceptions Index 2024 ein (unter 180 Ländern).

    Quelle: Transparency International 2025

    2,3 %

    betrug die Analphabetenquote (der über 15-Jährigen) im Jahr 2024.

    Quelle: Statistikamt BPS

    Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt

    Ein Nischenstandort für deutsche Unternehmen

    Die deutschen Exporte nach Indonesien lagen 2024 bei unter 3 Milliarden Euro. Vor Ort sind lediglich etwa 370 deutsche Firmen aktiv. Nur wenige Dutzend haben eine eigene Produktion, die meisten unterhalten nur Büros für Vertrieb und After Sales. Deutsche Großkonzerne sind schon lange im Land und machen kleine, aber gute Geschäfte.  

    Für kleinere und mittlere deutsche Unternehmen ist es deutlich schwieriger, Fuß zu fassen. Tom Pagels, Director der internationalen Kanzlei Rödl & Partner in Jakarta sagt:

     "Die finanziellen Anforderungen für die Gründung eines Unternehmens mit ausländischen Eigentümern und die Aufnahme der Geschäftstätigkeit in Indonesien sind hoch."

    "Die Kapitalausstattung des Unternehmens muss mindestens 10 Milliarden Rupiah (circa 650.000 US$) betragen. Die Mindestinvestitionssumme kann – in Abhängigkeit von der Komplexität des Geschäftsmodells – noch höher sein. Diese Anforderungen stellen eine hohe Hürde dar. Zwar wird das technologische Know-how von kleinen und mittleren Unternehmen ebenfalls dringend benötigt, die Politik sieht sie jedoch tendenziell als Konkurrenz für die einheimischen Unternehmen.“

    SWOT-Analyse Indonesien

    S

    Stärken Strengths

    • Großer Markt mit viel Potenzial
    • Rohstoffreichtum
    • Junge, digitalaffine Bevölkerung 
    • Vergleichsweise gute allgemeine Englischkenntnisse 
    • Niedrige Löhne
    W

    Schwächen Weaknesses

    • Marginale Einbindung in globale Lieferketten, Protektionismus 
    • Hohe Logistikkosten
    • Kaum industrialisiert
    • Geringe Rechtssicherheit, Intransparenz
    • Schwaches Bildungsniveau, wenige Arbeitskräfte mit Auslandserfahrung
    O

    Chancen Opportunities

    • Öffnungstendenzen, Reformen könnten Markteintritt erleichtern
    • Ausbau der Weiterverarbeitung im Land und damit wachsender Bedarf an Technologieimporten
    • Guter Ruf von “made in Germany“
    • Offenheit für neue Handelspartnerschaften, bspw. Abkommen mit EU
    T

    Risiken Threats

    • Mögliche Exportschäden durch neue US-Handelspolitik
    • Zu geringer Fokus auf wirtschaftliche Entwicklung
    • Zunehmend autoritärer Regierungsstil
    • Islam zunehmend konservativer, gelegentlich Boykotte von Westprodukten
    • Sorge vor Arbeitsplatzverlust schwächt Konsum und Konjunktur

    Die Nickelverarbeitung boomt

    Indonesien hat im Vergleich zu den anderen größeren ASEAN-Volkswirtschaften eine schwache Leichtindustrie. Ausnahmen sind das Elektronikcluster in der Freihandelszone Batam (in Sichtweite von Singapur) sowie die exportorientierte Textilindustrie. Letztere leidet allerdings stark unter der übermächtigen Konkurrenz Chinas und der aufstrebenden Konkurrenten in Vietnam, Kambodscha und Bangladesch. 

    Einen großen Boom hingegen gibt es in der Verarbeitung von Nickel, dessen weltgrößter Förderer Indonesien ist. Den Startschuss gab das verschärfte Verbot für die Ausfuhr unverarbeiteten Nickelerzes von 2020. Daraufhin bauten chinesische Unternehmen binnen weniger Jahre in Sulawesi und auf den Nordmolukken eine gigantische Nickel-Downstream-Industrie auf. Dabei wird vor allem Edelstahl produziert. Auch internationale Automobilkonzerne stehen Schlange, denn sie benötigen Nickel für die Batterien ihrer Elektroautos. 

     

    Bedeutung der Wirtschaftszweige in IndonesienAnteile in Prozent

    Sektoren

    Anteil am BIP 2024

    Anteil an den Beschäftigten 2024

    Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

    12,6

    28,5

    Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung)

    9,2

    1,1

    Verarbeitendes Gewerbe

    19,0

    13,5

    Energieversorgung

    1,0

    0,3

    Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen

    0,1

    0,4

    Baugewerbe

    10,1

    6,0

    Dienstleistungen

    48,0

    50,2

    Quelle: Statistikamt BPS 2025

    Java ist Schwerpunkt der Industrie

    Die Insel Java ist der wirtschaftliche Kern Indonesiens und vereint fast 60 Prozent der Bevölkerung und der landesweiten Wirtschaftsleistung auf sich. Java hat die mit Abstand beste Infrastruktur des Landes. Drei Viertel des indonesischen Strombedarfs entfallen auf die Insel. In Zentral- und Ostjava gibt es die geringsten Mindestlöhne, hier sind die Textil- und Möbelindustrie ansässig. Die meisten ausländischen Unternehmen jenseits des Rohstoffsektors sind auf Java tätig. Unumschränktes Wirtschaftszentrum Javas ist Jakarta, wo fast alle ausländischen Unternehmen ihren Hauptsitz haben.

    Bei allen anderen indonesischen Hauptinseln liegt der wirtschaftliche Schwerpunkt auf Landwirtschaft und Rohstoffen. Sumatra ist das Zentrum der Palmölindustrie, fast 20 Prozent der Insel sind mit Palmölplantagen bedeckt. Kalimantan hat gigantische Kohlevorkommen und darüber hinaus große Palmöl- und Kautschukplantagen. Sulawesi und die Nordmolukken sind Zentren für Nickelabbau und Verarbeitung. Papua soll künftig eine stärkere Rolle spielen, unter anderem in der Agrarproduktion.

    Eckdaten der wichtigsten Provinzen in Indonesien (2024)

    Gebiet

    Anteil am BIP (in %)

    BIP pro Kopf (in Euro) *

    Bevölkerung (in Mio.)

    Jakarta

    16,7

    20.083

    10,7

    Ostjava

    14,4

    4.387

    42,1

    Westjava

    12,8

    3.242

    50,8

    Zentraljava

    8,3

    2.771

    38,2

    Nordsumatra

    5,2

    4.409

    15,8

    Riau

    5,1

    9.520

    6,8

    Banten

    4,0

    4.061

    12,5

    Ostkalimantan

    3,9

    8.728

    5,7

    Südsulawesi

    3,2

    4.418

    9,6

    * Jahresdurchschnittskurs 2024 nach Bundesbank: 1 Euro = 17.157,7 Rupiah.Quelle: Statistikamt BPS 2025

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Nachzügler im regionalen Wettbewerb um Investoren

    Ausländische Unternehmen investierten in Indonesien bisher eher auf Druck als freiwillig. Die Rahmenbedingungen könnten sich zukünftig aber schrittweise verbessern.

    Nach Indonesien zieht es ausländische Unternehmen aus unterschiedlichen Motiven. Für die verarbeitende Industrie sind Arbeitskräfte günstig. Auf Java liegt der monatliche Mindestlohn mancherorts bei umgerechnet lediglich 130 US-Dollar (US$). Wer seine Produkte nur verkauft, sieht in Indonesien einen riesigen Zukunftsmarkt. Denn die Wirtschaft wächst jährlich um circa 5 Prozent, die Bevölkerung pro Jahr um fast 3 Millionen potenzielle Konsumenten. Der Bedarf an hochwertiger Technologie wächst, weil Indonesien selbst kaum Voraussetzungen hat, sie selbst herzustellen.

    Trotzdem ist das Engagement ausländischer Firmen in Indonesien gering, insbesondere in der verarbeitenden Industrie. Denn Indonesien liegt weitgehend abseits globaler Lieferketten. Die indonesische Außenhandelsquote (Anteil der Im- und Exporte im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung) war 2024 mit gerade einmal 35 Prozent die mit Abstand geringste aller großen Volkswirtschaften der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN). In Thailand, Malaysia und Vietnam liegt sie um das drei- bis vierfache höher. Dort hat sich durch bessere Investitionsbedingungen mehr Industrie angesiedelt.

    Indonesien hingegen hat seine Industriepolitik lange vernachlässigt. Massive Bürokratie, Rechtsunsicherheit, ein starres Arbeitsrecht, Korruption und ein Mangel an Fachkräften sorgten dafür, dass sich ausländische Unternehmen in anderen ASEAN-Ländern niederließen. Der dennoch erreichte wirtschaftliche Aufstieg Indonesiens geht weitgehend auf den Rohstoffreichtum zurück. 

    Nickelverarbeitung als Erfolgsbeispiel für andere Branchen

    Die eigenen Defizite als Investitionsstandort hat Indonesien mittlerweile erkannt und geht diese politisch an. Bereits 2021 wurden das Investitionsrecht und das Arbeitsrecht reformiert. Dennoch blieben Ansiedlungen bislang meist auf politisch gedrängte Großfirmen beschränkt. Die indonesische Politik versuchte, ausländische Investitionen über Auflagen an lokale Wertschöpfung oder auch Importverbote ins Land zu zwingen. Blaupause ist der durch das Ausfuhrverbot ausgelöste Boom in der inländischen Nickelverarbeitung. Diese zog in erster Linie chinesische Konzerne an, die in Indonesien Vorprodukte für die eigene Stahlindustrie produzieren. Neuerdings tragen sie auch einen größeren Teil zur Wertschöpfung von Batterien für elektrische Fahrzeuge in Indonesien bei. 

    Dieses Erfolgsbeispiel soll im Rahmen der sogenannten Downstreaming-Roadmap auch auf andere Rohstoffbereiche angewendet werden: Kupfer, Aluminium und Bauxit, aber auch Produkte wie Palmöl, Fisch und Meeresfrüchte, Algen, Kokosnüsse oder Maniok. Dies soll nicht nur der Nahrungsmittelindustrie zugutekommen, sondern auch der chemischen, kosmetischen und pharmazeutischen Industrie als Vorprodukte. 

    Auch in der klassischen verarbeitenden Industrie nötigt die Politik Unternehmen durch Restriktionen zum Aufbau einer Produktion im Land. So wurden beispielsweise importierte Medizintechnikgeräte aus der öffentlichen Beschaffung ausgeschlossen. 

    Investitionsförderung: Sonderwirtschaftszonen bieten Vorteile

    Die Liberalisierung des Investitionsrechts bietet ausländischen Unternehmen seit einigen Jahren spürbare Vorteile. So wurden die meisten Industriebranchen für Mehrheitseigentümerschaft geöffnet. Grundsätzlich wurde ihre Position gegenüber den einheimischen Partnerunternehmen die für eine Markterschließung unerlässlich sind gestärkt. Ausländische Marktteilnehmer können darüber hinaus nun das Vertriebsgeschäft stärker in die eigene Hand nehmen.

    Die Reform des ausgesprochen strengen Arbeitsrechts ist vor allem für produzierende Unternehmen eine Erleichterung. Die jährlich verordneten starken Mindestlohnsteigerungen wurden teilweise gezügelt, Abfindungszahlungen verringert und Entlassungen erleichtert.

    Generell bekommen Investoren mit einer eigenen Produktion mehr Zugang zu Anreizen als Unternehmen, die nur ihre Produkte im Land verkaufen wollen. Das gilt insbesondere für die Ansiedlung in Industrieparks oder Sonderwirtschaftszonen. Zu den Vergünstigungen, die in der Regeln bilateral verhandelt werden, gehören vor allem Steuererleichterungen, aber auch vereinfachter Landerwerb oder erleichterte Visaregelungen für ausländische Fachkräfte.

    Kleinere und mittelgroße Investitionsmöglichkeiten in den Regionen abseits vom Großraum Jakarta stellt die indonesische Zentralbank regelmäßig in regionalen Investorenkonferenzen vor. Zuständige Behörde für Direktinvestitionen ist auf föderaler Ebene das Ministerium für Investitionen und die Downstream-Industrie (Badan Koordinasi Penanaman Modal; BKPM). 

    Für das Prestigeprojekt der neuen Hauptstadt Nusantara, für das dringend ausländisches Engagement gesucht wird, gibt es weitere Investitionsanreize. Ansprechpartner ist hier die Organisationsbehörde für die Hauptstadt (Nusantara Capital City Authority; OIKN).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkung
    AHK Indonesien ("Ekonid")Anlaufstelle für deutsche Unternehmen
    Germany Trade & InvestInformationenquelle für die deutsche Außenwirtschaft
    Badan Koordinasi Penanaman Modal (BKPM)Investitionsministerium
    Special Economic Zones (SEZ)Portal der Sonderwirtschaftszonen
    Badan Pusat Statistik (BPS)Statistikbehörde

     

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