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E-Mobility

Stellantis will ab 2030 in Europa nur noch Elektroautos verkaufen. Italienische Nfz-Anbieter führen 2023 und 2024 zahlreiche Modelle mit Batterie- und Wasserstofftechnik ein. 

Von Torsten Pauly | Mailand

Hybride Fahrzeuge sind Marktführer

Bei italienischen Käufern sind vor allem Hybridautos ohne Plug-in-Technik sehr beliebt. Mit diesem Antrieb wurden in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 insgesamt 419.841 Autos zugelassen. Das waren 26,6 Prozent mehr als in den ersten neun Monaten 2022 und nach Deutschland die meisten in der EU. Bei reinen Batteriemodellen lag Italien zwischen Januar und September 2023 mit 45.758 Pkw EU-weit hingegen nur auf Rang 6. Das Wachstum betrug 27,6 Prozent gegenüber Jahresfrist. Bei Plug-in-Hybriden entsprachen 53.001 Neuwagen Platz vier (+11,6 Prozent).

Insgesamt hatten fossilfreie Antriebe in den ersten drei Quartalen einen Anteil von 44,1 Prozent an allen italienischen Neuwagenzulassungen. Es folgten Benziner (28,5 Prozent), Diesel (18,4 Prozent) und sonstige Antriebe, vor allem Erdgasmotoren (9 Prozent).

Stellantis und Iveco treiben fossilfreie Antriebe voran

Auch in der italienischen Pkw-Fertigung dominieren inzwischen Hybridmodelle. Diese hatten 2022 einen Anteil von 43,7 Prozent an allen vom Band rollenden Autos. Es folgten Modelle mit Benzinmotor (28,2 Prozent), solche mit reiner Batterietechnik (14,2 Prozent), Dieselautos (11,3 Prozent) und Fahrzeuge auf Erdgas- oder Methanbasis (2,6 Prozent).

Der Stellantiskonzern hat sich 2022 das strategische Ziel gesetzt, ab 2030 in Europa nur noch reine Elektroautos auf den Markt zu bringen. Skaleneffekte sollen deren Stückkosten um 40 Prozent gegenüber 2020 senken. Bis 2038 will Stellantis zudem jeglichen Ausstoß von Treibhausgasen einstellen. Das Recyling von alten Kfz-Teilen soll Stellantis 2030 zusätzliche Umsätze von 2 Milliarden Euro einbringen.

Eine Studie der Hochschule Rome Business School kam Mitte 2023 zu dem Schluss, dass bis 2030 bis zu 17.000 zusätzliche Stellen in der italienischen Kfz-Industrie entstehen können, etwa durch die Entwicklung recyclebarer Autobatterien. Der italienische Kfz-Verband Anfia hat 2022 geschätzt, dass die landesweite Kfz-Produktion bei erfolgreicher Anpassung bis 2027 auf 1 Million steigen kann.

Bei den Nfz haben italienische Hersteller 2022 noch zu 94,3 Prozent Dieselmodelle gefertigt. Hybride hatten nur einen Anteil von 2,5 Prozent. Reine Elektrofahrzeuge gab es keine. Benziner und Gasantriebe kamen zusammen auf 2,9 Prozent. Neue Busse aus Italien fuhren 2022 zu 80 Prozent mit Diesel und zu 20 Prozent auf Methan.

Iveco treibt jedoch die Modernisierung seiner Fahrzeugpalette voran. Das Unternehmen hat im Oktober 2023 auf der Brüsseler Fachmesse Busworld unter anderem sechs neue reine Elektrobusse und jeweils ein Modell mit Wasserstoff- und eins mit Biomethanantrieb vorgestellt. Ab Ende 2023 liefert Iveco zudem eine Lkw-Reihe auf Wasserstoffbasis und eine mit reiner Batterietechnik aus dem Ulmer Werk aus. Auch der italienische Busbauer IAA fertigt ab 2024 Wasserstoffmodelle und kooperiert dabei mit dem portugiesischen Hersteller CaetanoBus.

Italien fördert die inländische Technologieentwicklung von regenerativen Antrieben auch mit Fördergeldern aus der EU-Aufbau- und Resilienzfazilität. Hierfür stehen 2 Milliarden Euro bereit, davon 1 Milliarde Euro zur Batterieentwicklung, 450 Millionen Euro zur Wasserstoffnutzung, 300 Millionen Euro für E-Busse und 250 Millionen Euro für Start-ups.

Förderanreize für Fahrzeuge und Ladestationen

Italien bietet Kaufprämien für umweltschonende Antriebe. Diese bleiben 2024 gleich und betragen 5.000 Euro für Elektroautos und 2.500 Euro für Hybride und Verbrennungsmotoren mit mindestens Euronorm 5. Für Nfz ist die Förderung mit 14.000 Euro für Elektroantrieb und 4.000 Euro für Hybride beziehungsweise Verbrenner mit Euro 5 oder 6 höher. Zweiradkrafträder werden mit 2.500 Euro bis 4.000 Euro unterstützt.

Ende Juni 2023 existierten in Italien 45.210 öffentliche Ladestationen für E-Autos. Die Dichte ist im internationalen Vergleich noch gering. Ende 2022 kamen in Italien 1.627 Einwohner auf eine öffentliche Stromzapfsäule. In Deutschland und Frankreich waren es zum selben Zeitpunkt 935 beziehungsweise 916 Menschen.

Italien setzt Gelder aus der EU-Aufbau- und Resilienzfaziliät auch zum Ausbau des öffentlichen Ladenetzes ein. Bis Ende 2024 sollen so 4.000 Ladepunkte in Ortschaften und 2.500 Schnellladesäulen an sehr gut ausgebauten Fernstraßen entstehen. Hierfür stehen 277 Millionen Euro bereit. Bis Ende Juni 2026 sollen 21.000 weitere Ladestationen hinzukommen. Insgesamt sieht die Aufbau- und Resilienzfazilität dafür 740 Millionen Euro vor.

Neben den öffentlichen existierten in Italien Ende 2022 auch 370.000 private Ladeanlagen. Auch hierfür gibt es öffentliche Förderungen durch das Programm Superbonus, im Rahmen dessen die Investition auf die Steuer angerechnet werden kann. Bis Ende 2023 können sogar 110 Prozent der Ausgaben, also mehr als die tatsächlich bezahlte Summe, geltend gemacht werden. Diese Quote sinkt aber 2024 auf 70 Prozent und 2025 auf 65 Prozent. Ein weiterer Fördertopf ist der Bonus colonnine Elettrice, der 2023 mit 40 Millionen Euro ausgestattet ist.

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