Special | Japan | Start-ups
Finanzmittel sind vorhanden
Japans Regierung will die Finanzierung von Start-ups im Land um ein Vielfaches erhöhen. Schon heute gibt es finanzstarke Partner.
05.08.2025
Von Frank Robaschik, Jürgen Maurer | Tokyo
Japans Regierung hat im November 2022 einen Fünfjahresplan zur Entwicklung von Start-ups beschlossen. Zielvorgabe ist es, die jährlichen Investitionen in Start-ups von 1 Billion Yen im Jahr 2022 (damals circa 7,6 Milliarden US-Dollar, US$) bis März 2028 auf 10 Billionen Yen (aktuell 67,7 Milliarden US$) zu verzehnfachen. Zudem sollen 100 Unicorns und 100.000 Start-ups entstehen. Diese Ziele dürften allerdings verfehlt werden. Denn mit den weltweit steigenden Zinsen ist die Start-up-Finanzierung in Japan in den Jahren 2023 und 2024 zurückgegangen, wie in anderen Ländern auch. Dennoch zeigt der Plan, dass die Förderung von Start-ups der Regierung wichtig ist.
Regierung fördert vor allem auch Deep-Tech-Jungunternehmen
So stärkte die Regierung die Start-up-Finanzierung über die Organization for Small & Medium Enterprises and Regional Innovation (SMRJ) und die Japan Investment Corporation (JIC). In der Forschung und Entwicklung unterstützt die staatliche New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO) explizit Deep-Tech-Start-ups. Generell stehen dafür vom Fiskaljahr 2023 bis zum Fiskaljahr 2032 rund 600 Millionen US-Dollar (US$) zur Verfügung. Hinzu kommen weitere Mittel für Deep-Tech-Start-ups im Bereich der grünen Transformation der Wirtschaft. Für letzteres beträgt das Budget allein im Fiskaljahr 2025 circa 200 Millionen US$. Japan fördert zudem auch Start-ups im Bereich Arzneimittel.
Daneben schaffte die Regierung Steuervergünstigungen für Angel-Investoren. Mit speziellen Start-up-Visa vereinfachte die Regierung die Aufenthaltsgenehmigungen für Start-up-Unternehmer in der Anfangsphase des Unternehmensaufbaus. Zudem bemüht sie sich, neben Tokyo weitere Regionen für Start-ups attraktiver zu machen.
Höhepunkt der Finanzierungen war 2021 und 2022
Insgesamt sinkt jedoch die Finanzierung von Start-ups auf Yen-Basis seit 2023. Bei Umrechnung in US-Dollar begann aufgrund des schwachen Yen der Rückgang bereits im Jahr 2022.
Unternehmen dominieren die Start-up-Finanzierung
Im Unterschied zur EU, den USA oder Südkorea nehmen in Japan Unternehmen, Banken und Versicherungen eine wichtige Rolle in der Start-up-Finanzierung ein. Staatliche Institutionen spielen zwar bei der Finanzierung eine wichtigere Rolle als in den USA, sie sind jedoch in Japan weniger bedeutend als in der EU.
Aber auch eine Reihe internationaler Venture Capital Fonds (VC) haben Büros in Japan. Japanische VC investieren dabei auch im Ausland. Ein Beispiel ist der Vision Fund von Softbank. Im Inland aktive VC sind unter anderem JAFCO, Mizuho Capital, Daiwa House Ventures, SMBC Venture Capital, SBI Investment, Japan Growth Capital Investment und JIC Venture Growth Investments.
Japan (2022) | EU (2023) | USA (2020) | |
---|---|---|---|
Unternehmen | 31,7 | 10,6 | 9,1 |
Banken, Versicherungen etc. | 32,1 | 8,6 | 7,7 |
Staatliche Institutionen | 12,5 | 29,5 | 4,2 |
VC/Investmentgesellschaften etc. | 8,4 | 4,2 | 15,7 |
Pensionsfonds | 6,6 | 5,6 | 25,4 |
Andere Fonds | 2,8 | 11,2 | 29,6 |
Sonstige | 5,9 | 30,3 | 8,4 |
Bei japanischen Start-ups besonders beliebte Firmen in der Zusammenarbeit sind aktuell das Telekommunikationsunternehmen KDDI, der Autobauer Toyota, der Elektronik- und Unterhaltungskonzern Sony und der Telekommunikations- und Medienkonzern Softbank. Das ergab im Sommer 2025 eine vom japanischen Wirtschaftsministerium unterstützte, jährlich durchgeführte Umfrage zum Ranking der innovativsten Großunternehmen in Japan. Weitere beliebte Partner sind demnach das Druckunternehmen Toppan, der Eisenbahnbetreiber JR East, der Elektronikkonzern Panasonic, die Telekommunikationsanbieter NTT Docomo und NTT und der Technologiekonzern Fujifilm. Auch der Mischkonzern Hitachi, das Druckunternehmen Dai Nippon Printing, der Autohersteller Honda, das Immobilienunternehmen Mitsui Fudosan und die Eisenbahngesellschaft Tokyu Corporation zählen nach der Bewertung der Start-ups zu den Top-15.
Die großen Partner der Start-ups wollen durch die Kooperation mit den Jungunternehmen ihre Inhouse-Innovationskraft stärken, ihre Transformation beschleunigen und neue Geschäftsfelder erschließen. Deutsche Firmen wie Bosch, Infineon und SAP haben in den vergangenen Jahren in Japan ebenfalls mit Start-ups zusammengearbeitet. Im Jahr 2024 beteiligte sich Heraeus am japanischen Start-up Tsubame BHB, das eine neue Technologie zur dezentralen Ammoniakproduktion entwickelt hat.
Finanzierung konzentriert sich auf die Frühphase
Japanische Banken und Firmen sind vergleichsweise risikoscheu. Das macht es Start-ups schwer, Finanzierungen für die Anfangsphase einzuwerben. Dennoch ist die Zahl der Start-up-Finanzierungen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.
Das Hauptaugenmerk liegt in Japan auf Pre-Seed- und Early-Stage-Investitionen. In den USA konzentrieren sich die Finanzierungen hingegen auf die Late-Stage-Entwicklung. Dies geht mit dem Trend einher, dass Start-ups in Japan früh auf die Option zurückgreifen, sich über eine Börsennotierung Kapital für ihre Geschäftsentwicklung zu beschaffen. Zudem zielen viele japanische Start-ups perspektivisch darauf ab, sich von etablierten Unternehmen aufkaufen zu lassen.
2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | |
---|---|---|---|---|---|
Seed | 1.262 | 2.474 | 1.907 | 2.437 | 2.666 |
Series A bis C | 1.506 | 1.752 | 2.042 | 2.296 | 2.603 |
Große Risikofinanzierungen (Series D) | 69 | 99 | 130 | 154 | 180 |