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Wirtschaftsumfeld | Mauretanien | Investitionsklima

Sonne und Wind beeinflussen Investitionsklima

Mauretanien benötigt ausländische Investitionen. Der gesetzliche Rahmen dafür wurde eigens reformiert. Hinderlich erweisen sich der geringe Marktumfang und Strukturschwächen.  

Von Ullrich Umann | Casablanca

Mauretanien kann bei ausländischen Investoren mit Rohstoffreichtum punkten. Das Land verfügt über einen riesigen Fischbestand. Das Entwicklungspotenzial zur Erzeugung erneuerbarer Energien ist riesig. Privates Kapital fließt in den Bergbau, in die Erdöl- und Erdgasförderung sowie in die Land- und Fischwirtschaft.

Ausländische Direktinvestitionen seit Covid rar

Die ausländischen Direktinvestitionen beliefen sich im Jahr 2022 laut UNCTAD auf 12,2 Milliarden US-Dollar. Wichtigstes Herkunftsland ist Frankreich, das sehr lange enge wirtschaftliche und politische Beziehungen zu Mauretanien unterhält. Stark aufgeholt hat in den letzten Jahren aber China. Zu den für Mauretanien wichtigen Investitionspartnern gehören außerdem die Vereinigten Arabischen Emirate.

Die deutsche Wirtschaft hält sich mit Direktinvestitionen zurück. Lediglich ein produzierendes Unternehmen, die Klingele Packaging Group, ist seit 2013 mit zwei Fertigungsstätten für Kartonverpackungen vor Ort. Abnehmer sind die örtliche Fischereiindustrie und die Agrarwirtschaft. Vor Kurzem eröffnete das Unternehmen eine dritte Anlage im benachbarten Senegal.

Der Zufluss an ausländischen Investitionen wies in den letzten zehn Jahren starke Schwankungen auf. Im Schnitt flossen annähernd 900 Millionen US$ pro Jahr. Seit der Coronapandemie 2020 fällt der Investitionszustrom nur noch gering aus. Lediglich 22 Millionen US$ flossen 2021 ins Land. Auch 2022 brachte in dieser Hinsicht keine wirkliche Erholung.

Absichtserklärungen für Wasserstoff wenig konkret

Hoffnungen auf eine massive Belebung der Zuflüsse basieren auf den Absichtserklärungen gleich dreier ausländischer Investorengruppen, die in Mauretanien exportfähige Wasserstoffderivate erzeugen wollen. Ob und wann der erste Spatenstich gesetzt wird, ist ungewiss. Denn außer wagen Ankündigungen ist noch nichts Konkretes an die Öffentlichkeit gedrungen. 

Zudem ist der Kapitalbedarf zum Aufrollen einer kompletten Wertschöpfungskette für Wasserstoffderivate riesig. Angekündigt wurden jeweils mehr als 30 Milliarden US$; das heißt der dreifache Betrag im Vergleich zum mauretanischen Bruttoinlandsprodukt.

Finanzhilfe fließt in Infrastruktur

Neben privaten Investoren ist das Land zur wirtschaftlichen Entwicklung auf bi- und multilaterale Geber angewiesen. Hier ist Deutschland sehr aktiv. Die Gebergemeinschaft engagiert sich insbesondere beim Ausbau der Infrastruktur. Mauretanien verfügt durch den Bau des Tiefseehafens Nouadhibou einen Vorteil gegenüber seinen Nachbarn in der Subregion. Dieser Hafen ermöglicht es, Schiffe mit einer höheren Tonnage als vorher abzufertigen und den Containerumschlag zu erweitern. Auch die Fischereiwirtschaft profitiert, da höhere Fangmengen angelandet, verarbeitet und als Fertigprodukt exportiert werden können. Darüber hinaus dient der Hafen als Plattform für Logistik- und Finanzdienstleistungen in der Subregion. Dies soll dazu beitragen, ausländische Investitionen anzuziehen und Arbeitsplätze zu schaffen.

Die Afrikanische Entwicklungsbank (ADB) hat 2022 für die Modernisierung des insgesamt 10.300 Kilometer langen Straßennetzes Darlehen und Zuschüsse in einer Gesamthöhe von 35,44 Millionen US$ gewährt. Gebaut wird unter anderem eine Verbindungsstrecke zwischen Rosso und Boghe. Die Europäische Investitionsbank (EiB) beteiligt sich wiederum am Ausbau der Internetverbindungen, wogegen die Weltbank die Verbesserung des Stromnetzes fördert. 

Die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hatte 2022 Mittel in Höhe von 21,5 Millionen Euro für Projekte der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sowie 19 Millionen Euro zur Stärkung der Finanzwirtschaft zugesagt. Mauretanien hat damit die höchste jährliche Neuzusage der KfW speziell für dieses Land erhalten. Die GIZ konzentriert sich unter anderem auf den Klimaschutz und auf Maßnahmen zur Stärkung der Ernährungssicherheit. 

Der gesetzliche Rahmen für Investitionen stimmt

Parlament und Regierung haben im Juni 2012 das Investitionsgesetz reformiert. Investitionen sind seither besser geschützt. Auch wurden die Verwaltungsabläufe gestrafft. Das reformierte Gesetz garantiert unter anderem die freie Ausfuhr ausländischen Kapitals sowie von Löhnen, die ausländische Arbeitnehmer im Land erhalten. 

Zusätzlich wurden Importerleichterungen und Ausfuhranreize erlassen. Auf Grundlage des Gesetzes wurden auch Sonderwirtschaftszonen zur Förderung der Regionalentwicklung eingerichtet, wobei die Freihandelszone Nouadhibou mit einem gesonderten Regelwerk ausgestattet wurde.

Ein-Schalter-Lösung für Investoren

Zur Verfahrensstraffung wurde eine zentrale Anlaufstelle für Investoren gegründet. Investoren können seither an einem Schalter Anträge und Unterlagen einreichen und Genehmigungen erhalten. Juristische Personen nach nationalem Recht lassen sich dadurch schneller gründen. Auch wurde die Einholung von Arbeitsgenehmigungen für ausländische Fachkräfte erleichtert.

Verträge stehen unter dem Schutz des Zivil- und Handelsgesetzbuches, obgleich sich Forderungen laut unterschiedlicher Quellen gerichtlich nur schwierig durchsetzen lassen. Sektorale Einschränkungen bestehen für ausländische Investitionen keine. Untersagt ist in dem muslimischen Land einzig der Handel mit Schweinefleisch und Alkohol.

Zu den Hindernissen für ausländische Direktinvestitionen gehören nach Angaben multilateraler Finanzinstitute und von UN-Spezialorganisationen die schwankende politische und sicherheitspolitische Stabilität, weiterhin strukturelle Schwächen der Verwaltung sowie die nur gering diversifizierte und stark informelle Wirtschaftsstruktur. Im Index der wirtschaftlichen Freiheit, den die Heritage Foundation aufstellt, rangiert Mauretanien 2023 unter 176 Ländern auf Platz 117.

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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