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Wirtschaftsausblick | Mauritius

Dynamik der Wirtschaft in Mauritius flacht ab

Aus deutscher Sicht ist Mauritius einer der Top-10-Exportmärkte in Subsahara-Afrika. Man kann sich deutsche Technologie leisten. Doch langfristig ist das Wachstumspotenzial begrenzt.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Top-Thema: Arbeitskräfte sind knapp, teuer und oft fehlt die Qualifikation

Der Inselstaat benötigt Investitionen, damit die Wirtschaft weiter wachsen kann. Ein Investitionshindernis ist der Mangel an Arbeitskräften. Anwerbungen zum Beispiel aus Madagaskar, Indien und Bangladesch sollen den Personalmangel lindern. Insbesondere im Tourismus geht damit "Mauritische Gastfreundschaft" verloren.

Auch in anderen Branchen ist qualifiziertes Personal knapp, teuer und mitunter qualitativ nicht auf internationalem Niveau. Junge, gut ausgebildete Mauritier verlassen die Insel, weil sie in den großen Wirtschaftszentren in Europa, Nordamerika und Asien mehr Möglichkeiten der beruflichen Entwicklung sehen. 

Wirtschaftsentwicklung: Die Suche nach neuen Wachstumsfeldern erweist sich als schwierig

Nachdem Mauritius während der Pandemie weitgehend abgeriegelt war und einen heftigen wirtschaftlichen Einbruch erlitten hat, erholt sich sich die Wirtschaft seit 2022 wieder. Für das Jahr 2024 prognostizieren die Weltbank und die Economist Intelligence Unit (EIU) einen relativ hohen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von real 4,6 Prozent. 

Mittelfristig dürften die Zuwachsraten auf unter 4 Prozent sinken, denn das Investitionspotenzial auf der wohlhabenden und dicht besiedelten Insel ist eingeschränkt. Mauritische Unternehmen sehen sich daher verstärkt nach Investitionsmöglichkeiten auf dem afrikanischen Kontinent um, zum Beispiel in Kenia, wo sie Anteile an verschiedenen Unternehmen erwerben.

Dennoch gibt es interessante Investitionsmöglichkeiten: Zum Beispiel wirbt Mauritius Ausländer an, die sich dauerhaft dort niederlassen möchten. Gerade durch die politische Unsicherheit etwa aufgrund des Kriegs in der Ukraine suchen etliche Europäer nach einem Wohnsitz in vermeintlich sicheren Gefilden. Mauritius wirbt mit Steueranreizen, einer hervorragenden Infrastruktur inklusive sehr guter medizinischer Einrichtungen. Auch werden auf der Insel vielfach qualitativ hochwertige Villencompounds gebaut. 

Als Offshore-Standort für den Finanzsektor hat sich Mauritius in den letzten zehn Jahren schnell entwickelt. Aufgrund der steuerlichen Vorteile dürfte dieser Trend anhalten. Dagegen leiden arbeitsintensive Sektoren wie der traditionell starke Anbau von Zucker, die Textilindustrie und der Tourismus unter der Knappheit an Arbeitskräften beziehungsweise dem hohen Lohnniveau.

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Zu den Vorteilen des Investitionsstandorts zählt die politische Stabilität – gerade auf dem afrikanischen Kontinent keine Selbstverständlichkeit. Gegen Ende des Jahres 2024 sind Wahlen angesetzt und es wird erwartet, dass die gegenwärtige Koalition "Alliance Morisien" mit ihrem Premier Pravind Jugnauth wiedergewählt wird. Gleichwohl besteht ein Rest von Unsicherheit, sodass private Investitionen aktuell aufgeschoben werden, bis die Unternehmen wissen, mit welcher Regierung sie es nach den Wahlen zu tun haben. Wie auch in anderen afrikanischen Ländern hängt in Mauritius viel von Beziehungen in die Regierung ab.

Der Spielraum für staatliche Investitionen ist limitiert angesichts der während der Pandemie angehäuften hohen Staatsverschuldung. Vor den Wahlen wird die Regierung zwar noch einige sichtbare Projekte durchführen. Danach jedoch ist Konsolidierung angesagt: Die Steuern dürften steigen und die Ausgaben, darunter für Infrastruktur, sinken.

Ausgebaut werden müssen der Hafen sowie die Strom- und Wasserversorgung. Da das Land seine Treibstoffimporte senken will, spielen erneuerbare Energien, vor allem Solartechnik, eine große Rolle. Die Entsorgung von Abwasser und Abfall gewinnen an Bedeutung aufgrund der dichten Besiedelung. Zunehmende Stürme und Starkregen führen immer wieder zu Überflutungen, weshalb auch die Entwässerung gestärkt werden muss. Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Mauritius, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte". 

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Hohe Preise für Treibstoff, Nahrungsmittel und Dünger haben die Inflation aus Übersee nach Mauritius gebracht und belasten den Konsum. Für das Jahr 2024 rechnet die EIU mit einer moderaten Inflation von etwa 5,7 Prozent, nach rund 7 Prozent im Vorjahr. Doch aktuell sorgen steigende Frachtkosten für neuen Preisauftrieb bei Importprodukten: Fast alle Schiffe aus Europa müssen den langen Umweg über Südafrika nehmen statt der Abkürzung über den Suez-Kanal. Grund sind die Attacken der von Jemen aus operierenden Huthi-Miliz.

Das Konsumklima ist aufgrund der hohen Importpreise mäßig. Anders als in den meisten afrikanischen Ländern, wächst der Konsummarkt nicht aufgrund einer steigenden Einwohnerzahl. Die gegenwärtige Bevölkerung von rund 1,3 Millionen Menschen sinkt eher. Dafür verfügen die Mauritier über eine im afrikanischen Vergleich hohe Kaufkraft. Europäische Luxusmarken sind sehr gefragt.

Deutsche Perspektive: Unter den Top 10 in Subsahara-Afrika

Als Liefermarkt wird die als Touristenparadies bekannte Tropeninsel oft unterschätzt. Das zeigt auch die geringe deutsche Unternehmenspräsenz auf der Insel. Dabei befinden sich die deutschen Exporte nach Mauritius seit Jahren auf einem vergleichsweise hohen Niveau. 

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichten diese zwischen Januar und November 2023 einen Wert von 169,8 Millionen Euro. Es sieht auf das Gesamtjahr hochgerechnet nach einer kräftigen Steigerung im Vergleich zum Jahr 2022 aus, wobei ein Teil der Wertsteigerung inflationsbedingt sein dürfte. Damit liegt Mauritius unter 49 Exportdestinationen in Subsahara-Afrika auf Platz 10 vor Tansania und weit vor Äthiopien! 

Der Inselstaat kann sich deutsche Technologie leisten. Hotels, Farmen, Krankenhäuser und die Infrastrukturbereiche Transport, Energie, Wasser oder Abwasser sind als Abnehmer interessant. Lukrativ ist auch der Konsumgütermarkt mit zahlreichen Malls, die in den letzten Jahren gebaut wurden. Die Dichte an deutschen Automarken ist auf den Straßen zudem für afrikanische Verhältnisse hoch.

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