Wirtschaftsausblick | Mauritius
Mauritius Wirtschaft leidet unter der Staatsverschuldung
Die neue Regierung kommt mit ihrem Reformprogramm kaum voran und belastet die Wirtschaft mit steigenden Abgaben. Die deutschen Exporte dürften zurückgehen.
07.11.2025
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Top-Thema: Tiefgreifender Wandel auf dem Automobilmarkt
Zwei große Trends verändern den mauritischen Automobilmarkt. Zum einen gelten seit Juni 2025 neue Einfuhrzölle für Kfz. In der Folge stiegen die Preise um 30 bis 40 Prozent, die Verkaufszahlen brachen seitdem um etwa 50 Prozent ein. Die mittelfristigen Aussichten für Neuwagenverkäufe sind schlecht. Im Jahr 2024 wurden fast 14.000 neue Pkw verkauft. Autokäufer könnten vermehrt auf Gebrauchtwagen umsteigen, oder statt wie bisher durchschnittlich alle fünf Jahre nur alle sieben Jahre ein neues Auto kaufen.
Zum anderen sind E-Autos im Aufwind. Aktuell liegt deren Marktanteil bei etwa 15 Prozent. Für deutsche Fabrikate ist dieser Trend insofern relevant, als sich gerade BMW und Mercedes auf dem Inselstaat gut verkaufen - allerdings vor allem Verbrenner.
Beide Trends könnten chinesischen Fabrikaten in die Hände spielen, die gerade dabei sind, sich mit ihren E-Autos in Mauritius zu etablieren. Der Status deutscher Marken ist aber nach wie vor hoch. Experten zufolge spielt das bei vielen die größere Rolle als die Batterietechnologie. Daher sei es wichtig, dass der Markt mit den neuesten, qualitativ guten Modellen versorgt wird.
Wirtschaftsentwicklung: Wachstum flacht weiter ab
In den Jahren 2026 bis 2028 dürfte sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Mauritius auf einem für die Insel mäßigen Niveau von 3,0 bis 3,5 Prozent einpendeln. Mit einem einem Pro-Kopf-Einkommen von fast 12.000 US-Dollar (IWF, 2024) liegt der Inselstaat auf Platz 2 in Afrika und ist schon recht weit entwickelt. Das Geschäftspotenzial ist jedoch begrenzt – die Insel ist dicht besiedelt und zählt nur 1,3 Millionen Einwohner.
Lokale Unternehmen sehen sich daher verstärkt nach Investitionsmöglichkeiten im Ausland, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent um und erwerben Unternehmensanteile. Mauritius muss sich neu erfinden.
Der mit vielen Reformversprechen im November 2024 angetretene neue Regierung unter Premierminister Navin Ramgoolam von der Parti travailliste (PTr) sind aufgrund der Staatsverschuldung die Hände gebunden. Sie kann weder der Bevölkerung die erhoffte finanzielle Erleichterung verschaffen noch hat sie das Geld für dringend nötige Infrastrukturvorhaben.
Unternehmen beklagen sich über Defizite in der Infrastruktur. So sind die Straßen zunehmend verstopft, häufig fällt der Strom aus und Wasser wird regelmäßig rationiert. Im Wassersektor ist ein größeres Projekt mit Geberhilfe der EU und der französischen AFD geplant, und das Stromdefizit soll kurzfristig ein schwimmendes Kraftwerk vom türkischen Anbieter Karpowership beheben.
Erneuerbare Energien, vor allem Solartechnik, werden eine zunehmende Rolle spielen und auch die Entsorgung von Abwasser und Abfall gewinnen aufgrund der dichten Besiedelung und der maroden Versorgung an Bedeutung. Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Mauritius, Rubrik "Projekte".
Neben den traditionellen Geschäftsfeldern wie Tourismus und dem Anbau von Zuckerrohr positioniert sich Mauritius als Standort für hochwertige Verarbeitung, als Finanzstandort sowie als Dienstleistungszentrum für IT-Unternehmen. Der Erfolg ist gemischt: Das Offshore-Finanz-Geschäft hat sich in den letzten zehn Jahren schnell entwickelt. Vor allem aufgrund der steuerlichen Vorteile dürfte dieser Trend anhalten.
Auf Mauritius wird viel gebaut
Dagegen leiden arbeitsintensive Sektoren wie der Anbau von Zucker, die Textilindustrie und der Tourismus unter dem Arbeitskräftemangel und dem hohen Lohnniveau. Um die Lücke zu füllen, kommen verstärkt Arbeitskräfte aus Madagaskar oder Bangladesch. Das sorgt zunehmend für sozialen Sprengstoff. Zudem ziehen immer mehr Wohlhabende auch aus Europa dauerhaft nach Mauritius. Der Bau von Wohnhäusern und ganzen Compounds sorgt nach wie vor für viel Betrieb im Bausektor.
Der Tourismus läuft gut und ist wieder auf Vor-Pandemie-Niveau. Im Jahr 2025 dürften wie schon im Vorjahr etwa 1,4 Millionen Menschen kommen. "Die besten Plätze sind allerdings schon weg", sagt ein erfahrener Hotelmanager und damit ist das Wachstumspotenzial für neue Hotels begrenzt. Geschäft kommt durch steigende Besucherzahlen in der Nebensaison. Unter anderem Besucher aus Saudi-Arabien genießen die Kühle um die Jahresmitte herum.
Mauritius muss fast alles einführen. Zwar sind die Zeiten hoher Inflation vorbei (sie liegt aktuell bei rund 4 Prozent) aber der Handel mit Europa wird aktuell durch hohe Frachtkosten belastet. Fast alle Schiffe müssen den langen Umweg über Südafrika nehmen statt der Abkürzung über den Suezkanal. Grund sind die Attacken der von Jemen aus operierenden Huthi-Miliz.
Das Konsumklima bleibt mäßig angesichts des hohen Preisniveaus. Anders als in den meisten afrikanischen Ländern wächst der Konsummarkt auch nicht aufgrund einer steigenden Einwohnerzahl. Die gegenwärtige Bevölkerung von rund 1,3 Millionen Menschen nimmt eher ab. Europäische Luxusmarken indes sind sehr gefragt, nicht nur von wohlhabenden Mauritiern sondern auch von Zuzüglern und Touristen.
Deutsche Perspektive: Mauritius kann sich "made in Germany" leisten
Als Liefermarkt wird die vor allem als Touristenziel bekannte Tropeninsel oft unterschätzt. Deutsche Unternehmen sind kaum vor Ort, der Vertrieb läuft ausschließlich über Handelsvertreter. Nach letzten Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichten die deutschen Exporte zwischen Januar und August 2025 einen Wert von rund 111 Millionen Euro. Damit liegt Mauritius unter 49 Exportdestinationen in Subsahara-Afrika auf einem erstaunlichen Platz 11. Jedoch könnte der Export von Kfz deutlich zurückgehen. Zuletzt waren Kfz und Kfz-Teile mit knapp 30 Prozent die wichtigste Lieferposition.
Produktübergreifend kann sich der Inselstaat deutsche Produkte leisten. Neben Kraftfahrzeugen sind Maschinen, Chemikalien und Nahrungsmittel die großen Posten. Hinzu kommt der hochwertige Wohnungs- und Häuserbau, der deutsche Ausstattungsprodukte nachfragt.
Informationen zum Marktzugang in Mauritius, Potenzialbranchen, Kontakte und weiterführende Links bietet Ihnen das Länderprofil Mauritius des Africa Business Guide.
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