Bericht Wirtschaftsumfeld Mexiko Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Kräftig zugelegt haben die Löhne für einfache Tätigkeiten. Im mittleren Management wird zunehmend an Zusatzleistungen gespart.
18.10.2024
Von Björn Lisker | Mexiko-Stadt
Mexikos Lohnniveau hat im internationalen Vergleich etwas an Attraktivität verloren, bleibt aber wettbewerbsfähig. Seit dem Antritt der Morena-Regierung im Jahr 2018 ist der Mindestlohn kontinuierlich angehoben worden: Von seinerzeit 88 mexikanischen Pesos (mex$) pro Tag auf aktuell 249 mex$, umgerechnet 12,9 US-Dollar (Wechselkurs vom 8. Oktober 2024: 1 US$ = 19,35 mex$). In der nördlichen Grenzregion gilt ein höherer Mindestlohn von 375 mex$ (19,4 US$). Dies betrifft die Freizone Zona Libre de la Frontera Norte (ZLFN), die 43 grenznahe Gemeinden in den Bundesstaaten Baja California, Sonora, Coahuila, Nuevo León und Tamaulipas umfasst.
Der Mindestlohn gilt jeweils ab dem 1. Januar. Eine Kommission aus Vertretern der Regierung, der Arbeitgeber und Arbeitnehmer legt ihn fest. Er wirkt sich auf die Löhne von 9 Millionen Beschäftigten aus (40 Prozent der im staatlichen Gesundheitssystem registrierten Arbeitnehmer).
Zwei Arten von Tarifverträgen
Seit der Reform des Arbeitsrechts von 2019 gibt es zwei Arten von Tarifverträgen: branchenweite und unternehmensinterne. Zuvor waren es nur unternehmensinterne Abschlüsse gewesen, die auch heute noch weit verbreitet sind. "Bei denen gehen die ausgehandelten Abschlüsse natürlich recht weit auseinander, weil spezifische lokale Konditionen eine große Rolle spielen. Das macht es schwer, allgemeingültige Aussagen über Gehälter zu treffen“, sagt Rosemarie Fleischmann, Geschäftsführerin des Personaldienstleisters Boege & Business in Mexiko-Stadt.
Erschwerend für die Kalkulation in den Mutterhäusern hinzu kommt die Entwicklung des Wechselkurses. Seit 2020 bewegt er sich in einer Bandbreite von rund 16,5 bis knapp 24 mex$ pro US-Dollar. Die Expertin empfiehlt, diesen Faktor großzügig einzupreisen. Und generell rät sie Arbeitgebern, sich nicht am unteren Ende der Lohnskala zu orientieren: "Wer das Minimum zahlt, darf sich nicht wundern, wenn die Mitarbeitenden für ein paar Pesos mehr zur Konkurrenz wechseln."
Das sieht auch Mario Loske vom Maschinenbauer Strama-MPS so:
"Wie viele deutsche Unternehmen sind wir eher im etwas höheren Lohnsegment unterwegs. Beschäftigte in der mechanischen Montage kommen auf umgerechnet 8 bis 11 US$ pro Stunde, Produktionsleiter auf 15 US$."
Zwar spielten für die Zufriedenheit der Belegschaft viele Faktoren eine Rolle, aber Gehalt und Zusatzleistungen seien in dem Mix nach wie vor die wichtigste Komponente.
Durchschnittsangaben sind relativ
Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) stiegen die durchschnittlichen Bruttogehälter in Mexiko 2023 nominal um 10,6 Prozent. Solche statistischen Durchschnittsangaben sind relativ, denn die Lohnhöhe variiert erheblich je nach Branche, Position, Unternehmensgröße oder Standort. Auch werden in den Niederlassungen ausländischer Firmen in der Regel höhere Löhne gezahlt.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 502 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 349 |
Verarbeitendes Gewerbe | 521 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 736 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 467 |
Baugewerbe | 497 |
Groß und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 452 |
Transport und Lagerhaltung | 625 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 413 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 761 |
Finanz- und Versicherungswesen | 815 |
Generell sind die Löhne in Mexiko-Stadt und der sie umgebenen Metropolregion sowie im Nordwesten des Landes (Bundesstaaten Baja California und Baja California Sur) am höchsten. Es folgen der Nordosten (Nuevo León, Coahuila) und das Zentrum (Bajío-Region und Guadalajara) sowie Puebla-Tlaxcala. Eher niedrige Löhne weist der industriell kaum erschlossene Südosten Mexikos auf. Ausnahmen bilden dabei die Großstadt Mérida im Bundesstaat Yucatán sowie die Erdölindustrie in den Bundesstaaten Tabasco und Campeche.
Position | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 502 |
Führungskraft | 1.072 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 798 |
Techniker:in | 650 |
Unterstützende Bürokraft | 548 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 415 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 379 |
Handwerker:in | 525 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 524 |
Hilfskraft | 334 |
Das landesweite Bruttomonatsgehalt für angelernte Fachkräfte und technische Berufe betrug im 2. Quartal 2024 nach Angaben des mexikanischen Wirtschaftsministeriums im Durchschnitt 7.920 mex$ (410 US$). Am höchsten war es im Bundesstaat Baja California Sur mit 13.800 mex$ (715 US$) und im Bundesstaat Coahuila mit 11.600 mex$ (601 US$).
Führungskräfte in großen Unternehmen spielen in einer ganz anderen Liga. Geht es nach der Gehaltsumfrage 2023-2024 der PageGroup Mexico, erhält die Leitungsebene in Industrie und Produktion ja nach Umsatzgröße des Betriebs Bruttomonatsgehälter von 180.000 bis über 500.000 mex$, umgerechnet 9.326 bis 25.906 US$. Der Werksleiter eines Unternehmens mit bis zu 50 Millionen US$ Jahresumsatz kann zwischen 180.000 und 250.000 mex$ im Monat verdienen (9.326 bis 12.953 US$). Bei einem Umsatz zwischen 150 und 250 Millionen US$ liegt die Spanne zwischen 12.953 und 18.135 US$.
Weitere Lohnbestandteile
Finanzielle Zusatzleistungen sind zum Teil gesetzlich vorgeschrieben, zum Teil erfolgen sie freiwillig. Das mexikanische Arbeitsgesetz schreibt zusätzliche Leistungen vor, die insgesamt 35 bis 40 Prozent des Grundgehalts ausmachen können. Dazu zählen: Urlaubsbonus, Weihnachtsgeld, Bezahlung von Überstunden und Sonntagsarbeit sowie eine Beteiligung am Unternehmensgewinn. Auch Lebensmittel- und Benzingutscheine ergänzen häufig das Gehalt. Im mittleren und oberen Management kommen teilweise Boni, die private Krankenversicherung sowie vergünstigte Mitgliedschaften in Sportclubs und Fitnessstudios hinzu. Auch Einlagen in einen Sparfonds (Fondo de Ahorro, bis 13 Prozent des Gehalts steuerfrei) und Zuschüsse für die Privatschulen der Kinder sind üblich.
Personalvermittlerin Eva Lora von Acensblue sagt, dass Unternehmen bei den Zusatzleistungen zuletzt stärker auf Kürzungen drängen. "Wenn etwa früher die private Krankenversicherung für alle Familienmitglieder galt, dann jetzt zunehmend nur noch für die beschäftigte Person". Lebensversicherungen, die beim Führungspersonal üblich gewesen seien, beschränkten sich heute oft auf Personen, die für das Unternehmen regelmäßig auf Reisen seien. Der Vorteil dieser Praxis: Die Höhe des Gehalts bleibt attraktiv.
Sozialversicherungsbeiträge
Die Regelungen zur Lohnbuchhaltung und zur Abführung von Beiträgen zur Sozialversicherung sind komplex. Sie erfordern Sorgfalt und detaillierte Kenntnisse, zumal sich die gesetzlichen Vorgaben kurzfristig ändern können. Kleinere Unternehmen greifen hierfür häufig auf externe Dienstleister zurück.
Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 5,33 |
Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 7 |
Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz (Arbeitgeberanteil) | keine |
Arbeitslosenversicherung (Arbeitgeberanteil) | keine |
Bausparfonds | 5 |
Sonstige Versicherungen (Arbeitgeberanteil) | min. 3,2 |