Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsausblick | Neuseeland

Neuseelands Wirtschaft kämpft sich zurück

Neuseeland vollzieht die Wende von der jahrelangen Hochzinspolitik. Die Konjunktur zeigt erste Lebenszeichen.

Von Daniel Lenkeit | Sydney

Wirtschaftsentwicklung: Erste Impulse für die Konjunktur 

Neuseelands Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 4. Quartal 2024 um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Um den gleichen Wert soll das BIP auch im 1. Quartal 2025 zugelegt haben. Damit hat die Wirtschaft die Trendwende geschafft, nachdem Neuseeland 2024 in die Rezession gerutscht war. Die Pandemie heraus gerechnet, war der BIP-Rückgang von 0,5 Prozent sogar das größte Minus seit 1991.

Nun soll der Aufschwung anhalten. Für 2025 erwarten die Geschäftsbanken ein Wirtschaftswachstum von etwa 1 Prozent, für 2026 ganze 3 Prozent. Die Erholung der Wirtschaft steht bisher auf breiten Schultern. Das verarbeitende Gewerbe und Unternehmensdienstleistungen expandieren aktuell am kräftigsten, aber auch der Einzelhandel und der Telekommunikationssektor tragen zum Aufschwung bei. Schwächer hingegen entwickelt sich der öffentliche Sektor, wobei dort vor allem Gesundheitsdienstleistungen, Bildung und die Versorgungswirtschaft leichte Rückgänge erwarten. 

Bevölkerungswachstum leicht schwächer, BIP pro Kopf beginnt zu steigen

Das Bevölkerungswachstum soll nach Angaben der lokalen Statistikbehörde 2025 auf etwa 1,4 Prozent sinken. In Verbund mit den besseren Konjunkturaussichten, dürfte sich auch das zuletzt rückläufige BIP pro Kopf erholen (2023: -2 Prozent; 2024: -1,6 Prozent). Die letzten beiden Quartale zeigten jeweils solides Wachstum.

Privater Konsum soll wieder anziehen

Das verfügbare Einkommen der Haushalte stieg in den zurückliegenden sechs Monaten zum ersten Mal seit langem. Zusammen mit niedrigeren Zinsen sind dies gute Voraussetzungen für wachsende Konsumausgaben. Obwohl sich eine Erholung abzeichnet, belasten die in den letzten Jahren stark gestiegenen Lebenshaltungskosten nach wie vor den Verbrauch.

Auch der abkühlende Arbeitsmarkt dürfte die Erwartungen an den privaten Konsum etwas dämpfen. Die Arbeitslosenquote steigt seit 2022 kontinuierlich und liegt heute bei etwa 5 Prozent. Nach Angaben der Geschäftsbank Westpac New Zealand wird die Arbeitslosigkeit im Laufe des Jahres 2025 ihren Höchststand erreichen, ehe sie beginnt zu fallen.

Die Geschäftsbanken erwarten für 2025 einen Anstieg der Konsumausgaben um etwa 1,5 Prozent, für 2026 rechnen sie sogar mit einem Plus von 4,5 Prozent.

Unternehmen etwas optimistischer als zuletzt

Die aktuelle Geschäftslage vieler Unternehmen ist weiterhin gedämpft. Allerdings zeigt sich das Stimmungsbarometer in Umfragen nun optimistischer.

Die Geschäftsbanken erwarten, dass die Unternehmensinvestitionen 2025 um etwa 1 Prozent steigen, nach einem Minus von 2,2 Prozent im Jahr 2024. Aufgrund der nun günstigeren Finanzierungsbedingungen werden voraussichtlich sowohl die Bautätigkeit als auch die Investitionsausgaben der Unternehmen im Laufe des Jahres zunehmen.

Investitionen in Ausrüstungen und immaterielle Anlagegüter stiegen in den letzten zwei Quartalen stärker als erwartet, berichtet Westpac. Es sei wahrscheinlich, dass der Erneuerungszyklus und der technologische Fortschritt das Investitionstempo vorantreiben, obwohl die Verbrauchernachfrage bis jetzt gedämpft bleibt.

Ein zum Euro seit 2022 stetig abwertender neuseeländischer Dollar macht importierte Fahrzeuge und Maschinen teurer und erhöht den Kostendruck lokaler Unternehmen. Dies müssen deutsche Zulieferer von Investitionsgütern beachten.

Top-Thema: Zentralbank setzt Zinssenkungen fort

Nach drei Jahren restriktiver Geldpolitik senkte die Zentralbank Neuseelands 2024 erstmals wieder den Leitzins. Als Reaktion auf die Rezession minderte sie sechsmal in Folge den Zinssatz, zuletzt im Mai 2025. Insgesamt sank der Leitzins von 5,5 Prozent (Juli 2024) auf 3,25 Prozent (Mai 2025).

Mit ihrer Politik drängte die Zentralbank die Inflationsrate von rund 7 Prozent im Jahr 2022 wieder in den Zielbereich nahe der 2-Prozent-Marke zurück.

Regierung fördert Kapitalgüterinvestitionen

Der staatliche Konsum stagnierte 2024 und soll auch 2025 nicht zunehmen. Im Mai 2025 sorgte der neue Haushalt für Aufsehen. Die Regierung setzte die Neuausgaben für das Haushaltsjahr 2025 auf den niedrigsten Wert seit einem Jahrzehnt.

Gleichzeitig sind neue Steueranreize zur Förderung von Investitionen vorgesehen. Ein Kernstück des Haushalts ist der "Investment Boost" – ein steuerlicher Anreiz für Unternehmen, in produktive Vermögenswerte wie Maschinen und Anlagen zu investieren. Mit der Investitionsförderung können Unternehmen zusätzlich zur normalen Abschreibung 20 Prozent des Wertes eines neuen Kapitalguts vom steuerpflichtigen Einkommen des jeweiligen Jahres abziehen.

Außenhandel legt wieder zu

Neuseelands Exporte sollen 2025 schneller wachsen (5,7 Prozent) als die Importe (1,9). Das globale Umfeld bleibt jedoch schwierig – besonders durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China.

Die direkten Auswirkungen der US-Zölle auf die neuseeländischen Exporte sind bisher überschaubar. Indirekt gibt es einige Branchen, die von einem anhaltenden Handelskrieg negativ beeinflusst wären. Beispielsweise könnte ein Einbruch chinesischer Möbelexporte Richtung USA unter anderem neuseeländische Holzexporte nach China dämpfen.

Deutsche Perspektive: Freihandelsabkommen gut für Deutschland

Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Neuseeland wird 2025 das erste vollständige Jahr in Anwendung sein. Durch das Abkommen wurden die Zölle auf fast alle Waren abgeschafft.

Deutsche Exporteure von Industriegütern, insbesondere von Maschinen, Chemikalien, Kfz und Pharmazeutika profitieren. Bereits 2024 stiegen die deutschen Ausfuhren nach Neuseeland gemessen in Tonnen um etwa 10 Prozent. Die Einfuhrmengen legten im gleichen Zeitraum circa 16 Prozent zu. Gerechnet in US-Dollar sank der bilaterale Handel jedoch minimal.

Der Inselstaat importiert hauptsächlich Investitionsgüter wie Maschinen und Anlagen. Deutschland ist der drittgrößte Lieferant in diesem Sektor und gleichzeitig der mit Abstand wichtigste europäische Handelspartner für Neuseeland.

Weitere Informationen zu Neuseeland finden Sie auf der GTAI-Länderseite.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.