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Branchen | Nordafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Lebensmittelhersteller investieren weiter

Ob Milchprodukte, Teigwaren oder landwirtschaftliche Grundprodukte: Lokale und ausländische Unternehmen der Lebensmittelbranche kündigen verschiedene Projekte in Nordafrika an.

Von Sherif Rohayem, Ullrich Umann, Verena Matschoß, Friedrich Henle | Kairo, Casablanca, Tunis, Berlin

Die Nahrungsmittelindustrie in Ägypten, Algerien, Tunesien und Marokko expandiert. Ein wichtiger Treiber ist das Bevölkerungswachstum. In allen Ländern genießt ein hoher lokaler Versorgungsgrad mit Getreide große Priorität.

Der ägyptische Nahrungsmittelsektor zieht arabische Investoren an 

Anfang November 2023 berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf anonyme Quellen über mögliche Investitionen der Al Dahra Group in Ägypten. Der Spezialist für Grundnahrungsmittel aus den Vereinigten Arabischen Emiraten will seine Präsenz in Nordafrika ausweiten und zu diesem Zweck weitere Flächen des sogenannten Toshka-Projektes in einer Größenordnung von 100.000 bis 210.000 Hektar erwerben.

Mit dem Toshka-Projekt, das vom ehemaligen Präsidenten Husni Mubarak ins Leben gerufen wurde, will die ägyptische Regierung eine Wüstenfläche von rund 1 Millionen Hektar in Ackerland umwandeln. Das Wasser stammt aus dem Nassersee, dem Stausee des Assuan Staudamms. Al Dahras Investitionen werden sich auf mutmaßlich mehrere 100 Millionen US-Dollar (US$) belaufen. Unter anderem sollen Weizen und Mais angepflanzt und laut Angaben von Al Dahra auf dem ägyptischen Markt verkauft werden.

Ein weiteres Großprojekt für die ägyptische Lebensmittelindustrie mit Golfbeteiligung kommt aus Katar. Das Unternehmen Baladna hat mit der Suezcanal Economic Zone Authority ein Kooperationsabkommen im Bereich der Milchproduktion geschlossen, wie die ägyptische Online-Zeitung Enterprise im November 2023 berichtete. Insgesamt will das katarische Unternehmen 1,5 Milliarden US$ investieren. Das Geld soll in den Bau von Milchverarbeitungsanlagen fließen, aber auch in vorgelagerte Wertschöpfungsprozesse, konkret in die Aufzucht von 20.000 Milchkühen und in die Futtermittelproduktion.

Schließlich berichtete Ashraq Business im November 2023 über ein saudisches Projekt in Ägypten. Al Kraida Dates plant auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern eine Fabrik zur Verarbeitung von Datteln zu bauen. Auf einer weiteren Fläche sollen die Datteln zunächst angebaut werden. Im ersten Produktionsjahr will Al Kraida den lokalen Markt beliefern, danach die Exportmärkte.

Die Firma Mitsui aus Tokyo teilte im November 2023 den Erwerb von Anteilen an Wadi Poultry aus Ägypten mit. Die Höhe der Investition in den integrierten Geflügelfleischproduzenten ist nicht bekannt.

Ein Joint Venture, bestehend aus der indischen Supreme Holding und der britischen Continental Investments, will nach Aussagen des Vorsitzenden der Supreme Holding, Moharam Helal, vom Januar 2024 insgesamt vier Fabriken in der Industriestadt 10th of Ramadan City östlich von Kairo bauen. In diesen Fabriken soll Futter für Vieh und Haustiere hergestellt werden. Die Investitionssumme beträgt 30 Millionen US$.  

Getreideversorgung hat in Algerien Priorität

Der algerische Landwirtschaftsminister Youcef Cherfa kündigte Anfang Januar 2024 an, dass ab März 2024 insgesamt 350 lokale Getreidespeicher errichtet werden sollen. Damit soll die nationale Getreidereserve von derzeit 3,4 Millionen Tonnen auf 9 Millionen Tonnen erhöht werden. 

Der staatliche Öl- und Gaskonzern Sonatrach plant im Regierungsbezirk Ouargla ein Exzellenzzentrum zur Entwicklung der Landwirtschaft im Süden Algeriens. Zu diesem Zweck soll der Pilotbetrieb in Gassi Touil bis Ende 2024 um 330 Hektar erweitert werden und zur Entwicklung strategischer Kulturen beitragen, insbesondere durch die Züchtung von Weizensamen.

Der Bau der Speiseölanlage in Jijel soll bis Juni 2024 abgeschlossen sein. Die geplante Tagesproduktion liegt bei 1.000 Tonnen. Hinter dem Vorhaben steht das Unternehmen Global Agri-Food, das wiederum zur staatlichen Madar-Gruppe gehört. Nach der Inbetriebnahme soll die Anlage 20 Prozent des nationalen Bedarfs an Speiseöl und 70 bis 80 Prozent des Bedarfs an Viehfutter decken.

In Marokko entstehen neue Fabriken für Milchprodukte und Teigwaren

Das japanische Unternehmen Mitsubishi kündigte am 15. Januar 2024 eine Investition in Höhe von 100 Millionen US$ für den Bau einer Molkerei im Großraum Casablanca an. Die Molkerei soll 2025 in Betrieb gehen und gemäß ISO 22000 zertifiziert werden. Die geplante Verarbeitungskapazität wird mit 100 Millionen Litern Milch pro Jahr angegeben. In der neuen Anlage sollen pasteurisierte Milch, H-Milch, aromatisierte Milch, Joghurt, Käse und Sahne hergestellt werden. Der Investor reagiert damit auf den jährlich um 5 Prozent wachsenden Markt für Milchprodukte in Marokko. Jedes Jahr werden in dem nordafrikanischen Land 2 Milliarden Liter Milch produziert.

Die marokkanische Niederlassung des saudischen Lebensmittelkonzerns Savola hat am 16. Januar 2024 den Bau eines Verarbeitungszentrums in Tanger im Norden Marokkos angekündigt. Die Investitionskosten werden mit 50 Millionen US$ veranschlagt. Auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern sollen 500 Mitarbeiter jährlich 10.000 Tonnen Trockennahrung herstellen, darunter Kekse, Müsli, Eierteigwaren und Suppenpulver.

Die Universität Mohammed V hat am 17. Januar 2024 die Öffentlichkeit über den Bau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums für Lebensmitteltechnologie auf ihrem Campus in Rabat informiert. Der Investitionswert wird mit 20 Millionen US$ beziffert. In dem Zentrum sollen Technologien zur Optimierung der Lebensmittelsicherheit, der Ernährungsqualität und der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln entwickelt werden. Das Personal des Zentrums setzt sich aus Forschern und Ingenieuren verschiedener Disziplinen zusammen, darunter Chemie, Mikrobiologie, Biotechnologie, Lebensmitteltechnologie und Ernährungswissenschaften.

Weniger Projekte in Tunesien angekündigt

Im tunesischen Nahrungsmittelsektor gibt es derzeit wenig Positives zu berichten. Die Unternehmen der Branche haben über die Agence de Promotion de l'Industrie et de l'Innovation (APII) in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 weniger Investitionen angekündigt als im Vorjahr. Insgesamt beliefen sich die Ankündigungen auf rund 180 Millionen Euro, was einem Rückgang von 7,5 Prozent entspricht.

Tunesien ist bei der Versorgung mit Zucker auf die staatliche Raffinerie in Béja angewiesen. Sie stellt etwa die Hälfte der landesweiten Produktion. Aufgrund veralteter Anlagen und wiederholter Ausfälle kommt es in Tunesien immer wieder zu Versorgungsengpässen. Der tunesische Präsident Kais Saied erklärte bei seinem Besuch im Dezember, dass dringend Maßnahmen zur Rettung des Werkes ergriffen werden müssten. Woher die schätzungsweise rund 15 Millionen Euro für die Modernisierung stammen sollen, ist allerdings noch unklar. 

Deutsche Unternehmen, die sich für den tunesischen Nahrungsmittelsektor interessieren, sollten in diesem Jahr drei Messen im Auge behalten. So findet im Frühjahr 2024 in Sfax die Landwirtschafts- und Nahrungsmittelmesse SMA MEDFOOD und in Hammamet die Tierzuchtmesse PAMED statt. Ebenfalls in Hammamet folgt im November dann die zweite internationale Nahrungsmittelmesse AGROBUSINESS MEDAFRICA EXPO.

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