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Wirtschaftsausblick | Ruanda
Ruandas Konjunktur nimmt zunehmend an Fahrt auf und macht das Land wieder zu einem der Wachstumschampions in Afrika, wie schon vor der Pandemie.
01.02.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Für das Jahr 2023 erwartet die Economist Intelligence Unit (EIU) ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von etwa 6,6 Prozent. Im Jahr 2024 könnten es laut EIU sogar 7,1 Prozent werden. Das sind gute Aussichten angesichts einer eingetrübten Weltkonjunktur, die unter anderem an den Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine leidet.
Angesichts stark gestiegener Preise für Importgüter wie Treibstoff, Weizen, Dünger und Speiseöl befindet sich die Inflation auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2022 betrug sie durchschnittlich etwa 13,9 Prozent; 2023 könnte der Wert immerhin auf knapp unter 10 Prozent sinken. Die Teuerung beim Importdünger wird die diesjährige Ernte beeinträchtigen. Eine Nahrungsmittelknappheit zeichnet sich jedoch noch nicht ab.
In anderen Sektoren läuft es deutlich besser. So erfreut sich der Bausektor weiterhin einer guten Auftragslage, vor allem dank Infrastrukturmaßnahmen. Auch der verarbeitende Sektor mit seiner Konsumgüterindustrie sowie der Bereich Baustoffe verzeichnen steigende Umsätze. Die Tourismusbranche freut sich über wachsende Besucherzahlen, insbesondere im Rahmen von Konferenzen in der Hauptstadt Kigali. Weitere GTAI-Branchenberichte gibt es für die Branchen
Die politische Lage dürfte in Ruanda stabil bleiben. Es bestehen kaum Zweifel daran, dass Präsident Paul Kagame auch die nächsten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2024 gewinnen wird. Kagame hat es geschafft, Ruanda als stabiles Investitionsziel zu positionieren, unter anderem dank einer erfolgreichen Korruptionsbekämpfung. Gravierende Nachteile, wie die geringe Marktgröße und die Binnenlage, können damit teilweise wettgemacht werden.
Indikator | 2021 | 2022 *) | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
BIP (nominal, Mrd. US$) | 11,1 | 12,1 | 4.261 |
BIP pro Kopf (US$) | 854,1 | 912,7 | 51.214 |
Bevölkerung (Mio.) *) | 13,5 | 13,8 | 83,2 |
Wechselkurs (Jahresende, 1 US$ = ... Ruanda-Franc (F.Rw)) | 988,6 | 1.031,8 | - |
Der Staat investiert mit ausländischer Geberhilfe weiter in den Ausbau der Infrastruktur, primär in den Bereichen Stromversorgung, Transport (Bau von Straßen sowie dem Flughafen) und sozialer Wohnungsbau. Davon profitiert der Bausektor. Deutschland gehört mit jährlich etwa 30 Millionen Euro zu den größeren Gebern und engagiert sich unter anderem im Energiesektor. Partnerschaften mit China, der Türkei, Katar und Israel gewannen zuletzt an Bedeutung.
Viel Wert legt die ruandische Regierung auf Auslandsinvestitionen und bietet dafür ein im afrikanischen Vergleich stabiles Investitionsumfeld an. Allerdings gibt es derzeit keine größeren Vorhaben zu vermelden. Internationale Investoren dürften sich wohl auch aufgrund des Kriegs gegen die Ukraine zurückhalten. Eine Impfstofffabrik von Pfizer/BioNTech befindet sich im Bau und soll im Jahr 2024 mit der Produktion beginnen.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (in Mio. US-Dollar) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
Bugesera International Airport | 1.300 | 1. Phase seit 2017 im Bau; geplante Fertigstellung: 2025 | 2019 hat Qatar Airways 60% der Anteile übernommen; die portugiesische Mota-Engil ist am Bau beteiligt |
Ruzizi III Hydropower Plant | 650 | Geplante Fertigstellung: 2026 | Kapazität: 147 Megawatt (MW); neben Ruanda sind Burundi und die DR Kongo am Projekt beteiligt; Finanzierung: Weltbank, EU, African Development Bank (AfDB), KfW und Agence Française de Développement (AFD) |
Rusumo Hydropower Plant | 468 | Im Bau; geplante Fertigstellung: 2023 | Kapazität: 80 MW; Finanzierung: Weltbank, AfDB; Gemeinschaftsprojekt von Ruanda, Burundi und Tansania; Auftragnehmer: CGCOC-Jiangxi Water & Hydropower Construction Company Joint Venture; beteiligt ist u.a. Andritz Hydro (Österreich) |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite zu Ruanda, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Da die Inflation auch 2023 weiterhin hoch sein wird, bleibt das Konsumklima eingetrübt. Vor allem die gestiegenen Treibstoffpreise machen der überwiegend in ärmlichen Verhältnissen lebenden Bevölkerung zu schaffen. Sie dürften weiterhin nur das Nötigste konsumieren. Generell leidet gerade der Absatz importierter Konsumgüter. Diese sind durch die gestiegenen Transportkosten deutlich teurer geworden.
Gleichwohl verzeichnen Konsumgüterhersteller wieder einen steigenden Absatz. Dieser war während des harten Lockdowns in Ruanda teilweise eingebrochen. Mittelfristig sind die Aussichten für den ruandischen Verbrauchsgütermarkt vielversprechend. Zwar ist der Markt mit etwas mehr als 14 Millionen Menschen bei geringer Kaufkraft klein. Gleichwohl wächst die Bevölkerung um jährlich etwa 400.000 Menschen und damit auch der Bedarf, vor allem an Nahrungsmitteln.
Ruanda gewinnt als Abnehmerland für deutsche Unternehmen seit Jahren an Bedeutung. Dennoch dürfte es im Jahr 2022 zu einem vorübergehenden Rückgang gekommen sein. Von Januar bis September 2022 meldet das Statistische Bundesamt einen deutschen Lieferwert von etwa 41 Millionen Euro. Im gesamten Vorjahr wurden 75,9 Millionen Euro erreicht. Gründe für den Rückgang sind unter anderem die deutlich gestiegenen Transportkosten.
Die Bedingungen für den Warenhandel mit Ruanda sind derzeit angesichts der deutlich gestiegenen Transportkosten nicht einfach. Die Waren werden in der Regel per Schiff nach Daressalam (Tansania) geliefert und von dort etwa 1.100 Kilometer per Lkw nach Kigali.
Sowohl die Schiffspassagen als auch der Landtransport haben sich deutlich verteuert. Kostete der Seetransport eines 40-Fuß-Containers von China oder Europa nach Daressalam (über den tansanischen Hafen werden fast alle Warenimporte nach Ruanda verschifft) etwa 1.200 US-Dollar (US$), so liegt der Preis jetzt bei etwa 5.000 US$. Auch der Weitertransport über Land ist laut Angaben von Logistikern pro Container um etwa 500 US$ gestiegen. Ruanda gehört der Zollunion East African Community (EAC) an. Sobald sich die Frachtpreise entspannen, dürften die Lieferungen nach Ruanda wieder zunehmen. Positiv dürfte sich mittelfristig der im Jahr 2022 erfolgte Beitritt der Demokratischen Republik Kongo zur EAC auswirken. Dadurch erhofft sich Ruanda eine Stärkung seiner Funktion als Handelsdrehscheibe.
2021 | 2022 *) | Veränderung 2022/21 | |
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Importe (fob) | 3.189,5 | 3.950,7 | 23,9 |
Exporte (fob) | 1.530,8 | 1.859,4 | 21,5 |