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E-Mobility

Ein neuer Aktionsplan soll die Elektromobilität bewegen. Diesbezüglich zählt die Slowakei trotz steigender Absatzzahlen noch zu den Schlusslichtern in der EU. 

Von Miriam Neubert | Bratislava

Die Zahl der Strom tankenden Pkw ist im 1. Halbjahr 2023 weiter kräftig gestiegen - die reinen Stromer (Battery Electric Vehicle; BEV) um 64 Prozent auf 1.086 Einheiten, die Plug-in-Hybride (PHEV) um 76 Prozent auf 1.267 Einheiten. Doch kommen sie mit Marktanteilen von je 2,4 und 2,8 Prozent nicht an den EU-Durchschnitt heran. Dieser erreichte bei BEV 12,9 Prozent und PHEV 7,4 Prozent. 

Fast 7.600 Elektroautos auf slowakischen Straßen

Von den Marken her lag bei den BEV Škoda Auto, gefolgt von Mercedes Benz, VW und Hyundai vorne. Auch wurden mehr elektrische leichte Nutzfahrzeuge (N1) angemeldet, obwohl in diesem Segment die Nachfrage erneut zurückging. So werden zum Beispiel für die Slowakische Post im Laufe des Jahres 37 neue elektrische Vans im Einsatz sein. Öffentliche Unternehmen und Institutionen müssen infolge der Novelle des Beschaffungsrechts emissionsarme Technologien mit einbeziehen. Die Polizei etwa nimmt im Laufe des Jahres 400 Plug-in-Hybride SUV des Toyota RAV4 in Betrieb. Die Finanzierung stammt aus Mitteln des Aufbauplans.    

Die rund 7.600 reinen batterieelektrischen Pkw, die die Fahrzeugstatistik im Sommer 2023 registrierte, sind nicht alle neu eingekauft worden. Der Zweitmarkt trägt seinen Teil zur Durchsetzung der Elektromobilität bei. Autohändler meldeten im 1. Halbjahr 2023 höhere Absatzzahlen und wachsendes Interesse an Elektroautos aus zweiter Hand.

E-Autos für Slowaken noch zu teuer

Für Produktions- und Entwicklungsprojekte zur Elektromobilität gibt es staatliche Investitionsbeihilfen. Kaufanreize hingegen fehlen für den Erwerb eines solchen Fahrzeugs. Zum 1. Juli 2023 wurden die Registrierungsgebühren zugunsten emissionsarmer Fahrzeuge reformiert. Bei der Anschaffung fällt nur maximal eine Gebühr von 33 Euro an, Batteriefahrzeuge oder Plug-in-Hybride können in zwei Jahren abgeschrieben werden. 

Doch bleibt ein Elektroauto für die meisten Menschen schlicht unerschwinglich. In einer Analyse setzt der Europäische Autoindustrieverband ACEA die Marktdurchdringung von elektrisch aufladbaren Fahrzeugen (ECV) mit dem durchschnittlichen jährlichen Nettoeinkommen in Beziehung. Die Slowakei war demzufolge 2021 das Land mit dem niedrigsten Marktanteil von 3,7 Prozent bei einem Jahresdurchschnittseinkommen von 10.985 Euro. Deutschland stand mit 31,4 Prozent auf Rang fünf (durchschnittliches Jahreseinkommen 32.850 Euro).

In Umfragen führen selbst slowakische Unternehmen, die wichtigsten Abnehmer, stets den Preis und die mangelnde Ladeinfrastruktur als Barriere an.

Den Bau der Ladeinfrastruktur unterstützen europäische Gelder aus dem Aufbauplan. Städte und Gemeinden mit mehr als 7.000 Einwohnern konnten sich durch einen Förderaufruf im April bereits um insgesamt 10,2 Millionen Euro für ihre Projekte bewerben. Es gibt maximal 3.000 Euro pro normalem Ladepunkt (AC-Station) und 29.000 Euro bei einer Schnellladesäule (DC-Station). Das Harmonogramm für weitere Förderrunden weist Verzögerungen auf. Doch sollen sich Unternehmen noch 2023 mit Infrastrukturprojekten zur Elektromobilität um 6 Millionen Euro bewerben können. Für zwei Phasen eines Ultraschnellladenetzes sind 2023 und 2024 je 15 Millionen Euro eingeplant. 

Aktionspläne zur Elektro- und Wasserstoffmobilität verabschiedet

Diese Maßnahmen sind als Teil eines ganzen Bündels in dem neuen Aktionsplan zur Entwicklung der Elektromobilität enthalten, der im Juni 2023 verabschiedet wurde. Das Recht auf Aufladung (right to plug) soll bis Ende Juni 2024 in die Gesetzgebung aufgenommen werden. Der Anteil der batterieelektrischen Fahrzeuge an den Neuanmeldungen soll bis 2025 auf über 5 Prozent ansteigen. Dies gilt als der Punkt, an dem der Markt eine Eigendynamik entwickelt. Im Jahr 2022 waren es 1,7 Prozent. Dazu sollen die neuen Technologien steuerlich günstiger gestellt werden. Auch direkte Subventionen kommen wieder ins Spiel. Es hatte sie 2016 und 2019 bereits gegeben, jedoch nicht flächendeckend, da sie jeweils nach wenigen Stunden ausgeschöpft waren. Diesmal wird ein mindestens dreijähriges Programm empfohlen, idealerweise mit einer Jahresallokation von bis zu 12 Millionen Euro, um dem Markt klare Signale zu geben. 

Der ebenfalls im Juni verabschiedete Aktionsplan zur Nationalen Wasserstoffstrategie sieht bis 2026 insgesamt 60 Millionen Euro für die Entwicklung von Wasserstofftechnologien vor. Davon ist gut die Hälfte für Pilotprojekte zur Entwicklung einer Wertschöpfungskette bestimmt. Mit 3 Millionen Euro sollen bis 2026 mindestens drei neue Wasserstofftankstellen entstehen.

Genehmigt wurden beide Aktionspläne von der Expertenregierung, die im Übergang bis zu den vorgezogenen Neuwahlen am 30. September 2023 die Geschäfte führt. Bei ihrer Umsetzung aber wird es auf die neue Regierung ankommen, die aus den Wahlen hervorgeht.  

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