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E-Mobility

Die Slowakei gehört bei Elektromobilität zu den Schlusslichtern in Europa. Das ändert sich nur langsam, weil es nur wenige Ladepunkte und kaum Kaufanreize gibt.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Elektroautos haben weiter einen schweren Stand zwischen Donau und Tatra. Als eines der wenigen Länder gewährt die Slowakei den Käufern keine Anreize, sodass die Marktdurchdringung sehr langsam vorankommt. Im Gesamtjahr 2023 wurden nur 2.346 Neuwagen mit reinem Batterieantrieb zugelassen. Das war ein Anteil von lediglich 2,7 Prozent, während der EU-Durchschnitt fast 15 Prozent erreichte. 

Deutsche Modelle besonders beliebt

Auch im 1. Halbjahr 2024 war das Käuferinteresse verhalten. Mit 1.233 Batterieautos betrug der Anteil an den Gesamtzulassungen magere 2,6 Prozent (EU: 12,5 Prozent). Die meisten Elektroautos (ohne Hybrid-Modelle) verkauften Volkswagen (210), Kia (168), Škoda (164), Mercedes-Benz (136) und BMW (112). Teslafahrzeuge sind in der Statistik von ZAP SR nicht erfasst.

Impulse könnte der Handel mit gebrauchten Elektroautos bringen, denn das Interesse an günstigen Fahrzeugen ist da. Laut Datenbanken des Innenministeriums waren Ende Juli 2024 in der Slowakei rund 13.500 Pkw und 800 Nutzfahrzeuge mit reinem Elektroantrieb unterwegs. Außerdem gab es 13 Fahrzeuge mit Brennstoffzelle (Wasserstoff), darunter neun Busse.

Zu wenig Schnellladestationen

Die schwache Marktentwicklung der Elektromobilität liegt auch am geringen Angebot öffentlicher Ladesäulen. Der Branchenverband SEVA zählte Mitte 2024 in der Slowakei 2.158 Ladepunkte, von denen aber nur ein Drittel Schnelllader mit einer Leistung von 50 Kilowatt und mehr waren. Seit Jahresbeginn wurden 350 neue Ladepunkte in Betrieb genommen. 

Für den Aufbau der Ladeinfrastruktur stellt das Wirtschaftsministerium Städten und Gemeinden Fördermittel aus dem Aufbau- und Resilienzplan bereit. Es gibt bis zu 3.000 Euro für einen normalen Ladepunkt (AC) und 29.000 Euro für Schnellladesäulen (DC). Eine weitere Förderrunde zielt auf Ultraschnellladestationen. Doch Marktbeobachter kritisieren, dass die Projektanträge nur sehr langsam bearbeitet werden. 

Dafür engagieren sich private Unternehmen intensiver am Markt. E.on hat über seine slowakische Beteiligung ZSE schon rund 500 Ladesäulen aufgebaut und plant bis Jahresende 2024 den Bau von 150 Ultraschnellladern. Auch andere Energieversorger wie der Stromversorger SSE, der Gasversorger SPP oder das Unternehmen Greenway planen einen Ausbau ihres Ladenetzes.

Marktdurchbruch ab 2028 erwartet

Der Verband SEVA rechnet damit, dass die Slowakei erst nach 2028 an die westeuropäischen Zulassungszahlen für Elektroautos heranreicht, wenn der Preisunterschied zu Modellen mit Verbrennungsmotor verschwunden ist. Laut dem Basisszenario von SEVA steigt die Zahl der Elektroautos bis 2028 auf etwa 50.000 und bis 2030 auf 117.000. Sie hätten dann einen Anteil von 4,5 Prozent am Fahrzeugpark des Landes. Unter besonders günstigen Voraussetzungen (fallende Preise, bessere Infrastruktur, attraktive Kaufanreize) würde der Bestand bis 2030 sogar auf über 213.000 Elektroautos steigen.

Dazu beitragen könnten einige im Land hergestellte Modelle wie der Citroën ë-C3, der ab 2024 im Stellantis-Werk Trnava produziert wird und in einer Basisversion für unter 20.000 Euro verkauft werden soll. Kia plant ab 2025/2026 den Produktionsstart für das Kleinwagenmodell EV2. Sein Preis soll unter 30.000 Euro liegen.

Aktionsplan definiert Ziele für Elektromobilität

Die slowakische Regierung verabschiedete im Juni 2023 den Aktionsplan zur Entwicklung der Elektromobilität. Sie will bis Ende 2026 sicherstellen, dass entlang des Fernstraßennetzes ausreichend Ultraschnellladesäulen entstehen (mindestens 228). Dafür sollen knapp 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Außerdem muss das normale Ladenetz erweitert werden. Unternehmen und Privathaushalte können Zuschüsse für die kombinierte Installation von Fotovoltaikanlagen und Wallboxen bekommen. Ziel sind 2.000 nicht-öffentliche Wallboxen sowie 3.100 öffentliche AC- und DC-Ladepunkte. 

Der Aktionsplan verweist darauf, dass für alle Unternehmen und Privathaushalte Ladeinfrastruktur zugänglich sein muss ("right to plug"). Daher will die Regierung die Installation von Ladepunkten auch in Mehrfamilienhäusern erleichtern. Wenig konkret ist der Aktionsplan in Bezug auf direkte Kaufprämien für die Anschaffung von Elektrofahrzeugen. Diese werden zwar als wichtig anerkannt, sollen aber je nach Haushaltslage definiert werden.

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