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Wirtschaftsumfeld | Slowenien | Wirtschaftsstruktur

Mobilität und Logistik sind Säulen der Wirtschaftsstruktur

Branchenübergreifend investieren Unternehmen in digitale und grüne Produktion. Langwierige bürokratische Verfahren bremsen die Transformation.

Von Kirsten Grieß | Ljubljana

Wichtigster Wirtschaftszweig Sloweniens ist der Dienstleistungssektor (ohne öffentliche Verwaltung), der recht konstant rund 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet. Knapp die Hälfte davon erbringen der Groß- und Einzelhandel, die Logistik- und Verkehrsbranche sowie der Tourismus. Vergleichsweise stark ist der BIP-Anteil des produzierenden Gewerbes mit rund 20 Prozent. Laut Eurostat lag Slowenien 2022 auf Rang 4 der am meisten industrialisierten Länder in der EU. Die Exportquote ist überdurchschnittlich hoch und beträgt seit Jahren rund 75 Prozent.

Der hohe Industrialisierungsgrad erweist sich in der Energiepreiskrise auch als Risiko. Die starke Exportabhängigkeit macht der Wirtschaft angesichts schwächelnder internationaler Absatzmärkte zu schaffen. Hinzu kam die Flutkatastrophe im Sommer 2023. Die immensen Wiederaufbaukosten werden den slowenischen Staatshaushalt über Jahre belasten. Chancen zur Modernisierung der Wirtschaft und für die grüne Transformation des Landes bieten die Mittel aus laufenden EU-Fördertöpfen, die Slowenien effizient einsetzt.

2,1 Mio.

Menschen lebten 2023 im Land.

Quelle: Eurostat 2024

57 Mrd.

Euro betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2022

Quelle: Eurostat 2024

27.050

Euro machte das BIP pro Kopf 2022 aus.

Quelle: Eurostat 2024

Rang 38

belegte das Land 2023 unter den deutschen Exportzielen.

Quelle: Destatis 2024

Rang 42

nimmt das Land im Corruption Perceptions Index 2023 ein (unter 180 Ländern).

Quelle: Transparency International 2024

0,2 %

betrug die Analphabetenquote im Jahr 2022.

Quelle: Statistikamt Sloweniens 2024

Investoren kritisieren träge Verwaltung

Deutschland ist der wichtigste Exportmarkt Sloweniens. Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen sind eng: Anfang 2024 waren etwas mehr als 500 Unternehmen mit deutscher Beteiligung in Slowenien tätig. Die Deutsch-Slowenische Industrie- und Handelskammer (AHK Slowenien) ist die größte bilaterale Wirtschaftsvereinigung im Land. Deutschland hielt 2022 einen Anteil von 14 Prozent am slowenischen Außenhandelsvolumen.

Überdurchschnittliche Zufriedenheit mit den Standortbedingungen war seitens deutscher Unternehmen stets die Regel. Überraschend negativ fiel die Mitgliederumfrage der AHK im Frühjahr 2023 aus. Nur 75 Prozent der Befragten wollten erneut am Standort investieren - ein Minus von 10 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Kritisiert wurden die öffentliche Verwaltung, die hohe Steuerlast, das überregulierte Arbeitsrecht und die geringe Berechenbarkeit der aktuellen Wirtschaftspolitik.

SWOT-Analyse Slowenien

S

Stärken Strengths

  • Regionales Drehkreuz
  • Starke industrielle Basis 
  • EU-Mitgliedschaft und Euro
  • Hochqualifizierte Arbeitskräfte
  • Hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung
W

Schwächen Weaknesses

  • Kleiner Binnenmarkt
  • Hohe Lohnkosten im regionalen Vergleich
  • Unberechenbare Wirtschaftspolitik
  • Fachkräftemangel
  • Energieintensive Produktion
O

Chancen Opportunities

  • Zugriff auf hohe Summen an EU-Fördermitteln
  • Nachholbedarf bei Energieeffizienz
  • Wiederaufbau nach der Flut
  • Dekarbonisierung der Wirtschaft
  • Innovationsfreudiger Mittelstand
T

Risiken Threats

  • Starke Exportabhängigkeit
  • Steigende Energiepreise
  • Weitere Fachkräfteabwanderung
  • Rückstand bei der Digitalisierung
  • Naturkatastrophen durch Klimawandel

Zulieferindustrie rüstet auf Elektromobilität um

Seine Stärken im Automobil- und Fahrzeugteilebau verdankt das Land der Renault-Tochter Revoz, die 1989 gegründet wurde und an die Produktion des jugoslawischen Herstellers IMV anknüpfte. Der Automobilkonzern stimulierte erfolgreich die lokale Zulieferbranche. Während bei Revoz noch unklar ist, ob der Übergang zur Produktion von Elektroautos gelingt, stellen viele Zulieferer erfolgreich auf Elektromobilität um. Auch deutsche Investoren wie der Antriebshersteller Mahle gehen diesen Weg.

Die slowenische Regierung will für die Elektrifizierung der Automobilindustrie bis 2030 rund 200 Millionen Euro bereitstellen. Zwei Förderprogramme mit einem Volumen von jeweils rund 30 Millionen Euro wurden bewilligt. Beim e-Motion-Projekt fließt die Förderung in die experimentelle Forschung zu elektrischen Antriebssystemen. Im Tandemprojekt i-Motion geht es um die industrielle Umsetzung, die Entwicklung von Produktkonzepten und Fertigungstechnologien. Mehr als 15 große Autozulieferer sind in die Programme eingebunden.

Bedeutung der Wirtschaftszweige in Slowenien (Anteile in Prozent)

Sektoren

Anteil am BIP 2022

Anteil an den Beschäftigten 2022

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

1,8

6,4

Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung)

0,3

0,2

Verarbeitendes Gewerbe

19,9

20,7

Energieversorgung

1,2

0,8

Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen

0,8

1,0

Baugewerbe

6,0

7,8

Dienstleistungen (ohne öffentliche Hand)

40,9

39,9

Quelle: Statistikamt Sloweniens 2024

Werkstoffherstellung im grünen Wandel

Die Umstellung auf E-Mobilität in der Fahrzeugproduktion verändert die Bedarfe an Vorprodukten und Werkstoffen. Sloweniens Werkstoffproduktion ist breit aufgestellt. Knapp 50 Prozent der industriellen Produktionsleistung geht auf die Herstellung von Metallen, Kunststoffen, Chemikalien, Papier und Holzprodukten zurück. Branchenriesen, aber auch kleine Unternehmen passen ihre Prozesse erfolgreich an und produzieren ressourcenschonender und intelligenter.

Die in der Stahlproduktion führende SIJ Gruppe hat auf besonders leichte, rostfreie Stahlarten und spezielle Elektrobleche für E-Autos umgestellt. Betriebe setzen auch - schon aus Kostengründen - vermehrt auf recycelten Stahl- und Aluminiumschrott, digitalisierte Produktionsprozesse und erneuerbare Energiequellen. Beim Umbau auf eine nachhaltige Produktion öffnen sich Potenziale für deutsche Technologielösungen.

Mit Nischenprodukten erfolgreich

Digitalisierung und Nachhaltigkeit beherrschen auch den strategisch bedeutenden Logistiksektor. Sloweniens zentrale Lage mit Meerzugang, gut ausgebauter Straßen- und Schieneninfrastruktur und hohen Warenströmen haben das Land zu einer Logistikdrehscheibe gemacht. Der Hafen Koper ist der größte in der Adriaregion und Tor nach Fernost. Bis 2028 will der Betreiber 780 Millionen Euro in den Ausbau der Hafeninfrastruktur, die Elektrifizierung von Piers und Erweiterungen investieren.

Die Logistikbranche treibt die Modernisierung zur Logistik 4.0 erfolgreich voran. Lager- und Transportkapazitäten werden massiv ausgebaut, Digitalisierungsprojekte gezielt umgesetzt. Gefragt sind intelligente Container, digitale Lagerverwaltungen und automatisierte Prozesslösungen. Im digitalen Wandel profitiert das kleine Slowenien auch von vergleichsweise vielen, hochspezialisierten Nischenanbietern, die sich mit innovativen Lösungen international behaupten.

Neben NANOCUT gibt es weltweit nur einen weiteren offiziell getesteten Hersteller von LED-Leuchten mit Gammastrahlenhärtung – beide Firmen stammen aus Slowenien. In Kernkraftwerken sorgen die LEDs für mehr Sicherheit.

Igor Hrovatič R&D Manager, NANOCUT

Ansiedlungen entlang der Verkehrswege 

Slowenien hat kein industrielles Zentrum. Die eher mittelgroßen Betriebe sind breit über das Land gestreut, wobei die wirtschaftlich stärkste Region der Gürtel um die Hauptstadt Ljubljana ist. Hier sind auch die meisten Dienstleistungsunternehmen angesiedelt, vor allem im Groß- und Einzelhandel, in der Informations- und Kommunikationsbranche und im Finanzwesen. Durch Ljubljana führt die Hauptverkehrsachse von der Adria nach Österreich und Ungarn. Entlang der Strecke herrscht die landesweit größte Dichte an kleineren Produktionsbetrieben und Warenlagern.

An der slowenischen Adriaküste ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Mit Novo mesto gibt es einen größeren Industriestandort im Osten des Landes. Revoz, das einzige Automobilwerk Sloweniens, produziert dort. Bis vor wenigen Jahren war Revoz auch größter Exporteur Sloweniens. Inzwischen führen die Pharmakonzerne Krka - ebenfalls in Novo mesto - und das zur Novartis-Gruppe gehörende Unternehmen Lek die Exportliste an.

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