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Wirtschaftsumfeld | Südkorea | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Lohnkosten

Südkorea hat ein kompliziertes Lohnsystem. Erhebliche Gehaltsunterschiede bestehen etwa je nach Art der Beschäftigung und Unternehmensgröße.

Von Frank Robaschik | Seoul

Löhne und Gehälter 

Südkorea ist schon lange kein preiswerter Standort mehr, denn das Land hat mit die höchsten Arbeitskosten in Asien. In einigen Sektoren wie der Kfz-Industrie erreichen die Lohnkosten nach Aussagen von Branchenvertretern ähnliche Werte wie in Deutschland oder in den USA. Gleichzeitig leidet Südkorea unter einer niedrigen Arbeitsproduktivität, die 2021 nur 43 US-Dollar (US$) pro Stunde in Kaufkraftparitäten erreichte. Der Durchschnitt der Mitgliedsländer der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD belief sich im selben Jahr auf 54 US$ pro Stunde. In den Vereinigten Staaten und in Deutschland betrug der Wert sogar 79 US$ beziehungsweise 68 US$ pro Stunde.

Große Gehaltsunterschiede

Das Lohnsystem ist komplex und unübersichtlich. Insbesondere die Vielzahl an Boni und Zulagen erschwert es, die effektive Lohnhöhe zu ermitteln. Traditionell basiert das Entlohnungssystem auf dem Senioritätsprinzip. Je länger ein Arbeitnehmer der Firma angehört, desto höher steigt er in der Hierarchie auf und verdient entsprechend mehr. Dies trifft insbesondere auf Großfirmen (Chaebol) zu. Aber auch Leistungskriterien spielen bei der Entlohnung in südkoreanischen Betrieben eine Rolle.

Allgemein besteht eine hohe Lohnspreizung, insbesondere zwischen Frauen und Männern, zwischen Angestellten von kleinen Firmen und Großunternehmen sowie zwischen regulär und nicht regulär Beschäftigten. So lag der durchschnittliche Lohn bei Firmen ab 300 Beschäftigten 2022 insgesamt 56 Prozent über dem von Mitarbeitern bei Unternehmen mit 5 bis 299 Arbeitnehmern. Frauen verdienten 2021 im Durchschnitt lediglich 66,1 Prozent des Gehalts ihrer männlichen Pendants, pro gearbeitete Stunde waren es 69,3 Prozent.

Mindestlöhne stark gestiegen

Die Regierung Moon (Amtszeit 2017 bis 2022) hob die Mindestlöhne 2018 und 2019 innerhalb von zwei Jahren um 29 Prozent an. Nach unerwünschten Effekten auf den Arbeitsmarkt und starker Kritik erhöhte die Regierung den Mindestlohn 2020 um 2,9 Prozent und 2021 um 1,5 Prozent. Weitere Steigerungen um jeweils 5 Prozent folgten 2022 und 2023 auf 9.620 Won (rund 7,44 US$) pro Stunde im Jahr 2023.

Entwicklung der durchschnittlichen Bruttomonatslöhne

2017

2018

2019 

2020 

2021

2022

nominal (in 1.000 Südkoreanische Won)1

3.707

3.895

4.012

4.023

4.231

4.446

nominal (in US$)1, 2

3.277

3.535

3.439

3.409

3.694

3.436

reale Veränderung (in Prozent)3

1,3

3,7

3,0

0,5

2,0

-0,2

1 für regulär Beschäftigte in Unternehmen ab fünf Beschäftigten, inklusive Boni; 2 Umrechnung anhand des Wechselkurses der Deutschen Bundesbank; 3 gegenüber dem Vorjahr bezogen auf Landeswährung für Firmen ab einem BeschäftigtenQuelle: Ministry of Employment and Labor 2023

Regional wurden im April 2022 in der Hauptstadt Seoul und in der Industriestadt Ulsan die höchsten Löhne gezahlt.

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Regionen (nominale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent) 1, 2

Region

2022 (in 1.000 Won)

Veränderung

2022 (in US$)3

Seoul

4.555

2,3

3.521

Ulsan

4.533

4,7

3.504

Landesdurchschnitt

4.070

2,6

3.146

Gyeonggi

4.028

2,3

3.113

Süd-Chungcheong

4.010

-1,0

3.099

Sejong

3.984

3,6

3.079

Nord-Gyeongsang

3.954

1,8

3.056

Süd-Gyeongsang

3.894

4,0

3.010

Süd-Jeolla

3.866

1,6

2.988

Daejeon

3.811

4,6

2.945

Nord-Chungcheong

3.737

4,8

2.888

Incheon

3.699

2,4

2.859

Busan

3.639

2,1

2.813

Gwangju

3.599

4,1

2.782

Nord-Jeolla

3.526

4,6

2.725

Gangwon

3.468

3,4

2.680

Daegu

3.426

3,4

2.648

Jeju

3.216

4,7

2.486

1 für Firmen ab fünf Beschäftigten; 2 Gehalt und Zahlungen für Überstunden mit Boni; 3 Umrechnung zum Wechselkurs der Deutschen BundesbankQuelle: Ministry of Employment and Labor 2023

Nach Branchen betrachtet sind die Löhne vor allem im Finanzwesen und IT-Sektor, bei den staatlichen Versorgern im Wasser- und Strombereich sowie in der Chemie- und Kfz-Industrie hoch. In diesen Bereichen gibt es starke Großunternehmen, in denen höhere Löhne gezahlt werden als in kleinen Firmen.

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen (nominale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in Prozent) 1, 2

Branche

2022

(in 1.000 Won)

Veränderung

2022 (in US$)3

Gesamt

4.446

5,1

3.436

Finanzwesen, Banken, Versicherungen

7.640

4,7

5.905

Telekommunikation

7.633

10,6

5.900

Gas, Wasser, Elektrizität

7.107

1,9

5.493

Verarbeitendes Gewerbe, darunter

4.784

5,9

3.698

  Elektronik

7.040

7,4

5.441

  Chemische Industrie

5.489

6,6

4.243

  Kfz-Industrie

5.445

7,8

4.208

  Pharmaindustrie

4.724

2,2

3.651

  Elektrotechnik

4.491

4,5

3.471

  Maschinenbau

4.300

5,2

3.323

  Textilindustrie

3.670

7,9

2.836

  Nahrungsmittelindustrie

3.613

6,7

2.793

Handel

4.608

6,9

3.562

Bauwirtschaft

4.452

4,2

3.441

Gesundheitswesen

4.385

4,0

3.389

Transport

4.209

6,6

3.253

Bildungswesen

3.918

1,9

3.028

Immobilienbranche

3.412

3,9

2.637

Hotels und Gastronomie

2.900

7,1

2.241

1 für Unternehmen ab fünf Beschäftigten; 2 Gehalt und Zahlungen für Überstunden mit Boni; 3 Umrechnung zum Wechselkurs der Deutschen BundesbankQuelle: Ministry of Employment and Labor 2023

Ausländische Firmen nicht per se beliebte Arbeitgeber

Ähnlich wie die Sozialleistungen fallen in ausländischen Unternehmen auch die Löhne und Gehälter unter Umständen etwas höher aus als die durchschnittlichen Leistungen in vergleichbaren mittelständischen südkoreanischen Firmen. Grund ist, dass sie meist kleiner sind und deshalb weniger Karrierechancen bieten. Außerdem müssen Mitarbeiter als zusätzliche Qualifikation oft Sprachkenntnisse mitbringen. Verallgemeinernde Angaben zur Höhe der Einkommen sind schwierig, da teilweise beträchtliche Unterschiede je nach Branche und je nach Unternehmen bestehen.

Der Wechsel südkoreanischer Arbeitnehmer zu ausländischen Firmen ist aber nicht ausgeschlossen. Ein Grund für die relative Attraktivität internationaler Arbeitgeber liegt neben den Karrierechancen im Ausland darin, dass ein Angestellter dort im Gegensatz zu lokalen Unternehmen bei guter Leistung verhältnismäßig schneller finanziell belohnt werden kann. Des Weiteren punkten ausländische Firmen mit einer positiven Markenreputation, besseren Sozialleistungen und einer höheren Work-Life-Balance.

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach ausgewählten Positionen

Position

2022 (in 1.000 Won)1

2022 (in US$) 2

Geschäftsführung

22.346

17.271

Vertriebsleiter/Kundendienstleiter

9.820

7.590

IT-Fachmann

5.408

4.179

Ingenieur

5.257

4.063

Buchhaltung

3.406

2.633

Sekretariat3

2.737

2.115

Kraftfahrer

2.727

2.108

1 hochgerechnet auf Basis von Daten für 2019 mit Lohnwachstum 2020 bis 2022 über alle Branchen und Positionen; 2 Umrechnung zum Kurs der Deutschen Bundesbank; 3 Durchschnitt über alle Sekretärinnen und Sekretäre mit oder ohne FremdsprachkenntnissenQuelle: Ministry of Employment and Labor 2023; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Viele Zusatzleistungen

Ähnlich wie bei südkoreanischen Betrieben gibt es auch bei ausländischen Unternehmen eine Vielzahl freiwilliger geldwerter Leistungen. Meist fließen diese Leistungen nicht in die reinen Lohn- und Gehaltstabellen ein, treiben die Einkommen aber erheblich nach oben. Sie umfassen unter anderem Zuschüsse für Wohnung, Schulausbildung der Kinder, Essen und Fahrten, regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen sowie familiäre Ereignisse. In manchen Fällen schließt der Arbeitgeber für den Angestellten eine Krankenzusatzversicherung ab, die Familienmitglieder einbezieht.

Sozialversicherungsbeiträge 

Die Beiträge für die Arbeitslosen-, Renten- und Krankenversicherung sind jeweils zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu entrichten. Die Beteiligung an der Beschäftigungs- und Fortbildungs- sowie der Unfallversicherung muss der Arbeitgeber hingegen alleine tragen. Ausländische Mitarbeiter können sich von der gesetzlichen Krankenversicherungspflicht befreien lassen, wenn sie eine bestehende private Krankenversicherung im Ausland nachweisen.

Sozialbeiträge 2023 (Anteil am Jahreseinkommen in Prozent)

Art der Sozialversicherung

Arbeitgeber

Arbeitnehmer

Arbeitslosenversicherung

0,9

0,9

Beschäftigungs- und Fortbildungsversicherung1

0,25 bis 0,85

-

Krankenversicherung

3,545

3,545

Pflegeversicherung2

0,454

0,454

Rentenversicherung

4,5

4,5

Unfallversicherung3

1,53

-

1) Firmen mit weniger als 150 Beschäftigten: 0,25 Prozent; mit mehr als 1.000 Mitarbeitern: 0,85 Prozent; 2) 12,81 Prozent der Krankenversicherung; 3) Durchschnittswert, branchenabhängig: hoch im Kohlebergbau, niedrig im Finanz- und VersicherungsgewerbeQuelle: Ministry of Employment and Labor 2023; Social Insurance Information System 2023

Neben dem System der gesetzlichen Rente schreibt der Labor Standards Act ein zusätzliches Altersruhegeld vor (Retirement Allowance). Dessen Mindestbetrag berechnet sich grob aus einem Monatsgehalt pro Jahr, das der Arbeitnehmer im Unternehmen tätig war. Es ist innerhalb von 14 Tagen nach dem Ausscheiden des Arbeitnehmers zu zahlen. Seit April 2022 muss die Zahlung auf ein individuelles Altersruhegeldkonto erfolgen (Individual Retirement Pension Account). Frühestens ab einem Alter von 55 Jahren kann sich der ausgeschiedene Mitarbeiter das Geld in Form einer Rente auszahlen lassen. Die Zahlung des Altersruhegelds kann gemäß des Employment Retirement Benefit Security Act durch eine betriebliche Altersvorsorge des Arbeitgebers ersetzt werden.

Details zur betrieblichen Altersvorsorge und zum Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und Südkorea finden Sie im Beitrag "Lohnnebenkosten sind mehr als nur Sozialversicherungsbeiträge".

Anmerkung: Die Ausführungen zu Sozialversicherungsbeiträgen basieren teilweise auf den Publikationen der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) Korea "Firmengründung und Niederlassungsrecht" und "Arbeitsrecht in Korea" sowie auf dem "International Labour & Employment Handbook" der Kanzlei Yulchon LLC.

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