Wirtschaftsumfeld | Tansania | Investitionsklima
Das Investitionsklima ist so gut wie lange nicht
Kurz vor den Wahlen unterstreicht die Regierung noch einmal, wie wichtig ihr Investitionen, insbesondere aus dem Ausland sind.
29.08.2025
- Präsidentin Hassan räumt Investitionen Priorität ein
- Internationale Entwicklungsbanken bieten attraktive Finanzförderungen
- Gute Konjunkturaussichten schaffen Basis für weitere Investitionen
- Trotz Verbesserungen: Tansania bleibt ein schwieriger Standort
- Deutsche Unternehmen investieren unter anderem im Baustoffsektor
Mitte 2025 wurde die neue Investitionsbehörde Tanzania Investment and Special Economic Zones Authority (TISEZA) gegründet. Sie ist aus der Zusammenlegung der beiden Vorgängerinstitutionen Tanzania Investment Center (TIC)und Export Processing Zones Authority (EPZA) hervorgegangen.
Während TIC als One-Stop-Shop für alle Arten von Investoren fungierte und unter anderem bei der Registrierung behilflich war, fiel die Zuständigkeit für die Export Processing Zones (EPZ) und Special Economic Zones (SEZ) an die EPZA. TISEZA übernimmt alle Funktionen und damit dürften die "One-Stop-Shop"-Ambitionen der Regierung weiter optimiert werden.
Präsidentin Hassan räumt Investitionen Priorität ein
Schon in den letzten Jahren unter der Regentschaft von Präsidentin Hassan wurde deutlich, dass Investitionsförderung eine wichtige Rolle spielt. So wurde die TIC im Jahr 2023 direkt dem Präsidialamt untergeordnet. Umfangreiche Zuschüsse gehören allerdings nicht zu den Förderinstrumenten des tansanischen Staates. Das vergleichsweise arme Land setzt eher auf Vereinfachung von Registrierungsprozessen sowie Steuer- und Zollerleichterungen bei Investitionen in strategisch besonders wichtigen Bereichen.
Im teilautonomen Sansibar läuft die Investitionsförderung weiter getrennt. Investitionsbehörde ist die Zanzibar Investment Promotion Authority (ZIPA) und für die SEZ ist die Zanzibar Free Economic Zones Authority (ZAFREZA) zuständig.
Internationale Entwicklungsbanken bieten attraktive Finanzförderungen
Interessant sind zum Teil auch Fördermaßnahmen ausländischer Geberbanken, wie der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Diese fördern private Investitionen, die auch der Entwicklung des Landes dienen (Infrastruktur, Umweltschutz, Schaffung vieler Arbeitsplätze etc.). Für Investoren kann es sich lohnen, mit den Banken Kontakt aufzunehmen, um auszuloten, ob eine Förderung in Frage kommt.
Neben der DEG sind im benachbarten Kenia auch die Europäische Investitionsbank (EIB) und die zur Weltbank gehörende International Finance Corporation (IFC) präsent. Alle drei Banken sind von dort aus auch für Tansania zuständig.
Gute Konjunkturaussichten schaffen Basis für weitere Investitionen
Gute Konjunkturaussichten, eine attraktive Marktgröße, politische Stabilität und eine unternehmensfreundlichere Politik unter der aktuellen Regierung sorgen derzeit für ein gutes Geschäftsklima und wachsende Geschäftschancen in vielen Branchen. Unternehmen investieren daher auch wieder verstärkt in Tansania. Tansania liegt mit einem FDI-Bestand von mehr als 21 Milliarden US-Dollar auf Platz 2 in Ostafrika hinter Äthiopien.
Die Entwicklung der Investitionen spiegelt den positiven Trend wider. Zwischen Januar und Mai 2025 meldet die Regierung Investitionen in Höhe von rund 3,7 Milliarden US-Dollar, eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um über 30 Prozent. Ein Großteil davon entfällt auf die Bereiche Industrie, kommerzieller Bau, Tourismus und Transport. Größere Investitionen kamen in den letzten Jahren unter anderem aus China, Indien, der Türkei, Südafrika und auch Mauritius.
Trotz Verbesserungen: Tansania bleibt ein schwieriger Standort
Dennoch bleibt Tansania ein schwieriger Investitionsstandort: Gute Beziehungen zur Politik sind wichtig. "Man muss wissen, welche Interessen der zuständige Minister hat und dies bei seinen Aktivitäten berücksichtigen", sagt ein Geschäftsmann mit langjähriger Tansania-Erfahrung. "Sonst kann es passieren, dass das Projekt nicht vorankommt, weil es von den Behörden blockiert wird." Die Rechtssicherheit gilt als eingeschränkt. So können Streitigkeiten über ausstehende Zahlungen zwischen dem Staat und einem ausländischen Unternehmen nicht vor einem internationalen Schiedsgericht, sondern nur vor einem tansanischen Gericht geklärt werden. Und dort stellt sich die Frage der Unabhängigkeit.
Viele Behörden sind nach wie vor geprägt durch eine sehr bürokratische, wenig dienstleistungsorientierte Arbeitsweise, oft mit einem Hang zum Dirigismus. Auch die hohe Korruption wird von Unternehmen immer wieder kritisiert, in letzter Zeit wieder verstärkt. Weitere Herausforderungen für Investoren sind die unzuverlässige Stromversorgung sowie Local-Content-Vorschriften im Bergbau.
Deutsche Unternehmen investieren unter anderem im Baustoffsektor
Wie die meisten in Tansania ansässigen ausländischen Unternehmen sind auch deutsche Firmen vor allem im Wirtschaftszentrum Daressalam vertreten. Im Baustoffsektor sind zwei deutsche Akteure als Investoren präsent: HeidelbergCement ist Mehrheitsaktionär des lokalen Zementherstellers Tanzania Portland Cement und Knauf produziert seit 2015 Gipsplatten für Gebäude und baut den Rohstoff in einer eigenen Gipsgrube ab.
Die meisten Unternehmen gehen nach Daressalam. Wer dort ein Büro eröffnen will, geht entweder auf die teure Halbinsel Masaki (Mietpreise um die 25 US$ pro Quadratmeter) oder in die günstigere Stadtmitte, die durch die im Jahr 2022 eröffnete Selander-Brücke wieder deutlich besser angebunden ist. Wer mehr Platz für Lager oder Montage benötigt, kann in einem der Industriegebiete am Stadtrand deutlich günstiger mieten.