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Förderangebot für Investitionen in der Ukraine wächst
Die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine ist so stark wie ihre Wirtschaft. Damit auch internationale Investoren zum Wachstum beitragen, gibt es ein weitreichendes Förderangebot.
05.11.2025
Von Michał Woźniak | Berlin
Mit einem Investitionsbedarf von über 500 Milliarden Euro für den Wiederaufbau, der strategisch verfolgten EU-Integration und einer reformorientierten Wirtschaftspolitik bietet die Ukraine ausländischen Investoren vielfältige Chancen. "Die Ukraine birgt das größte Wiederaufbaupotenzial in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg", sagte der stellvertretende Minister für Wirtschaft, Umwelt und Agrobusiness der Ukraine, Pavlo Kartashov, beim Investitionsworkshop von Germany Trade & Invest und der Plattform Wiederaufbau Ukraine im September 2025. Trotz der anhaltenden Herausforderungen zeige die ukrainische Wirtschaft eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und Wachstum. Für das Jahr 2025 liegen die BIP-Wachstumsprognosen zwischen 2 und 3 Prozent, begünstigt durch eine stabile Inflation, steigende Löhne und eine robuste Exportentwicklung.
"Erfolgreiches Wirtschaften in der Ukraine ist bereits heute möglich",
sagte auch Gerlinde Heckmann, Ministerialdirigentin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Sie unterstrich aber gleichzeitig, dass es entscheidend sei, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. "Dazu gehören auch interne Reformen in der Ukraine, um ein attraktives Investitions- und Geschäftsumfeld zu gewährleisten", so Heckmann.
Förderung und Investitionsmöglichkeiten im Video
In der Aufzeichnung unseres Investitionsworkshops erhalten Sie die wichtigsten Informationen zum Förderangebot für Investitionsvorhaben in der Ukraine.
Die Experten der Kyiv School of Economics geben zudem Einblicke in die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Investitionen in der Ukraine.
Die Aufnahme ist auf Englisch verfügbar und bietet direkte Sprungmarken zu den jeweiligen Sprechenden.
Die wichtigsten Eckpunkte zu den einzelnen Maßnahmen finden Sie auch in den Präsentationen der beteiligten Förderorganisationen:
- Strategie für ausländische Investitionen (Ukrainisches Wirtschaftsministerium)
- Investitionsmöglichkeiten im Wiederaufbau der Ukraine (Kiev School of Economics)
- Investitionsförderung für große Vorhaben (UkraineInvest)
- International unterstütztes Förder- und De-Risking-Angebot (Kiev School of Economics)
- Investitionsgarantien des Bundes (PwC)
- Exportkreditgarantien des Bundes (Euler Hermes)
- ImpactConnect – Förderprogramm des Bundes (DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft)
Zahlreiche Förderprogramme für Investoren in der Ukraine
Im Sinne der angestrebten EU-Mitgliedschaft implementiert die ukrainische Regierung bereits Elemente des EU-Regelwerks Acquis communautaire und schafft damit mehr Transparenz und Rechtssicherheit. Zudem eröffnen die fortschreitende Privatisierung staatlicher Unternehmen sowie die neu reformierten öffentlich-privaten Partnerschaften neue Investitionskanäle für ausländische Unternehmen. Die neue FDI-Strategie der Ukraine, die voraussichtlich im November 2025 bekanntgegeben wird, fokussiert sich auf sechs Schlüsselbranchen – Energie, Industrie, IT, Logistik, Agrarwirtschaft und Bergbau – und soll gezielte Fördermaßnahmen, Investoren-Matchmaking sowie Risikominderungsinstrumente beinhalten. Diese werden das bestehende Angebot erweitern.
Aber bereits heute bietet die Ukraine ein umfassendes Spektrum an Förderinstrumenten für ausländische Investoren, das von deutschen und ukrainischen Institutionen sowie internationalen Finanzpartnern getragen wird. Diese lassen sich in vier zentrale Fördertypen gliedern: steuerliche Anreize, digitale Plattformen zur Projektvermittlung, Garantien und Finanzierung. Im Rahmen der steuerlichen Anreize besteht das Angebot vor allem aus folgenden Programmen:
- Diia.City ist ein Sonderrahmen für IT- und Innovationsunternehmen mit reduziertem Körperschaftssteuersatz (9 Prozent), steuerfreier Dividendenzahlung für natürliche Personen und flexiblen Arbeitsgesetzen. Über 2.500 registrierte Unternehmen nutzen es bereits,
- Defence.City ist ein weiteres sektorales Förderprogramm, dass Unternehmen aus der Verteidigungsindustrie unter anderem die Befreiung der Grundsteuer, der Umweltsteuer sowie der Körperschaftsteuer bietet,
- UkraineInvest bietet für Großprojekte mit einem Investitionswert ab 12 Millionen Euro und mindestens 80 Arbeitsplätzen Steuererleichterungen, Grundstückszugang, Infrastrukturunterstützung und beschleunigte Genehmigungsverfahren,
- Das Programm Made in Ukraine bietet Anreize für inländische Käufer, um Produkte und Dienstleistungen aus der Ukraine zu kaufen und unterstützt deren Zertifizierung sowie Exportfähigkeit für Drittmärkte.
Unterstützung bei der Projektsuche
Neben Greenfield-Projekten können sich internationale Investoren in der Ukraine auch an bereits geplanten (Wiederaufbau-)Vorhaben beteiligen, bestehende Immobilien und Werke übernehmen oder Partnerschaften mit dortigen Unternehmen eingehen. Um dies zu erleichtern, stellt die Ukraine mehrere zielgerichtete, digitale Plattformen zur Verfügung:
- Ukraine Investment Portal listet über 300 geprüfte Projekte in 11 Sektoren mit einem Gesamtvolumen von etwa 40 Milliarden Euro, samt Projektdetails, Finanzdaten und Ansprechpartnern,
- die Privatisierungsplattform Prozorro.Sale führt transparente Onlineauktionen für staatliche Vermögenswerte durch. Sie ist offen für ausländische Bieter und wird durch das ukrainische Privatisierungsgesetz geregelt,
- die Agentur zur Unterstützung von öffentlich-privaten Partnerschaften bietet eine Übersicht der Beteiligungsmöglichkeiten an Infrastrukturprojekten wie Häfen, Straßen und Versorgungsnetze.
Bundesmaßnahmen für Investoren und Exporteure
In Deutschland registrierten Unternehmen stehen bei Ukraineaktivitäten auch bundeseigene Förderangebote zur Verfügung. Diese zielen vor allem auf die Risikominderung ab und können nicht nur bei Investitionen, sondern auch im Exportgeschäft mit ukrainischen Partnern unterstützen:
- Investitionsgarantien der Bundesrepublik Deutschland, über PwC beantragbar, schützen sie deutsche Investoren vor Risiken wie Enteignung, Krieg oder Kapitaltransferbeschränkungen. Sie gelten für langfristige Beteiligungen und Gesellschafterdarlehen in der Ukraine.
- Exportkreditgarantien (Hermesdeckung), bereitgestellt durch Euler Hermes, decken sie Zahlungs- und politische Risiken bei Exporten in die Ukraine ab. Sie sind auf Waren, Dienstleistungen sowie Bauprojekte anwendbar und setzen die Bonität des Käufers sowie die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projekts voraus.
- DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft vergibt langfristige Darlehen, Beteiligungskapital und Mezzanine-Finanzierungen an Unternehmen, deren Projekte in der Ukraine eine langfristige Entwicklungswirkung haben sowie nachhaltig und wirtschaftlich tragfähig sind.
| Institution | Förderangebot |
|---|---|
| PwC | Investitionsgarantien der Bundesrepublik Deutschland |
| Euler Hermes | Exportkreditgarantien der Bundesrepublik Deutschland |
| KfW DEG | Darlehen und Eigenkapitalfinanzierung |
| UkraineInvest | Fördermittel für große Investitionsprojekte (ab 12 Millionen Euro) |
| Diia.City | Rechtlicher Rahmen für IT- und Innovationsunternehmen |
| Prozorro.Sale | Privatisierungsauktionen |
| Ukraine Investment Project Portal | Vermittlungsplattform, die Investoren und ukrainische Unternehmer mit Investitionsbedarf zusammenbringt |