Mehr zu:
ThailandFahrzeuge, übergreifend / Personenkraftwagen (Pkw) / Nutzfahrzeuge / Kfz-Teile, Zulieferindustrie
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Branchen | Thailand | Automobilsektor
Die Kfz-Nachfrage hat sich erholt. Haushalte sind aber hoch verschuldet und Firmen investieren vorsichtig. Anreize für Elektromobilität zeigen erste Erfolge.
27.04.2023
Von Thomas Hundt | Bangkok
30 Prozent aller in Thailand produzierten Pkw sollen im Jahr 2030 abgasfrei sein.
Elektrofahrzeuge werden auch in Thailand Verbrennermotoren verdrängen, meinen Experten. Die Regierung möchte, dass 2030 rund 30 Prozent der in Thailand hergestellten Fahrzeuge emissionsfrei sind. Sie will damit die Kohlendioxid-Emissionen senken und das Land zu dem führenden Produktionszentrum für Elektrofahrzeuge in der Region machen.
Bis zu einer emissionsfreien Fahrzeugflotte hat die Branche aber noch einen weiten Weg vor sich. Ende 2022 waren 43,4 Millionen Kraftfahrzeuge in Thailand registriert, davon entfielen nur 32.081 Stück auf vollelektrische Modelle. Die Analysten der Ratingagentur Fitch Solutions prognostizieren immerhin, dass 2023 knapp 30.000 neue batterieelektrische Fahrzeuge verkauft werden. Diese würden damit 2023 auf einen Marktanteil von 3 Prozent kommen.
Der Industrieverband Federation of Thai Industries (FTI) prognostiziert, dass 2023 der Inlandsabsatz leicht auf 0,95 Millionen Autos zurückgeht. Die reale Kaufkraft ist gesunken. Autokäufer finanzieren größere Anschaffungen außerdem über Kredite und sind bereits hoch verschuldet.
Die inländische Nachfrage nach Nutzfahrzeugen dürfte sich 2023 indes leicht beleben. Das Geschäftsklima erholt sich von seinem niedrigen Stand während der Pandemie. Speditionen und Kurierdienste erweitern wieder ihre Fuhrparks an Lkw und Pick-ups. Und Busunternehmen beschaffen wegen des durchstartenden Tourismus neue Fern- und Mini-Busse.
Diesel- und Benzinmotoren treiben jeweils ungefähr die Hälfte der Kfz an. Verbrennerfahrzeuge müssen lediglich die Abgasnorm Euro 4 erfüllen. Die Einführung des Standards Euro 5 wurde schon mehrfach verschoben und soll nun Anfang 2024 erfolgen.
Wasserstoff spielt keine Rolle. Der staatliche Oil Fund of Thailand subventioniert aber die Beimischung von Biokraftstoffen. Das Fettsäuremethylester für Biodiesel wird aus lokalem Palmöl gewonnen. B10-Dieselkraftstoff mit bis zu 10 Prozent Palmölmethylester ist Standard. Außerdem wird E20 Benzin angeboten, das mit bis zu 20 Prozent Ethanol versetzt wird.
Die 71 Millionen Einwohner verfügten Ende 2022 über 22 Millionen Motorräder und 21 Millionen sonstige Fahrzeuge. In Thailand ist der Umstieg von Motorrädern auf Pkw noch in Gang. Der Absatz an kleinen Motorrädern und Scootern lag 2022 bei 1,8 Millionen Stück.
In ländlichen Regionen werden mehr Menschen von ihren Zweirädern auf Pkw und Pick-ups (Geländewagen mit Pritsche) umsteigen. Die robusten Pick-ups mit bis zu 1 Tonne Nutzlast sind beliebt. Ihre Käufer bezahlen zudem weniger Steuern als Käufer von Pkw. Die meistverkauften Pick-ups sind die D-Max-Reihe von Isuzu und Toyota-Hilux-Modelle.
Stadtbewohner haben sich während der Covid-19 Pandemie aus Angst vor Ansteckungen Autos zugelegt. Die Autofahrer in Bangkok stehen mit ihren 7 Millionen Pkw und Pick-ups sowie den 4 Millionen zugelassenen Motorrädern nun noch länger im Stau. Der öffentliche Nahverkehr, Taxis und Fahrdienste wie Grab sind Alternativen. Mietfahrzeuge und Carsharing spielen kaum eine Rolle.
Der thailändische Staat flankiert und steuert seit Jahrzehnten die Kfz-Industrie, die so zur größten in Südostasien aufgestiegen ist. Der Staat steuert den Markt über Einfuhrabgaben. Einfuhren von Kfz-Bausätzen werden geringer belastet als Importe von kompletten Fahrzeugen. Auch die Steuern beim Kauf von Fahrzeugen variieren erheblich.
In der ersten Phase förderte Thailand Verkauf und Produktion von Pick-up-Trucks, die auch erfolgreich für ausländische Märkte produziert werden. Die Regierung lancierte im Jahr 2007 ein weiteres Programm, um Fertigungen von effizienten Kleinwagen ins Land zu holen. Das Eco-Car-Programm unterstützt Absatz und Produktion von kleinmotorigen, schadstoffarmen Autos. Das Programm läuft im Jahr 2024 allerdings aus. Ausbau und Förderung der Elektromobilität haben nun Priorität.
Toyota hält seine führende Marktposition und verkaufte 2022 jedes dritte Fahrzeug. Chinesische Anbieter wie SAIC Motor mit seiner Marke MG sowie Great Wall und BYD aus China engagieren sich zunehmend und erobern Marktanteile.
Hersteller | Absatz 2022 | Veränderung 2022/2021 | Marktanteil 2022 |
---|---|---|---|
Toyota | 288.261 | 20,4 | 33,9 |
Isuzu | 212.491 | 15,4 | 25,0 |
Honda | 82.842 | -6,6 | 9,8 |
Mitsubishi | 50.385 | 6,8 | 5,9 |
Ford | 40.017 | 23,6 | 4,7 |
Mazda | 31.638 | -10,6 | 3,7 |
MG | 27.293 | -12,0 | 3,2 |
Sonstige | 116.461 | 15,3 | 13,7 |
Bei betuchten Kunden spielen Anschaffungspreise und laufende Kosten oft eine untergeordnete Rolle. BMW und Mercedes-Benz sind die größten Anbieter im Premiumsegment, das 2022 stark zulegte. BMW und Mercedes lagen 2022 mit 13.572 beziehungsweise 13.182 Neuzulassungen etwa gleich auf.
Sie passen ihre Modelle laufend an die Marktbedürfnisse an. Ihre Fahrzeuge mit Hybridantrieb haben sich wegen der steuerlichen Vorteile erfolgreich verkauft. Mercedes bietet nun auch vollelektrische Limousinen der Submarke EQ an und BMW offeriert Autos seiner vollelektrischen i Reihe.
Dieser Beitrag gehört zu: