Branche kompakt | Thailand | Automobilsektor
Markttrends
Die Nachfrage nach Kfz schrumpft. Haushalte sind verschuldet und Firmen investieren vorsichtig. Der Absatz von Elektroautos ist ein Lichtblick.
14.03.2024
Von Thomas Hundt | Bangkok
30 Prozent aller in Thailand produzierten Pkw sollen im Jahr 2030 abgasfrei sein.
Elektrofahrzeuge sollen auch in Thailand fossil betriebene Kfz verdrängen. Die Regierung möchte, dass 2030 rund 30 Prozent der in Thailand hergestellten Fahrzeuge und 50 Prozent der im Inland verkauften Fahrzeuge emissionsfrei sind. Sie will damit die Kohlendioxidemissionen senken und das Königreich innerhalb von Südostasien zum führenden Produktionszentrum für Elektrofahrzeuge machen.
Bis zu einer emissionsfreien Fahrzeugflotte hat die Branche noch einen langen Weg vor sich. Ende 2023 waren 21,8 Millionen mehrspurige Fahrzeuge in Thailand registriert, davon entfielen ungefähr 94.000 Stück auf vollelektrische Modelle. Von den 22,6 Millionen Motorrädern waren nur 38.076 vollelektrische Krafträder.
Kfz-Markt geht die Luft aus
Die Käufer von Mittelklasse-Pkw und Pick-ups finanzieren ihre Anschaffungen häufig über Kredite, und viele Haushalte sind inzwischen hoch verschuldet. Händler und Banken klagen, dass Autokäufer ihre Kredit- und Leasingraten nicht mehr zahlen. Die Geldgeber lassen die Autos dann beschlagnahmen.
Auch die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen dürfte 2024 nur wenig Fahrt aufnehmen. Die öffentlichen Investitionen gehen 2024 wegen der späten Verabschiedung des Staatshaushaltes zurück und die privaten Investitionen wachsen angesichts der unsicheren Wirtschaftslage kaum.
Der Industrieverband Federation of Thai Industries (FTI) prognostiziert, dass sich 2024 der Inlandsabsatz an Pkw und Nutzfahrzeugen leicht erholen wird, nachdem die Verkäufe 2023 um knapp ein Zehntel auf 0,78 Millionen zurückgegangen waren.
Günstige Kraftstoffe
Rund 12,7 Millionen Fahrzeuge mit Dieselmotoren rollten Ende 2023 auf den Straßen Thailands. Nutzfahrzeuge und die beliebten Pick-ups werden meist mit Dieselmotoren gekauft.
Benzin kostete im Februar 2024 umgerechnet rund 1 US$ pro Liter und Diesel nochmal deutlich weniger. Der staatliche Oil Fund of Thailand subventioniert die Kraftstoffe, damit die Bürger günstig ihre Fahrzeuge bewegen können. Preisbewusste Vielfahrer lassen ihre Fahrzeuge auch auf Flüssiggas (LPG) umstellen, das noch günstigere Verbrauchskosten als Benzin und Diesel ermöglicht. Mehr als 0,5 Millionen Pkw können mit Flüssiggas (LPG) betankt werden.
Auch mit Bioanteil
Der Oil Fund bezuschusst auch die Beimischung von Biokraftstoffen. Das Fettsäuremethylester für Biodiesel wird aus lokalem Palmöl gewonnen. B7-Dieselkraftstoff mit bis zu 7 Prozent Palmölmethylester ist derzeit Standard. Außerdem wird E20 Benzin angeboten, das mit bis zu 20 Prozent Ethanol versetzt wird.
Verbrennerfahrzeuge müssen bislang die Abgasnorm Euro 4 erfüllen. Ab Sommer 2024 sollen Dieselfahrzeuge nach dem Standard Euro 5 verkauft werden. Für Benziner gilt weiterhin Euro 4.
Wasserstoff spielt als Antrieb noch keine Rolle. Toyota testet mit verschiedenen Partnern seine wasserstoffangetriebenen Fahrzeuge. Es bleibt vorerst bei Pilotvorhaben.
Wenige Alternativen zum Individualverkehr
Die 71 Millionen Einwohner kauften 2023 circa 1,9 Millionen Motorräder. Der Marktführer Honda, mit einem Verkaufsanteil von knapp 80 Prozent, rechnet im laufenden Jahr 2024 mit einem Rückgang des Marktes, weil überschuldete Haushalte sich weniger Krafträder leisten können.
Die Motorräder und Scooter sind in den Städten und auf dem Lande das preiswerteste Fortbewegungsmittel. Vollelektrische Motorräder spielen noch keine Rolle und machen weniger als 1 Prozent des Marktes aus.
Die Autofahrer in Bangkok stehen mit ihren 7,8 Millionen Pkw und Pick-ups immer häufiger im Stau. Der öffentliche Nahverkehr, Taxis und Fahrdienste wie Grab sind Alternativen. Mietfahrzeuge und Carsharing spielen kaum eine Rolle.
Japanische Hersteller und Marken dominieren noch
Toyota hält seine führende Marktposition und verkaufte 2023 jedes dritte Fahrzeug in Thailand. Chinesische Anbieter wie SAIC Motor mit seiner Marke MG sowie Great Wall und BYD aus China drängen mit neuen Modellen und günstigen Verkaufspreisen auf den Markt und erobern Marktanteile.
Hersteller | Absatz 2023 | Veränderung 2023/2022 | Marktanteil 2023 |
---|---|---|---|
Toyota | 264.937 | -8,1 | 37,7 |
Isuzu | 151.935 | -28,5 | 21,6 |
Honda | 94.336 | 13,9 | 13,4 |
Ford | 36.483 | 3,2 | 5,2 |
Mitsubishi | 32.668 | -35,2 | 4,6 |
MG | 27.311 | 0,1 | 3,9 |
Mazda | 16.544 | -47,7 | 2,4 |
Nissan | 16.423 | -27,1 | 2,3 |
BMW und Mercedes-Benz sind mit jeweils 10.000 bis 15.000 verkauften Fahrzeugen pro Jahr die größten Anbieter im Premiumsegment. Fahrzeuge mit Hybridantrieb verkaufen sich aufgrund steuerlicher Vorteile weiterhin gut. Mercedes bietet unter der Submarke EQ auch vollelektrische Limousinen an und BMW die vollelektrische i-Reihe.
Elektroautos haben künftig Vorfahrt
Der thailändische Staat fördert seit Jahrzehnten zukunftsträchtige Bereiche der Automobilindustrie, die sich so zur größten in Südostasien entwickelt hat. Der Staat steuert den Markt über Einfuhrabgaben. Einfuhren von Kfz-Bausätzen werden geringer belastet als Importe von kompletten Fahrzeugen. Auch die Steuern beim Kauf von Fahrzeugen variieren erheblich.
In der ersten Phase förderte Thailand Verkauf und Produktion von Pick-up-Trucks, die auch erfolgreich für ausländische Märkte produziert werden. Die meistverkauften Pick-ups sind die D-Max-Reihe von Isuzu und Toyota-Hilux-Modelle. Die Käufer bezahlen weniger Steuern als Käufer von Pkw.
Die Regierung lancierte im Jahr 2007 ein weiteres Programm, um Fertigungen von effizienten Kleinwagen ins Land zu holen. Das Eco-Car-Programm unterstützte Absatz und Produktion von kleinmotorigen, schadstoffarmen Autos. Das Programm läuft 2024 aus. Ausbau und Förderung der Elektromobilität haben nun Priorität.