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Tiefbau: Marktlage und Marktentwicklung

Der Staat pumpt große Summen in den Ausbau der Infrastruktur. Die Entwicklung verläuft in den einzelnen Sparten aber sehr unterschiedlich. (Stand: Februar 2025)

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Mithilfe des Ende 2021 verabschiedeten Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA) wird die nationale Infrastruktur massiv ausgebaut und modernisiert. Das Volumen des Gesetzes beläuft sich nach Angaben des Verkehrsministeriums auf 1.200 Milliarden US-Dollar (US$). Davon sind 550 Milliarden für neue Projekte und Programme vorgesehen. 

Das Vorhaben fokussiert sich auf die "klassische" Infrastruktur. Seine Schwerpunkte liegen beim Ausbau und der Modernisierung des Straßennetzes, der ländlichen IKT-Infrastruktur und des Wassersektors. Umwelt- und Klimaschutz spielen eine untergeordnete Rolle. Sie werden vom 2022 verabschiedeten Inflation Reduction Act (IRA) abgedeckt. Der IIJA funktioniert über direkte staatliche Zahlungen sowie Kredite. Im Gegensatz zum IRA ist er damit gedeckelt. Seine Mittel sind jeder Infrastruktursparte direkt zugeordnet.

Das Ausgabenprogramm läuft bis Ende 2026. Im Frühsommer 2024 zogen Vertreter aus Wirtschaft und Politik bei einer Veranstaltung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Washington, D.C. eine "Halbzeitbilanz". Laut Samantha Silverberg, Deputy Assistant to the President for Infrastructure, wurden über den IIJA bereits 56.000 Projekte mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 450 Milliarden US$ angeschoben. Von der staatlichen Zuwendung bis zur Fertigstellung eines Projektes vergehen zumeist viele Jahre. Daher werden zahlreiche Vorhaben erst Anfang der 2030er-Jahre fertiggestellt sein.

Ausgewählte Tiefbauprojekte aus dem Infrastrukturpaket IIJAIn Milliarden US-Dollar
Bereiche

Mittelausstattung 

Straßen und Autobrücken

110

Schiene

66

Energie und Stromnetze

65

IKT-Infrastruktur

65

Frischwasser

55

Dürre-, Hochwasser- und Feuerschutz

50

Flughäfen

25

Seehäfen

16

Ladeinfrastruktur E-Autos

15

Quelle: The White House, Juli 2021

Doch es gab auch verhaltene Töne: Das Infrastrukturprogramm habe nur wenige brandneue Projekte angeschoben, so Jeff Davis vom Eno Center for Transportation. In den meisten Fällen seien Pläne umgesetzt worden, die bereits fertig in der Schublade gelegen und auf Finanzierung gewartet hätten. Zudem fließe viel Geld in den Erhalt und die Reparatur der bestehenden Infrastruktur. Der IIJA habe sich stark inflationär ausgewirkt. Straßenbauarbeiten seien zwischen 2018 und 2024 um 69 Prozent teurer geworden. 

Für den Bahnbereich fallen die Zuschüsse angesichts der enorm hohen Kosten für neue Projekte eher gering aus. Die USA sind und bleiben nun mal ein Autoland. Ein Großteil des Geldes fließt an den staatlichen Bahnbetreiber Amtrak. Er beabsichtigt den Neubau von 39 Strecken (mit Normalgeschwindigkeit). Damit sollen ein Dutzend Metropolen an das nationale Bahnnetz angeschlossen werden. Zugleich will der Staatskonzern seine überalterte Eisenbahnflotte sowie Bahnhöfe, Tunnel und Brücken modernisieren. Dafür nimmt Amtrak 50 Milliarden US$ in die Hand. Bis 2031 sollen rund 40 Prozent aller Personenwaggons und Loks ersetzt werden.

Private Bahnbetreiber investieren in Hochgeschwindigkeitsnetz

Zwar sind nur 12 Milliarden US$ für neue Vorhaben im Schienenbau vorgesehen. Dennoch sorgt das Programm für ein stärkeres Engagement von privaten Bahnbetreibern. Sie werden um 2030 herum Amerika ins Hochgeschwindigkeitszeitalter katapultieren. Fünf entsprechende Vorhaben befinden sich in der Pipeline, von denen aber nicht alle auf absehbare Zeit realisiert werden dürften. Am weitesten fortgeschritten ist das Brightline-West-Vorhaben: Eine 350 Kilometer lange Strecke zwischen Los Angeles und Las Vegas könnte schon 2028 in Betrieb gehen.

Die auf den ersten Blick großzügigen Zuschüsse zum Wassersektor decken nur einen Teil des tatsächlichen Bedarfs ab. Die US-Umweltschutzbehörde EPA kommt in einem Bericht an den Kongress vom September 2023 zu dem Schluss, dass allein zur Sicherung der Trinkwasserversorgung zwischen 2021 und 2040 rund 630 Milliarden US$ benötigt werden. Die Zahlen basieren auf Preisen vom Januar 2021. Laut Inflationsrechner des US-Arbeitsministeriums (berechnet in den USA die Preissteigerung) entspräche das in Preisen vom Januar 2025 einer Summe von fast 770 Milliarden US$. Hinzu kämen noch die notwenigen Aufwendungen für den Abwassersektor, sodass sich eine Summe weit jenseits von 1 Billion US$ ergäbe.

Starke Zunahme der Bautätigkeit im Straßenbereich und Wassersektor

Das Infrastrukturprogramm macht sich seit 2022 deutlich in den offiziellen Daten bemerkbar. So stiegen die erbrachten Bauleistungen in der Tiefbausparte zwischen 2021 und 2024 um 38 Prozent auf nominal rund 500 Milliarden US$. Real gerechnet dürfte der Anstieg aber aufgrund der hohen Inflation bei Bauleistungen deutlich niedriger ausgefallen sein.

Straßen und Wassersektor sind besonders stark gewachsenErbrachte Bauleistungen 2024, in Milliarden US-Dollar, nominale Veränderung zu 2021 in Prozent
 

Wert

Veränderung

Energie 

147,6

28,3

Straße

143,7

43,4

Öffentlicher Transport

68,1

21,0

Abwasser, Abfall

45,8

65,9

Frischwasser

33,0

73,7

IKT

28,6

31,2

Öffentliche Sicherheit

18,9

12,0

Umwelt

11,6

52,6

Quelle: Nationales Statistikamt 2025

Tiefbau bis 2028 auf Wachstumskurs

Für 2025 ist mit einer weiterhin lebhaften Bautätigkeit zu rechnen. Doch langsam macht sich der statistische Basiseffekt bemerkbar: Die starken Zuwachsraten der Vergangenheit lassen sich nicht unbegrenzt fortsetzen. Der FMI Construction Forecast erwartet ein Plus von nominal 5 Prozent bei den erbrachten Bauleistungen. Der Dodge Construction Forecast geht beim Wert der neu gestarteten Projekte hingegen von einem Anstieg von 9 Prozent aus. 

Unter der Trump-Administration sind keine allzu großen Veränderungen zu erwarten. Der IIJA wurde mit großer Mehrheit von Republikanern und Demokraten 2021 verabschiedet. Jedoch dürfte es in der Verkehrspolitik eine stärkere Ausrichtung auf Straßenprojekte zulasten des öffentlichen Verkehrs und der Schiene geben. Zudem wird sich der Ausbau der regenerativen Energien verlangsamen. Fossile Energien sowie der Öl- und Gassektor können im Gegenzug mit Rückenwind rechnen etwa durch administrative Erleichterungen.

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