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Markttrends

Nicht nur die Preise, auch der Umsatz und die Produktion der Lebensmittelindustrie steigen. Durch Fördermittel sollen die Betriebe wettbewerbsfähiger werden.

Von Michaela Balis | Athen

Lebensmittelindustrie vor neuen Herausforderungen

Besonders optimistisch für das Jahr 2022 ist die Lebensmittelindustrie nicht: Mehr als die Hälfte der Unternehmen (56 Prozent) erwarten geringere Gewinne, so eine Umfrage des Forschungsinstitutes des Einzelhandels für Verbrauchsgüter (IELKA) vom Mai 2022. Das liegt an den höheren Kosten sowie an den Bemühungen, die Preiserhöhungen nicht an die Kunden weiterzugeben. Etwa 8 von 10 Unternehmen haben durchschnittlich ein Viertel der Preiserhöhungen absorbiert.

„Die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie die Engpässe bei den Rohstoffen, zum Beispiel Tierfutter und Düngemittel, setzen die griechische Nahrungsmittelindustrie unter Druck“, fasst Ioannis Giotis, Präsident des Griechischen Verbandes der Lebensmittelindustrie (SEVT) die Herausforderungen auf dem Markt zusammen. „Als erschwerend erweisen sich das unsichere wirtschaftliche Umfeld, die nachlassende Kaufkraft und die Veränderungen im Verbraucherverhalten“, fügt er hinzu. „Wir bemühen uns, Probleme bei den Lieferketten sowie bei der Marktbelieferung zu vermeiden“, informiert der SEVT-Vizepräsident, Grigoris Antoniadis.

Als Ausweg sieht Giotis die Expansion in neue Märkte und die Steigerung der Exporte. „Griechische Unternehmen, besonders die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), benötigen Unterstützung, um mit den hohen Energiekosten fertig zu werden“, informiert der SEVT-Präsident. Gefragt sind außerdem ein besserer Zugang zur Finanzierung sowie Unterstützung beim Wissenstransfert und bei der Einführung digitaler Lösungen. Die großzügigen nationalen und europäischen (EU) Fördermittel sollen Abhilfe schaffen.

Fördermittel kommen der Nahrungsmittelindustrie zugute

Ein Großteil der griechischen Unternehmen in der Nahrungsmittelbranche ist international nicht wettbewerbsfähig. Die zumeist kleinen Produzenten haben nicht das nötige Kapital, um ihre Betriebe zu modernisieren. Um Fusionen und Aufkäufe anzuregen, führte die griechische Regierung mit dem Gesetz G. 4935/2022 Steuererleichterungen ein.

Steueranreize und direkte Zuschüsse stehen auch neugegründeten Unternehmen, die Agrarprodukte verarbeiten wollen, im Rahmen des Investitionsförderungsgesetzes G.4487/2022 zur Verfügung.

Mit fast 4 Milliarden Euro fördert der EU-Partnerschaftsvertrag 2021-2027 KMU, um Exporte zu stärken sowie um Cluster und Synergien anzuregen. Förderfähig ist auch der Know-how-Transfer.

Rund 600 Millionen Euro aus dem EU-Aufbaufonds sollen explizit in den griechischen Agrar- und Lebensmittelsektor fließen. Mit dem Ziel, die Produktion und die Exporte zu steigern, werden im Detail die ökologische Verarbeitung, die Präzisions- und Vertragslandwirtschaft sowie die Zusammenarbeit zwischen Landwirten und dem verarbeitenden Gewerbe gefördert.

Die digitale Transformation steht im Mittelpunkt des Investitionsförderungsgesetzes. Betriebe die zum Beispiel digitale Produktionsverfahren und Systeme der künstlichen Intelligenz einführen, können von direkten Zuschüssen und Steuererleichterungen profitieren. Auch der EU-Aufbaufonds sieht Fördermittel für die Einführung digitaler Lösungen vor.

Chancen für deutsch-griechische Kooperationen

Deutsche Unternehmen haben die Möglichkeit griechische Betriebe aufzukaufen oder Joint Ventures zu gründen. Ebenso interessant ist die Zusammenarbeit im Rahmen von Auftragskooperationen.

Deutsche Gesellschaften oder Kapitalfonds könnten mit dem nötigen Kapital die Modernisierung der Betriebe und den Einsatz innovativer Technologien fördern. Gemeinsam können sie für den deutschen oder den griechischen Markt produzieren, beziehungsweise neue Märkte erschließen. Mit den EU- und nationalen Werkzeugen wird auch der Wissenstransfer, zum Beispiel von deutschen Unternehmen, gefördert. Alternativ können deutsche Lieferanten ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten.

Branchenumsatz und -produktion wachsen nach Corona

Der Umsatz der Lebensmittelindustrie legte laut dem griechischen Statistikamt Elstat im ersten Halbjahr des Jahres 2022 um rund ein Fünftel zu. Das lag an den höheren Preisen im Vergleich zum Vorjahr. Im Juni 2022 lag der Preisindex für Lebensmittel und nicht alkoholische Getränke etwa 12,5 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Im Jahr 2021 lag der Branchenumsatz (Lebensmittel und Getränke) rund 14,5 Prozent über dem Vorjahr, so Elstat. 

Absatz von Nahrungsmitteln in Griechenland (in Millionen Euro)

Nace-Code

Sparte/ Herstellung

2020

105

Milchverarbeitung

2.938,4

103

Obst- und Gemüseverarbeitung

1.735,9

107

Back- und Teigwaren

1.268,6

101

Schlachtung und Fleischverarbeitung

1.163,1

106

Stärke und Stärkeerzeugnissen, Reis

929,7

1107

Erfrischungsgetränken, Gewinnung natürlicher Mineralwasser

847,5

104

Pflanzliche und tierische Fette und Öle

581,5

1085

Fertiggerichten

515,3

1105

Bier

404,9

1082

Süßwaren

258,4

Quelle: Prodcom 2020, Elstat

Leicht stieg auch die Lebensmittel- und Getränkeproduktion. Nahrungsmittelbetriebe produzierten im Jahr 2021 fast 4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Getränkeproduktion legte um knapp 17 Prozent zu.

Lebensmittelexporte steigen weiter

Die griechischen Lebensmittel- und Getränkeexporte legten im Jahr 2021 um 12 Prozent (6,7 Milliarden Euro) im Vergleich zum Vorjahr zu, informiert das europäische Statistikamt Eurostat. Die griechischen Lieferungen von Lebensmitteln und Getränken nach Deutschland (951,8 Millionen Euro) stiegen um rund 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Exporte nach Italien (20,4 Prozent), Bulgarien (27,4 Prozent) und in die USA (19,1 Prozent) verzeichneten eindrucksvolle Zuwachsraten.

Die Branche ist stark exportorientiert: Im Durchschnitt wird etwa 40 Prozent der Produktion exportiert. Der Anteil der Lebensmittel- und Getränkeexporte an den gesamten griechischen Exporten lag im Jahr 2021 bei rund 17 Prozent. 

Etwa zwei Drittel der Verbraucher kaufen weniger Nahrungsmittel als zuvor. Der gleiche Anteil achtet vorrangig auf den Preis. Das ergab eine IELKA-Umfrage vom September 2022. Im vergangenen Jahr war der Preis nur für 30 Prozent der Käufer wichtig. Die Qualität ist nur für ein Fünftel der Verbraucher ausschlaggebend. Rund 80 Prozent der Konsumenten befinden sich auf Schnäppchenjagd. Allerdings haben die Angebote stark nachgelassen. 

Griechen haben keine Angst vor leeren Regalen, informiert IELKA. 86 Prozent der Verbraucher gehen davon aus, dank ihrer Erfahrung während der Pandemie, dass alle Produkte in den Supermärkten zur Verfügung stehen werden. 

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