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Wirtschaftsausblick | Ruanda

Konjunktur in Ruanda nimmt 2024 an Fahrt auf

Ruandas Wirtschaft dürfte im Jahr 2024 zu den am schnellsten wachsenden Afrikas zählen. Der Markt ist klein. Gleichwohl blicken deutsche Unternehmen zunehmend auf das Land.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Top Thema: Paul Kagame dürfte im Juli 2024 wiedergewählt werden

Die Spannung beim Blick auf die für Juli 2024 geplanten Präsidentschaftswahlen in Ruanda hält sich in Grenzen. Es besteht kaum Zweifel daran, dass der seit dem Jahr 2000 regierende Präsident Paul Kagame für eine weitere Amtszeit gewählt wird. 

Seine wirtschaftspolitischen Erfolge sprechen für sich. Kagame hat für ein gutes Geschäftsklima im Land gesorgt. Unter anderem spielt die Korruption fast keine Rolle mehr, sodass sich auch Unternehmen ohne Afrikaerfahrung in Ruanda wohlfühlen.

Immer wieder kündigen ausländische Unternehmen an, meist kleinere Niederlassungen in der Hauptstadt Kigali zu eröffnen. Die Behörde Rwanda Development Board (RDB) wurde mit internationalem Personal verstärkt und arbeitet sehr aktiv an der Vermarktung des Landes. Mehr Informationen zum Investitionsklima liefert die Publikation Wirtschaftsstandort Ruanda.

Die aktuelle politische Stabilität ist eine große Errungenschaft der Regierung und ein wichtiger Pluspunkt für Unternehmen. Sie wird jedoch durch eine repressive Politik teuer erkauft. Das bekam auch der Fußballclub Bayern München zu spüren, der im August 2023 eine fünfjährige Partnerschaft mit der Tourismuskampagne "Visit Rwanda" einging. Unter anderem die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte den Deal wegen Menschenrechtsverletzungen und Demokratieverstößen scharf.

Ursache für das staatliche Streben nach Kontrolle sind vor allem die traumatischen Erfahrungen des Genozids im Jahr 1994, in dessen Folge soziale und ethnische Spannungen latent weiterbestehen.

Wirtschaftsentwicklung: Hohe Dynamik trotz Inflation und Devisenknappheit

Die Konjunktur in Ruanda nimmt weiter an Fahrt auf. Economist Intelligence Unit (EIU) erwartet für das Jahr 2024 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 6,8 Prozent, nach geschätzten 5,9 Prozent im Jahr 2023. Die Weltbank glaubt sogar an eine Steigerung um 7,5 Prozent und setzt Ruanda damit in Subsahara-Afrika auf Platz 3 der am schnellsten wachsenden Märkte.

Allerdings hält sich die Relevanz des ruandischen Binnenmarktes angesichts der geringen Größe, der verbreiteten Armut sowie der Abgelegenheit des Landes in Grenzen.

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Die Bautätigkeit entwickelt sich dynamisch. Der Staat dürfte mit den hohen Zuflüssen internationaler Geber weiter in Infrastruktur investieren und auch von privater Seite werden viele Projekte insbesondere im Wohnungsbau durchgeführt. Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Ruanda, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte". Darüber hinaus ist mit Investitionen zu rechnen im verarbeitenden Sektor, vor allem der Produktion von Baustoffen.

Auch der Tourismus wird der Wirtschaft positive Impulse verleihen. Insbesondere als Konferenzstandort macht Kigali immer wieder auf sich aufmerksam. Zahlreiche Events sind geplant, unter anderem im November 2024 die Africa Energy Expo. Hinzu kommt der Safari-Tourismus, der von "Visit Rwanda" angepriesen wird. 

Für deutsche Unternehmen sind eine Reihe von Sektoren von größerem Interesse. Detailliertere Informationen bieten die aktuellen GTAI-Branchenüberblicke zu den Themen Landwirtschaft, Bauwirtschaft, Energie und Wasser.

Belastend für das Geschäftsklima sind die Inflation und der Wertverlust der lokalen Währung. Beobachter rechnen für das Jahr 2024 "nur" noch mit einer Inflation von knapp unter zehn Prozent, nach rund 20,5 Prozent im Vorjahr. Das wird den Konsum weiterhin belasten. Der Ruandische Franc (RWF) hat im Vergleich zum Euro in den letzten zwölf Monaten etwa 17 Prozent an Wert verloren. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen.

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Der Transport für Lieferungen nach Ruanda ist sehr teuer aufgrund des aufwändigen Landtransports über fast 1.500 Kilometer vom tansanischen Hafen Daressalam. Erschwerend kommt aktuell hinzu, dass fast alle Schiffe aus Europa statt durch den Suez-Kanal den langen Umweg über Südafrika nehmen müssen. Grund hierfür sind die Attacken der von Jemen aus operierenden Huthi-Miliz auf Frachtschiffe. 

Die hohen Transportkosten und die Abwertungstendenz des RWF machen importierte Ware sehr teuer. Konsumenten werden sich auf das Nötigste beschränken und Investoren könnten ihre Beschaffungen erst einmal verschieben.

Deutsche Perspektive: BioNtech eröffnet Impfstoffproduktion in Kigali

Die Aussichten für deutsche Lieferungen im Jahr 2024 sind aufgrund der hohen Preise mäßig. Von Januar bis November 2023 erreichten sie einen Wert von etwa 49,4 Millionen Euro. Verglichen mit den Vorjahren ist das ein niedriges Niveau. Immerhin lag der Wert 2021 bei 75 Millionen Euro. Mittelfristig besteht ein deutliches Steigerungspotenzial, wenn die wirtschaftliche Dynamik in Ruanda anhält.

Im Dezember 2023 eröffnete der deutsche Impfstoffproduzent BioNtech eine Impfstoffproduktion in Kigali. BioNtech folgt damit weiteren deutschen Unternehmen, die sich in den letzten Jahren in Kigali aufgrund des guten Investitionsumfelds angesiedelt haben. Darunter ist auch VW mit einer kleineren Montage sowie diverse IT-Dienstleister.

Die meisten deutschen Zulieferer bedienen Ruanda von Deutschland aus oder von Nairobi, wo viele deutsche Unternehmen ihre Vertriebsniederlassungen für Ostafrika unterhalten. Die GTAI-Publikation Wirtschaftsausblick wird auch zu Kenia, Tansania, Äthiopien und Uganda regelmäßig aktualisiert. 

Aufgrund der hohen wirtschaftlichen Dynamik blicken die regionalen Vertriebsmanager verstärkt nach Ruanda. Gerade die Nachfrage nach hochpreisigen Immobilien ist aktuell sehr hoch. Für deutsche Zulieferer zum Beispiel von Armaturen, Möbeln und anderen Produkten lohnt es sich nach Einschätzung von Marktkennern, den Markt etwas genauer anzusehen. Produkte mit guter Qualität sind in diesem Segment in Ruanda derzeit nicht leicht zu bekommen.

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