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Wirtschaftsausblick | Taiwan

Talsohle durchschritten: Taiwan erwartet 2024 stärkeres Wachstum

Taiwan wird 2023 das schwächste Wachstum seit langer Zeit hinnehmen müssen. Doch im kommenden Jahr soll es wieder aufwärts gehen.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Top-Thema: Ausgang der Wahlen mit Spannung erwartet

Die Wahlen für die Präsidentschaft und das taiwanische Parlament im Januar 2024 kommen für die Regierungspartei DPP (Democratic Progressive Party) zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Wirtschaft auf der Insel schwächelt seit gut einem Jahr. Die Schätzungen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 wurden in den vergangenen Monaten stetig nach unten korrigiert. Mehrere Analysten sehen das BIP kurz vor Jahresende bei nur noch etwas über 1 Prozent, zum Teil sogar darunter. Dies würde dem schwächsten Ergebnis seit Jahren entsprechen.

In dieser Gemengelage müssen die noch amtierende Präsidentin Tsai Ing-wen und der DPP-Kandidat William Lai die Wähler davon überzeugen, dass die Wirtschaftspolitik ihrer Partei die richtige Wahl für die Zukunft Taiwans ist. Lai hat den Vorteil, dass das konservative Lager in zwei Teile zersplittert ist. Die KMT (Kuomintang) schickt mit Hou Yu-ih den Bürgermeister von New Taipei City ins Rennen, die TPP (Taiwan People´s Party) den ehemaligen Bürgermeister von Taipei, Ko Wen-je. Zuvor waren beide Parteien daran gescheitert, sich auf einen Kandidaten zu einigen. Lai führte im Herbst 2023 in den meisten Umfragen.

KMT und TPP könnten bei einem Wahlsieg noch Justierungen an der 2016 eingeleiteten Energiewende vornehmen. Das Problem der niedrigen Geburtenrate wird parteiübergreifend thematisiert. Größere Unterschiede gibt es im Verhältnis zu China. KMT und TPP sind Verfechter des Dialogs mit dem Reich der Mitte, während die DPP als China-kritisch gilt. Die Unstimmigkeiten mit dem großen Nachbarn haben in den vergangenen Jahren zugenommen, auch wenn die wirtschaftlichen Abhängigkeiten in beide Richtungen weiterhin sehr groß sind. Die Auswirkungen des Wahlausgangs auf das bilaterale Verhältnis gelten als eines der zentralen Themen im kommenden Jahr.

Wirtschaftsentwicklung: Positive Prognosen stützen sich auf steigende Exporte

Nach einer Durststrecke zeichnet sich für 2024 ein wirtschaftlicher Aufschwung in Taiwan ab. Fast sämtliche Prognosen gehen für das nächste Jahr von einem dynamischeren Wachstum als noch 2023 aus. Das Taiwan Institute für Economic Research prognostiziert beispielsweise eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von 3,2 Prozent für 2024. Die Regierungsprognose liegt leicht darüber. 

Das National Development Council registrierte im Oktober erstmals eine leichte Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage auf der Insel. Die positiveren Prognosen stützen sich vor allem auf einer erwarteten Erholung der Ausfuhren. Diese sind für mehr als 60 Prozent der Wirtschaftsleistung Taiwans verantwortlich, waren aber in den ersten zehn Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 13 Prozent eingebrochen.

Investitionen sollen 2024 wieder zulegen

Die Bruttoanlageinvestitionen litten unter der gesamtwirtschaftlich durchwachsenen Lage und sollen im Gesamtjahr 2023 um 7,6 Prozent sinken. Die Chipbranche sendet jedoch wieder positive Signale aus. Der Halbleitergigant TSMC dürfte im 4. Quartal wieder ein zweistelliges Umsatzplus melden. Auch geht die Gesellschaft Allianz Global Investors Pressemeldungen zufolge davon aus, dass die Umsätze der taiwanischen Halbleiterfirmen 2024 um 30 Prozent anziehen werden. 

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Das Statistikinstitut DGBAS prognostiziert daher für die Anlageinvestitionen 2024 ein Plus von mehr als 4 Prozent. Der mittelfristig wichtigste Treiber der taiwanischen Wirtschaft wird der Halbleitersektor bleiben. Auf der Suche nach dem nächsten "Big Thing" kristallisieren sich die Produktion von Elektrofahrzeugen durch den Branchenriesen Foxconn sowie Aktivitäten im Bereich der künstlichen Intelligenz heraus.

Konsum trägt die Konjunktur

Der private Konsum war 2023 der wichtigste Motor der taiwanischen Wirtschaft. Bis Jahresende soll der private Verbrauch gemäß der Prognosen von DGBAS um 8,4 Prozent zulegen. Im Jahr 2024 soll er sich dann mit rund 3 Prozent wieder normalisieren. Der Konsumindikator CCI (Consumer Confidence Index) erreichte im Oktober 2023 ein 18-Monatshoch. Die Arbeitslosenquote sank im September auf 3,5 Prozent, den niedrigsten Wert für diesen Monat seit 23 Jahren. Die Kfz-Neuregistrierungen stiegen bis August um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Davon profitieren auch deutsche Hersteller.

Die positive Stimmung der Verbraucher spiegelt sich in den Umsätzen des Einzelhandels wider. Diese legten in den ersten drei Quartalen 2023 um fast 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Besonders gut sind die Aussichten für deutsche Hersteller von Nahrungsmitteln und Getränken. Die Verkäufe dieses Segments schossen im gleichen Zeitraum sogar um knapp 23 Prozent in die Höhe. Allerdings könnte die anhaltend hohe Inflation die Verbraucherstimmung auch noch 2024 etwas drücken. 

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Deutsche Perspektive: Investitionen auf Rekordhoch

Im 2. Halbjahr 2023 gab es eine bedeutende Ankündigung in den deutsch-taiwanischen Wirtschaftsbeziehungen: TSMC will in Dresden eine 10 Milliarden Euro teure Chipfabrik errichten. Das taiwanische Unternehmen wird das Projekt gemeinsam mit den Firmen Bosch, Infineon and NXP realisieren. Der Baubeginn ist für das 2. Halbjahr 2024 geplant. Die Produktion soll Ende 2027 starten. 

Auch die deutschen Lieferungen nach Taiwan entwickelten sich positiv: Während die gesamten Importe Taiwans in den ersten drei Quartalen 2023 um 19,7 Prozent eingebrochen waren, stiegen die Einfuhren aus Deutschland um 3,5 Prozent. Nahezu sämtliche Konkurrenten wie etwa China, Japan, Südkorea und die USA mussten hingen zweistellige Einbußen hinnehmen. Die deutschen Direktinvestitionen in Taiwan erreichten im 1. Halbjahr 2023 mit 983 Millionen US$ einen neuen Rekordwert. Deutschland lag damit im Investorenranking Taiwans wertmäßig auf Platz 2 hinter Singapur. 

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Weitere Informationen zu Entwicklungen in Taiwans Wirtschaft und wichtigen Branchen bietet die GTAI-Länderseite Taiwan

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