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Wirtschaftsumfeld | Äthiopien | Investitionsklima

Kapital fließt trotz schwierigem Investitionsklima

Trotz schwieriger Umstände gibt es für ausländische Investoren lukrative Bereiche in Äthiopien. Vor allem chinesische Unternehmen oder Akteure aus dem Mittleren Osten sind aktiv.

Wer in Äthiopien investieren möchte, muss aktuell eine Portion Risikobereitschaft mitbringen und/oder eine beruhigende Kapitalausstattung. Bei zahlreichen Investoren aus China und dem Mittleren Osten scheint dies gegeben. Aus deutscher Sicht sieht es anders aus: Die Hoffnung, dass sich zahlreiche Unternehmen in Äthiopien ansiedeln würden, haben sich vorerst zerschlagen. Das liegt auch an strukturellen wirtschaftlichen Problemen des Landes am Horn von Afrika.

Belastend ist vor allem die extreme Devisenknappheit. Deutsche Zulieferer machen aktuell nur wenig Geschäft. Hinzu kommt, dass viele Bereiche, wie auch der Handel, für Ausländer nicht frei zugänglich sind, sondern in äthiopischer Hand verbleiben müssen. Das bedeutet, dass deutsche Unternehmen, die in Äthiopien ihre importierten Produkte verkaufen möchten, für die Gründung einer lokalen Vertriebsniederlassung einen lokalen Partner benötigen.

Entweder sind deutsche Unternehmen daher in Äthiopien nur über einen äthiopischen Handelsvertreter präsent oder man bedient den Markt vom liberaleren Wirtschaftsstandort Kenia aus. Aktuell sind in Äthiopien gerade einmal eine Handvoll deutscher Unternehmen präsent, überwiegend mit Repräsentanzbüros. 

Investoren aus China und dem Mittleren Osten dominieren

Die Entwicklung der weltweiten ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) zeigt jedoch, dass Äthiopien ein interessanter Investitionsstandort sein kann. Zwischen 2016 und 2022 flossen im Jahr durchschnittlich etwa 3,5 Milliarden US-Dollar an FDI nach Äthiopien. Das ist deutlich mehr, als nach Kenia oder die anderen ostafrikanischen Märkte geflossen ist. Die Investoren kommen aber aus anderen Ländern.

China spielt eine sichtbar dominierende Rolle, insbesondere im Bau- und im Textilsektor. Durch die engen Verflechtungen Äthiopiens mit dem Mittleren Osten können Risiken und Nachteile wie die Devisenknappheit besser abgefedert werden als zum Beispiel von einem deutschen Investoren. Investiert wird unter anderem in den Bau von Gebäuden oder ganzen Vorstädten. 

Im Telekommunikationsbereich baut die kenianische Safaricom gerade das zweite Mobilfunknetz auf. Darüber hinaus von Interesse sind die Produktion von Baustoffen und Konsumgütern (insbesondere Nahrungsmittel). Mehr ausländische Investitionen wünscht sich die Regierung in der Landwirtschaft, der Industrie sowie im Bergbau. Alle diese Bereiche verfügen über Potenzial.

Sektoren mit Beschränkungen für ausländische Investitionen (Auswahl)

Keine Investitionen sind erlaubt bei

  • Eisenbahnen
  • Groß- und Einzelhandel
  • Finanzdienstleistungen
  • Import- und bestimmte Exportgeschäfte
  • Hotels, Gastronomie (außer höherpreisigen)
  • Medien
  • Rechtsberatung, Sicherheitsdienste, Wäschereien u.a. Dienstleistungen

Joint Venture-Zwang *) bei

  • Speditionen, andere Transportdienstleistungen
  • Werbung, PR-Dienste u.Ä.
  • Buchhaltung

Joint Venture-Zwang *) mit einem staatlichen Partner bei

  • Herstellung von Waffen, Munition
  • Im- und Export von Strom
  • Internationale Luftfahrt
  • Postdienste (ohne Kurierdienste)
* Höchstanteil Ausländer: 49%.Quelle: Federal Negarit Gazette, Regulation 474/2020

Investoren haben zunächst nur eine Anlaufstelle

Erste Anlaufstelle für ausländische Investoren ist die Ethiopian Investment Commission (EIC). Die EIC, die sich als Single-Window-Shop sieht, vergibt Geschäftslizenzen sowie Investitions-, Bau- und Arbeitsgenehmigungen. Bei Bergbau, Energie, Telekommunikation und Luftfahrt sind andere Behörden zuständig.

Ausländische Investoren haben, je nach Standort und Sektor, Anspruch auf Befreiung von der Einkommensteuer für eine Dauer von zwei bis zu sieben Jahren. Diese Anreize gibt es in der Landwirtschaft, im verarbeitenden Gewerbe, der Informationstechnik und der Stromwirtschaft sowie bei einem hohen Exportanteil der Produktion. Investoren in die Erzeugung erneuerbarer Energien müssen vier bis fünf Jahre lang keine Einkommensteuer zahlen.

Industrieparks bieten Anreize

Zusätzliche Anreize bieten Industrieparks. Investoren müssen dort bis zu vier Jahre lang keine Einkommensteuer zahlen, wenn 80 Prozent der Produktion für den Export oder Vorleistungen dafür bestimmt sind. Sie sind auch befreit von Zöllen und anderen Abgaben auf die Importe von Kapitalgütern, Baustoffen und Rohstoffen für die Exportproduktion.

Neben den staatlichen, von der Ethiopian Industrial Parks Corporation verwalteten Einrichtungen gibt es auch private, meist von chinesischen Firmen gemanagte und finanzierte Parks. Dort sind unter anderem eine Reihe von Textilfirmen aktiv, die auch in die EU exportieren. Hinzu kommen "Integrierte Agroindustrieparks" (siehe hierzu GTAI-Bericht) mit Förderungen für Firmen, die dort Agrargüter der jeweiligen Region zu Lebensmitteln verarbeiten. In diesen Zonen siedeln sich allerdings erst zögerlich Firmen an.

Interessant sind mitunter auch Unterstützungen seitens ausländischer Geberbanken, wie der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Diese fördern private Investitionen, die auch der Entwicklung des Landes dienen (Infrastruktur, Umweltschutz, Schaffung vieler Arbeitsplätze etc.). Für Investoren kann es sich lohnen, mit den Banken Kontakt aufzunehmen, um auszuloten, ob eine Förderung in Frage kommt. Neben der DEG sind in Äthiopien auch die Europäische Investitionsbank (EIB) und die zur Weltbank gehörende International Finance Corporation (IFC) aktiv. Sie alle betreiben ihre regionale Niederlassung für Ostafrika in Kenia.

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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