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Afrika gewinnt bei seltenen Erden an Bedeutung
Angesichts der kritischen Versorgungslage für seltene Erden rückt Afrika als mögliche Bezugsquelle in den Fokus. Die Projektumsetzung bei seltenen Erden ist jedoch schwierig.
18.06.2025
Von Fausi Najjar
Afrika bietet nicht nur große Rohstoffvorkommen, sondern auch geopolitische Chancen für eine ausgewogene Versorgung Europas. In einer multipolaren Welt treten die afrikanischen Regierungen zunehmend selbstbewusst auf. Der Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten und internationale Kooperationen auf Augenhöhe sind deswegen entscheidend, um dieses Potenzial nachhaltig zu nutzen. Vor diesem Hintergrund hat die EU zwei Projekte für seltene Erden in Afrika als strategisch relevant eingestuft. Allgemein gilt jedoch, dass hohe technische und kommerzielle Hürden den Aufbau neuer Lieferketten für seltene Erden erschweren.
Am 4. Juni 2025 hat die EU-Kommission eine Liste mit 13 Projekten in Drittländern veröffentlicht, die der Sicherung von Lieferketten kritischer Rohstoffe für die EU dienen sollen und deswegen besonders unterstützt werden. Zu den ausgewählten Projekten zählen zwei Vorhaben zum Abbau seltener Erden in Subsahara-Afrika: Das Songwe Hill Rare Earths Projekt in Malawi und das Zandkopsdrift-Projekt in Südafrika.
Die Projekte - so die Veröffentlichung der EU-Kommission - werden von ihr selbst, den Mitgliedstaaten und den einschlägigen Finanzinstitutionen koordiniert und unterstützt, indem sie den Zugang zu Finanzmitteln erleichtern. Schätzungen zufolge benötigen die 13 strategischen Projekte für ihre Umsetzung eine Gesamtinvestition von 5,5 Milliarden Euro.
Zwei strategische seltene Erden Projekte in Afrika
Im Projekt Songwe Hill Rare Earths in Malawi ist der Abbau von seltenen Erden vor allem für die Herstellung von Hochleistungsmagneten geplant. Die kanadische Firma Mkango Resources entwickelt die Tagebaumine. Der Rohstoffabbau beschränkt sich auf Mixed Rare Earth Carbonate (MREC), ein Zwischenprodukt, das erst in Europa weiterverarbeitet wird. Diese Weiterverarbeitung findet in Pulawy, Polen, statt - unter Beteiligung von Mkango Polska und der polnischen Chemiegruppe Azoty Pulawy. Die Kapitalinvestition beläuft sich laut finaler Machbarkeitsstudie auf 277 Millionen US-Dollar.
Das Zandkopsdrift-Projekt wird von Frontier Rare Earths entwickelt. Die 450 Kilometer nördlich von Kapstadt gelegenen Karbonatit-Vorkommen umfassen 800.000 Tonnen seltene Erden und Millionen Tonnen Manganoxid. Frontier Rare Earths gibt 2027 als Produktionsstart an. Alle erforderlichen Genehmigungen (Umwelt, Soziales, Arbeitsrecht) seien bereits vorhanden, teilt das Unternehmen aus Luxemburg mit. Eine abschließende Machbarkeitsstudie ist allerdings noch nicht erfolgt. Die Mine enthält hohe Konzentrationen von Neodym, Praseodym, Terbium und Dysprosium - allesamt Grundbausteine für die Herstellung der industriestrategisch wichtigen Permanentmagnete.
Aufbau neuer Lieferketten technisch anspruchsvoll
Seltene Erden sind eigentlich gar nicht so selten, und Afrika verfügt über zahlreiche Vorkommen. Eine Vielzahl von geplanten Projekten in Afrika zeigt, wie gut die Region vertreten ist. Dennoch scheitern weltweit viele nicht chinesische SE-Projekte an Chinas niedrigen Produktionskosten, fehlender Infrastruktur und mangelndem technischen Know-how. China besitzt einen erheblichen Vorsprung bei der Erschließung, Separation und Verarbeitung dieser Rohstoffe und hat zudem stabile Lieferketten mit internationalen Partnern aufgebaut. Laut einer aktuellen Studie der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) bezieht China derzeit seltene Erden aus Madagaskar (Fort Dauphin), Mosambik (Moma), der DR Kongo (Obaye, Nord-Kivu) und Nigeria (diverse Kleinbergbaukooperativen).
Die DERA-Studie "Seltene Erden: Projekte – Förderung – Weiterverarbeitung" stellt fest: "Die meisten Unternehmen [versprechen] mit Seltenerdprojekten bald in Produktion zu gehen, tun dies aber bereits seit teils über einem Jahrzehnt."
Hohe Umweltbelastung
Der Abbau seltener Erden kann große Flächen beanspruchen, abhängig von der geologischen Lage der Vorkommen. Die Gewinnung erfordert zahlreiche chemische Prozesse, von denen einige hochgiftig sind. Dadurch entstehen erhebliche Risiken für Wasser- und Luftverschmutzung, und oft sammeln sich sogar radioaktive Rückstände an. Aus diesen Gründen stößt der SE-Abbau meist auf Widerstand in der lokalen Bevölkerung, was die Umsetzung solcher Projekte zusätzlich erschwert.
Land | Name | Lizenzinhaber | Typ / Wertmineralien | Ressourcen |
---|---|---|---|---|
Burundi | Gakara | Rainbow Rare Earth | Karbonatitgänge und -brekzien/SEO | nicht berechnet bzw. nicht publiziert |
Demokratische Republik Kongo | Obaye | Kibara Minerals | Monazit-Cassiterit-Seifen/SEO, SnO2 | nicht berechnet, Schätzung: > 1 Mio. t Monazit |
Gabun | Mabounie | ohne | Karbonatit unter Laterit/ Nb2O5, P2O5, SEO | Erz @ 1 % SEO (2 Mio. t SEO) |
Kenia | Mirma Hill | ohne | Karbonatit/ Nb2O5, SEO | 159,4 Mio. t Erz @ 3,85 % SEO (6,1 Mio. t SEO) |
Madagaskar | Ampasindava (Tantalus) | Harena Resources | Regolith über Syeniten5 | 627,7 Mio. t Erz @ 0,0895 % SEO (562 kt SEO)5) (17 % schwere SEO) |
Malawi | Kangankunde | Lindian Resources | Karbonatit/SEO | 261 Mio. t Erz @ 2,19 % SEO (5,7 Mio. t SEO) |
Malawi | Songwe Hill | Mkango Resources | Karbonatit/SEO | 27,5 Mio. t Erz @ 1,33 % SEO (366 kt SEO) |
Marokko | Twihinate | ONHYM Maroc | Karbonatit/SEO, Nb2O5, Fe2O3, U3O8 | 584,5 Mio. t Erz @ 0,7 % SEO (4,1 Mio. t SEO) |
Marokko | Lamlaga | ONHYM Maroc | Eisensteine + Quarzbrekzien/SEO, Nb2O5, Fe2O3 | 618 Mio. t Erz @ 0,64 % SEO (4,0 Mio. t SEO) |
Marokko | Lahjerya | ONHYM Maroc | Eisenstein- und Quarzgänge/SEO, Nb2O5, Th | 372 Mio. t Erz @ 0,68 % SEO (2,5 Mio. t SEO) |
Mosambik | Monte Muambe | Alona Rare Earths | Karbonatit | 13,6 Mio. t Erz @ 2,42 % SEO (329 kt SEO) |
Mosambik | Xiluvo | Ohne | Karbonatit | 1,1 Mio. t @ 2,05 % SEO (23 kt SEO) |
Namibia | Eisenberg | Broadmind Mining | Karbonatit/SEO | 570 Mio. t Erz @ 0,9 % SEO (5,1 Mio. t SEO) |
Namibia | Eureka | E-Tech Resources | Kabonatitgänge | 310 kt Erz @ 4,8 % SEO (15 kt SEO) (1 % schwere SEO) |
Namibia | Ondoto West | Ondoto Mining | Karbonatitgänge | 213 kt Erz @ 2,59 % SEO (5,5 kt SEO) |
Republik Südafrika | Glenover | galileo Resources | Karbonatit + Pyroxenit + Apatit-Brekzie + Halden/ P2O5, SEO, Nb2O5, Sc2O3 | 28,9 Mio. t Erz @ 1,24 % SEO (359 kt SEO) |
Republik Südafrika | Phalaborwa | Rainbow Rere Earths | Phosphogipshalden/ SEO | 5,1 Mio. t Haldenmaterial @ 0,44 % SEO (154 kt SEO) |
Repubik Südafrika | Steenkampskraal | Steenkampskrall Holdings | Monazitgang und Halden/SEO, Th | 605 kt Erz @ 14,5 % SEO (87 kt SEO) Reserven: 800 kt Erz @ 8,68 % SEO (69 kt SEO) |
Republik Südafrika | Namakwa | Toronx Holdings | Il, Zr, Rt, Lx, Mo, Xe | 306 Mio. t Erzsand @ 6,3 % HM (= 19,3 Mio. t HM) @ Ø 0,23 % Mo (= 44 kt Mo) Halden @ 3,2 % Mo (ca. 75 kt Mo) Reserven: 666 Mio. t Erzsand @ 5,9 % HM (= 39,3 Mio. t HM) @ Ø 0,23 % Mo (= 90 kt Mo) |
Sambia | Nkombwa Hill | Marula Mining | Karbonatit/P2O5, SEO, Nb, Ta | 21,8 Mio. t Erz @ 1,17 % SEO (255 kt SEO) |
Tansania | Wigu Hill | Vital Metals | Karbonatitgänge / SEO | 3,3 Mio. t Erz @ 2,6 % leichte SEO (86 kt SEO) |
Uganda | Sukulu | Guangzhou Dong Song Energy Group | Karbonatit/ Phosphat, Fe, Nb2O5, SEO | 62,5 Mio. t Erz @ 1,4 % SEO (891 kt SEO) |
Uganda | Makuutu | Rwenzori Rare Metals / Ionic Rare Earth | Regolith auf Sedimentgesteinen/SEO | 617 Mio. t Erz @ 0,063 % SEO (389 kt SEO); Reserven: 172,9 Mio. t Erz @ 0,0848 % SEO (146 kt SEO) |
Deutsche Industrie klagt über Engpässe
Über 60 Prozent der weltweiten Förderung von seltenen Erden und fast 90 Prozent der Raffinierung entfallen auf China. Jüngst haben deutsche Unternehmen, die seltene Erden beziehen, Alarm geschlagen. Denn die Volksrepublik hat in Reaktion auf Importzölle und weitere Maßnahmen der westlichen Industrieländer die Ausfuhren von seltenen Erden gedrosselt. Unternehmen haben zudem die Bevorratung vernachlässigt, ganz zu schweigen von dem Umstand, dass teils geforderte, staatlich unterstützte Programme für eine Lagerung nicht existieren. Auch ist - trotz Fortschritten - die Substitution von seltenen Erden bei den einschlägigen hochtechnologischen Anwendungen bislang nur begrenzt erfolgt. Die seltenen Erde Importe aus China bleiben deswegen für die Industrie zunächst unverzichtbar, so Fachleute.