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Wirtschaftsausblick | Algerien

Trotz sinkender Energiepreise wächst Algeriens Wirtschaft

Die Wirtschaftsleistung Algeriens dürfte 2025 wie im Vorjahr um über 3 Prozent steigen. Das liegt an der zunehmenden Diversifizierung, aber auch dem Öl- und Gassektor.  

Von Verena Matschoß | Tunis

Top-Thema: Rohstoffsektor im Fokus

Trotz Diversifizierungsbemühungen legt die algerische Regierung weiterhin den Fokus auf den Energiesektor und baut die Gaslieferungen nach Europa aus. Nach Angaben der Europäischen Union war Algerien im Jahr 2024 viertwichtigster Gaslieferant der EU. Bei Pipelinegas steht Algerien sogar auf Rang 2 – hinter Norwegen. 

Um die Produktion zu steigern, will das Land ausländische Investoren für die Exploration und Förderung von Öl und Gas gewinnen. Hierfür wurde im Jahr 2019 ein neues Gesetz für den Kohlenwasserstoffsektor verabschiedet, was Investitionen attraktiver machen soll. Und tatsächlich steigt seitdem das internationale Interesse. Im April 2025 gab das italienische Energieunternehmen Eni bekannt, dass es in den nächsten vier Jahren über 8 Milliarden Euro in den algerischen Energiesektor investieren möchte. 

Das Staatsunternehmen Sonatrach ist mit weiteren Unternehmen im Gespräch, darunter mit Firmen aus Frankreich und den USA. Mit der chinesischen Sinopec wurde Ende Februar 2025 bereits ein Vertrag über 850 Millionen US-Dollar (US$) geschlossen, der die Exploration und Förderung von Kohlenwasserstoffen in Hassi Berkane Nord umfasst.

Zudem will die Nationale Agentur für die Entwicklung von Kohlenwasserstoffressourcen Alnaft 17 Öl- und Gasprojekte über internationale Ausschreibungen vergeben. Eine erste Runde über sechs Projekte startete im Oktober 2024. Die Ausschreibungsrunden sind Teil der algerischen Investitionspläne im Öl- und Gassektor, für die insgesamt 50 Milliarden US$ in den nächsten vier Jahren vorgesehen sind. 

Auch abseits der Kohlenwasserstoffe baut Algerien die Rohstoffproduktion aus und investiert in Großprojekte zum Abbau von Eisenerz, Zink und Phosphat. Bei den Projekten im Bergbausektor sind vielfach chinesische Firmen involviert. 

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum bis 2026 über 3 Prozent

Im Jahr 2025 treibt die robuste Inlandsnachfrage in Algerien die Konjunktur an. Die Analysten der Economist Intelligence Unit (EIU), des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank gehen von einem realen BIP-Wachstum von bis zu 3,5 Prozent aus. Auf der Entstehungsseite ist das Wachstum breit aufgestellt, vor allem der Nicht-Öl-Sektor trägt zur positiven Entwicklung bei. Nach einem schwachen Vorjahr soll 2025 aber auch die Öl- und Gasproduktion wieder anziehen. Nach 2026 prognostizieren die drei Analyseinstitute eine Abkühlung des Wachstums auf unter 3 Prozent. 

Der Ausblick ist mit Risiken behaftet, da die Wirtschaft stark von den Öl- und Gasexporten abhängig ist. Zwar steigt die Nachfrage aus Europa, die Preise sinken aber und dadurch die Exporteinnahmen. Bis Ende 2026 bleibt die Ölförderung auch noch von den vereinbarten Förderkürzungen im Rahmen der OPEC+ beschränkt. Im April 2025 traten aber höhere Quoten in Kraft.   

Diversifizierung trägt Früchte

Mittelfristig bietet sich ein höheres Wachstumspotenzial, falls die Regierung weitere Schritte zur Marktöffnung und Reformen umsetzt. Die Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft ermöglichen Algerien Investitionen in anderen Wirtschaftsbereichen, wie dem Energiesektor, im Bergbau, in der Nahrungsmittel-, der Pharma- sowie der Automobilindustrie. Bei guter Finanzlage kommen auch Projekte zum Infrastrukturausbau schneller voran. 

Bei den Investitionsvorhaben sucht das Land auch internationale Partnerschaften. Eine wichtige Rolle spielt weiterhin China: Mitte April 2025 haben die Länder sieben Abkommen über insgesamt 2,5 Milliarden US$ geschlossen. Große Projekte sind im Agrar- und Automobilsektor sowie in der Bahnindustrie geplant. Der Ausblick bleibt positiv: Nach einem Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen im Jahr 2024 um rund 10 Prozent geht die EIU von einem Anstieg um knapp 8 Prozent im Jahr 2025 aus. Vor allem die staatlichen Investitionen werden sich aufgrund der sinkenden Ölpreise etwas abkühlen. 

Das protektionistische Wirtschaftsmodell macht die Einfuhr- und Investitionsbedingungen im Land aber nicht einfach. Importverfahren sind bürokratisch und Einfuhrregeln können sich sehr kurzfristig ändern. 

Die staatlichen Sozialausgaben genießen weiterhin hohe Priorität. Neben Subventionen und Gehalts- und Rentensteigerungen spielt hier auch der soziale Wohnungsbau eine wichtige Rolle. Der Konsum profitiert davon: Nach 3,5 Prozent im Jahr 2024 soll der Privatverbrauch im Jahr 2025 laut EIU um 3 Prozent steigen.

Öl- und Gasexporte weiter rückläufig

Algerien erwirtschaftet rund 90 Prozent seiner Exporterlöse mit Öl und Gas. Die starke Abhängigkeit von Rohstoffausfuhren ist mit einem großen Risiko behaftet. Sind die globalen Energiepreise niedrig, sinken die Exporterlöse und das Wirtschaftswachstum wird gedämpft. Seit dem Ölpreishoch im Jahr 2022 gingen die Ausfuhren kontinuierlich zurück. 

Die Bemühungen zur Diversifizierung zeigen langsam Ergebnisse und die steigenden Investitionen führen zu mehr Importen. Investitions- und Verbrauchsgüter muss Algerien noch in großem Maße importieren. Wichtigstes Lieferland ist China. 

Deutsche Perspektive: Ausfuhren nach Algerien gehen im 1. Quartal 2025 zurück

Im Jahr 2024 stiegen die deutschen Ausfuhren nach Algerien um 2 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Dazu trugen vor allem die wachsende Kfz-Exporte bei. Im 1. Quartal 2025 gingen die deutschen Ausfuhren von Kfz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum allerdings um über die Hälfte zurück. Insgesamt sanken die deutschen Exporte um 3 Prozent. 

Die deutschen Einfuhren brachen im 1. Quartal 2025 um über die Hälfte ein, nach einem Minus um 19,5 Prozent im Jahr 2024. Das liegt fast ausschließlich an den sinkenden Ölimporten. In Zukunft könnte Deutschland auch Erdgas aus Algerien beziehen: Im Februar 2024 unterzeichnete der Gashändler VNG mit Sonatrach einen mittelfristigen Liefervertrag. Langfristig soll grüner, mit erneuerbaren Energien erzeugter, Wasserstoff ebenfalls eine Rolle spielen.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Länderseite Algerien.

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