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Wirtschaftsausblick | Rumänien

Rumänien erwartet 2026 leichtes Wirtschaftswachstum

EU-Finanzmittel geben Rumäniens Wirtschaft Impulse. Aber es gibt Risiken: Die Inflation schwächt die Binnennachfrage und die Investitionsdynamik bleibt verhalten. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Top-Thema: EU-finanzierte Projekte bieten Kooperationschancen

Rumänien wird 2026 bis zu 13,5 Milliarden Euro EU-Zuschüsse abrufen können. Diese Mittel dienen als Finanzspritze für Infrastrukturprojekte, etwa für den Bau neuer Straßen, Schienen, Stromnetze und Krankhäuser sowie für Digitalisierung. Deutschen Anbietern von Bauleistungen, Energie- und Umwelttechnik sowie von Digitalisierungslösungen bietet dies eine strategische Chance, sich als Partner zu positionieren.

Die EU-Mittel haben das Potenzial die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stimulieren, ohne den verschuldeten rumänischen Staatshaushalt zu belasten. Denn Rumänien darf dieses Geld als nichtrückzahlbare Zuschüsse abrufen. Dafür fordert die EU, dass die Regierung konsequent Sparmaßnahmen und Reformen umsetzt, etwa bei der Rente sowie bei Staatsunternehmen. Rumänien reagierte Anfang 2025 mit einer Reformagenda.

Die angekündigten Reformen verursachen Unmut und Friktionen in der Bürokratie, da die Regierung Rentenprivilegien für Richter sowie Gehaltszulagen für Beamte streichen will. Die Sparmaßnahmen und die Digitalisierung der Verwaltung verschlechtern kurzfristig die Kapazitäten der Behörden, Projekte rechtzeitig zu bearbeiten. Dies verunsichert Investoren, da ein Teil der Zuschüsse nur noch 2026 verfügbar ist. Dennoch wird die Investitionsdynamik zunehmen, da die Unternehmen insgesamt eine Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen erwarten.

Das Haushaltsdefizit stand Ende 2024 auf einem Höchststand bei 9,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Ein Grund dafür ist eine schlechte Steuermoral. Die EU rechnet damit, dass die Regierung das Haushaltsdefizit für 2025 auf 8,4 Prozent des BIP und im Jahr 2026 auf 6 Prozent des BIP senken wird. 

Wirtschaftsentwicklung: Rumäniens Wirtschaft fehlt Schwung

Rumäniens Wirtschaftswachstum lahmt und wird 2026 nur in kleinen Schritten zulegen. Das doppelte Defizit in der Leistungsbilanz, durch eine negative Außenhandelsbilanz und das hohe Staatsdefizit, sowie die Inflation bremsen das Wachstum aus. Die Inflation wird 2026 den Konsum weiter dämpfen, der eine wichtige Stütze des BIP-Wachstums ist. Impulse kommen aus dem Infrastrukturausbau, der Verteidigungswirtschaft sowie der Lebensmittelindustrie. Unternehmen modernisieren ihre Produktion, weil Lebensmittel-Händler Lieferketten diversifizieren und Waren zunehmend regional beschaffen.

Das Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) erwartet für 2025 ein reales BIP-Wachstum von höchstens 1 Prozent und für 2026 eine leichte Erholung von 1,2 Prozent.

Die Preisstabilität bleibt ein Risiko

Die Teuerung wird nur langsam zurückgehen. Das wiiw erwartet für 2025 eine jährliche Inflationsrate von 8,7 Prozent und für 2026 von 5 Prozent. Dieser Wert liegt weit über dem Ziel der rumänischen Zentralbank von 2,5 Prozent. Ein Inflationsrisiko birgt der Erdgasmarkt. Der staatliche festgelegte Höchstpreis für Haushaltskunden wird zum 31. März 2026 aufgehoben. Erdgas könnte sich verteuern. Die Entwicklung der Reallöhne wird 2025 stagnieren und im Jahr 2026 werden die Reallöhne voraussichtlich um 2 Prozent schrumpfen. Unternehmen, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, werden auf bisher üppige Lohnerhöhungen verzichten.

Angesichts dessen verlieren die privaten Haushalte Kaufkraft. Verbraucher werden preisbewusster: zum Beispiel eher einen Gebrauchtwagen als ein neues Auto anschaffen. Insgesamt wird sich der Wettbewerb unter den Handelsunternehmen verschärfen. Die französische Hypermarkt-Kette Carrefour kündigte im Oktober 2025 bereits an, sich aus Rumänien zurückzuziehen.

Die Arbeitslosenquote wird sich 2025 gegenüber 2024 um 0,8 Prozentpunkte auf 6,2 Prozent und 2026 weiter auf 6,4 Prozent erhöhen, erwartet das wiiw. Beschäftige im öffentlichen Dienst werden den Spardruck der staatlichen Haushalte spüren. Der öffentliche Dienst beschäftigt rund 1,3 Millionen Menschen, etwa ein Viertel aller Erwerbstätigen. Der Staat will in kleineren Städten Organisationseinheiten regional bündeln und grundsätzlich die Verwaltung mehr digitalisieren. Damit werden Entlassungen verbunden sein.

Exporte profitieren von wieder steigender Nachfrage aus der EU

Der Außenhandel wird sich 2026 voraussichtlich erholen, angesichts positiver Konjunkturerwartungen in Europa und in Deutschland. Fast 70 Prozent der Ausfuhren Rumäniens gehen in die EU und ein Fünftel nach Deutschland. Besonders gefragt bleiben Maschinen und Elektrokomponenten. Das wiiw rechnet mit einem Plus der Exporte im Jahr 2025 um 2 Prozent und für 2026 um 4 Prozent.

Bei den Einfuhren rechnet das wiiw für 2025 insgesamt mit einem Wachstum von 3 Prozent und für 2026 mit 2 Prozent. Die Konsumgüterimporte hingegen werden 2026 voraussichtlich sinken, wegen der schwächeren Binnennachfrage. Konsumgüter haben laut nationalem Statistikinstitut einen Anteil von einem Drittel am Gesamtimport.

Deutsche Perspektive: Die Aussichten sind befriedigend

Deutsche Unternehmen blicken etwas skeptischer in die Zukunft. Sie fürchten eine sinkende Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, steigende Arbeitskosten und fehlende Fachkräfte. Besonders hoch ist die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften und Hochschulabsolventen. Die Konjunkturumfrage der AHK Rumänien vom Frühjahr 2025 bewertet die Aussichten insgesamt aber als befriedigend. Die Vertreter der deutschen Unternehmen vor Ort hoffen, dass die aktuelle Reformagenda der Regierung zur Stabilisierung der politischen Rahmenbedingungen beitragen wird.

Deutsche Unternehmen sind in  Rumänien die größten Investoren. Die meisten von ihnen sind in der Automobilbranche und der Elektroindustrie tätig. Der Hersteller von Elektromotoren ebm Papst investiert 30 Millionen Euro in ein neues Werk in Oradea und will dort ab 2026 mit der Produktion starten. Rumänien gewinnt als Standort für Forschung und Entwicklung und zunehmend als Beschaffungsmarkt an Bedeutung.

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