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Ölförderung am Golf: Saudi-Arabien drosselt, Iran produziert mehr

Saudi-Arabien will den Ölpreis stützen. Dafür senkt es die Fördermenge stark. Iran weitet dagegen seine Ölexporte trotz der Sanktionen erheblich aus.

Von Robert Espey | Dubai

Für die Länder der Golfregion bleibt die Entwicklung der Ölindustrie unverändert von zentraler Bedeutung für das Wirtschaftswachstum und die Staatsfinanzen. Russlands Krieg gegen die Ukraine trieb 2022 den Ölpreis in die Höhe und spülte viel Geld in die Kassen der ölfördernden Länder. Doch nun sieht die Lage wieder anders aus.

Saudi-Arabien und die anderen Länder der OPEC+ Gruppe wollen ihre Produktion kürzen und so den Preis für ein Barrel bei über 80 US-Dollar (US$) stabilisieren. Der durchschnittliche Ölpreis lag 2022 noch bei 100 US$ (OPEC Basket Price). Im Juni 2022 waren es im Durchschnitt fast 118 US$.

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Saudis fahren die Ölmenge zurück

Anfang Juni 2023 kündigte Saudi-Arabien an, seine Ölförderung im Juli um weitere 1 Million auf 9 Millionen bpd (barrel per day) zu reduzieren. Ob das niedrige Förderniveau auch in den Folgemonaten beibehalten werden soll, wurde offen gelassen. Die erneute Drosselung geht über die in der OPEC+ Gruppe vereinbarten Produktionskürzungen hinaus.

Die für Saudi-Arabien geltende Förderquote war mit Wirkung ab November 2022 von zuvor 11,0 Millionen auf 10,5 Millionen bpd gesenkt worden. Im April 2023 verkündeten Saudi-Arabien und sieben andere OPEC+ Länder, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Kuwait und Oman, eine noch stärkere Reduzierung ihrer Produktion von Mai bis zunächst Dezember 2023. Saudi-Arabien förderte im Mai und Juni nur noch 10 Millionen bpd.

Hält Saudi-Arabien die Produktion bis Ende 2023 bei 9 Millionen bpd, würde die Förderung im Jahresdurchschnitt auf 9,6 Millionen bpd schrumpfen. Dies wäre ein Rückgang von 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erhöht Saudi-Arabien die Ölproduktion ab August wieder auf 10 Millionen bpd, ergäbe sich eine Verminderung um 5,0 Prozent auf 10,1 Millionen bpd.

Wirtschaftswachstum gerät ins Stocken

Angesichts des hohen Anteils des Ölsektors am Bruttoinlandsprodukt (BIP) dämpft die Drosselung der Ölproduktion das Wirtschaftswachstum erheblich. Vorläufigen Daten zufolge kam in Saudi-Arabien der Ölsektor 2022 auf einen BIP-Anteil von preisbereinigt 39 Prozent.

Die Drosselung der Ölproduktion könnte 2023 das reale BIP-Wachstum auf unter 1 Prozent sinken lassen. Für die Nichtölwirtschaft wird ein Wachstum von etwa 5 Prozent angenommen.

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Auch in den anderen GCC-Ländern (Gulf Cooperation Council) wird die Reduzierung der Ölförderung das BIP-Wachstum dämpfen. Eine Ausnahme bildet Katar, wo der Schwerpunkt auf der Gasförderung liegt. Ohne eine Anhebung der aktuell geltenden Förderquoten wird in den VAE die Ölförderung 2023 um mehr als 4 Prozent auf 2,9 Millionen bpd sinken. In Kuwait ergäbe sich ein Rückgang um ebenfalls 4 Prozent auf 2,6 Millionen bpd.

In Oman ist für 2023 mit einer Reduktion der Rohölförderung auf durchschnittlich 0,8 Millionen bpd zu rechnen. Das Sultanat kann die geringere Produktion jedoch mit einer höheren Förderung von Ölkondensaten kompensieren. Kondensate fallen bei der Gasförderung als Nebenprodukte an. Für Oman ist dabei keine Quotenregelung zu beachten.

Iranische Ölproduktion wächst deutlich

Die iranischen Ölexporte unterliegen starken Restriktionen, seit im Jahr 2018 die US-Sanktionen reaktiviert wurden. Das Land nimmt deshalb nicht am OPEC+ Quotensystem teil. Unter der Regierung von US-Präsident Biden wurden die Sanktionen gegen Iran bislang nicht gelockert. Dennoch zeigen seit der Abwahl von Präsident Trump insbesondere chinesische Kunden eine wachsende Bereitschaft, sanktioniertes iranisches Öl abzunehmen. Aufgrund des Sanktionsrisikos muss Iran sein Öl allerdings mit hohen Nachlässen anbieten.

Offizielle iranische Daten zur Entwicklung des Ölsektors sind seit 2018 nur sehr beschränkt verfügbar. Nach Berechnungen der OPEC stieg die iranische Rohölproduktion 2017 auf durchschnittlich 3,9 Millionen bpd. Sanktionsbedingt kam es in den drei folgenden Jahren zu starken Schrumpfungen. Nur noch 2 Millionen bpd sollen 2020 gefördert worden sein.

Seit 2021 wächst der Ölsektor aber wieder deutlich. Die OPEC kalkuliert für 2021 in Iran mit einer Produktionsausweitung auf 2,4 Millionen bpd und einer weiteren Erhöhung 2022 auf 2,6 Millionen bpd.

Der Wachstumstrend setzt sich auch 2023 fort. Gemäß OPEC stieg die Förderung im Mai 2023 auf 2,7 Millionen bpd. Anfang Mai erklärte Irans Ölminister Javad Owji, die Ölförderung habe ein Niveau von über 3 Millionen bpd erreicht. Die IEA (International Energy Agency) schätzt die Menge auf 2,9 Millionen bpd.

Die Ausweitung wird durch wachsende Exporte möglich. Die Rohölausfuhr war 2020 auf unter 0,5 Millionen bpd gesunken. Vor der Reaktivierung der US-Sanktionen waren bis zu 2,8 Millionen bpd erreicht worden.

Das Marktforschungsunternehmen Kpler wertet Tankerbewegungen aus und veranschlagt die iranischen Rohölausfuhren im Mai 2023 auf 1,6 Millionen bpd. Das wäre der höchste Wert seit Wiederinkrafttreten der US-Sanktionen. Die Beratungsfirma SVB International schätzt die Ölausfuhren (einschließlich Kondensate) für Mai auf 1,9 Millionen bpd. Gemäß SVB International soll die Rohölproduktion von Januar bis Mai 2023 von 2,66 Millionen auf 3,04 Millionen bpd gestiegen sein.

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Die Ölförderung trägt derzeit wesentlich zum Wirtschaftswachstum bei. Der iranischen Zentralbank zufolge hat der Öl- und Gassektor in den Jahren 2021/2022 (iranisches Jahr 1400; 21. März 2021 bis 20. März 2022) und 2022/2023 real um jeweils 10 Prozent zugelegt.

Teheran verfügt über hohe Reservekapazitäten

Iran könnte seine Ölausfuhren noch deutlich ausweiten. Im Mai 2023 erklärte Mohsen Khojasteh-Mehr, Leiter der National Iranian Oil Company (NIOC), die Förderkapazität werde bis Ende 2023/2024 um 0,2 Millionen auf 4,0 Millionen bpd ausgedehnt. Bei entsprechenden internationalen Rahmenbedingungen sei Iran bereit, die Ölexporte deutlich zu erhöhen und mit voller Kraft auf den Weltmarkt zurückzukehren, so Khojasteh-Mehr.

Iran will seine Ölförderkapazitäten deutlich steigern

Iran will mittelfristig seine Ölförderkapazität von aktuell 3,8 Millionen auf 5,7 Millionen bpd ausbauen. Die Gasproduktion soll von 1 Milliarde auf 1,5 Milliarden Kubikmeter/Tag steigen. Die National Iranian Oil Company (NIOC) veranschlagt die notwendigen Investitionen mit 160 Milliarden US$. Beobachter weisen darauf hin, dass diese Mittel nur durch großes ausländisches Engagement mobilisierbar wären. Dazu müssten aber die US-Sanktionen stark gelockert werden.

Auch die meisten GCC-Länder arbeiten an Kapazitätserweiterungen. Saudi-Arabien plant einen Ausbau auf 13 Millionen bpd. Abu Dhabi will 5 Millionen bpd erreichen, Kuwait 4 Millionen bpd.

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